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Botanik: Aborigines verschleppten Palmen ins Outback

Im trockenen Inneren Australiens, weit entfernt von den nächsten Verwandten, gedeihen Palmen. Nun ist klar: Sie sind gar keine eigene Art wie gedacht.
Palm Valley

Sie wirken ein bisschen fehl am Platze: Mitten im trockenen Zentrum Australiens wachsen im Palm Valley – wie der Name schon sagt – Palmen. Die dort ansässige Art Livistona mariae ist aus keiner anderen Region bekannt, ihre nächsten Verwandten, L. rigida, leben 1000 Kilometer entfernt. Ihr Vorkommen galt bislang als Überrest einer einst weiteren Verbreitung, die schrumpfte, als vor 15 Millionen Jahren das Innere des Kontinents zunehmend trockener wurde. Doch genetische Analysen zeigen nun, dass sie ihre Heimat wohl erst vor etwa 15 000 Jahren fanden.

Zweifel an der Reliktthese gibt es schon länger. So hatten frühere genetische Studien Hinweise gebracht, dass L. mariae erst bis zu drei Millionen Jahre von ihrer nächsten Verwandten isoliert ist. Zunächst gab es dafür auch eine schlüssige Erklärung: Die Palmensamen werden vorwiegend über Bäche und Flüsse verbreitet. Und im Pliozän gab es durchaus noch Verbindungen zwischen dem Einzugsgebiet des Palm River, der das Palm Valley durchquert, und den Einzugsgebieten von Gregory und Nicholson River, an denen L. rigida heute wächst.

Palm Valley | Die Palmen im Palm Valley galten bislang als Relikte, die dort eine letzte Zuflucht fanden, als das Innere des australischen Kontinents vor 15 Millionen Jahren begann, extrem trocken zu werden.

Doch die genetische Analyse von Forschern um Toshiaki Kondo von der Universität Hiroshima zeichnet nun ein neues Bild. Demnach ist L. mariae enger mit den 1000 Kilometer entfernten Populationen von L. rigida am Roper River verwandt. Noch dazu stehen die beiden in der Stammbaumanalyse enger beieinander als die beiden L.-rigida-Populationen von Roper River beziehungsweise Gregory und Nicholson River. Und als Zeitpunkt der Aufspaltung ermittelten die Forscher gerade mal noch 15 000 bis 20 000 Jahre.

Das Palm Valley wäre damit nicht der letzte Zufluchtsort nach Jahrmillionen sich ausbreitender Trockenheit, sondern wurde erst vergleichsweise spät besiedelt. Wahrscheinlich, so spekulieren die Forscher, brachten Aborigines die Samen mit in die Region: Von anderen Livistona-Arten ist bekannt, dass beispielsweise junge Palmwedel von den Ureinwohnern gegessen werden und sie die Fasern nutzen. Dazu passend begannen sie ab 30 000 Jahre vor heute, vom Norden aus ins Innere des Kontinents vorzustoßen. Andere »Vehikel«, wie Vögel oder Fledermäuse, halten die Forscher angesichts der Distanz für unwahrscheinlich.

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