News: Ein alter Fischkopf
Im Devon, vor etwa 400-360 Millionen Jahren, bevölkerten noch viele Arten von Fleischflossern und Strahlenflossern die Meere, gemeinsam mit ihren entfernteren Verwandten, den Knorpelfischen (heute vertreten durch Haie und Rochen) und den heute ausgestorbenen Panzerfischen (Placodermi). Wegen seines Fischreichtums wird dieser Zeitabschnitt des Paläozoikums auch als "Zeitalter der Fische" bezeichnet. Erst gegen Ende des Devons wagten sich dann die ersten Wirbeltiere an Land.
In der Regel wird davon ausgegangen, daß die Strahlenflosser und Fleischflosser – samt den Landwirbeltieren – eine eng verwandte Tiergruppe bilden, die Knochenfische (Osteichthyes). Die Knorpelfische dagegen gelten als ursprünglicher und werden auch oft als "lebende Fossilien" bezeichnet.
Doch Stücke eines 400 Millionen Jahre Fischkopfes, der in Südost-Australien gefunden wurde, wirft nun einige grundlegende Fragen zu den bisherigen Ansichten über die Evolution der Wirbeltiere auf. Alison Basden und ihre Kollegen von der Macquarie University beschreiben ihren Fund in der Nature-Ausgabe vom 13. Januar 2000.
Dieser Fischkopf gehörte nach Ansicht der Autoren einem gemeinsamen Vorfahren von Strahlen- und Fleischflossern. Er stammt also aus einer Zeit, als sich die beiden Abstammungslinien noch nicht getrennt hatten. Viele Merkmale erinnern an frühe Strahlenflosser, doch es gibt auch einige verblüffende Unterschiede.
Besonders bemerkenswert sind die Reste eines knorpeligen "Augenstiels", der den Augapfel in seiner Höhle verankerte. Solche Strukturen kennt man von Haien – also Knorpelfischen – und den Panzerfischen, für einen Knochenfisch ist es allerdings sehr ungewöhnlich.
Was folgt daraus? Unter anderem, daß manche, wenn nicht sogar einige Merkmale, die man bisher als fortschrittlich und alleiniges Kennzeichen der Knochenfische betrachtet hat, ehemals weiter verbreitet waren. Oder sind womöglich gar die Knorpelfische die weiter entwickelte Gruppe, und die Knochenfische – einschließlich uns – der traurige Überrest? Dieser Gedanke scheint gar nicht so abwegig zu sein, denn er wurde bereits von Wissenschaftlern geäußert, die anhand genetischer Untersuchungen heute lebender Arten versuchen, die Evolutionsgeschichte der Fische aufzuklären.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 4.11.1999
"Alte Fische" - Spektrum Ticker vom 16.4.1999
"Urhai mit Biß"
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