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Kommentare - - Seite 127

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Das alte links-rechts Spiel

    03.09.2019, Roman S.
    Die zitierten Politischen Kommentatoren lassen sich allesamt dem rechten politischen Spektrum zuordnen, die schon seit Jahren versuchen (recht erfolgreich so scheint es) das Problem wegzudiskutieren, um beim "business as usual" zu bleiben. "Aus der Wissenschaft" kommt hier überhaupt keine Unterstützung für diese Argumentation, denn "die Wissenschaft" votiert überwiegend für deutlich drastischere Maßnahmen als "abwarten und Tee trinken".

    Was mich besonders aufgeregt hat, ist der Kommentar des Historikers, der hier Flüchlingskrise (die keine ist) mit der Klimakrise (die eine ist) vergleicht. Der große und wichtige unterschied ist doch, dass die vorgebliche Krise der "Flüchtlingsflut" (so war damals 2015/16 die Wortwahl) eine gefühlte Wahrheit ist, während die Klimakrise bereits heute zu heftigen Effekten führt und bei der sich die Wissenschaft sehr einig ist, dass das noch sehr viel schlimmer wird.
    "Freude, Fortschritt, Wohlstand" für wenige ist ja nett - passiert aber heute auf Kosten vieler anderer. Die Klimakrise ist neben der Verpflichtung eines jeden von uns sie zu lösen auch eine Chance mehr Verteilungsgerechtigkeit auf der Welt zu schaffen.
  • Unsachlich.

    02.09.2019, Jörg Ross
    Wenn Mädchen sind mehrheitlich nicht an Naturwissenschaften interessiert sind, dann ist das halt so. Warum will man die Geschichte verbiegen und so tun, als hätte es immer schon Frauen in der Technik gegeben? Das ist nunmal rein historisch falsch. Bis auf extrem wenige Ausnahmen ist das immer eine Männerdomäne gewesen.
    Wenn Frauen heute in der Technik arbeiten wollen, dann sind sie herzlich willkommen. Wir werden aber nicht die Technik an empfundene Bedürfnisse anpassen, noch die Geschichte verfälschen.
    Technik ist Technik. Es gibt keine „Männertechnik“. Es gibt aus der Technik heraus eine bestimmte Denk-art, um Technik weiterzuentwickeln, und das beherrscht man eben, oder nicht.
    DAs Bauen goldener Brücken zum Zwecke einer erwünschte Quotenerfüllung ist ein Schlag ins Gesicht all der Technikerinnen, die gute Arbeit in technischen Berufen leisten, ohne dass ihnen jemand eine CPUin in den Rechner gebaut hätte.
    Angehängt *innen-Basteleien sind falsche Grammatik und haben in Lehreinrichtungen nichts verloren. Im Deutschen ist die Einzahl männlich (der einzelne Programmierer) und die Mehrzahl mit „die“ (die zwölf Programmierer, da kommt ja auch keiner auf die Idee, das „die“=alles Frauen heissen würde).
  • Männer und Frauen SIND verschieden.

    01.09.2019, Robert Orso
    Dass sie sich biologisch unterscheiden ist größtenteils unbestritten. Dass die Differenzen im Detail der Biochemie oder möglicherweise auch in der Verarbeitung von Schmerz Signalen größer sind als bisher angenommen, da kommt man in den letzten Jahren stückweise drauf. Ich gehe davon aus, dass noch weitere Unterschiede "entdeckt" werden. Bislang war der überwiegende Teil der Medizin "was für weiße Männer zwischen 20 und 30 passt, passt für alle Menschen". Hier lernen wir also gerade erst, wie sehr sich Männchen und Weibchen tatsächlich unterscheiden.

    In der Psychologie versucht man seit etlichen Jahren mit aller Gewalt genau das Gegenteil zu beweisen, nämlich dass beide total gleich wären. Alle Fehlschläge bei der Erreichung dieser Ziele werden stets darauf zurück geführt, dass "Kinder ungleich behandelt werden" sie "zuwenig rollenspezifische Vorbilder haben" oder "bewusst gemobbt werden".

