Astrophysik: Sterne zuhauf
Schon einmal versucht herauszufinden, wie viele Sterne es am Himmel wirklich gibt? Kein Kinderspiel, denn das Ergebnis hängt sehr davon ab, ob der Himmel klar ist und wir auch die lichtschwächeren Sterne zu Gesicht bekommen oder ob sich am nachthellen Großstadthimmel nur die leuchtstärksten unter ihnen zeigen. Abhängig von den Sichtverhältnissen wird auch unsere Aussage ausfallen, wie das relative Anzahlverhältnis von sehr hellen zu lichtschwächeren Sternen ist.
Ganz ähnlich geht es Astrophysikern, wenn sie herausfinden möchten, in welchem Verhältnis besonders massereiche Riesensterne und masseärmere Zwergsterne in Sternhaufen verteilt sind. Denn in besonders jungen Sternhaufen wird die Sicht auf viele ihrer Sterne noch durch vorhandenes Restmaterial aus der Geburtswolke verhüllt und die beobachtete Anzahl ist nicht repräsentativ. Ist der Sternhaufen hingegen bereits etwas weiter entwickelt und von den restlichen Gasmassen befreit, sind die massereichsten und damit kurzlebigsten Sterne schon als Supernovae explodiert und existieren gar nicht mehr. Diese Riesen fehlen also in ihrer Zählung.
Zusatzinformation: Die Anfangsmassenfunktion beschreibt, mit welcher Anzahl Sterne einer bestimmten Masse in Sternhaufen entstehen. Nach klassischer Vorstellung gehorcht diese Verteilung einem einfachen Potenzgesetz und ist universell gültig. In den meisten Sternhaufen weicht diese Verteilung von dem einfachen Modell ab, doch die Beobachtungen dazu sind nicht trivial. Moderne Simulationen am Computer weisen darauf hin, dass die Anfangsmassenverteilung in Kugelsternhaufen von der Dichte der Ursprungswolke und von dem Anteil an Elementen, die schwerer sind als Helium, abhängen könnte. Eine ähnliche Beziehung gilt möglicherweise für die Anfangsmassenverteilung der Sterne in irregulären Zwerggalaxien.
Abdruck honorarfrei bei Quellenangabe:
Sterne und Weltraum, Juli 2013
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