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Urvogel: Archaeopteryx hatte Hosen an

Das elfte Exemplar des Urvogels Archaeopteryx

Das elfte Exemplar des Urvogels Archaeopteryx

Vor 150 Millionen Jahren lag das heutige bayerische Altmühltal mitten in den Tropen – und wurde von urtümlichen Tieren besiedelt. Der Star dieser Menagerie war wohl Archaeopteryx, der Urvogel, der seit seiner Entdeckung Paläontologen wie Laien gleichermaßen fasziniert. Nun durften Wissenschaftler um Oliver Rauhut von der LMU München ein neues Fossil von Archaeopteryx untersuchen, das sich in Privathand befindet – und sensationell gut erhalten ist. Denn neben den Knochen blieben auch Abdrücke des Federkleids erhalten, das den Vogel damals bedeckt hatte. "Wir konnten zum ersten Mal die Details der Federn untersuchen, am Körper und Schwanz und vor allem auch an den Beinen", so Oliver Rauhut. "Der Vergleich mit anderen gefiederten Raubdinosauriern zeigt, dass das Federkleid bei diesen Tieren in den einzelnen Körperregionen sehr unterschiedlich war. Die Federn entstanden daher wohl nicht zuerst zum Fliegen, sondern zu anderen Zwecken", ergänzt sein Kollege Christian Foth.

Hauptzweck des Federkleids war wohl die Isolation des Körpers, um die Temperatur konstant zu halten. Zudem hielten Raubsaurier und frühe Vögel mit ihren Armschwingen das Gleichgewicht, wenn sie schnell rennen mussten – ähnlich wie dies heute noch bei Straußen zu beobachten ist. Vor allem die Federn an Schwanz, Flügeln und Hinterbeinen dienten als Körperzierde, und zumindest Archaeopteryx konnte auch schon fliegen. Die seitlichen Schwanzfedern von Archaeopteryx waren aerodynamisch geformt", sagt Foth. Prinzipiell entstanden die Federn jedoch nicht, um damit fliegen zu können. Das schließen die Forscher aus der großen Vielfalt der unterschiedlichen Federtypen. Vielmehr habe die Entwicklung genau umgekehrt stattgefunden, so die Münchner Experten: Waren die Federn erst mal da, wurden sie später zum Fliegen genutzt. "Es kann gut sein, dass das Flugvermögen innerhalb der Raubdinosaurier mehr als einmal entstanden ist", meint Rauhut. "Da die Federn bereits vorhanden waren, konnten diese Tiere und ihre Nachfahren, die Vögel, bei der Entwicklung des Flugvermögens darauf in unterschiedlicher Form zurückgreifen." Ihre Ergebnisse widersprächen zudem der Theorie, dass sich der Vogelflug aus einem vierflügeligen Gleitflug entwickelt habe.

Das nunmehr elfte bekannte Fossil des Archaeopteryx befindet sich allerdings noch in Privatbesitz. "Der Sammler war aber nicht nur bereit, das Stück der Wissenschaft zu überlassen. Er ließ es auch in das Register nationalen Kulturguts eintragen, um sicherzustellen, dass es der Wissenschaft erhalten bleibt", so Rauhut.

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