    Ich kann die Sichtweise nachvollziehen, wenn sie aus der Position einer in diesem Bereich engagierten Frau kommt, die sich womöglich selbst in ihrem Vorwärts kommen behindert sieht und feststellt, dass so wenig Geschlechtsgenossinen ihr auf ihrem Weg nachfolgen.

    Aber ist es wirklich der Fall, dass viele, ursprünglich MINT interessierte Mädchen durch (unbewusste) dauernde Prägung von ihrer "eigentlichen Neigung" abgebracht werden? Ich habe auch schon einige Erfahrung mit weiblichen und männlichen Individuen gemacht und deren Lebens Entwicklung und Interessen verfolgen können. Noch NIE habe ich von einem Mädchen gehört, dass sie doch lieber Krankenschwester wird, weil sie "statistisch kaum die Chance auf einen Medizin Nobelpreis hat". Wenn sich jemand für etwas INTERESSIERT, denn ist es völlig egal, was für Aussichten das später einmal hat. Genius kommt von brennendem, inneren Interesse, nicht davon, wie viele erfolgreiche Vorbilder des passenden Geschlechts man ihnen präsentiert. Das hat ja schon fas was religiöses, so wie man früher dachte, homosexuell wäre "angelernt" und es bedarf einer "geeigneten Geschlechter Prägung um das zu korrigieren".

    Persönliche Einzelbeispiele belegen noch keine gesellschaftlichen Normen, aber eine ehemalige Schulkolleginn hat (mit sehr wenigen) andern Mädchen zuerst ihre Chemie Matura mit Auszeichnung gemacht, anschließend Informatik und letztendlich Maschinenbau studiert. In allen Fächern großartig und jeweils sehr einsam, wenn man die Geschlechts Statistik heran zieht. Ein anderer Fall das komplette Gegenteil. Mutter Oberärztin, fest im Sattel und blitzgescheit. Vater Elektronik Ingenieur. Sohn und Tochter wurden von Klein auf stets mit allen Optionen versorgt gerade um geschlechtsspezifische Unterschiede gar nicht erst hochkommen zu lassen. Auch Puppen für den Sohn und Bagger für das Mädchen. Ergebnis: Sohn studiert Chemie, Tochter "dann doch lieber was Nützliches: Sprachen". Nicht dass sie schlecht in Programmieren wäre oder in Mathematik. Das "unnütze Zeug" fasziniert sie einfach nicht, also wozu die Zeit damit vergeuden?

    Ich bin wirklich der größte Fan von Gleich*berechtigung*. Es ist völlig absurd, Menschen nur wegen ihrer möglichen Rolle bei der Vermehrung im ganzen Leben unterschiedlich zu behandeln. Ich bin aber auch ein entschiedener Gegner einer zwanghaften Gleichmacherei. Mädchen müssen NICHT Atomphysik studieren, wenn sie das nicht WOLLEN, nur weil irgendwer dafür eine Quote festlegt um mehr Nobelpreisträgerinnen in die Statistik zubekommen.

    Nicht mehr ganz neu (2008) aber immer noch richtig: Das Gleichstellungs Paradox (Norwegisch, aber mit Untertiteln)
    https://www.youtube.com/watch?v=3OfoZR8aZt4
  • Schadwirkung der Religionen

    01.09.2019, Tim
    "Zudem waren Gewaltausbrüche gerade in der Spätantike nicht ausschließlich religiös verursacht, sondern resultierten – wie die jüngere Forschung überzeugend herausgearbeitet hat – häufig aus sozialen, ökonomischen, politischen und ethnischen Konflikten."

    Gewaltausbrüchen in der Menschheitsgeschichte lagen immer "soziale, ökonomische, politische und ethnische" Konflikten zu Grunde. Was Religionen allerdings seit Jahrtausenden zuverlässig liefern, ist das Label, das Freund und Feind unterscheidbar macht. Religion liefert damit in vielen Fällen die Richtung, in die sich Konflikte entladen - und beeinflusst, ob es überhaupt eine Entladung gibt.
  • Neurodermitis-Tipps

    01.09.2019, Lars
    Ich habe auch seit über 30 Jahren Neurodermitis und meine zehn besten Tipps auf meinem Blog veröffentlicht: https://www.zehnideen.de/tipps-neurodermitis/

    Viele Grüße
    Lars
  • Es scheint sich aber hier schon ein Befund zu verdichten...

