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Kommentare - - Seite 406

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Unsolide Hypothesenbildung

    26.07.2017, Prof. Dietrich H. Nies, Halle (Saale)
    Nun mal langsam. Immer wieder diese unsinnige Diskussion, ob Viren leben oder nicht. Können sie nur wichtig, verbreitet, interessant, et cetera sein, wenn sie leben? Solide wissenschaftliche Hypothesenbildung hat die Grundforderung (i) Falsifizierbarkeit, (ii) Ockham, (iii) Aufbau auf grundlegenden Erkenntnissen. Grundlegende Erkenntnisse sind die drei Hauptsätze der Thermodynamik. Der Lebensprozess wurde auf dieser Grundlage beispielsweise von Erwin Schrödinger (1948) in "What is Life?" definiert: Energietransformation abgegrenzter Systeme, wobei die interne Ordnung (Negentropie) erhöht wird und dies durch stärkere Entropieabsenkung außen überkompensiert wird. Ganz einfach. Viren können keine eigenständige Energietransformation durchführen und damit leben sie nicht, wie seit 60 Jahren glasklar ist, egal, wie viel Gene ein Virion trägt und wie verbreitet und wichtig Viren sind. Der Autor weiß dies natürlich und flanscht mal eben eine Hilfshypothese an: Die virusinfizierte Zelle lebt! Dies wird als »Viruzelle« flux neu definiert und somit »Virus« über die »Viruzelle« als lebendig definiert unter Akzeptanz der Tatsache, dass ein Virion nicht lebt. Dieser Brechstangen-Argumentation kann ich nicht folgen. Viren sind tolle, hochinteressante Systeme, haben vermutlich wirklich zur Entstehung des Zellkerns beigetragen (neue Phagenliteratur wurde im Artikel gar nicht erst zitiert), sind weit verbreitet, vielleicht ist die ukrainische Phagentherapie wirklich hilfreich, alles prima, aber warum müssen die Dinger nun unbedingt leben? Dann leben Plasmide, genomische Inseln, konjugative Transposons auch.
  • Mit Funk hat diese Stimulation nichts zu tun

    26.07.2017, Spatenpauli
    Der Autor des Beitrags verwechselt Funk mit niederfrequenten elektrischen Feldern, dies sind zwei grundsätzlich unterschiedliche Wirkmechanismen. Nicht alles was drahtlos wirkt muss auch gleich Funk sein, man denke nur an die Kraftwirkung von Dauermagneten oder die magnetische Induktion, die bei Induktionsherden zur Anwendung kommt.
  • Insekten und Landwirtschaft

    26.07.2017, Ina Müller
    S.g. Herr Dr. Lingenhöhl, vielen Dank für den Versuch, den Medienhype um das Insektensterben einzuordnen. Was mir etwas zu kurz kommt, ist die tägliche Überbauung von immer noch ca 70 Hektar (frachtbaren) Ackerlandes, eine Umweltgesetzgebung, die zu immer sauberen Flüssen (Nahrungsmangel für Plankton => Insektenlarven => Fische / Vögel) und ausgeräumteren Landschaften (Misthaufen? Verboten wegen Emissionen? Außenklimaställe? Verboten wegen Emissionen). So entzieht man Insekten auch Nahrungsquellen? http://www.spiegel.de/spiegel/bodensee-klimawandel-und-fremde-fischarten-veraendern-das-gewaesser-a-1159252.html
    Stellungnahme der Redaktion

    Ja, das spielt alles eine Rolle (und wird auch im Artikel angedeutet wie die Verbauung). Wir bleiben an dem Thema dran

  • Bequemer Sündenbock...?

    26.07.2017, Thomas
    ...der mehr als die Hälfte der Fläche unseres Landes einnimmt? (http://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/384/bilder/2_abb_flaechennutzung-d_2017-02-15.png) - Im Vergleich zu mickrigen 14 % Verkehrs- und Nutzfläche?

    Aha.
    Stellungnahme der Redaktion

    Die Landwirtschaft spielt eine gewaltige Rolle - sie spielt sie aber auch wegen des Verhaltens von uns Verbrauchern. Deshalb darf der Fingerzweig nicht nur auf die Bauern gehen.

  • Warum sterben andere Insektenfresser dann nicht aus?

