Direkt zum Inhalt

Kommentare - - Seite 166

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Strickfälle allerorten

    12.11.2018, Achim von Bockenheim
    Besser geht es mit dem Begriff „zuhause“ oder „daheim“ – das funktioniert in Jena, Madrid und sonstwo auf der Welt. Wohnort ist juristisch verbunden, und wenn man von einem Beamten gefragt wird wo man wohnt, antwortet man auch entsprechend darauf.
    Wenn sehnsuchtsvoll nach „einfach mal wohnen“ - im Sinne von in Ruhe gelassen werden - gerufen wird, ist man sich mit sich selbst nicht im Reinen, da ortsungebunden. Wenn unpäßlich gefragt wird, ob man Zeit und vielleicht auch Laune hat um irgendwohin zukommen, sollte man ungeniert wie Gerhard Polt antworten können: „Nein, da bin ich daheim.“
  • „Was wäre, wenn wir alle Kohle- und Atomkraftwerke abschalten würden?“

    11.11.2018, Dr. Armin Quentmeier
    Die Frage ist ganz einfach zu beantworten: wir würden unverzüglich auf Dritte Welt-Niveau abstürzen, mit häufigen Stromabschaltungen und entsprechenden Konsequenzen für unsere Wirtschaft: Produktionsausfälle, schnelleres Verschleißen vieler Anlagen, Rückgang von Produktivität und Wirtschaftsleistung.
    Eine zuverlässige Stromversorgung ist auf absehbare Zeit nur mit konventionellen Kraftwerken möglich. Ein paar Zahlen: der Stromverbrauch in Deutschland liegt zwischen 45.000 und ca. 80.000 Megawatt (45 bis 80 Gigawatt; GW). Der niedrigste Werte wird meist zwischen zwei und drei Uhr morgens im Sommer erreicht, der höchste an kalten Wintertagen. Aber auch im Sommer liegt der Stromverbrauch an Werkstagen um die Mittagszeit bei 75 GW. Die installierte Leistung (Nennleistung) beträgt für die Solarenergie z.Z. 42 GW und für die Windenergie 50,5 GW aus 28675 Anlagen (Stand 2017). Dazu kommen noch sechs GW Strom aus Biomasse, was auch ein energie-wirtschaftlicher Unfug sondergleichen ist.
    Rein rechnerisch stehen also 98 GW Stromerzeugungskapazität zur Verfügung, aber bisher konnte noch nie der Stromverbrauch in Deutschland zu 100 % aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden. Nachts ist es bekanntermaßen dunkel und die Leistung der Solarkraftwerke sinkt auf Null ab. Und der Wind weht bekanntlich, wann er will und oft genug herrscht Flaute, selbst auf hoher See. Daher werden nur an ganz wenigen Tagen um die Mittagszeit mehr als 50% unseres Stroms durch Sonne und Wind erzeugt, meist wesentlich weniger.
    Beispiel letzte Woche Dienstag, 6.11.2018, 8°°: Stromverbrauch 78,2 GW. Aus Wind 10,5 GW, aus Biomasse 5,8 GW, aus Sonne 4,3 GW, aus Wasserkraft 1,2 GW, macht zusammen 21,8 GW. Es fehlen also 56,4 GW! Wie sähe es in unserem Land aus, wenn nicht Strom aus Braun- und Steinkohle, Kernenergie, und Gas bereitstehen würde? Zappenduster! Und der geschilderte Tag ist noch ein guter Tag; in manchen langen Nächten erzeugen alle „Erneuerbaren“ kaum mehr Strom als die verbliebenen acht Kernkraftwerke mit ca. acht GW!
    Auch die Problematik der Stromspeicherung hat Herr Ebert korrekt dargestellt: am besten geht das über Pumpspeicherkraftwerke, die allerdings nur kurzfristige Belastungsspitzen geeignet und nach wenigen Stunden leergelaufen sind.
    Die Batteriespeicherung ist für größere Stromengen gänzlich ungeeignet: es ist schwer und teuer, um auch nur den Gegenwert von 50 Liter Kraftstoff für einen PKW in Batterien zu speichern!
    Andere Speichertechnologien wie z. B. „Power to gas“ gibt es gegenwärtig nur im Labormaßstab.
    Auch jahrzehntelange Förderung mit einem riesigen Geldeinsatz haben für Klimaschutz und Treibhausgas-Reduzierung fast nichts gebracht (Bundesrechnungshof laut. „Welt“ vom 28.9.2018: mindestens 160 Milliarden Euro in den letzten fünf Jahren).
    Lange Rede, kurzer Sinn: Kohle- und Gaskraftwerke sind auf Jahrzehnte unverzichtbar, wenn unser Land nicht auf das Niveau von Dritte Welt-Staaten absinken soll.
    Vince Ebert hat die Sachlage kurz und prägnant dargestellt und hat in allen Punkten recht. Vielen Dank für seinen Beitrag!
  • Formeln bringen Folgen und Reihen auf den Punkt.

