Direkt zum Inhalt

Kommentare - - Seite 987

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Größtes Problem: Die Zeit

    27.04.2010, Alexander Friedo, Stedtlingen
    Der Artikel wird sicher viel kritische Resonanz im technisch und naturwissenschaftlich begabten Leserkreis finden.

    Ein Problem wird leider bei der Kernfusion immer total vergessen und auch im Artikel nicht erwähnt: der Faktor Zeit (sowohl bei der Reaktion selbst als auch im energiepolitischen Sinne).

    Die Kernspaltung ist ja, aus heutiger Sicht betrachtet, total easy zu handhaben: Die startet erstens "kalt", zweitens von selbst und läuft drittens als Kettenrekation ganz von alleine ab, weil sich im Laufe der Reaktion immer mehr spaltungsauslösende Neutronen bilden als zum Aufrechthalten gebraucht werden. Die Reaktion wird dadurch, falls man den Neutronenstrom nicht künstlich auf ganz genau 1,0 bremst, nach Mikrosekunden in einer Explosion enden. In unseren KKWs kann man das aber ganz locker und ohne großes Gefummel mit Wasser nach dem Prinzip Schnellkochtopf regeln, deswegen kann's da auch niemals eine Explosion geben. Und genau bis hierher habe ich auch nichts dagegen.

    Die Spaltung läuft nun theoretisch solange, bis der letzte Kern gespalten ist. Übrig bleibt radioaktiver Abfall - das ist das eigentliche Problem dabei. Und das Uran 235 ist irgendwann alle. (Ok, ok: Wir können aus massenhaft vorhandenem U238 und Th232 spaltbares Material nachproduzieren, das würde die Energiekrise etwas hinauszögern, und wir könnten ein paar der vorher großzügig weggeschmissenen Neutronen sinnvoll weiterverwenden.)

    Bei der Kernfusion ist alles völlig anders, dabei sind die (Hauptreihen-)Sterne überhaupt nicht unser Vorbild: Die Kernfusion läuft nämlich nur unter extremen Zwängen ab, und selbst dann nur sehr langsam. Bis sich unter den Bedingungen in der Sonne eine Menge Wasserstoffkerne in ein Viertel der Menge Helium umgewandelt haben, dauert das 11 Milliarden Jahre (den roten und den asymptotischen Riesenast lasse ich großzügig weg, das macht die Sache sonst noch komplizierter).

    Nun kann man ja, um das Reaktionstempo zu erhöhen, die mickrigen 15 Mio. Kelvin in der Sonne verzehnfachen und die im Labor erreichten 150 Mio. Kelvin benutzen. Da die Temperatur beim H-Brennen in die 6. Potenz eingeht, erreichen wir nun eine millionenfache "Abbrenngeschwindigkeit" gegenüber der lahmen Sonne: 11*109/1*106 macht aber immer noch 1100 Jahre. Das ist immer noch zu langsam für uns, unser Prozeß darf nur Mikrosekunden dauern.

    Gleichzeitig verunreinigt das nach und nach entstehende Helium unser Reaktionsgemisch, sofern wir es nicht beherrschen, es zu entfernen, was uns das Reaktionstempo immer weiter versaut. Jeder Stern kämpft im Laufe seines Lebens (und bei mehr als anfangs 0,8  Sonnenmassen auch mehrmals) mit diesem Problem und muß "Maßnahmen" ergreifen, diesen Verlust der anfänglichen Effizienz zu kompensieren. Wir können das im Labor aber niemals! Wir werden also nie aus "echtem Weltraum-Wasserstoff" Strom erzeugen können.

    Auf der Erde müssen wir uns, um in den "Genuß" der Kernfusion zu kommen, stattdessen anderer leichter Elemente bedienen, Deuterium, Tritium und Lithium, weil die uns eine schnellere, aber auch nur unsaubere, Reaktion ermöglichen: Bei deren Fusion entstehen nämlich Neutronen, die irgendwie wieder radioaktiven Abfall erzeugen und uns die Grünen aufs Programm rufen. Außerdem muß ich daran erinnern, daß außer Deuterium, was bisher quasi sinnlos als kleiner Bestandteil des Wassers vom Himmel fällt, die beiden anderen Elemente nicht ganz so trivial sind: Tritium gibt's praktisch gar nicht und ist außerdem radioaktiv, und das schon aus kosmologischen Gründen sehr seltene Lithium verplant die Menschheit gerade eben für Hochleistungsakkus und wenn bis in 50 Jahren noch was übrig sein sollte, für den "Tritium-Trick", wodurch es entgültig von der Erde verschwindet. Das heute in Form von Joghurtbechern usw. entsorgte Erdöl können wir uns später wenigstens von den Müllhalden wieder zurückholen.