    01.09.2019, Rene Macon
    Auch andere Historiker, wie z.B. Rolf Bergmeier, haben Daten zusammengetragen, die die Hypothese, dass das Christentum einen starken Einfluss auf den Verfall der antiken Kultur hatte, stützen. Der Verlust fast aller spätantiken Bibliotheken und des darin gespeicherten philosophischen und technologischen Wissens, kann kaum durch soziale Unruhen oder Barbarenraubzüge erklärt werden. Es gibt schon viele Hinweise, dass christliche Repräsentaten hier einen systematischen Einfluss ausgeübt haben. Die Masse der Bevölkerung wurde dadurch von der Schriftkultur abgeschnitten. Schriftkultur wurde nur noch für religiöse Zwecke in elitären Klosterschulen gepflegt.

    Die Rolle die die Wiederentdeckung der alten griechischen Philosophen dann in der Renaissance für die Entstehung des aufgeklärten europäischen Abendlandes gespielt hat, zeigt, wie bedeutsam die Schriftkultur für die zivilisatorische Entwicklung ist. Auch der Verlust des technologischen Wissens (Antikythera Mechanismus, römische Betonbautechnik, programmierbare Maschinen des Hedon von Alexandira...) der Spätantike dürfte wesentliche Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung im Mittelalter gehabt haben.
  • Lieber Herr Gillessen

    01.09.2019, Roland Schröder
    Sie fragen: "Wer möchte schon ein Buch am Schreibtisch lesen?" Und ich antworte Ihnen: "Bücher, die man am Scheibtisch lesen muss, sind wirklich anspruchsvoll und es ist herausfordernd, sie zu lesen." Wenn Sie als promovierter Physiker viele Aufgaben schon kennen, sind das für Laien und andere keine "alten Hüte".

    Herzliche Grüße
  • Seriöse Recherche?

    31.08.2019, W. Kaufmann
    Ich gehe mit dem Autor 100% einig, dass Ästhetik im Brückenbau viel mehr Beachtung verdient, und dass Jörg Schlaich herausragend gut gestaltete Brücken entwarf.

    So, wie der Autor von Bauingenieuren sorgfältig gestaltete Brücken verlangt, würde ich von einem Journalisten erwarten, dass ein Artikel seriös recherchiert wird und in sich mindestens halbwegs konsistent ist. Der Lösungsvorschlag des Autors („Bitte macht es einfach so wie Jörg Schlaich – schlanker, schöner; weniger ist mehr“) müsste nämlich relativiert werden, stammt doch die Eingangs des Beitrags als schlechtes Beispiel angeführte Brücke („Die Unstruttalbrücke hat sich auf ewig wie ein monströser Tausendfüßer direkt neben dem kleinen Ort Karsdorf in Sachsen-Anhalt über ein Flusstal gelegt, das noch vor wenigen Jahren beschaulich war“) ebenfalls aus der Feder von Jörg Schlaich und seinem Team - siehe u.a. https://www.sbp.de/projekt/eue-unstruttalbruecke/

    Wobei ich die Kritik an der Unstruttalbrücke nicht teile, man vergleiche einmal mit anderen Lösungen für ähnliche Standorte - zum Beispiel https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ilmtalbrücke Da ist die Unstruttalbrücke im Vergleich doch deutlich eleganter.
  • Ein Thema für Psychologen

    31.08.2019, Peter Silberg
    Die Tatsache, dass zwischen der Erkenntnis des Notwendigen und dem tatsächlichen Handeln Welten liegen, ist ein Thema für Psychologen. Offensichtlich werden wir durch kognitive Abwehrmechanismen daran gehindert, rational zu handeln und wissenschaftlichen Erkenntnisse in Taten umzusetzen.
  • Unfaire Benotung ist vor allem in nicht MINT-Fächern möglich.

    31.08.2019, Björn Stuhrmann
    Ich halte die Aussage, dass vor allem in den MINT-Fächern die Gefahr von einer unfairen Benotung besteht, für falsch (jedenfalls sofern Abschlussarbeiten, Klausuren und schriftliche Prüfungen betroffen sind - bei mündlichen Prüfungen sieht dieses anders aus).