    11.11.2018, spacefan
    Im Ing.-Studium erfolgten in jeweils 15 Minuten verblüffend fehlerfreie Matheklausuren fast ohne Lernaufwand. Ursache: von Kindheit an anspruchsvoll klimpern. Aus Spass lassen sich Formeln erfinden.
    Die Finanzmärkte sind Resultat von Formeln. Mit anderen Formeln könnte es völlig anders zugehen, während wir unbegrenzt lang frisch und gesund immer anspruchsvoller leben würden.
  • „Wie geht es ihren alten Schätzchen“...

    11.11.2018, Dr. Tagrid Yousef
    pflegt mein Zahnarzt mich jedes Mal zu fragen, wenn ich zur Routineuntersuchung muss. Mein Schätzchen sind drei Amalganfüllungen Dir ich nach meiner ersten Schwangerschaft bekommen habe, das ist jetzt 30 Jahre her. Teu, teu, teu sie halten super und ich teile die Meinung der Autorin, dass wir aus anderen Nahrungsmitteln viel mehr Amalgan zu uns nehmen.
  • Metallausleitung

    10.11.2018, Otto
    Ich habe im vergangenen Jahr Metalle ausgeleitet, aus Kostengründen hauptsächlich mit oralem DMSA (nach Blaurock-Busch) und wenigen Sitzungen beim Heilpraktiker mit mit Na-EDTA iv incl. Labor. Mit dem Ergebnis u.a. bei Quecksilber war ich sehr zufrieden. Die Werte sind stark zurückgegangen. Direkt meßbares positives Resultat war eine Reduktion des Blutdrucks um 20 mm Hg (!)
  • Amalgamherstellung

    10.11.2018, Christian Bühler
    Ich habe fast mein ganzes Leben mit Amalgamfüllungen verbracht und bin nicht an Mercurismus erkrankt. Das Problem liegt in der Herstellung. Oft genug fanden sich beim Abbau von Zahnarztpraxen erhebliche Mengen Hg unter dem Fussboden der Praxen. Es wurde also nicht der Patient gefährdet, sondern der Arzt und seine Mitarbeiter, weil diese dauernd Hg-Dämpfen ausgesetzt waren. Zu deren Schutz wurde das Amalgam verteufelt
  • Heliumkern

    07.11.2018, Rainer
    Atomkerne werden putzigerweise immer als Kugelhaufen dargestellt. Der des Heliums mit seinen vier Kernbausteinen als versetzte Anordnung von zwei Protonen und zwei Neutronen. In der Natur gilt das allgemeine Prinzip, dass Systeme den energetisch günstigsten Zustand anstreben. Deshalb sind Wassertropfen am liebsten kleine Kugeln, da sie so die kleinste Oberfläche haben. Demzufolge müsste der Heliumkern eine Wurst sein. Aber eher ist es wohl so, dass die Kernbausteine keine Kugeln sind, sondern irgendetwas anderes (auch wenn gerne ein Durchmesser angegeben wird).
    Und warum spricht man von Pizzapackung und nicht von Pralinenschachtelpackung? Dieses Bild ist doch viel treffender!
  • ECOBUS ALS ERGÄNZUNG?