    Wenn nun also die Amis oder wir in 50 Jahren oder mehr die "unsaubere" Kernfusion mit bis dahin wahrscheinlich unbezahlbaren Materialien in Griff bekommen haben sollten, sind andere Stromerzeugungstechniken längst etabliert. Ich möchte wetten, daß unser Strom dann zum größten Teil aus der Wüste kommt und mit billigstem, weil massenhaft vorhandenem Silizium aus immer vorhandenem, kostenlosem Sonnenlicht erzeugt wird.

    Und ich entdecke noch ein großes Problem der Kernfusion: Das ersehnte "Break-even" heißt ja, wir erzeugen an diesem Punkt so viel Strom, wie wir hineinstecken, um den Prozeß aufrecht zu erhalten, verballern aber gerade sinnloserweise irgend welche knappen Rohstoffe. An diesem Punkt wird für mich der Wirkungsgrad erstmals positiv, nämlich gleich Null. So lange ein Wirkungsgrad von nicht wenigstens 30 Prozent in Sicht ist, würde ich meinen, wir sollten das Geld und den Hirnschmalz in andere Projekte stecken.

    Uns heute empfehle ich, die teuer erstandenen Li-Akkus aus Laptops und Telefonen nicht einfach so achtlos wegzudonnern, wenn sie nach ein paar Jahren Benutzung gehimmelt sind, sondern noch 50 Jahre in irgend einer Kiste in der Garage zu lagern. Dann können wir sie für schweres Geld an die Nachnutzer von NIF und ITER (e.on, RWE, ...) verklingeln und uns auf diese Art für die letzten Stromrechnungen rächen.

    Apropos Recycling: Wo kann ich eigentlich meine defekten Energiesparlampen abgeben? Die enthalten teuren und giftigen Quecksilberdampf und massenhaft seltene oder knappe Metalle wie Zinn, Kupfer, Silber, Gold, Yttrium (im Leuchtstoff)...
  • Salzkonzentration

    27.04.2010, Peter Kohler
    Wie kann die Salzkonzentration höher sein, als im Toten Meer?
    Im Toten Meer ist die Salzkonzentration maximal; das Salz kristallisiert aus (Wer barfuß durch das Wasser läuft, spürt die würfelförmigen Salzkristalle am Boden)
    Stellungnahme der Redaktion

    Sehr geehrter Herr Kohler,



    vielen Dank für Ihre Zuschrift. Auch wenn die Salzkonzentration im Toten Meer extrem hoch ist, sie liegt dennoch hinter jener des Don-Juan-Sees zurück - und nimmt weltweit gesehen nicht einmal den zweiten Platz ein: Noch vor dem Toten Meer rangiert der Assalsee in Djibouti mit einer Salzkonzentration von 34,8 Prozent. Der gemeinhin als salzreichste betrachtete See zwischen dem Westjordanland und Jordanien kommt hingegen nur auf 33,7 Prozent, während der Don-Juan-See sogar über 44 Prozent aufweist.



    Eine gesättigte Kochsalzlösung (Natriumchlorid in Wasser) hat bei 20 Grad Celsius eine Konzentration von 35,8 Prozent: Sie liegt also schon über den Werten des Toten Meers. Mit steigenden Temperaturen und damit steigender Verdunstung nimmt die Konzentration weiter zu, bis die Lösung übersättigt ist und das Salz ausfällt. Wärme kann für die kalte Antarktis natürlich nicht gelten: Doch die Luft im Tal des Don-Juan-Sees ist extrem trocken und nimmt daher Feuchtigkeit auf, weshalb sich das Salz in der verbleibenden Lösung durch Verdunstung bis zur maximalen Konzentration anreichert, bevor Salz auskristallisiert.



