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Kompaktlexikon der Biologie: Placozoa

Placozoa, Taxon, das mit der im Litoral warmer Meere vor allem auf Algen lebenden, nur etwa 2 mm großen Art Trichoplax adhaerens und der 1897 im Golf von Neapel gefundenen Treptoplax reptans lediglich zwei Arten umfasst. Da Treptoplax seit seiner Entdeckung nicht wiedergefunden wurde, bezieht sich die derzeitige Kenntnis der Placozoa so gut wie ausschließlich auf Trichoplax adhaerens. Dieser ist ein abgeplatteter Vielzeller ohne Symmetrie und von unregelmäßigem Umriss, der zudem veränderlich ist, weil das Tier bei der gleitend-kriechenden Fortbewegung amöbenartigen Gestaltveränderungen unterliegt. Trichoplax hat weder Organe noch Muskel- und Nervenzellen. Er besteht aus einem dünnen dorsalen Plattenepithel, und einem dicken, der Aufnahme von extrasomatisch durch abgeschiedene Exoenzyme vorverdauten Protozoen dienenden und demzufolge als Gastrodermis bezeichneten, ventralen Zylinderepithel, und einem Faserzellen führenden, flüssigkeitserfüllten Spaltraum zwischen beiden Epithelien. Am Körperrand stoßen Epidermis und Gastrodermis aneinander. Die Epidermis setzt sich aus mit je einer Geißel und einer Reihe besonderer Vesikel ausgestatteter Deckzellen zusammen. Die Gastrodermis besteht aus ebenfalls begeißelten und mit Mikrovilli versehenen zylinder- und keulenförmigen Drüsenzellen. Alle Epithelien sind durch Desmosomen miteinander verbunden, haben aber keine Basallamina. Ihre Kerne enthalten zwölf Chromosomen, doch der DNA-Gehalt ist der geringste, der bisher bei Metazoen gefunden wurde: er ist nur zehnmal so hoch wie der des Escherichia coli-Chromosoms. Die Fortpflanzung vollzieht sich i.Allg. durch Zweiteilung. Auch kommt Knospung vor sowie geschlechtliche Fortpflanzung durch unbegeißelte „Spermien“ und „Eizellen“, die im gleichen Individuum vorkommen können. Wie die Schwämme und einige Nesseltiere regeneriert Trichoplax nach chemischem Dissoziieren ihrer Epithelien wieder ein vollständiges Tier. Aufgrund von Größe, Bau und DNA-Gehalt muss Trichoplax adhaerens als das einfachst gebaute derzeit bekannte Metazoon gelten.

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Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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