    Die Begründung für Mathematik ist, dass eben nur in der Mathematik (und in der theoretischen Informatik) das Wort "Beweis" eine präzise Bedeutung hat. Auch in den meisten anderen MINT-Fächern (Naturwissenschaften) gibt es eher objektive Kritierien für die Notenvergabe. Bei Geisteswissenschaften ist man dagegen zumeist - auch in der Schule - von dem "guten Willen" der jeweiligen Lehrer abhängig, so dass dort "missliebige" Meinungen/ Interpretationen/ Aussagen eher mit schlechten Noten bestraft werden können. (Natürlich kann man dieses auch in MINT-Fächern versuchen, nur Beschwerden gegen unberechtigte Noten werden dort eher erfolg haben, als in Geisteswissenschaften, da in MINT-Fächern objektivere Maßstäbe für die Benotung bestehen).

    In Mathematik sind dagegen auch Abschlussarbeiten (Diplom, Master, Bachelor) von den Gutachtern als "bestanden" zu werten, wenn die jeweiligen Ergebnisse der Arbeit den Gutachtern misfallen, aber die Arbeit sich an die Methodik der Mathematik hält, in den Beweisen der Aussagen keine Fehler sind, die Beweise ausführlich genug sind und keine handwerklichen Fehler (z.B. in Bezug zu Zitationen anderer Arbeiten) gemacht wurden. In anderen Fächern (außer theoretische Informatik) können allerdings die jeweiligen Gutachter relativ einfach eine solche Arbeit als "nicht bestanden" werten (wodurch "missliebige" Resultate dort unterdrückt werden können).
  • Falsche Anreize

    30.08.2019, Peter Greiner
    Solange Mädchen belogen werden, dass sie nur über Gender-Quoten in MINT Berufen erfolgreich sein können, wird sich leider gar nichts ändern. Statt sich um die richtige politische Haltung zu sorgen, einfach mal anfangen. Daß die linke Elite Kobold und Cobalt, KByte und KWatt nicht auseinander halten spricht Bände.
  • Ich verstehe den Wunsch nach Gender-Parität in den MINT-Professuren, aber...

    30.08.2019, Sven Koesling
    ...es bleibt vorerst eine Milchmädchen/jungenrechnung: Wenn die Studentinnenzahlen 20% betragen und mit dem richtigen Engagement auf 30% gehoben werden, woher sollen dann 50% gleich qualifizierte Frauen kommen? Wir müssten also 50% Quote bei den Studentinnen erreichen. Ich bin mir weder sicher, ob das zu schaffen ist, noch, ob es wünschenswert und zielführend ist.
    Entscheidend scheint mir, dass das Geschlecht keine Rolle bei der Auswahl der Kandidaten spielt.
    Eine Quote ist m.E. nur selten sinnvoll, eine erhöhte Aufmerksamkeit zur Beseitigung geschlechtsspezifischer Hindernisse ist aber sehr zu begrüssen.
  • Extem einseitig und nicht nachvollziehbar

    30.08.2019, Holger
    Ich finde den Artikel extem einseitig. Mal wieder wird nur auf die Nachteile der Frauen hingewiesen. Von den Nachteilen, die es hat, ein Mann zu sein fehlt mal wieder jede Spur.

    Es wird auf eine Mathematikerin verwiesen von der (Laut Wiki) nichts bekannt ist
    "Wie wäre es stattdessen mit der spätantiken Mathematikerin Hypatia?"

    Wiki:
    Von ihren Werken ist nichts erhalten geblieben, Einzelheiten ihrer Lehre sind nicht bekannt.

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    Mit der Software-Pionierin Ada Lovelace?

    Ich kenne auch den Entwickler der Maschine nicht...

    Wiki:
    1843 veröffentlichte sie einen umfangreichen Kommentar zur Programmierung der von Babbage entwickelten Maschine. Aufgrund dessen wird sie von einigen Historikern als „die erste Person, die als Programmierer bezeichnet werden kann“ angesehen. Andere Historiker lehnen diese Sichtweise ab und verweisen darauf, dass Babbages persönliche Aufzeichnungen aus den Jahren 1836/1837 die ersten Programme für die Maschine enthalten.

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    Donna Strickland
    Herr Gérard Mourou dürfte außerhalb von Fachkreisen auch nicht allzu bekannt sein.

