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Amphibien: Aggressiver Pilz bedroht Feuersalamander

Feuersalamander

Mindestens 200 Amphibienarten starben wohl in den letzten Jahren weltweit aus: Sie fielen einer aggressiven Pilzerkrankung zum Opfer, die tödlich ihre Haut befällt. Betroffen waren davon vor allem tropische Arten in Lateinamerika und Australien, während die gemäßigten Breiten bislang davon noch relativ verschont geblieben sind. Doch seit 2010 leiden die Feuersalamander im nordwestlichen Europa – vor allem in den Niederlanden – unter einem dramatischen Bestandseinbruch: Nun haben Biologen um An Martel von der Universität Gent den Auslöser identifiziert: Es handelt sich wie bei den tropischen Lurchen um einen Pilz aus der Gattung Batrachochytrium.

Wie B. dendrobatidis, der gegenwärtig vor allem in Zentralamerika wütet und dort bereits fast die Hälfte aller Frosch- und Krötenarten befallen und vielfach an den Rand des Aussterbens gebracht hat, sorgt auch der neu beschriebene B. salamandrivorans für schwere Hautschäden, die schließlich zum Tod der Salamander führen. Die Forscher wiesen den Erreger zum einen auf der Haut toter Feuersalamander (Salamandra salamandra) nach, zum anderen starben die Amphibien im Labor rasch, nachdem sie mit dem Pilz infiziert worden waren. Ebenfalls damit in Kontakt gebrachte Geburtshelferkröten – die in Europa unter dem nahe verwandten Batrachochytrium-Pilz leiden – erkrankten jedoch nicht an der Neuentdeckung.

Befallene Tiere bildeten rasch tiefe und offene Geschwüre auf der Haut aus; sie starben laut Angaben der Forscher dann teilweise schon innerhalb von sieben Tagen. Seit 2010 ging deshalb der Bestand an Feuersalamandern in den Niederlanden um 96 Prozent zurück; von 39 Individuen, die in ein Arterhaltungsprogramm aufgenommen worden waren, verendete die Hälfte 2012 ebenfalls in kürzester Zeit. Verglichen mit seinem tropischen Verwandten gedeiht B. salamandrivorans besonders gut unter kühleren Bedingungen: Er vermehrt sich am besten in einem Temperaturbereich von 10 bis 15 Grad Celsius und stirbt ab 25 Grad Celsius. Für Amphibienbestände in gemäßigten Gefilden könnte dies eine Hiobsbotschaft bedeuten. Noch sei allerdings unklar, ob B. salamandrivorans tatsächlich weitere Amphibienspezies, darunter vor allem Salamander, befallen kann. Dennoch mahnen Martel und Co bereits erhöhte Wachsamkeit an, sollte es in Teilen Europas zukünftig zum Massensterben bestimmter Lurcharten kommen.

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  • Quellen
Proc Natl Acad Sci 10.1073/pnas.1307356110, 2013

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