    Und noch ein Punkt kommt hinzu: Im Don-Juan-See ist nicht nur Natriumchlorid gelöst, sondern auch viele weitere Verbindungen, die sich leichter lösen und schwerer ausfallen. Dazu gehört vor allem Kalziumchlorid, das in der Lösung allein schon mehr als 40 Prozent des Salzgehalts verantwortet. Die Temperaturabhängigkeit von Salzen ist nicht immer die gleiche: Die Lösungsenthalpie kann auch negativ sein, dann wird die Löslichkeit in der Kälte besser, was die Konzentration entsprechend erhöhen kann. Es sind also höhere Salzmengen in Lösung als im Toten Meer durchaus möglich.



    Mit freundlichen Grüßen


    Daniel Lingenhöl


    Redaktion spektrumdirekt

  • Klüger wären andere Ziele

    26.04.2010, Manfred Knapp
    Ihr werdet sein wie Gott!
    Die uralte Menschheitssünde!

    Die Kernfusion im Reaktor als unerschöpflicher Energielieferant ist nicht möglich, die Forschungsgelder
    werden von Phantasten sinnlos verschleudert. Der Beweis dafür ist die erfolglose Forschungsarbeit auf diesem Gebiet.

    Vielleicht ist das auch gut so, denn wer garantiert die Beherrschbarkeit einer Kernfusion, wenn sie in Gang gekommen ist?

    Klüger wäre es, nach wirtschaftlichen Wegen für die
    Entsorgung von atomaren Abfällen zu suchen.
  • Aprilscherz

    23.04.2010, H. Weiche, Garbsen
    Der Artikel war sicher nicht ernst gemeint, denn statt Hochhäusern soll es eigentlich unter die Erde gehen. Gleich bleibendes Klima und absoluter Schutz vor Umwelteinflüßen sind wahre Trumpfkarten. Und nicht zuletzt lassen sich endlich aus dem Aushub vernünftige Skigebiete in der Sahara aufschütten.
  • Voreilige Schlussfolgerungen

    23.04.2010, Dr. Gilbert Brands
    Innerhalb von ein paar Jahren eine signifikante Änderung des Genpools zu postulieren, ist wohl ein wenig unglaubwürdig, denn morphologische Änderungen dieser Qualität setzen sich in solchen Zeiträumen - selbst unter Zuchtbedingungen für Stammvieh - nicht um. Hier wird es sich eher um ein verhaltensimmanente Optionen halten, die je nach äußeren Bedingungen wahrgenommen werden können oder nicht.

    Außerdem ist das ein weiteres Beispiel, dass die ewigen Umweltkatastrophenbedenkenträger auf die Plätze verweist. Die Natur passt sich mal wieder schneller an, als den Naturschützern die Argumente einfallen.
  • Katastrophale Energiebilanz

    20.04.2010, Dr. Reinhard Malz, Fellbach
    Der Autor mag mit seinen kleinräumigen, durch erneuerbare Energien angetriebenen Kreislaufprozessen wohl Ökologisches im Sinn gehabt haben. Doch sein Konzept hat einen blinden Fleck, nämlich die katastrophale Energiebilanz für die Beleuchtung:
    Eine ebenerdige landwirtschaftliche Fläche der Größe A soll ersetzt werden durch ein Hochhaus mit N Etagen, gebaut auf der Grundfläche A/N. Seine Produktionsfläche ist also N*A/N = A und benötigt daher auch eine künstliche Beleuchtung entsprechend der Solarstrahlung auf die Fläche A. Auch bei optimiertem Lichtspektrum benötigt man zur Erzeugung dieser Lichtleistung rund die dreifache elektrische Leistung, zur Erzeugung der elektrischen Leistung mit Fotovoltaik (bei einem optimistischen Wirkungsgrad von 30 Prozent) insgesamt also die zehnfache Fläche der ursprünglichen Anbaufläche nur für die Energiebereitstellung - zusätzlich zum Hochhaus.
    Welch eine Flächenverschwendung! Dann doch lieber ein Acker der Größe A, der mit einem Fotovoltaikkraftwerk am schmalen Feldrain oder mit einem Windkraftwerk in einer winzigen Ecke den Strom für den E-Traktor und den E-LKW gleich mitproduziert.
  • Wie lebensfeindlich ist Perchlorat?

