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Kommentare - - Seite 174

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Du sollst dir kein falsches Bild machen

    03.10.2018, Siegfried Kleinheins
    Es hat keinen Sinn, über die falsch gestellte Frage zu diskutieren, ob es ”Gott gibt“. Dagegen lohnt sich die Untersuchung bestimmter ”Gottesbilder“. Die Vorstellung von einem deistischen Gott, der lediglich die Naturgesetze erschuf mit der Absicht, dass Leben entsteht, lässt sich nicht widerlegen. Anders steht es mit dem theistischen Gottesbild, offiziell noch immer die Glaubensgrundlage der christlichen Kirchen und insbesondere der Evangelikalen und Fundamentalisten. Etliche Aussagen dieses Bildes lassen
    sich an der geschichtlichen Realität überprüfen und mit hoher Wahrscheinlichkeit als unvereinbar mit der Erfahrung widerlegen. Die wichtigen Lebensfragen, vor allem auch das Theodizee-Problem, kann dieser Glaube nicht überzeugend beantworten. Deshalb braucht man dort neben dem guten und nominell ”allmächtigen“ Gott einen antagonistischen ”Teufel“, der de facto die Welt regiert und den man als negativen Lückenbüßer für alles verantwortlich machen kann, was sich sonst nicht erklären lässt. Darüber hinaus gibt es aus der Tradition der Kirche weitere Ungereimtheiten im Gottesbild, die die Vernunft strapazieren.

    Glaubensbekenntnisse lassen sich heute leichter in der Negation von Artikeln als mit positiven Aussagen formulieren. Aber um dem Atheismus entgegenzutreten, bräuchte es ein aktualisiertes Gottesbild, das die geschichtliche Erfahrung zweier Jahrtausende und die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse nicht wie bisher ignoriert. Das Gottesbild ist nicht zeitlos festschreibbar, sondern steht immer im Verhältnis
    zum jeweiligen Weltbild.
  • STIKO-Empfehlung

    03.10.2018, Mark Obrembalski
    Gerade im Zusammenhang mit der Grippeimpfung sollte man aber auch darauf hinweisen, dass die STIKO eine Impfung gegen Influenza gar nicht jedem empfiehlt, sondern nur über 60-jährigen und diversen Risikogruppen. Nach den Erkenntnissen dieser sicher nicht impfkritischen Organisation ist für die meisten jüngeren Leute eine Grippeimpfung also nicht nötig.
  • @Liane Mayer

    03.10.2018, Roberta
    Es könnte passiert sein, wenn ein Kalb starb und Mutterkuh noch Milch hatte, dass die Idee aufkam diese zu melken - und entweder andere Tiere/Kälber damit zu füttern. Oder sie blieb stehen und wurde aus "Versehen/Zufall" Käse. Es muss in diesen Zeiten ja viel ausprobiert worden sein, mehrfach ehe etwas entdeckt wurde. man kann ja auch fragen wie man auf die Idee kam, Getreide zu malen und Brot oder Brei daraus zu machen.
  • Ob Methan, Wasserstoff oder Strom, man muss es umsetzten (wollen)

    03.10.2018, Kris
    Seit Jahren wird an Alternativen zu Erdöl geforscht. Es gibt inzwischen durchaus Lösungen, nur niemand hat wirklich Interesse in die nötige Infrastruktur zu investieren. Ich bin einer der Ersten Erdgasfahrer. Als ich anfing mit dem Treibstoff, gab es rar verteiltes Tankstellennetz in Deutschland. Aber es sollten dank Forderung mehr werden. Und das höre ich immer wieder. Nur passiert ist nichts. Wenn die großen Schiffe genau wie die Autofahrer erst nach der "Tankstelle" suchen müssen, wird es nichts mit der Energiewende. Langfristig ist darüber hinaus jedes Antrieb, der den Sauerstoff aus der Luft zum verbrennen nutzt ein Klimakiller. In der Atmosphäre macht Sauerstoff rund 21% der Gase aus. Tendenz sinkend. Der Gas ist ein Produkt Millionenjahre dauernden Photosynthese der Pflanzen, deren abgestorbene Reste wir gerade im industriellen Maststab wieder an Sauerstoff bei der zu Erzeugung der Energie binden. Gerade bei der Schifffahrt gäbe es durchaus Alternativen dazu in der Form der Windenergie. Entsprechende Pläne landen immer wieder in Versuchsprojekten und verschwinden wieder, weil sie wirtschaftlich uninteressant sind. Und solange wir genug Sauerstoff zum atmen haben, macht sich niemand ernsthaft daran etwas zu verbessern. Ich fahre seit über 30 Jahren. Immer wieder wird geforscht, getestet, untersucht und versprochen bald ein Durchbruch zu erzielen. Am Ende fahren alle brav weiter Diesel und Benzin und fühlen die Taschen der Ölmultis, Scheichs und der von denen finanzierten Gruppierungen. Alles nichts als leere Worte... Schade....
  • @Paul Kalbhen - Thesen

