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Kompaktlexikon der Biologie: Hypophyse

Hypophyse, 1) Botanik: a) die Endzelle(n) des Embryoträgers (Embryo). b) bei Moosen die Anschwellung am oberen Ende des Stieles einer Mooskapsel.

2) Zoologie: Hirnanhangsdrüse, Glandula pituitaria, an der Basis des Zwischenhirns (Gehirn) gelegene, übergeordnete innersekretorische Drüse der Wirbeltiere, deren Hormone (Hypophysenhormone) die Tätigkeit vieler anderer Drüsen regulieren. Die H. selbst steht unter der Kontrolle des Hypothalamus, mit dem sie über den Hypophysenstiel (Infundibulum) verbunden ist. Sie ist beim Menschen etwa erbsengroß und besteht aus zwei histologisch und funktionell verschiedenen Teilen: Die Neurohypophyse (Hypophysenhinterlappen) ist eine Ausstülpung des Gehirns und dient der Speicherung und Sekretion zweier Peptidhormone, die von einer Gruppe neurosekretorischer Zellen im Hypothalamus gebildet werden. Sie ist ein Neurohämalorgan, denn sie speichert die Hypothalamushormone und schüttet sie ins Blut aus. Im Unterschied dazu ist die Adenohypophyse (Hypophysenvorderlappen) eine rein endokrine Drüse, d.h. sie synthetisiert selbst Hormone. Deren Sekretion wird durch den Hypothalamus über die Freisetzung von Releasing-Hormonen (Freisetzungshormonen) bzw. Releasing-Inhibiting-Hormonen kontrolliert.

Beide Anteile der H. entstehen im Verlauf der Individualentwicklung aus verschiedenen Keimregionen. Im Verlauf der Stammesentwicklung hat sich eine Differenzierung von einer bei den Crossopterygii noch offenen Verbindung zwischen dem Hypophysenvorderlappen und dem Rachendach bis hin zu einer deutlichen Trennung der beiden Bereiche vollzogen. Bei den Myxinoidea (Schleimfische) und den Selachimorpha (Haie) wird die Verbindung geschlossen, existiert aber noch als Gang. Reste dieses Ganges sind bei den Knochenfischen (Teleostei) noch als Aushöhlung in der Adenohypophyse zu sehen. Erst bei den Amphibia kommt es zu einer deutlichen Trennung zwischen den Vorderlappen und den anderen Bereichen. Bei ihnen und den höheren Wirbeltieren ist die Adenohypophyse mit der Eminentia mediana (einer Erhebung am neurohypophysären Teil des Hypophysenstiels) durch ein Pfortadersystem verbunden. Der Hypophysenzwischenlappen (Pars intermedia) ist dann sehr variabel gestaltet: relativ groß z.B. bei Nagetieren, nicht vorhanden bei Walen, Gürteltieren und Vögeln und beim Menschen zu einer rudimentären Zwischenzone reduziert. Bei Säugern (Mammalia) ist der Hypophysenhinterlappen am stärksten entwickelt. Sauropsiden (Reptilien und Vögel) haben dagegen einen auffallend entwickelten Hypophysenvorderlappen.

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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