    20.04.2010, Prof. Dr. Dieter Rehder, Hamburg
    Ihr schöner Artikel über die Phönix-Mission auf dem Mars veranlasst mich zu einem Kommentar. Die erstaunlichen Perchloratfunde werden, da Perchlorat ein äußerst starkes - und damit eigentlich lebensfeindliches - Oxidans ist, immer wieder als ein Indiz dafür bemüht (nicht im vorliegenden Artikel), dass es auf dem Mars keine primitiven Lebensformen geben kann.

    Zum einen finden sich auf unserem Planeten aber sehr wohl Bakterien, die Perchlorat verwerten, indem sie es mittels eines Enzyms, der Perchloratreduktase, zu Chlorit (ClO2-) reduzieren. Beispiele sind Paracoccus halodenitrificans, Citrobacter sp. und Dechlorosoma sp. Zum anderen können wässrige Lösungen von Perchlorat bis zu einer Temperatur von minus 70 Grad Celsius flüssig bleiben, und damit die "Liquidität" eines potenziellen wässrigen Lebensraums auch bei durchschnittlichen Oberflächentemperaturen auf dem Mars sicher stellen.

    Weiterhin sei bemerkt, dass in dem vom Mars stammenden Meteoriten ALH84001 (1. Metoritenfund im Jahre 1984 in Alan Hills, Victoria Land, Antarktis) hochreine Kriställchen des (Bio-)Minerals Magnetit = Fe3O4 gefunden wurden. Hochreiner Magnetit wird auf unserem Planeten von magnetotaktischen Bakterien synthetisiert und daher von einigen Forschern als Biomarker angesehen (Quelle: K. L. Thomas-Keprta et al., "Origins of magnetite nanocrystals in Martian meteorite ALH84001", Geochim. Cosmochim. Acta 73 (2009) 6631-6677).

    Die Mars-Magnetite in ALH84001 datieren 4,1 Milliarden Jahre zurück (zu jener Zeit besaß der Mars noch ein globales Magnetfeld), und sind damit 0,6 Milliarden Jahre älter als die primitivsten auf der Erde gefundenen Lebensformen.
  • Titel Ihres Leserbriefes

    20.04.2010, Wetzel, Guben
    Im Gegensatz zu Nord und Süd ist Ost und West nur richtungsbezogen und nicht mit einem Ort in Verbindung zu bringen.
    Der Artikel macht da offensichtlich von einer anderen Definition Gebrauch. Wie ist dieses Rätsel zu lösen?
    Stellungnahme der Redaktion

    Ganz einfach: Der nullte Längengrad teilt den Planeten - und seinen Kern - in eine östliche und eine westliche Hemisphäre.

  • Chimärenrechte

    19.04.2010, Frank Simon, Lorch
    Wenn keine höhere Macht mehr dem Menschen „Würde“ verleihen darf, spricht man also von „Menschenrechten“. Doch wehe der Menschheit, die ihre letztgültigen Rechte selbst festlegt, ohne Werte außerhalb ihrer selbst zuzulassen. Wer sich selbst als Chimäre bezeichnet, behandelt letztlich auch andere so.

    Wenn Menschen sich aber als Geschöpfe Gottes wahrnehmen, anerkennen sie die Autorität ihres Erschaffers und beziehen von ihm ihre Ebenbildlichkeit. Würde, Werte und Rechte sind dann nicht mehr der Beliebigkeit des Zeitgeistes unterworfen, sondern werden von dem in Christus offenbarten ewigen Geist gestaltet und garantiert. Es ist ungleich besser, in der Hand des liebenden himmlischen Vaters geborgen als dem Machbarkeitswahn neomoderner Materialisten ausgeliefert zu sein.
  • Das gibt es schon

    15.04.2010, Karl Bednarik, Wien
    [Zufallsgeneratoren, die echte Zufallszahlen erzeugen (Anm. d. Red.)] gibt es schon längst hier, schneller und einfacher:

    http://www.fourmilab.ch/hotbits/

  • Gebrochen, nicht gebeugt!

