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Chemotherapie: Krebsmedikament zeigt immunisierende Wirkung

Menschliche T-Lymphozyten (blau) attackieren eine Krebszelle (gelb). Kolorierte Raster-Elektronen-Mikroskopische Aufnahme.

Eine Chemotherapie mit Anthrazyklinen kann mehr bewirken als die Zerstörung von Krebszellen: Bei Mäusen verstärkt sie auch die Immunantwort gegen die entarteten Zellen und verhindert, dass sich neue Tumoren bilden. Das beobachtete jetzt ein internationales Forscherteam um Guido Kroemer vom Institut Gustave Roussy in Villejuif. Eine Impfung gegen Krebs liegt damit aber nach wie vor in weiter Ferne.

Kroemer und sein Team konnten zeigen, dass Krebszellen, die durch Anthrazykline zerstört wurden, besonders viele "tumor-infiltrating leukocytes", kurz TILs, anlockten. Als Köder fungierte dabei das von den sterbenden Zellen freigesetzte kleine Molekül ATP. Die herbeigeeilten Leukozyten verwerten und präsentieren Krebsantigene auf besonders effektive Weise. Dabei nehmen sie verschiedene Bestandteile der toten Krebszelle in sich auf, zerlegen sie in kleinere Fragmente und schleusen diese Antigene wieder an ihre Oberfläche. Dort werden sie von T-Lymphozyten erkannt, die dann die Krebszellen zerstören.

Anthrazykline stören vor allem die schnelle Teilung von Tumorzellen. Die zusätzliche Wirkung auf die Immunabwehr verstärkt womöglich ihren Effekt: "Die Chemotherapie verwandelt den Tumor sozusagen in einen Impfstoff und aktiviert das Immunsystem des Wirts gegen den Krebs", erklärt Kroemer. Injizierten die Forscher die auf den Tumor trainierten TILs in andere Mäuse, waren diese gegen neu eingebrachte Tumorzellen immun. Wurde dagegen das freigesetzte ATP abgebaut oder dessen Rezeptor auf der TIL-Zelle blockiert, konnte das Immunsystem der Maus die Krebsbildung nicht verhindern.

Kroemer schlägt eine Doppelbehandlung vor: "Tumortherapie und Immuntherapie könnten so kombiniert werden, dass Immunzellen besonders gut herbeigelockt werden – etwa durch Erhöhung der ATP-Level außerhalb der Zelle." Außerdem könne man anhand der Anzahl an Immunzellen in der Nähe eines Tumors ablesen, wie gut der Patient auf eine Chemotherapie anspricht. Die Ergebnisse stellen allerdings höchstens einen ersten Schritt in Richtung Immunisierung dar. Am Menschen wurde der immunisierende Effekt von Anthrazyklinen bisher noch nicht untersucht.

Menschliche T-Lymphozyten (blau) attackieren eine Krebszelle (gelb). | Das Immunsystem hat es nicht nur auf Keime, sondern auch auf Tumorzellen abgesehen.

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