    26.07.2017, Frank
    Wenn es einen Rückgang an Insekten gibt - warum haben wir dann aber stabile oder sogar steigende Bestände an Fledermäusen? Die fressen ebenfalls Insekten und müssten also ebenfalls weniger werden. Dazu kommt noch, dass Fledermäuse sogar massive Verluste durch Windkraftanlagen haben - je nach Expertenmeinung ist da von einigen 100.000 toten Fledermäusen oder sogar von mehr als einer Million pro Jahr die Rede. Wenn Fledermausbestände trotz dieser hohen Verluste insgesamt etwa stabil bleiben - dann muss es ja genügend Futter geben. Wie passt das mit einem Insektensterben zusammen?

    Diese Überlegung betrifft auch alle anderen Insektenfresser. Spinnen, Reptilien Amphibien und andere. Bei diesen Arten sind keine Rückgänge durch Nahrungsmangel zu beobachten, oder hat jemand das Gefühl dass es weniger Spinnen gibt? Reptilien und Amphibien sind zwar bedroht, bei ihnen sind aber üblicherweise komplette Vorkommen bedroht, wenn sich ihre Biotope verändern. Dann verschwindet meist das komplette Vorkommen. Das passiert aber fast nie, weil dort Nahrungsmangel auftritt, sondern weil Laichgewässer verschwinden, Flächen zuwachsen oder Straßen oder Gebäude gebaut werden.

    Beim Rückgang von insektenfressenden Vögeln übersehen wir vielleicht den Fakt, dass sie in Nordafrika in den riesigen Vogel-Fangnetzen sterben. Insektenfresser sind ja alle Zugvögel (im Winter gibt es keine Insekten bei uns).
    Stellungnahme der Redaktion

    Bei Fledermäusen (zumindest bei den Arten in Siedlungsnähe) spielt die im Artikel erwähnte Lichtverschmutzung eine wichtige Rolle. Die vom Licht angelockten Insekten sind eine leichte Nahrungsquelle. Ein großer Teil der Fledermausverluste geht übrigens auf das Konto von ziehenden Tiere aus anderen Regionen Europas.

    Was das Insektensterben angeht, betrifft es bestimmte Gruppen überproportional: Schmetterlinge, Wildbienen, Heuschrecken... Hier schwinden Arten und Populationen, weniger stark betroffen sind dagegen Fliegen oder Blattläuse. Spinnen oder Eidechsen können also durchaus kompensieren.

    Ja, der Vogelfang in Afrika und im Mittelmeerraum ist ein Problem, allerdings weniger für Segler oder Schwalben. Diese ziehen normalerweise in Höhen, in denen sie nicht in die Netze gehen.

  • Kühltürme

    25.07.2017, bk
    Oft würde es reichen, die Wärme über Verdunstung in Kühltürmen abzugeben. Die Verdunstungenergie von Waser entspricht rechnerisch dem 540-fachen der Erwärmung um ein Grad, somit ist der Wasserbedarf nur einen Bruchteil so groß. Bei Trockenkühltürmen kommt man auf Kosten des Gesamtwirkungsgrads fast ganz ohne Wasser aus.
    Kernkraft pauschal als "Schwachsinn" zu bezeichnen ist kindisch. Lifecyclestudien kommen zum Ergebniss, dass sie inklusiver aller Unfälle vom Uranabbau bis zur Endlagerung eine der sichersten Energieerzeugungsarten ist, besser als alles fossile und Biomass und auf dem Niveau von Windkraft und Co..
  • andere welt?

    25.07.2017, rene
    Ich bin viel in BW, RP, H unterwegs war, ich habe überall viele wilde ecken gesehen, abwechslungsreiche felder, keine kmlangen monokulturen. Grosse streifen/felder mit insektenfreundlichen pflanzen, jede menge einheimische pflanzenarten. wilde streuhobstwiesen ohne ende, dichte hohe hecken. Viele gärten haben vogelhäuser oder was für insekten, bienenhotel etc. die wenigsten bestehen nur aus 20mm golfrasen, buchsbaum und kirschlorbeer
    Vielleicht die gifte für bauern weiter einschränken und für privatleute verbieten.

