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News: Ein alter Fischkopf

Die Evolution der Lebewesen zu erforschen, ist wie ein Puzzle-Spiel. Mit den verschiedensten Methoden, seien es Fossilien, genetische Untersuchungen, morphologische Ähnlichkeiten, versuchen Wissenschaftler herauszufinden, wer mit wem und wie eng verwandt ist. Und je weiter sie in die Vergangenheit zurückgehen, desto schwieriger wird es. Ein kleiner Fossilfund kann dann plötzlich jahrelang gewachsene Stammbäume ins Wanken bringen - so wie jetzt der Fund eines Fischkopfes in Australien.
Der Mensch hat ein Rückgrat und gehört deshalb zu den Wirbeltieren, genauso wie Hund, Katze, Maus und viele andere Landbewohner. Natürlich haben wir keine Schwimmhäute zwischen Fingern und Zehen, besitzen keine Kiemen und kommen nicht als Kaulquappen zur Welt. Aber unsere Vorfahren waren Fische, die sich irgendwann entschlossen haben, ihr Dasein weiter an Land zu fristen. Die Tetrapoden, also die Landwirbeltiere, haben sich vor Millionen von Jahren aus Knochenfischen, und zwar den Fleischflossern (Sarcopterygii), entwickelt. Von diesen existieren heute nur noch vier Gattungen: die Lungenfische in Südamerika, Afrika und Australien sowie die Quastenflosser. Die meisten der heute lebenden Knochenfische gehören dagegen zu den Strahlenflossern (Actinopterygii). Und diese Gruppe allein besteht aus mehr Arten als alle anderen Wirbeltiere zusammen.

Im Devon, vor etwa 400-360 Millionen Jahren, bevölkerten noch viele Arten von Fleischflossern und Strahlenflossern die Meere, gemeinsam mit ihren entfernteren Verwandten, den Knorpelfischen (heute vertreten durch Haie und Rochen) und den heute ausgestorbenen Panzerfischen (Placodermi). Wegen seines Fischreichtums wird dieser Zeitabschnitt des Paläozoikums auch als "Zeitalter der Fische" bezeichnet. Erst gegen Ende des Devons wagten sich dann die ersten Wirbeltiere an Land.

In der Regel wird davon ausgegangen, daß die Strahlenflosser und Fleischflosser – samt den Landwirbeltieren – eine eng verwandte Tiergruppe bilden, die Knochenfische (Osteichthyes). Die Knorpelfische dagegen gelten als ursprünglicher und werden auch oft als "lebende Fossilien" bezeichnet.

Doch Stücke eines 400 Millionen Jahre Fischkopfes, der in Südost-Australien gefunden wurde, wirft nun einige grundlegende Fragen zu den bisherigen Ansichten über die Evolution der Wirbeltiere auf. Alison Basden und ihre Kollegen von der Macquarie University beschreiben ihren Fund in der Nature-Ausgabe vom 13. Januar 2000.

Dieser Fischkopf gehörte nach Ansicht der Autoren einem gemeinsamen Vorfahren von Strahlen- und Fleischflossern. Er stammt also aus einer Zeit, als sich die beiden Abstammungslinien noch nicht getrennt hatten. Viele Merkmale erinnern an frühe Strahlenflosser, doch es gibt auch einige verblüffende Unterschiede.

Besonders bemerkenswert sind die Reste eines knorpeligen "Augenstiels", der den Augapfel in seiner Höhle verankerte. Solche Strukturen kennt man von Haien – also Knorpelfischen – und den Panzerfischen, für einen Knochenfisch ist es allerdings sehr ungewöhnlich.

Was folgt daraus? Unter anderem, daß manche, wenn nicht sogar einige Merkmale, die man bisher als fortschrittlich und alleiniges Kennzeichen der Knochenfische betrachtet hat, ehemals weiter verbreitet waren. Oder sind womöglich gar die Knorpelfische die weiter entwickelte Gruppe, und die Knochenfische – einschließlich uns – der traurige Überrest? Dieser Gedanke scheint gar nicht so abwegig zu sein, denn er wurde bereits von Wissenschaftlern geäußert, die anhand genetischer Untersuchungen heute lebender Arten versuchen, die Evolutionsgeschichte der Fische aufzuklären.

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