    Wiki:
    Im Jahr 1985 entwickelte sie mit Gérard Mourou die Chirped Pulse Amplification, die die Erzeugung ultrakurzer Laserpulse mit sehr hoher Intensität erlaubt.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Chirped_Pulse_Amplification
    CPA wurde 1985 von Gérard Mourou und Donna Strickland eingeführt


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    Vera Rubin
    Kent Ford kennen wohl auch nur die wenigsten.

    Wiki:
    . Mit den damals neuesten Spektrographen (gebaut von Ford) begann sie mit Ford, die inneren Bewegungen von Galaxien bis in ihre schwachen äußeren Gebiete zu untersuchen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Vera_Rubin

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    "Jugendliche im Alter von 14 und 15 Jahren malen nur etwa 25 Prozent Frauen, heißt es im neuesten MINT-Nachwuchsbarometer der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften. In den Köpfen der meisten Jugendlichen sind typische Forschende männlich."

    Stimmt ja auch!

    Der Anteil an MINT-Studienanfängerinnen liegt seit Jahren bei rund 30 Prozent

    https://www.spiegel.de/karriere/mint-faecher-warum-frauen-so-oft-allein-unter-maennern-bleiben-a-1281877.html

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    "Viele Studien zeigen, dass Mädchen sich in Mathematik, Physik und Informatik unterschätzen – obwohl sie in der Schule dieselben Leistungen bringen wie Jungen. Ihr Selbstbild hängt schief. Wohl auch, weil sie – wie Studien zeigen – von den Lehrpersonen weniger stringent bewertet werden als Jungen"

    Weniger stringent? Mädchen werden in allen Fächern für die gleiche Leistung besser bewertet!
    Wie man von dieser riesigen Benachteiligung der Jungen auf eine Benachteiligung der Mädchen kommt kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.

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    "Meistens sind das nicht MINT-Fächer. In diesen sind sie zwar im Durchschnitt gleich gut wie die Jungs. Doch in Sprachen zum Beispiel sind sie noch deutlich besser. In dieser Interpretation lassen die Frauen den Männern die MINT-Fächer quasi »übrig«."

    Wenn man davon ausgehen würde, dass Jungen und Mädchen gleich "schlau" sind, aber Mädchen in allen Fächern außer Mint deutlich bessere Noten bekommen, heist das doch eher, dass sie in Mint schlechter sind aber die Jungs in allen Fächern benachteiligt werden...

    https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/geschlechter-studie-schulen-benachteiligen-jungen-massiv-a-612997.html

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    "Bringt MINT ein besseres Selbstvertrauen? Nein, denn aus Sicht von Frauen besteht die (leider nicht unbegründete) Gefahr, in diesen Fächern unfair benotet zu werden und mit geschlechtsspezifischen Vorteilen kämpfen zu müssen."

    Wie kommt man bitte auf diese "(leider nicht unbegründete) Gefahr" (siehe Link oben!)
    Reine Spekulation?

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    "Bei Einzelinitiativen hingegen begrüße ich eine gewisse Radikalität. So, wie es die TU Eindhoven seit Juli 2019 vormacht: Hier dürfen sich für bestimmte akademische Positionen nur noch Frauen bewerben."

    Das ist in etwa so sexistisch, wie wenn eine Grundschule sagt, es werden nur noch männliche Lehrer eingestellt.
    Ob damit der Wissenschaft langfristig gedient ist, wird sich zeigen.
  • Fortbildungen gibt es

    30.08.2019, Neugierologe
    Seit über 10 Jahren gibt es das "Haus der kleinen Forscher", mittlerweile sogar international. Ich selbst bilde seit 8 Jahren Erzierinnen (und 6 Erzieher in der Zeit) fort. Es gibt etwas. Der Wille ist da. Es funktioniert.
    ABER: Die nicht vorhandenen Personalkapazitäten geben oft keinen Spielraum für Fortbildungen (im MINT-Bereich).
    Andere Themen haben eine (scheinbar) höhere Priorität.
  • Von grob falsch bis sehr zustimmungswürdig

    28.08.2019, Christian
    Sehr geehrter Herr Prof. Helbig,

    einige Darstellungen sind wirklich grob falsch. Beginnend bei den gravierendsten:

    1. "Der zu Grunde liegende Wissenschaftsansatz wird" behavioural economics genannt, im Deutschen Verhaltensökonomik. Die Modelle von Tversky, Kahnemann, Thaler & Co. haben stark kognitive Elemente.