    07.11.2018, Hartgesottener Autofahrer
    Tatsächlich finde ich die Idee gut, aber ich muss auch sagen dass das nicht reicht denn wer schon einmal versucht hat mit dem Nahverkehr durch Deutschland zu fahren dem fällt auf das das eigentliche Problem gerade dieser Nahverkehr ist.
    Es gibt ständig zugausfälle oder zumindest gravierende Verspätungen, als außenstehender müsste man sich fragen warum das hier im "pünktlichen" Deutschland so möglich ist. Aber wenn man einmal die maroden Planungseinrichtungen der Bahn gesehen hat dann ist einem klar warum hier niemand mehr den Anspruch auf Pünktlichkeit durchsetzen kann. Ganze Abteilungen boykottieren "neuere" Technologieen wie zum Beispiel den Computer. Das schlimme ist dass das aber niemanden wirklich interessiert denn die bahn hat weiterhin ein Nahverkehrsmonopol und das finde ich unhaltbar. Früher war ich blauäugig hatte ein Semesterticket und bin täglich mit der Bahn zur Arbeit gefahren. heute weiß ich dank den Lokführerstreiks dass man sich nicht darauf verlassen kann.
    Das Kernproblem des Nahverkehrs ist dass er sich selbst ausbremst und zwar folgenderweise
    er ist teuer
    er ist unpünktlich
    er ist unzuverlässig
    ich würde mich dem Nahverkehr nicht mehr aussetzen solange nicht mindestens einer dieser punkte geklärt ist
    allerdings sehe ich nicht dass die bahn das in näherer Zukunft mit diesem riesigen ineffizienten Overhead schaffen könnte
    deshalb denke ich das die einzige Option anderen unternehmen die Möglichkeit zu geben in den Markt einzusteigen, aber das nahverkehrsmonopol blockiert nicht nur Bahnfahrer deren Lokführer gerade streiken sondern auch andere unternehmen die diesen Bahnfahrern helfen wollen. Das finde ich ein Desaster.
    Es ist ja nicht so als wäre das eine neue Idee
    schon vor Jahren hatte uber ein System Namen pooling veröffentlicht bei dem viele uber Fahrten in einem Bus zusammengefasst wurden um somit die kosten zu senken.
    ich fand das schon damals genial und ich würde mich freuen wenn man das hier auch machen könnte. Aber es wurde in Deutschland aus fadenscheinlichen gründen https://www.wiwo.de/unternehmen/dienstleister/uber-neue-konzepte-fuer-deutschland/20378496.html
    deshalb bleibe ich bei meinem Auto auch wenn ich versuche es so oft es geht mittels blablacar vollständig auszulasten.
    Traurig dass der größte Bremser im Bereich ökologische Mobilität gerade die Bahn ist.
  • Giftgas-Kriegsführung

    07.11.2018, Achim Schürmann
    Es wird wieder mal von dem Barbarischen an der "chemischen" Kriegführung gesprochen – wobei schon das Griechische Feuer, das Ausräuchern, viele Formen der Brandschatzung, Pech & Schwefel, der Flammenwerfer, die Granaten und Brandbomben … und im Prinzip alle modernen Pulver-Schusswaffen chemische Waffen waren und sind.
    Und nachdem ich einige Male die Wirkung der Schusswaffen und der Giftgaswaffen aus dem 1. Weltkrieg vergleichen konnte, auch die Opferzahlen, konnte ich – so ekelhaft mir die Vorstellung ist, röchelnd oder mit riesigen Blasen auf der Haut zugrunde zu gehen – zu dem Eindruck kommen, daß die Giftgasgranaten das "humanere", wenn auch "unritterliche", Kriegs-Mittel waren …
    Im Zeitalter der "Qualitätspresse" weiß ich natürlich, was man aus solch einer Aussage machen kann! – Aber ich bin lieber nicht mehr links, als verlogen. Und das Verlogenste oder Selbstbetrügerischste (das Eine stützt das Andere), was ich in der Politik als Linker kennenlernte, war schon in den 70ern und 80ern der linke und der polit-protestantische Pazifismus.
  • Neid oder Neidlos

    06.11.2018, schNeider
    Ich fand diesen Artikel einfach toll
    Ich hatte zwar Zweifel als ich das Thema des Artikels gelesen habe, da dieses Thema sehr polarisierend wirkt, doch mir hat gut gefallen wie der Autor den Kern des Diskurses weitestgehend objektiv herausgearbeitet hat. Außerdem fand ich sehr interessant wie man eine so stark emotional geführte Diskussion wieder auf einen relativ rationalen Kern zurückführen kann. Es schien immer nur zwei Seiten zu geben. Ich selbst bin der auch der Meinung dass es sehr unklug von dieser Frau war ihren Wohlstand so hervorzuheben aber das ist es doch meistens. Ich habe selbst sehr gut verdient und da fällt einem mit der Zeit auf dass es eigentlich am besten ist wenn das niemand weiß. Meines Erachtens hat diese Dame mit dieser Aktion zwar einen ausgesprochenen Mangel an Weisheit und Selbstwert gezeigt (weswegen ich sie auch nicht wählen würde) aber sie hat es nicht verdient so runter gemacht zu werden. Deshalb finde ich es gut dass hier zumindest die extremen Positionen angesprochen wurden. Zwar ist auch mir nicht entgangen dass der Autor nicht alle vorkommenden Argumente "aus Platzgründen" nicht ausführen konnte aber er konnte die am stärksten emotionsgeladenen Punkte ausführen.