    02.10.2018, Dr. Wolfgang Klein
    Für mich als Mathematiker ist es ziemlich schwierig, mich ernsthaft mit derlei Thesen auseinanderzusetzen, denn die darin verwendeten Begriffe sind oft nicht definiert. Daher ist eine logische Auseinandersetzung damit nicht möglich. Es ist auch keine naturwissenschaftliche Auseinandersetzung nicht möglich, da Sie keine experimentell überprüfbaren Aussagen machen. Überhaupt hat es das Christentum nicht so sehr mit Logik und Realität. Die historische Existenz von Jesus ist nicht durch unabhängige Quellen belegt sondern lediglich durch die Evangelien, sozusagen in eigener Sache. Würde man die Evangelien wörtlich nehmen, so hätte Jesus nach Matthäus zu Lebzeiten von Herodes dem Großen geboren sein müssen (wegen der angeblichen, historisch nicht belegten Ermordung der Neugeborenen), d.h. vor 4 v. Chr. Nach Lukas wäre das Geburtsjahr (wegen der Volkszählung unter Publius Sulpicius Quirinius) nach dem Jahr 6 n. Chr. gewesen. Außerdem wurde offenbar die Jahreszeit manipuliert, indem die Christen den Geburtstag Jesu auf den 24./25. Dezember festgelegt haben, was dem Datum des römischen Fests sol invictus entspricht. In der Folge haben christliche Märchenerzähler das Ganze weiter zu einem System von Legenden ausgebaut. Eine Religion, die ein derart gespaltenes Verhältnis zur Wirklichkeit hat (im Unterschied zu Römern und Griechen) kann ich nicht wirklich ernst nehmen.
    Dass Sie unter Theologen nach Ihrer eigenen Aussage wenig Zustimmung finden, wundert mich nicht. Zur schismatischen Tendenzen bei Religiösen schauen Sie sich am besten ein paar Mal Monty Pythons "Leben des Brian" an.
    Im Unterschied zu Religionen spekulieren Physiker mathematisch über mathematische Verallgemeinerungen (z.B. Superstringtheorie) experimentell bestätigter Theorien. Dass in den Populärwissenschaften kaum zwischen experimentell bestätigtem Wissen und Spekulationen unterschieden wird, finde ich ebenfalls bedauerlich. Der wesentliche Unterschied zwischen Naturwissenschaft und Metaphysik besteht darin, dass sich naturwissenschaftliche Theorien im experimentellen Test bewähren müssen. Sie stehen deshalb jederzeit unter Vorbehalt. Im Unterschied gerade zur christlichen Religion, die ihre Fähnlein immer in den gesellschaftlichen Wind gehängt hat, im Kontrast zu behaupteten Ewigkeitsansprüchen, haben die ersten mathematischen und naturwissenschaftlichen Erkenntnisse schon seit über 2500 Jahr Bestand, wie etwa das archimedische Prinzip, der Satz von Pythagoras oder die irrationalen Zahlen.
  • @ Dr. Wolfgang Klein

