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Aerosole: Vulkane trüben die Atmosphäre stärker als die Industrie

Vulkan

Ein Schleier aus Aerosolen, der die Sonnenstrahlung zurückwirft, trübt seit ein paar Jahren die Lufthülle der Erde: Nach Messungen von Atmosphärenforschern ist die stratosphärische Aerosolschicht in 20 bis 30 Kilometer Höhe seit dem Jahr 2000 jährlich etwa vier bis zehn Prozent dichter geworden. Nun vermeldet ein Team um Jeffrey Thayer von der University of Colorado in Boulder, dass die Ursache gefunden sei. Auf der Basis von Computersimulationen vermuten sie, dass der Hauptteil der zunehmenden Trübung auf vulkanische Aktivität zurückgehe. Bisher hatten Forscher vor allem schwefelhaltige Rauchgase aus Indien und China im Verdacht, den Dunstschleier verstärkt zu haben.

Die als Junge-Schicht bezeichnete Decke aus feinen Schwefelsäuretropfen strahlt Sonnenenergie ins All zurück und wirkt so als kühlender Mechanismus. Die zusätzlichen Aerosole könnten nach den Beobachtungen durch ihren Rückstrahleffekt in den letzten Jahren bis zu ein Viertel der menschengemachten globalen Erwärmung neutralisiert haben. In ihrer Computersimulation, in der sie Emissionsdaten und Eigenschaften verschiedener Aerosoltypen mit einem globalen Atmosphärenmodell kombinierten, betrachteten die Forscher den Effekt industrieller Luftverschmutzung getrennt vom vulkanischen Einfluss.

Demnach erzeugen Staaten wie Indien und China, deren Emissionen in den letzten Jahren um etwa 60 Prozent gestiegen sind, weitaus weniger stratosphärische Aerosole als vermutet – sie erklären nur einen Anstieg der Trübung um maximal vier Prozent. Rechneten die Forscher dagegen die vulkanischen Eruptionen der letzten zehn Jahre ein, passen einige Ergebnisse besser zu den Beobachtungsdaten. Das Team weist allerdings darauf hin, dass das Modell Transportprozesse in der Atmosphäre bisher nur ungenügend abbildet.

Die Emissionen Indiens und Chinas müssten jedoch um den Faktor zehn steigen, um den in der Realität beobachteten Effekt zu erreichen, schreiben Thayer und Kollegen. Das Team kommt deswegen zu dem Schluss, dass der Großteil des zusätzlichen Dunstschleiers der letzten Dekade auf die zusammengefasste Aktivität kleinerer Vulkane zurückgeht. Anders als große Eruptionen wie die des Pinatubo 1991 erzeugen diese kein deutlich sichtbares, plötzliches Klimasignal, sondern gleichsam ein Aerosol-Hintergrundrauschen, dessen wechselnde Intensität zu dekadischen Klimaschwankungen beitragen könnte.

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