    Ich würde mich freuen mehr von diesem Autor zu hören auch wenn das bedeutet das man ein paar dieser hässlichen Uhren verschenken müsste. (auch wenn man beim verschenken erst einmal klären müsste wer dabei das wahre Opfer wäre, ich will so eine Uhr ganz bestimmt nicht)

    Zusammenfassed:
    ein Meisterwerk an Objektivität in emotionalem Gebiet.
    ich hätte mir den ein oder anderen bissigen Kommentar nicht verkneifen können aber ich bewundere dass der Autor das konnte.
    gerne mehr davon.
    deshalb mag ich diese Zeitschrift so sehr.
  • Zu: Unsichtbar waren wir alle schon immer ...

    06.11.2018, Alexander Mäder
    Vielen Dank für das Lob und die beiden inhaltlichen Anregungen.

    Zur Frage der Sichtbarkeit kann ich eins erwidern: Das ist anders gemeint. Sichtbar soll nicht bedeuten: sichtbar für alle und vielleicht sogar sichtbar für nachfolgende Generationen. Sondern vielmehr: sichtbar für einige. Umgekehrt ist die Unsichtbarkeit hier stark definiert: Unsichtbar ist man nur, wenn sich wirklich niemand mehr für einen interessiert - wenn man nicht einmal mehr als Gegner ernst genommen wird.
  • Eitle Projektion

    06.11.2018, Herrmann Cropp
    Wenn es einen Gott gibt, wäre es sicher vermessen zu erwarten, dass er für unsere Sinnsuche zuständig ist. Wie Volker Sommer gleich eingangs feststellt, ist die Gotteserfindung eine durchaus eitle Projektion menschlicher Phantasie. Ich meine, Gott ist, wenn, dann nur als erhaben über solche Wunschvorstellungen zu denken.

    Ein anderer Beweisversuch oder Schrei nach seiner Existenz ist die am Schluss des Interviews von Barbara Drossel postulierte Gerechtigkeit, aber dieser Gott hätte es sicher ebensowenig nötig, ausgleichende Gerechtigkeit zu spielen für das Leid Hiobs wie für ungesühnte Missetaten. Die von Drossel gewünschte höhere Instanz für "Ausgleich Antwort Auflösung" lässt sich allerdings durchaus innerweltlich denken, weil das kollektive Gedächtnis so was speichert, sei es mithilfe von Schriftstellern wie Josef Roth oder einfach in der Familientradition, die in ihren Generationenkonflikten etwa verschwiegene Naziverbrechen wach hält, wo man fast an epigenetische Erinnerungen glauben möchte. Das Interview überraschte mich durch die Wachheit der Antworten und Gegenantworten

    Mit freundlichem Gruß, Herrmann Cropp
  • Wenn schon, denn schon

    06.11.2018, Gorder
    Also wenn dann muss man doch in seinem Bild konsistent bleiben und Cluster als Nudelsalat-Packung o.ä. bezeichnen.
  • Grundsätzlich anderer Ansatz