    02.10.2018, Paul Kalbhen
    Ich habe den Eindruck, dass Sie sich mit meinen 10 Thesen gar nicht ernsthaft befasst haben - war Ihr Ärger bezüglich der zwölf angeführten "christlich orientierten, nicht depperten" Quantenphysiker zu groß? Dabei habe ich Werner Heisenberg ausgespart, der zwar in seinen Büchern "Der Teil und das Ganze" und "Schritte über Grenzen" mit dem Christentum sympathisiert - es gibt auch positive Aspekte dort! -, aber eindeutig "Platoniker" ist.
    Es dürfte Sie überraschen, dass mein Buch "Glaube und Naturwissenschaft: Widerspruch oder Ergänzung?", dessen Quintessenz meine 10 Thesen darstellen, heftige Ablehnung bei Theologen beider Konfessionen gefunden hat, weil ich dort die Prädestinations- und Gnadenlehre eines Augustinus und in seinem Gefolge Luther (Augustinermönch!) und Calvin angreife; folgerichtig habe ich auch keinen christlichen Verlag zur Publikation gefunden, sondern bin in einem internen Autorenverlag gelandet (dritte, erweiterte Auflage 2015). Wenn über "Multiversen" rein mathematisch spekuliert wird, warum dann nicht auch über Metaphysik?
    Ich habe auch versucht, das alttestamentarische Bild eines oft gewalttätigen bis rachsüchtigen Gottes, das m.E. auch auf den Islam abgefärbt hat, im Sinne der historisch-kritischen Exegese der Bibelforschung als menschliche Vorstellung und Erfahrung zu deuten. Dass ich mitelalterliche Argumentation übernehme, dürfen Sie mir gerne vorwerfen, denn ich beziehe mich in meinem Buch eindeutig auf Thomas von Aquin (um 1250 n. Chr.), der zum Ende des Mitelalters der Scholastik im Zuge der Aristotelesrezeption auf die Erkenntnistheorie des griechischen Philosophen Aristoteles zurückgriff, dass nämlich auch Sinneserfahrung und Empirie dem Menschen Einblick in die "Substanz", das Wesen der Dinge erlaube ("fides et ratio"!) - im Gegensatz zur scheinbar allein "wahren" immateriellen Ideenwelt Platons, des Lehrers von Aristoteles, auf der Augustinus (ium 400 n. Chr) fußte..
  • Sonnencreme benötigt der Autor offenbar nicht

    01.10.2018, Steffen
    "Vom Erdboden aus können wir nur das »normale« sichtbare Licht beobachten, ein wenig Infrarotstrahlung und Radiowellen.
    Für den Rest der elektromagnetischen Strahlung ist die Erdatmosphäre nicht durchlässig."

    ... außer vielleicht noch für ein wenig UV-Strahlung. :-)
  • Sinn des Lebens?

    01.10.2018, Martin Piehslinger
    Obwohl der Artikel den Titel "Streitgespräch" trägt, war das Gespräch von gegenseitigem Respekt getragen. EIn sehr interessanter und anregender Artikel.

    Ich finde im Christentum keine Antwort auf die Sinnfrage. Gott hat die Welt und auch uns erschaffen. Soweit ich die Bibel kenne (was nicht sehr weit ist, man möge mich bitte korrigiern) erfahren wir nicht, warum er das getan hat.

    Nützen wir ihm?
    Wenn ja, wozu?
    Sind wir seine Studienobjekte?
    Sind wir sein Hobby?
    War ihm langweilig?

    Nicht dass ich die Antwort benötigen würde. Ich teile hier die Meinung von Professor Sommer dass das Leben per se keinen Sinn hat, und wir daher die Freiheit haben ihm einen Sinn zu geben.

    Mich wundert nur, dass Leute die nach einer Antwort der Sinnfrage suchen, nicht weiter fragen sondern sich mit der (mir bekannten) Teil-Antwort zufrieden geben.
  • Kleines Hoppala im Cover-Artikel 10/18

    01.10.2018, DDr. Hans-Richard Grümm
    Auf Seite 16 wird behauptet, dass symmetrische and hermitische Matrizen soviel Eigenwerte haben, wie ihre Dimension beträgt. Dies ist natürlich falsch, wenn das charakteristische Polynom Mehrfachwurzeln hat, einzelne Eigenwerte also degeneriert sind.
    P.S. Ich bin überzeugt, dass der Autor dies weiß und ihm nur ein kleines Hoppala passiert ist :)
    Stellungnahme der Redaktion

    Der Autor weiß das bestimmt, und das wissen sogar die bearbeitenden Redakteure. Man muss die Eigenwerte immer mit ihren Vielfachheiten zählen. (Und wenn gerade nicht der symmetrische/hermitesche Fall vorliegt, heißt eine Mehrfachnullstelle des charakteristischen Polynoms noch lange nicht, dass es einen ebenso mehrfach degenerierten Eigenwert gibt. Da war doch was mit den Jordankästchen …)
    Aber da diese Einzelheiten im Kontext des Artikels keine Rolle spielen, haben wir sie – wie etliches andere, was in den zugehörigen Lehrbüchern steht – einfach weggelassen. Nichts für ungut.
    Christoph Pöppe, Redaktion

  • Auch Gas ist keine Lösung

    01.10.2018, Thomas Hilleke
    Für die Umwelt stellt sich nicht nur die Frage ob Öl oder Gas...