  • Hybris der PR

    25.07.2017, Jakob
    Das Verhalten eines Menschen vorherzusagen kann kein Mensch, und Computer schonmal gar nicht. Das gilt erst recht, wenn man nur über unvollständige, völlig fragmentarische Einblicke in das Leben eines anderen verfügt.
    Wenn ich zum Beispiel bei Amazon ein Buch kaufe, heißt das noch lange nicht, dass ich mich für das Buch interessiere. Vielleicht kaufe ich es auch nur als Geschenk für jemand anderen. Der Data-Mining-Algorithmus weiß das nicht, der Marktforscher mit seinen klassischen Umfragen schon. Und solche Ausnahmen sind eher die Regel.
    Entsprechend sind fast alle Empfehlungen, die ich bei Amazon, Google/Youtube und Konsorten bisher erhalten habe nur als schlecht zu bezeichnen. Algorithmen haben mich sogar schon unterschiedlichen Geschlechtern und Nationalitäten zugeordnet.
    Marketing-Leute könnten ebensogut den Vogelflug beobachten oder in Eingeweiden lesen, Niemand wird jemals die Zukunft vorhersagen können. Diese ganze Datensammlung ist als Flop geboren, irgendwann wird das den Leuten auffallen. Nutzen hat es nur für oppressive Regimes und andere Verbrecher.
  • Meine Erfahrung mit den "Insektensterben"

    25.07.2017, thomas
    Auch wenn es nur meine Erfahrung ist und nicht verallgemeinert werden kann:
    Ich habe in den letzten zwei Jahren erstmals Gottesanbeterinnen und Blattschneiderbienen beobachten können und zwar auf einem Univerisitätscampus und im Garten meines Vaters. Der Garten meines Vaters hat sich durch einfachste Mittel ( Anbringen eines Insektenhotels und Ersatz von Teilen einer abgestorbenen Thujenhecke mit blühenden Sträuchern wie Kornelkirschen) deutlich verändert. Die Zersiedelung von Lebensräumen und die oft zu beobachteten Wüsten aus Einfamilienhäusern mit Thujenhecken und Einheitsrasen tragen wohl auch stark zu dem Insektensterben bei, die Landwirtschaft ist eher ein bequemer Sündenbock.
  • "Toll! Weniger Mückenstiche ..."

    25.07.2017, Florian Mengedoht
    Ich befürchte, vielen ist nicht bewußt, was es für negative Folgen haben kann, daß es plötzlich viel weniger Insekten und damit z.B. weniger Vögel gibt. "Ist halt schad, aber Hauptsache wir lassen es uns gut gehen." Ökologie wird von zu vielen als Luxus angesehen, den man sich leistet, wenn man sonst kein Problem hat. Wie kann man denen die katastrophalen Langzeitfolgen dieses Artensterbens vor Augen führen? Mit rationalen, "oberlehrerhaften" Argumenten ist das schwierig..
  • Unter dem Vorwand des Umweltschutzes...

    25.07.2017, Rene Macon
    Die kritischen Auswirkungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und insbesondere des Biokrafstoffquotengesetzes auf die Landwirtschaft auf die Artenvielfalt sind schon seit längerem bekannt. Vgl. etwa: Melillo et al. (2009), J. Melillo, J. Reilly, D. Kicklighter, A. Gurgel, T. Cronin, S. Paltsev, B. Felzer, X. Wang, A. Sokolov, C. A. Schlosser, Indirect Emissions from Biofuels: How Important?, Science 326, 13, 2009, S.1397-1399.

    Unter dem Vorwand des Umweltschutzes hat man mit diesen Gesetzen der Agrarindustrie zu enormen Einnahmezuwächsen verholfen. In Deutschland wurde der Trend zum Rückbau der landwirtschaftlichen Nutzfläche ins Gegenteil verkehrt. Stichwort "Vermaisung der Landschaft"...
  • 4. Private Gärten - zu 3 "Biogas und Wohnverdichtung.

    25.07.2017, Gerhard
    @Robert. Kann ihrem Beitrag zustimmen. Durch Nachverdichtung und andere Maßnahmen gehen große Gärten tatsächlich zurück. Was allerdings wohl in der Summe noch mehr ins Gewicht fällt sind die neuen Gartentrends. Viele Hausbesitzer wollen einen absolut pflegeleichten Garten, entweder weil Sie schon recht alt sind oder aber absolut unabhängig (Reisen) sein möchten. Deshalb gibt es immer mehr "Steingärten", gerne kombiniert mit großen Rasenflächen, die mit Robotern gemäht und mit Buchs o.ä. dekoriert werden. Was zunehmend in Gärten und an Dorfrändern fehlt sind Nutzpflanzen, Obstbäume, heimische Sträucher und halbverwilderte Gartenflächen.

