Arbeit und Karriere: Recruiting 2.0: Soziale Netzwerke erleichtern die Personalsuche
Als besonders aussagekräftige Faktoren für beruflichen Erfolg haben sich der Intelligenzquotient und die Persönlichkeit erwiesen. Beides lässt sich in Zeiten von Social Media gut aus Profilen im Internet ablesen. So zeigten etwa die Psychologen Simine Vazire und Samuel Gosling von der University of Texas in Austin, dass Probanden die Gewissenhaftigkeit und Offenheit von Menschen anhand ihrer Websites ebenso sicher einschätzen konnten, wie die von langjährigen Bekannten. Auch die Wortwahl in Blog-Einträgen verraten viel über den Charakter: Laut Untersuchungen verwenden neurotische Blogger andere Ausdrücke als gewissenhafte Schreiber.
Einem Forscherteam um den Psychologen Michal Kosinski von der University of Cambridge gelang es sogar, die Persönlichkeit von rund 58.000 Freiwilligen nur anhand ihrer "Gefällt mir"-Klicks auf Facebook einzuschätzen. Allein basierend auf diesen Informationen entwickelten die Wissenschaftler ein System, mit dem sie das Geschlecht, sexuelle Orientierung, religiöse Überzeugung, ethnische Zugehörigkeit, den IQ und die Charaktereigenschaften eines Nutzers vorhersagen konnten.
Zudem sind viele Menschen im Internet offenbar ehrlicher, was die eigenen Qualifikationen angeht. So konnten Forscher zeigen, dass Versuchsteilnehmer in Online-Lebensläufen seltener im Bezug auf ihre Berufserfahrung logen – dafür flunkerten sie häufiger, wenn es um persönliche Hobbys und Interessen ging.
Soziale Medien können Arbeitgebern eine Vielzahl an relevanten Informationen über Jobbewerber liefern. Allerdings sollten Chefs sich darüber im Klaren sein, dass sie auch im Internet Einflüssen ausgesetzt sind, die ihr Urteil verzerren können, warnen Forscher. So lenken etwa Profile in sozialen Netzwerken das Augenmerk des Arbeitgebers schon früh auf Merkmale wie Attraktivität oder Behinderung. Die Entscheidung, eine Person gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch einzuladen, wird dann womöglich unbewusst auf Grund von Merkmalen getroffen, die für den Job eigentlich keine Rolle spielen.Abdruck honorarfrei bei Quellenangabe:
Gehirn&Geist, April 2014
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