    Jedes neugebaute Schiff besteht aus tausenden Tonnen von Stahl und anderen Materialien, die als Rohstoffe erst einmal gefördert und verarbeitet werden müssen. Da könnte man sich folgende Fragen stellen:
    Wie viel Natur wird zerstört beim Fördern der benötigten Rohstoffe?
    Wie viele Gifte, Schadstoffe usw werden vom ersten Fördern bis zum letzten Pinselstrich freigesetzt?
    Wie viele Hallen, Transportfahrzeuge bzw Förderfahrzeuge und Bearbeitungsmaschinen wurden extra dafür gebaut um ein Schiff zu bauen bis zum kleinsten Schraubendreher bzw Bit?
    Wie viele Häuser und Betriebe, bis zum letzten Kleinunternehmer bzw dem letzten Handwerker der an solchen Schiffen tätig war, wurden beheizt?
    Wie viel Benzin, Diesel und Gas wurden verfahren beim Abbau der Materialien, beim Anliefern usw bis zum Bäcker, der die Firmen/Arbeiter mit Essen beliefert und selber beliefert wird?
    usw usw
    Am Ende würden enorme Zahlen stehen, was den Einsatz von Energie und Material angeht.
    Ob ein solches Schiff dann im Endeffekt noch mit Schweröl oder Gas fährt, rettet uns bzw die Erde in keiner Weise und gaukelt dem Menschen nur ein grünes Gewissen vor. Gleiches gilt natürlich auch für Autos usw.
    Ein Beispiel mit der AIDAnova:
    Von der AIDAnova werden bis 2023 insgesamt 9 Schiffe gebaut und der einzige Zweck ist die Belustigung von ein paar Menschen.
    Die Baukosten bei einem Schiff liegen bei ca 950 mio US-$
    Was hätte man mit 8550 mio US-$ an sinnvollen Projekten für den Umweltschutz machen können?
    Ganze Urwälder hätten aufgeforstet oder an Methoden zur Verarbeitung/Neutralisierung von CO² geforscht werden können...

    Es gibt also ca 50000 Handelsschiffe deren Zahl steigt und steigt...
    Dazu kommen noch die "Nicht-Handelsschiffe" und zu jedem Schiff können die gleichen Fragen, wie oben, gestellt werden...
    Insgesamt geht nur um Geld, Wirtschaft, Wachstum, Arbeitsplätze, usw.
    Die Natur steht hinten an.

    Im Idealfall würden heutige Schiffe noch aus Holz, Seilen und Segeln bestehen. Nicht so schädlich beim Bau und zumindest im Einsatz umweltfreundlich.
  • Eigentlich ist alles bereits gesagt worden

    01.10.2018, Timm Grams
    Intelligent Design ist metaphysisches Gedankengut - nicht prüfbar, statisch. Ein Wissenschaftsmagazin hat seine Pflicht erfüllt, wenn es die wissenschaftliche Unfruchtbarkeit dieses Ansatzes einmal aufgezeigt hat. Das ist durch Daniel C. Dennett im Oktoberheft 2005 in angemessener Weise und im richtigen Kontext geschehen. Ausgangslage war damals der Vorstoß der Intelligent-Design-Bewegung, die Schöpfungslehre als gleichrangig mit der Evolutionslehre in den Unterrichtsplänen der USA-Schulen zu verankern. Dieses beharrlich verfolgte Ansinnen gilt als weitgehend gescheitert.

    Nun soll die Intelligent-Design-Bewegung anscheinend revitalisiert werden. Im Oktoberheft von Spektrum der Wissenschaft trägt Barbara Drossel im Streitgespräch die Intelligent-Design-Position vor; im Literaturverzeichnis finden wir ein Buch des ID-Verfechters John Lennox. Ein solches Streitgespräch ist genau das von der Intelligent-Design-Bewegung gewünschte Format: Es ist zu verstehen als Anerkennung der Gleichrangigkeit dieses Denkens mit dem der modernen Wissenschaft.

