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Kompaktlexikon der Biologie: Arachnida

Arachnida, Spinnentiere, ein Taxon, das alle Arten der Chelicerata umfasst, die landlebend sind; nur wenige Arten sind sekundär wieder zum Wasserleben übergegangen. Die A. zeigen im Vergleich zu den primär wasserlebenden Cheliceraten einige Anpassungen an das Landleben: Reduktion und Verlust der Extremitäten am Opisthosoma, Fächerlungen statt Buchkiemen, extraintestinale Verdauung, Malpighi-Schläuche zur Exkretion von Guanin und ähnlichen wassersparenden Exkreten, Einzelaugen statt Facettenaugen, Ausbildung von cuticulären Sinnesorganen und eine meist indirekte innere Besamung. Der Körper der A. ist im Vergleich zu den wasserlebenden Cheliceraten verkürzt und kompakt, bei Amblypygi, Araneae und Ricinulei wird das erste Opisthosomasegment zu einem Stiel (Petiolus) verengt, wodurch der Hinterkörper eine große Beweglichkeit erlangt. Die A. besitzen vier Laufbeinpaare, von denen das erste (Uropygi, Amblypygi und Solifugae) oder das 2. (bei manchen Opiliones und Ricinulei) als Fühlerbeinpaar spezialisiert sein kann. – Der Mund ist nach vorne verlagert und so eng, dass nur noch flüssige Nahrung aufgenommen werden kann, die A. verdauen extraintestinal. Die verdaute Nahrung wird in den Mitteldarmdrüsen oder im Fettkörper gespeichert, sodass viele A. nach einer reichen Mahlzeit monatelang ohne Nahrung leben können. Die Cheliceren sind kleine Scheren, Klauen oder Stilette. Exkretionsorgane sind (entodermale) Malpighi-Schläuche, deren Zellen Guanin, Adenin, Hypoxanthin und Harnsäure bilden. Daneben gibt es ein oder zwei Paar Coxaldrüsen und Nephrocyten. – Das Zentralnervensystem besteht aus Ober- und Unterschlundganglion. Im Gehirn liegen zwei Assoziationszentren, die Corpora pedunculata und der Zentralkörper, die Signale von den Augen empfangen. Charakteristische Sinnesorgane sind Trichobothrien und Spaltsinnesorgane. Die Seitenaugen der A. entstanden durch Zerfall der Facettenaugen in mehrere Teile, deren Ommatidien miteinander verschmolzen und eine gemeinsame Cornea bildeten; es sind also Linsenaugen. Die Medianaugen sind vor allem bei tagaktiven A. als Hauptaugen sehr groß und leistungsfähig. – Als Atmungsorgane dienen Fächerlungen oder Tracheen, A., die Lungen besitzen, haben ein gut ausgebildetes Kreislaufsystem. – Die Fortpflanzung ist i.d.R. geschlechtlich und erfolgt über innere Besamung, wobei die Spermatozoen z.T. auch indirekt übertragen werden können. Bei einigen wenigen Arten kommt Parthenogenese vor. Die meisten A. betreiben Brutpflege, bei Skorpionen und einigen Milben kommt echte Viviparie vor. – Über die verwandtschaftlichen Beziehungen der A. zu den wasserlebenden Xiphosura sowie diejenigen der Arachniden-Taxa untereinander herrscht Uneinigkeit. Die Blütezeit der A. lag vermutlich im Paläozoikum, wobei die Vorfahren der A. wahrscheinlich im Silur zum Landleben übergegangen sind. – Zu den A. gehören die Skorpione (Scorpiones), Geißelskorpione (Uropygi), Geißelspinnen (Amblypygi), Webspinnen (Araneae), Palpenläufer (Palpigradi), Pseudoscorpiones, Walzenspinnen (Solifugae), Weberknechte (Opiliones), Kaputzenspinnen (Ricinulei), Milben (Acari).

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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