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Kompaktlexikon der Biologie: Pansensymbiose

Pansensymbiose, Symbiose zwischen Wiederkäuern (Ruminantia) und Mikroorganismen (Bakterien, Archaebakterien, Protozoen und Pilze) des Pansens. Die Symbiose ist für beide Partner von Vorteil: Die Wiederkäuer liefern den Mikroorganismen Nährstoffe (Cellulose u.a. pflanzliche Polysaccharide) und die Mikroorganismen schließen den Wiederkäuern die unverdaulichen Nährstoffe auf und liefern ihnen darüber hinaus Aminosäuren und lebenswichtige Ergänzungsstoffe (z.B. Vitamine). An der P. ist eine außerordentlich hohe Anzahl von Bakterien und Protozoen beteiligt. In einem Milliliter Panseninhalt sind mehrere Mio. Protozoen (überwiegend Ciliata) und mehrere Mrd. Bakterienzellen enthalten. Die an der P. beteiligten Bakterien sind streng anaerob und können meist Cellulose zu Cellobiose und Glucose abbauen. Bei der weiteren Fermentation reichern sich als Gärungsendprodukte Fettsäuren (u.a. Essigsäure, Propionsäure, Buttersäure, Milchsäure) an, weiterhin entstehen Methan, Kohlenstoffdioxid und Wasserstoff. Pro Tag werden etwa 900 l Gas gebildet, die durch Rülpsen ausgeschieden werden. Zu den symbiontischen Prokaryoten des Pansens gehören Celluloseabbauer (u.a. Fibrobacter succinogenes, Ruminococcus albus), Stärkeabbauer (u.a. Bacteroides ruminicola, Streptococcus bovis), Lactatabbauer (u.a. Selenomonas lactilytica), Succinatabbauer, Pectinabbauer und Methanogene (z.B. Methanobrevibacter ruminantium). Die im Pansen lebenden Einzeller sind fast ausschließlich Ciliaten (Ciliata). Von diesen sind einige in der Lage, Cellulose und Stärke zu hydrolysieren und Glucose zu vergären. Dabei bilden sich dieselben organischen Säuren wie bei den Bakterien. Bei den Verdauungsprozessen im Pansen spielen auch anaerobe Pilze eine Rolle. Sie sind am Abbau von Cellulose, Lignin, Hemicellulose und Pectinen beteiligt. Die Aktivität der Pansenmikroorganismen wird dadurch begünstigt, dass im Pansen eine konstant hohe Temperatur herrscht und der Panseninhalt durch den Hydrogencarbonat- und Phosphatgehalt des Speichels gut gepuffert wird. (Celluloseabbau)

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Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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