    Anders als Volker Sommer hat sich der Chemie-Nobelpreisträger Manfred Eigen vor Jahren einer solchen Auseinandersetzung verweigert. Nach einem Gespräch mit ihm und nach Besuch der damaligen Veranstaltung (eine Ringvorlesung der Theologischen Fakultät Fulda zum Thema "Evolution und Schöpfung", 1989) kann ich nachvollziehen, warum. Volker Sommer versteht sich als Agnostiker. Er hätte es wie Manfred Eigen halten sollen.
  • P. Kalbhen - Das einnehmende Wesen der Christen

    01.10.2018, Dr. Wolfgang Klein
    Ihre Liste, wer alles ein christlich orientierter Forscher gewesen sein soll ist ebenso lang wie falsch. Ich bin diese merkwürdige Auffassung von Wirklichkeit allerdings von anderen Christen gewohnt. Mir ist als erstes die Erwähnung von Schrödinger ins Auge gefallen, den Sie auch für das Christentum vereinnahmen. Bekannt war mir, dass er lange mit zwei Frauen zusammengelebt hat, was nicht eben der christlichen Lehre entspricht. Ein kurzer Blick in die Wikipedia (englische Version) zeigt: "His father was Catholic and his mother was Lutheran. Although he was raised in a religious household as a Lutheran, he called himself an atheist. However, he had strong interests in Eastern religions, pantheism and used religious symbolism in his works. He also believed his scientific work was an approach to the godhead, albeit in a metaphorical sense."
    Den Rest überlasse ich anderen Lesern. Im Übrigen praktizieren Sie eine nachgerade mittelalterliche Argumentationsweise: Sie finden eine Autorität, die diese oder jene Meinung vertreten hat, und nehmen diese Autorität als Beleg für Wahrheit. Das ist sie aber nicht. Viele vermeintliche Autoritäten haben sich geirrt, oder es fehlte ihnen der Gesamtüberblick. In der Mathematik ist die Wahrheit einer Aussage an einen formalen Beweis geknüpft, in den Naturwissenschaften gibt es keine Wahrheit. Hier gibt es lediglich die Überprüfung durch das Experiment, welches aber nie eine endgültige Bestätigung gibt, wie dies ein mathematischer Beweis tut, sondern nur die Falsifikation erlaubt. Deshalb sind Naturgesetze auch keine Glaubenssätze, sondern Axiome, auf denen eine Theorie aufgebaut wird. Falsifizieren Experimente die Theorie, müssen die Axiome verworfen oder modifiziert werden.
    Im Übrigen basieren fast alle ihre Ausführungen auf Worthülsen, d.h. undefinierten Begriffen, wie "Gott", "Geist", "Seele" und so fort, die ihren Ursprung in vorwissenschaftlichen Zeiten haben. Sie kennen sicher das Bertrand Russell-Zitat, das er in den 1950er Jahren in einer BBC-Radio-Diskussion gegenüber einem hohen Vertreter der anglikanischen Kirche äußerte: „Wenn zwei mal zwei gleich fünf ist, dann bin ich der Papst“. Also: Aus einer falschen Aussage folgt logisch jede beliebige andere Aussage.
    Praktisch sollten Sie sich damit anfreunden, dass die drei christlichen Gottesaxiome
    - Gott ist allmächtig
    - Gott ist allwissend
    - Gott liebt alle Menschen
    experimentell bestätigt (Theodizeeproblem) in sich logisch widersprüchlich ist, es sei denn es handelt sich um eine sehr merkwürdige Art von Liebe, die sich häufig in unmotivierter Quälerei äußert (vgl. Buch Hiob). Sie sollten diesen logischen Unsinn daher nicht zu sehr strapazieren. Vielleicht hatten die Katharer ja recht und die Welt wurde nicht von Gott selbst sondern vom Demiurgen geschaffen. Aber solche Geschichten sind genauso wenig falsifizierbar wie die Ihrige.
  • 10 Thesen zu "Glaube und Naturwissenschaft"