    Behaviorsimus ist auch nicht einfach veraltet, die kognitive Wende ist nicht einfach eine Ablösung eines Paradigmas im Kuhnschen Sinne. Diese Darstellung ist wissenschaftshistorisch übermäßig vereinfacht, und vor allem als Aussage in diesem Kontext unnötig. Abgesehen von Hirnforschern und allen, die mit Neuronen-Modellen u.Ä. arbeiten, beobachten alle Psychologen äußeres Verhalten (Fragebogen, äußere Entscheidung, Interview, Messung von Reaktionszeiten, Eye-Tracking etc.)


    2. Nudges werden deutlich danach unterschieden, ob sie bewusst wahrgenommen und verarbeitet werden ("System 2") oder nicht ("System 1"). Letztere gelten auch innerhalb des Fachs als die problematischeren. Der "Papst" Richard Thaler spricht neuerdings, allgemein im Zusammenhang von Missbrauch des Ansatzes, von "Sludge". Der Nudging-Ansatz und besonders die Hintergründe (Heuristiken, Biases etc.) haben eine ähnliche Ambivalenz wie zahlreichen Techniken (dual-use). Mehr Wissen über Determinanten menschlichen Entscheidens bedeutet natürlich mehr Missbrauchspotential.


    3. Das Argument "nicht alle über einen Kamm scheren" finde ich sehr richtig. Ich lese immer wieder in Texten von behavioural economics, gelegentlich als ganze Kapitelüberschrift: context matters. Vielleicht, wahrscheinlich sogar reden wir über verschiedene Leute, die "Nudging" benutzen; jene, von denen ich lese bzw. mit denen ich spreche, sind immer sehr vorsichtig über Wirkung und externe Validität. In einer Studie über Nudging bei der Grundsteuer-Sammlung in Philadelphia verzichteten die Autoren sogar vollständig auf letzteres und schrieben: Unsere Ergebnisse gelten nur für dieses Setting. Wenn ihr die Maßnahmen wonanders anwenden wollt, rechnet mit potentieller Wirkungslosigkeit und überlegt, woran das liegen könnte.

    ... ist es nicht gerade in Zeiten von Big Data am ehesten machbar, zugeschnittene Maßnahmen zu ergreifen, weil man mehr als jemals zuvor über die Kontext-Variablen (einzelner Menschen bzw. Gruppen) wissen kann?


    4. Wenn man Anreize wesentlich* verändert (Höhe oder Art einer Bestrafung/Belohnung), ist es definitionsgemäß kein Nudging mehr. Der Vergleich mit Skinner mit seinen Boxen zur Konditionierung ist emotional stark, aber eben grob falsch (siehe 1.). Die altbekannte Erzählung, jemand "da oben" bzw. im Hintergrund nutzt sein immer umfassenderes Wissen, um damit etwas für uns Schlechtes herbeizuführen, sollte sicher immer wieder in Erinnerung gerufen werden. Aber bitte mit passenden, bestenfalls dokumentierten Beispielen.

    * diskussionswürdig


    Ich habe den Eindruck, dass auch dieser Artikel dem Bedürfnis dient, in veränderten Zeiten für bekannte Ideen neue Ausdrücke zu etablieren. Nudging verkommt dabei zum Synonym für Manipulation, der Begriff wird sozusagen erst kahlgeschoren und verformt.

    Natürlich bergen "klassische" Manipulationen, potenziert mit digitalen Möglichkeiten, ein schwerwiegendes Problempotential. Und natürlich kann ein (erst) positiver Ausdruck auch gekapert werden, um konzept-ferne Maßnahmen damit zu titulieren. In diesem Sinne ist mir nach diesem Artikel nicht klar, worüber genau Sie überhaupt sprechen.

    Die Hinweise auf grundlegende Fehlbehauptungen (im Grunde Strohmann-Argumente) und Klärung der Begriffe fand ich jedenfalls wichtig für das Niveau der Diskussion.
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