    Stellungnahme der Redaktion

    Kleine Bemerkung am Rand: Der Buchs sieht auch bald nicht mehr schön aus - denn ein Insekt profitiert von ihm: der eingeschleppte Buchsbaumzünsler... ;-)

  • Wollen wir unbedingt nur noch 'Menschen' auf unserem Plaeten haben?

    25.07.2017, Markus Dosch
    Auch als 'normaler' Bürger stellten wir fest, dass die Schmetterlinge und andere Kleintiere immer weniger werden, obwohl wir unseren Garten mit Blühern ausstatten. Aber das ist zu wenig, denn diejenigen, die nur einen 'Teppichrasen' wollen, werden immer mehr! Nun sind die Medien gefragt, dieses wichige Thema in die Breite zu tragen, dass auch der letzte Bürger begreift, dass wir ohne die Natur der Tiere und selber am meisen schaden.
  • Mehr Menschen im arbeitsfähigen Alter?

    25.07.2017, MarcGyver
    Ist es tatsächlich so, dass das ein so positiver Aspekt ist? Das ist eine ernstgemeinte Frage, weil mir da vermutlich nicht alle Zusammenhänge bekannt sind.
    Zum Einen müsste es dafür erst mal genügend Arbeit geben, deren Erledigung tatsächlich den Wohlstand der Arbeiter fördert. Hier in Europa würde das ja nur zu einer höheren Arbeitslosigkeit, Lohndumping etc. führen. Allerdings fehlt mir dazu der Einblick in typische Arbeiten vor allem südlich der Sahara. Wenn die Leute dort großteils mit Arbeiten beschäftigt sind, die vor allem das eigene Überleben sichern, wären mehr Arbeitsfähige, die aber auch ernährt werden müssen, sicher der Redundanz wegen hilfreich. Mehr aber womöglich auch nicht, weil viele Arbeiten vermutlich nicht so skalieren, dass die Anzahl der Versorgten exponentiell mit der Anzahl der Versorger steigt.
    Zum Anderen bedeutet "viele Arbeitsfähige in Relation zu den Kindern" aber auch, dass diese Arbeitsfähigen später als viele "Rentner" (ich schätze mal, dass es so was wie Renten in vielen Ländern gar nicht gibt) von wenigen Arbeitsfähigen (den damaligen Kindern) mit versorgt werden müssen. Allerdings entspräche es wohl dem Stil der Zeit, diesen Punkt auszublenden, weil Quartalszahlen und Rendite erst mal wichtiger sind als langfristige Folgen und Tendenzen. Oder aber man hofft, dass der technologische Fortschritt es später für die wenigen Arbeiter einfacher machen wird, die vielen Alten zu versorgen.
    Aber ich schätze wie gesagt, dass mir da einige Zusammenhänge nicht bekannt sind.
  • Biogas und Wohnverdichtung

    25.07.2017, Robert
    Mein Eindruck ist: Gerade bei der Produktion von Biogas entstehen zunehmend Monokulturen. Man sieht das hier immer häufiger, klilometerweise Mais. Da sollte man meiner Meinung nach den Anbau vielfältiger Pflanzen deutlich fördern. Ich habe auch nichts dagegen, wenn der Landwirt dann, für die Mehrarbeit und sein Engagement, finanziell entlohnt wird, er arbeitet damit ja auch für den Umweltschutz und somit für uns alle.
    Ein großes Problem bei uns ist, daß wir in einer deutlich wachsenden Stadt leben und dadurch immer mehr alte Häuser mit großen Grundstücken abgerissen werden und durch Mehrfamilienhäuser ersetzt werden. Statt einem großen Garten mit alten Bäumen und Hecken stehen dann dort fünf Mehrfamilienhäuser mit gepflasterten Autostellplätzen. Unser Stadtteil hatte mal den Spitznamen "Gartenstadt", das ändert sich gerade.
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