    06.11.2018, Dietmar Wegner
    Wer sich für den Menschen als solches oder in Gemeinschaft und für die Naturwissenschaft interessiert, hat Ihren neuerlichen Beitrag zum Thema „Religion und Wissenschaft im Streitgespräch“ sicher verschlungen. So auch ich! Der Beitrag enthält viele interessante Aspekte, die sich aus der Wissenschaft/ Religions-Diskussion ergeben. Trotzdem finde ich ihn manchmal etwas klischeehaft. Schon die erst Frage „Gibt es Gott?“ kann aus rein philosophischer Sicht niemals schlüssig beantwortet werden.
    Um Missverständnisse vorzubeugen – möchte ich klarstellen, dass ich NICHT wie Fr. Drossel meinem Sein einer Göttlichen Vorsehung zuschreibe. Da jedoch auch die Wissenschaft nicht allwissend oder allmächtig sein kann (dann wäre sie ja göttlich), gab es und wird es in unserem Dasein und unserer Wahrnehmung immer Bereich geben, die durch andere – sagen wir etwas unpoetisch – andere „Konzepte“ abgedeckt werden müssen.
    Als der Mensch in seiner Entwicklung seine Fähigkeit zur Abstraktion und zum Symbolismus zu nutzen begann, war der religiöse Glaube wohl das einzige Instrument, um seine Wahrnehmungen zu erklären. Nach und nach kam die Wissenschaft hinzu, die uns half und hilft, Erklärungen für Geschehenes und Vorhersagen für Zukünftiges besser zu machen. Und das allerdings – wie bereits gesagt – ohne jede Chance, dies irgendwann einmal allumfassend zu können.
    Für viele Menschen ist nun mal der Umgang mit schmerzlichen Verlusten oder beim nahenden Tod, aber oft auch im alltäglichen Umgang mit anderen Menschen der religiöse Glaube das einfachere oder schönere Konzept. Ich kann daher Hrn. Sommers Position: „Aber heute brauchen wir meines Erachtens die Gotteshypothese nicht mehr und sollten sie aufgeben“ nicht teilen. Ich glaube, die Religionsfreiheit ist eine immense Errungenschaft, wenn sie denn besteht. Lassen wir dies bitte auch für die Glaubensfreiheit – ob religiös oder rational – gelten!
    Können wir nicht einen grundsätzlich anderen Ansatz wählen, der dem leidigen Religion–oder-Wissenschaft-Streit vielleicht sogar irgendwann einmal gegenstandslos werden lassen könnte? Wie wäre es mit einer sachbezogenen und ergebnisorientierten Entscheidung, ob man Religion oder Wissenschaft „zum Einsatz bringt“. Was zählen sollte, ist das was uns selbst, anderen und unserer Umgebung am besten und am nachhaltigsten hilft. Die Übereinstimmung von Vorhersagen und Ergebnisse eines jeden „Konzepts“ für eine spezielle Fragestellung sollte über deren Einsatz und Akzeptanz als Entscheidungskriterium gelten. Können wir nicht endlich aufhören, uns für solche entscheidungslosen Fragen, wie z.B. ob es Gott gibt oder nicht, oder ob Religion oder Wissenschaft das alleinige Allheilmittel ist, zu streiten! Können wir nicht endlich damit aufhören, uns gegenseitig zu missionieren! Können wir nicht endlich damit aufhören, uns – die für jede Seite natürlich plausibelsten – Argumente um die Ohren zu schlagen, und im schlimmsten Falle uns gegenseitig dafür zu foltern, zu töten und zu bekriegen, um doch nur die eigenen Meinungsdurchsetzung zu erreichen!
    Man muss einfach akzeptieren, dass Menschen unterschiedlich denken und fühlen. Man darf jedoch niemals akzeptieren, dass das eigene Denken und Fühlen zwangsweise anderen auf diktiert wird, weder direkt noch indirekt und weder gewollt noch ungewollt. Es muss im Ermessen des jeweiligen Individuums liegen, sich sein Konzept aussuchen zu dürfen, solange dies kurz oder langfristig nicht andere schadet.
    Natürlich werden neue Streitgespräche aufflammen, wie: Was hilft uns denn „am besten und am nachhaltigsten“? oder „Was kann kurz oder langfristig anderen schaden“, wenn wir ein Konzept zur Anwendung bringen?
    Sind solche Streitgespräche zu Sachfragen nicht vielleicht nützlicher und zielführender als der Versuch einer generellen Entscheidung „Religion oder Wissenschaft“?
  • Theologische Dogmatik

    06.11.2018, J.-U. Bußer

    Interessanter als dieses überflüssige Glaubensbekenntnis von Fr. Prof. Drossel wären für mich und sicher auch für andere SdW-Leser die Erkenntnisse der echten Religionswissenschaften, insbesondere zu Judentum und Christentum, die auf historischer Forschung beruhen und die es ja anscheinend durchaus gibt. [1-3] Oder die Frage, ob denn die theologische Dogmatik überhaupt noch als wissenschaftliche Disziplin betrachtet werden kann, oder nicht eher völlig am Platz an deutschen Universitäten ist. [4]
    Liegen die Autoren von [1-4] vielleicht völlig falsch? Auch das kann und sollte man wissenschaftlich diskutieren.
    Ich kann mir allerdings vorstellen, dass eine öffentliche Diskussion (z.B. in SdW) nicht im Interesse der Kirchen liegt, und es für Vertreter der theologischen Fakultäten unangenehm werden kann, vom Katechismus ihrer Kirche abweichende Positionen zu vertreten.
    [1] Israel Finkelstein, Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho
    [2] Werner Dahlheim: Die Welt zur Zeit Jesu
    [3] Heinz-Werner Kubitza: Der Jesuswahn: Wie die Christen sich ihren Gott erschufen. Die Entzauberung einer Weltreligion durch die wissenschaftliche Forschung
    [4] Heinz-Werner Kubitza: Der Dogmenwahn: Scheinprobleme der Theologie. Holzwege einer angemaßten Wissenschaft

    Mit freundlichen Grüßen

    J.-U. Bußer, Neubiberg
Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.