Direkt zum Inhalt

Arbeit und Karriere: Recruiting 2.0: Soziale Netzwerke erleichtern die Personalsuche

Heidelberg. Facebook, Twitter und Co. verraten Chefs mitunter mehr über die Persönlichkeit von Kandidaten als Bewerbungsunterlagen. Studien zeigen: Immer mehr Personalverantwortliche durchleuchten die Spuren von Jobaspiranten im Internet – und erhalten hier oft wertvolle Hinweise. Das berichtet das Magazin Gehirn und Geist in seiner aktuellen Ausgabe (4/2014).
Personalsuche im Internet

Personalsuche im Internet | Immer mehr Chefs durchleuchten potentielle Jobanwärter schon vor dem ersten Zusammentreffen auf Facebook, Twitter und Co.
Als besonders aussagekräftige Faktoren für beruflichen Erfolg haben sich der Intelligenzquotient und die Persönlichkeit erwiesen. Beides lässt sich in Zeiten von Social Media gut aus Profilen im Internet ablesen. So zeigten etwa die Psychologen Simine Vazire und Samuel Gosling von der University of Texas in Austin, dass Probanden die Gewissenhaftigkeit und Offenheit von Menschen anhand ihrer Websites ebenso sicher einschätzen konnten, wie die von langjährigen Bekannten. Auch die Wortwahl in Blog-Einträgen verraten viel über den Charakter: Laut Untersuchungen verwenden neurotische Blogger andere Ausdrücke als gewissenhafte Schreiber.

Einem Forscherteam um den Psychologen Michal Kosinski von der University of Cambridge gelang es sogar, die Persönlichkeit von rund 58.000 Freiwilligen nur anhand ihrer "Gefällt mir"-Klicks auf Facebook einzuschätzen. Allein basierend auf diesen Informationen entwickelten die Wissenschaftler ein System, mit dem sie das Geschlecht, sexuelle Orientierung, religiöse Überzeugung, ethnische Zugehörigkeit, den IQ und die Charaktereigenschaften eines Nutzers vorhersagen konnten.

Gehirn und Geist 4/2014
Zudem sind viele Menschen im Internet offenbar ehrlicher, was die eigenen Qualifikationen angeht. So konnten Forscher zeigen, dass Versuchsteilnehmer in Online-Lebensläufen seltener im Bezug auf ihre Berufserfahrung logen – dafür flunkerten sie häufiger, wenn es um persönliche Hobbys und Interessen ging.

Soziale Medien können Arbeitgebern eine Vielzahl an relevanten Informationen über Jobbewerber liefern. Allerdings sollten Chefs sich darüber im Klaren sein, dass sie auch im Internet Einflüssen ausgesetzt sind, die ihr Urteil verzerren können, warnen Forscher. So lenken etwa Profile in sozialen Netzwerken das Augenmerk des Arbeitgebers schon früh auf Merkmale wie Attraktivität oder Behinderung. Die Entscheidung, eine Person gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch einzuladen, wird dann womöglich unbewusst auf Grund von Merkmalen getroffen, die für den Job eigentlich keine Rolle spielen.

Abdruck honorarfrei bei Quellenangabe: Gehirn&Geist, April 2014
Ein Beleg wird erbeten.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.