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Kompaktlexikon der Biologie: Menstruationszyklus

Menstruationszyklus, bei Primaten einschließlich dem Menschen ausgebildeter Ovarialzyklus mit einer Periodendauer von etwa 28 Tagen, der mit dem periodischen Auf- und (bei fehlender Befruchtung) Abbau der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium; Gebärmutter) einhergeht. Der M. kann in eine Follikelphase, die mit dem Eisprung endet, und eine Corpus-luteum-Phase oder Gelbkörperphase, an die sich die Monatsblutung oder Menstruation anschließt, unterteilt werden. Durch den Einfluss von Follikel stimulierendem Hormon (FSH) reift ein Graaf-Follikel (Oogenese) im Eierstock heran; die das unreife Ei umgebenden Epithelzellen werden dabei zur Estrogenproduktion stimuliert. Die Sekretionsrate selbst wird durch das Konzentrationsverhältnis von FSH und LH (luteinisierendes Hormon) bestimmt. Das gebildete Estrogen wirkt hemmend auf die FSH-Ausschüttung zurück (negative Rückkopplung). Wahrscheinlich infolge der stark vermehrten Estrogenproduktion (positive Rückkopplung) steigt in der Zyklusmitte die Plasmakonzentration des Gonadotropins LH steil an, worauf ein- bis eineinhalb Tage später der Eisprung erfolgt. Die Reste des Follikels schütten als Gelbkörper (Corpus luteum) unter dem stimulierenden Einfluss von LH weiterhin Estrogen und jetzt zusätzlich Progesteron aus, dessen Plasmaspiegel sich sprunghaft nach dem Eisprung erhöht (Gelbkörperhormone). Progesteron wirkt als kataboles Hormon, d.h., es steigert den Grundumsatz (neben seinen spezifischen Wirkungen). Daher steigt zum Zeitpunkt der Ovulation die Ruhe-Körpertemperatur (Basaltemperatur) um 0,3 – 0,8 °C an (Empfängnisverhütung). Entsprechend der Follikelreifung sorgt wiederum das gebildete Hormon (in diesem Fall hauptsächlich Progesteron) für die Hemmung der Gonadotropinausschüttung (in diesem Fall hauptsächlich LH). Die niedrigen Plasmawerte der Gonadotropine lassen dann zunächst keine weitere Follikelreifung zu. Unter dem Einfluss von Estrogen und Progesteron kommt es zur Umgestaltung des Endometriums: Der Anstieg des Plasma-Estrogenspiegels während der Follikelphase lässt über eine Induktion von Protein synthetisierenden Enzymen das Endometrium dicker werden (Proliferationsphase), ferner werden Endometriumdrüsen gebildet. Der Progesteron-Anstieg in der zweiten Zyklusphase führt zur Umgestaltung (Auflockerung) der Uterusschleimhaut, Sekretabsonderung der Endometriumdrüsen und Vorbereitung auf eine mögliche Nidation (Einnistung) einer Blastocyste (Sekretionsphase). Findet eine Nidation statt, stimuliert ein zunächst von der Blastocyste, später von der Placenta abgegebenes Hormon, das humane Choriongonadotropin (HCG), den Gelbkörper zu weiterer Estrogen- und Progesteronproduktion. In dieser Situation (Schwangerschaft) degeneriert der Gelbkörper erst nach etwa fünf Wochen, und die dann voll ausgebildete Placenta wird zum alleinigen Produktionsort von Estrogen und Progesteron. Tritt keine Schwangerschaft ein, verkümmert der Gelbkörper am Ende des Zyklus; damit versiegt auch die das Endometrium erhaltende Progesteronproduktion, und es kommt zur Abstoßung der Uterusschleimhaut (Desquamation), die mit einer Menstruationsblutung einhergeht. ( vgl. Abb. )



Menstruationszyklus: Der obere Teil der Abb. zeigt die Entwicklung des Follikels (1), der mittlere Teil (2) die zyklischen Vorgänge in der Gebärmutterschleimhaut sowie Dauer und Zeitpunkt der Menstruationsblutung und (3) zeigt den Verlauf der Basaltemperatur

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Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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