    15.04.2010, Jürgen Ganzel
    Nach einem langen Australienaufenthalt konnte ich jetzt erst die "Weihnachtliche Krönung" lesen. Ich würde sagen, das Licht wird hier gebrochen und nicht gebeugt. Das Mineral, das wirklich Licht beugt, findet der aufmerksame Beobachter jedoch gerade in Australien. Die Römer kannten es schon und beschrieben es weise als Stein des Lichts: Edelopal mit einem fast perfekten Beugungsgitter bestehend aus wirklich sehr kleinen Sliziumdioxidkügelchen in einer kubischen oder auch hexagonal dichten Packung - eine selbstorganisierte Kieselsäure. Da die Kugeln eine Größe in der Wellenlänge des sichtbaren Lichts haben, wird hier tatsächlich das Licht gebeugt. Sind die Kugeln etwas größer, sehen wir mehr rot (selten); sind sie kleiner, sehen wir mehr grün und blau. Zudem sehen wir verschiedene Farben wenn der Opal bewegt wird (Gesetz von Bragg/Röntgenbeugung am Kristallgitter). Heute wissen wir, dass es sich beim Opal um einen von der Natur produzierten photonischen Halbleiter handelt, der eigentlich nur ein Kolloid/Gel in hohem Organisationsgrad ist. Eben ein schöner Edelstein mit vielleicht enormer Zukunft.
  • Die Rolle der Gefühle in Theater und Film

    14.04.2010, Hans Kolpak
    Warum gibt es Publikumserfolge? Welche Schauspieler werden gerne gesehen? Zuschauer spüren den Unterschied zwischen echten Gefühlen und vorgetäuschten Gefühlen. Sie haben Lieblingsschauspieler. Mit diesen wollen sie echte Gefühle erleben. Der Erfolg von Theater und Film beruht auf Emotionen, nicht auf Verstandesleistungen. Diese Forschungsarbeit drängt das deutsche Regietheater noch weiter ins internationale Abseits. Ist das nicht ernüchternd?
  • Diesen Beitrag lese ich immer wieder

    09.04.2010, Thomas Schlüter
    Der Online-Artikel "Welt aus Quarks" ist wirklich gelungen - inhaltlich und von der Bebilderung. Er ist auf jeden Fall besser als Wikipedia oder sonstige Internetseiten, und ich bin schon mehrmals zurückgekommen, um ihn noch einmal zu lesen!
    Weiter so!
  • neuer Eukaryont ?

    09.04.2010, Klaus Wernicke
    Nach den Informationen aus dem Artikel zu schließen, muss die (Neu-)Klassifizierung bereits bei der eukaryontischen Zelle ansetzen.

    Bisher unterscheidet man zwischen sechs Typen von Eukaryonten, je nachdem, wie sie sich via endo-Symbiose aus verschiedenen prokaryontischen Einzellern aufgebaut haben. Vier dieser Eukaryonten gibt es nur als Einzeller (z. B. Amöben), aus einer Art, den Archaeplastiden, setzen sich alle mehrzelligen Pflanzen, aus einer anderen, den Opisthokonten, alle mehrzelligen Pilze und Tiere zusammen.

    Wenn nun die Loricifera keine Mitochondrien haben, sondern stattdessen anaoerobe Prokaryonten (die dann ja Teile der eukaryontischen Zelle wären), müsste man eine neue Eukaryonten-Klasse definieren.

    Das hieße gleichzeitig, dass die Loricifera keine Tiere wären (auch keine Pilze oder Pflanzen), sondern etwas völlig Neues!
  • Verschiedene Informationsbegriffe

    07.04.2010, Dr. Gunter Berauer, München
    Antwort auf Herrn Springers Reaktion auf meinen Leserbrief „Erhaltungssatz der Information?“

    Vielen Dank an Herrn Springer für seine Replik auf meinen Leserbrief, auf den ich hiermit noch einmal reagieren möchte.