    01.10.2018, Paul Kalbhen
    Zum SdW-Streitgespräch um Glaube und Vernunft möchte ich zehn persönliche Thesen zum Thema "Glaube (an den christlichen Dreieinigen Gott) und Relativitäts-, Quanten-, Astro- und Biophysik" beitragen - denn ohne persönliche Thesen kommen auch Agnostiker sowie Atheisten nicht aus, und "deppert" können nicht alle Gläubigen sein, wenn ich an christlich orientierte Forscher der frühen Quantenphysik denke wie Planck, Bohr, Schrödinger, Heitler, von Laue, Sommerfeld, Born. Pauli, Dirac, de Broglie, Jordan, von Weizsäcker.
    1. Gott will in seinem Wesen erkannt werden, sonst hätte er sich nicht offenbart: in seinem Sohn, in seinen Propheten, in der Natur - und auch in der Wissenschaft von der Natur.
    2. Das Wirken Gottes in seiner Schöpfung ist geistiger Art: Mit der Erschaffung von Energie und Naturgesetzen aus dem „Nichts“ (des Urknalls) legte er den Grund für die Entwicklung des Lebens und machte mit seinem Geist den Menschen sich selbst bewusst.
    3. Die Ewigkeit Gottes ist im Sinne der Einstein‘schen Relativitätstheorie als Zeitlosigkeit denkbar. Nach Aussage der christlichen Dreifaltigkeitslehre ist „Gott-Vater“ allwissend - man könnte folgern, weil er als Schöpfer der Welt außerhalb - jenseits - unseres "diesseitigen" Raum-Zeit-Kontinuums existiert. Damit entfällt die theologische „Zwangslage“, Vorhersehung Gottes und Vorherbestimmung gleichzusetzen.
    4. Die Menschwerdung Christi ist die Materialisierung Gottes, die Auferstehung Christi ist die Dematerialisierung Gottes in der Welt. Die Inkarnation Gottes in Jesus Christus ist die Kernaussage christlichen Glaubens; in den gewandelten Gaben von Brot und Wein des Abendmahles, der Eucharistiefeier bleibt er sichtbar in der Welt.
    5. Aus der christlichen Offenbarung kann man drei absolute Eigenschaften Gottes folgern:
    Die Allgüte - da Gott als absolute Liebe außerhalb des Bösen existiert.
    Die Allwissenheit - da Gott als absolutes Sein außerhalb von Raum und Zeit existiert.
    Die Allmacht - da Gott alle Freiheit besitzt, innerhalb seiner Allgüte und Allwissenheit zu wirken.
    6. Angesichts des Leides in der Welt ist die Vorstellung eines absolut liebenden Gottes nur zu begründen, wenn man den Zufall als ein wesentliches Element in Gottes Schöpfungskonzept begreift: Denn Gott will das Leid nicht, sondern lässt es wegen der Freiheit seiner Schöpfung zu. Gebet ist geistiger Schutzwall des Guten gegen die Macht des Bösen.
    7. Die Gnade, die Güte Gottes kann nur wirksam werden, wenn der freie Wille des Menschen sie bejaht; insofern ist die Gnadenwirkung, die Fügung des Menschen unter den Willen Gottes, nicht vorherbestimmt - „determiniert“ -, sondern zufallsbedingt - „indeterminiert“.
    8. Das christliche Weltverständnis muss unter dem Blickwinkel der Quantenphysik „komplementär“ – sich gegensätzlich ergänzend – erfolgen. Der scheinbare Widerspruch zwischen Ordnung und Chaos, Notwendigkeit und Zufall, Gesetz und Freiheit löst sich auf unter einer ganzheitlichen Sicht der christlichen Offenbarung: Gott hat in seine Schöpfung sowohl Ordnungsstrukturen als auch Freiheitsgrade gelegt und diese zu statistischen - wahrscheinlichkeitsbedingten - Naturgesetzen verschmolzen. Der Zufall, als Unwägbarkeit und Unbestimmtheit im Weltgeschehen verstanden, ermöglicht erst Freiheit.
    9. Wesentlich für das Christentum ist eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen als Leib-Seele-Einheit, die ihre Auferstehung im "Jenseits" erfährt. Das heißt, dass der Mensch nicht nur als geistiges Wesen in das „Jenseits“ eingeht, sondern als genetisch geprägtes Individuum, dessen Ich-Sein in der Welt eben auch von seinen genbedingten Veranlagungen und Eigenschaften abhängig ist.
    10. Erst die Wechselwirkung von Gehirn und Geist, von Leib und Seele, von „Hardware“ und „Software“ des Individuums macht den sich selbst bewussten Menschen aus; die in den Genen gespeicherte Information ist geistigen Ursprungs. Für den Christen ist das Leben Teilhabe am Göttlichen Geist, dem "Heiligen Geist".
  • Andere Intelligenzen

    01.10.2018, Dr. Wolfgang Klein
    Es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir über den Kontakt mit Außerirdischen in Kontakt mit anderen Weltvorstellungen und aus unseren religiösen Echokammern heraus kommen. Immerhin bietet KI die Zukunftsperspektive, dass es einmal etwas anderes geben könnte als nur die immer wieder gleichen Menschengehirne mit ihren in der Vergangenheit evolutiv bevorzugten metaphysischen Weltbildern. Nicht dass KI dann vollständig anders denken würde als ihre Schöpfer. Jedoch wird sich den Religiösen dann die Frage einer Einordnung solcher künstlicher Personen stellen.
    Hat eine KI eine Seele oder ist sie nur eine Blechbüchse? Wenn KI eine Seele hat, wo ist sie dann, in einer Maschine, die komplett konstruiert und analysierbar ist? Die Blechbüchsentheorie-Vertreter (es werden hochwahrscheinlich die gesellschaftlich Benachteiligten sein) werden sich vermeintlich als Gottes direkte Geschöpfe für etwas Besseres halten und einen Mensch-Maschine-Rassismus pflegen, wie im Film AI, der auf Ballards Erzählung "Supertoys" basiert.
  • Evolution des Menschen und Gotteshypothese

    01.10.2018, Wolfgang Piecha
    Gläubige, gerade gläubige Wissenschaftler wie Frau Drossel, drücken sich um die Frage, wie die Evolution des Menschen, die Entwicklung seiner Künste und Jenseitsvorstellungen, mit dem postulierten (geglaubten) göttlichen Kreationismus, jedenfalls dem monotheistischen, zusammen gedacht werden könnte. Da gab es also - vom Homo sapiens erstmals er- oder aufgespürt - einen planmäßigen Schöpfungsakt, zunächst des Universums mit Regeln für die sehr großen wie die sehr kleinen Skalen, dann - sehr viel später und nach zusätzlichen Regeln, denen der Information - Organisation der Materie zu sich selbst reproduzierenden Strukturen. Letztere begann vielleicht irgendwann vor 3 oder sogar 4 Mrd. Jahren, mit unstreitigen Fossilien vor 600 Mio. Jahren. Dann erscheint vor 200.000 Jahre der Homo sapiens. Und nach genau dieser Zeitspanne offenbart sich erstmals ein "Gott" einem Menschen, Moses, dann einige hundert Jahre später einem weiteren, Jesus - er ist sogar Gott, und wiederum einige hundert Jahre später hört Mohammed die Weisungen Gottes von einem Engel, alles zufällig im selben kulturellen Umkreis von wenigen hundert Kilometern in Nahost. Gerade Naturwissenschaftler sollten Skepsis gegenüber Erzählungen haben, die die eigene Epoche zu einer außergewöhnlichen hochstilisieren wollen. Angesichts der großen Skalen der Evolutionen von Weltall und Leben ist eine solche Egozentrik unserer eigenen Jetztzeit eine - intellektuell nicht nachvollziehbare - Verachtung aller untergegangenen Lebenswelten, von Ediacara bis zu den Dinosauriern und allen anderen Spitzen der "Schöpfung" in ihren jeweiligen Epochen. Hatten sie keine "Offenbarungen"? Wenn nicht, warum eigentlich nicht? Auch für die Kulturwissenschaften ist der Alleinerklärungsanspruch des christlich-jüdisch-mulimische Monotheismus empirisch nicht zu belegen. Dazu ist das menschliche Universum der Jenseits- und Schöpfungsvorstellungen viel zu bunt. Frau Drossel kann ich nur empfehlen, die nicht wenigen Originalschriften von Luther zum Verbrennen, Enteignen und Vertreiben von Juden und Bauern zu lesen. Er gründet das ausschliesslich auf - die Bibel.
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