    Die zeitreversible Schrödingergleichung beschreibt die Entwicklung der Wellenfunktion eines „Objektes“, oder besser gesagt, eines Teils der Welt (gleich welcher Größe), zwischen zwei Wechselwirkungen dieses Teils mit anderen Teilen der Welt. Der wesentliche Unterschied zur klassischen Physik besteht darin, dass diese Differentialgleichung nicht die zeitliche Entwicklung von physikalischen Größen, sondern nur die Entwicklung der Wahrscheinlichkeiten beschreibt, mit denen bei einer Wechselwirkung die verschiedenen Werte einer physikalischen Größe auftreten können. Determinismus oder Mikrokausalität gibt es daher nur für Wahrscheinlichkeitsfunktionen, nicht für physikalische Werte, die ich hier zur Abgrenzung von den Wahrscheinlichkeiten als „Fakten“ bezeichnen möchte.

    Fakten entstehen erst bei einer geeigneten Wechselwirkung, wobei die Wellenfunktion zufällig auf einen der dann möglichen Werte kollabiert. Wegen dieses Zufallsspiels gibt es für Fakten keine Mikrokausalität und damit auch keinen Erhaltungssatz für Informationen, vorausgesetzt man versteht Informationen wie üblich als Anordnungen von Fakten. Wegen der unzählig vielen Wechselwirkungen zwischen den Teilen einer abbrennenden Bibliothek, ist damit ganz sicher die Information über die ursprüngliche Struktur des Gebäudes, der Bücher und deren Inhalte auch prinzipiell nicht mehr in den Rauchschwaden und der Asche wiederzufinden.

    Wie sieht es nun mit Teilen der Welt aus, die nicht (oder nach einer bestimmten einmal stattgefundenen Wechselwirkung) zumindest längere Zeit nicht mehr mit ihrer Umwelt wechselwirken?
    Bei solchen, nach einer einmal stattgefundenen Wechselwirkung isolierten Objekten gibt es in der Tat gewisse Invarianten. Eine solche wäre z.B. bei einem Elektron das Produkt der effektiven Breiten der Wellenfunktionen des Ortes und des Impulses, bzw. das Produkt der Unschärfen oder der Genauigkeiten von Ort und Impuls. Dieses Produkt wird in einer einmal stattgefundenen Wechselwirkung festgelegt und bleibt erhalten, weil sich mit der Zeit die Wellenfunktion des Ortes zwar verbreitert (Dispersion), die des Impulses aber gleichzeitig entsprechend einschnürt (denn beide Wellenfunktionen bilden ein Fourier-Paar). Man kann also in der Tat sagen, dass in Ruhe gelassene Objekte zumindest gewisse Dinge nicht vergessen. Problematisch wird es allerdings, diese Invarianten als Information zu bezeichnen, weil sie sich nämlich jeder Beobachtung entziehen, und damit sich nicht „auslesen“ lassen. Beobachten kann man nur physikalische Größen, niemals das Produkt von momentan vorliegenden Unschärfen. Zum Auslesen wäre auch eine Wechselwirkung erforderlich, die aber genau die Unschärfen von Ort und Impuls wieder neu festlegt. Die vorherige Invarianz beeinflusst (zusammen mit der Messvorrichtung) lediglich die Bereiche aus denen beim Kollaps die neuen Werte (per Zufall) realisiert werden können, aber sonst nichts.

    Der quantenmechanische Informationsbegriff ist damit eine fiktive, unbeobachtbare Größe. Man sollte dafür besser nicht das Wort Information verwenden. Diese fiktive Quanten-Information hat auch nichts mit der shannonschen Information zu tun, die sich auf beobachtbare Fakten bezieht und für die der zweite Hauptsatz der Thermodynamik aussagt, dass sie in einem abgeschlossenen System mit der Zeit kleiner wird. Es ist deshalb auch falsch, aus der Invarianz einer fiktiven, unbeobachtbaren quantenmechanischen Größe auf einen Erhaltungssatz faktischer (shannonscher) Informationen zu schließen, wie dies mit dem Beispiel der verbrennenden Bibliothek in dem Artikel getan wurde.

    Für das, was man m. E. vernünftigerweise nur als Information bezeichnen sollte, gibt es also nach wie vor keinen Erhaltungssatz.


    Mit freundlichen Grüßen

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.