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Betreff: Sprachlos in Morondava

Sonnenaufgang in Morondava
Ich verbringe das Wochenende in der Stadt. Als ich über den Markt von Morondava schlendere, muss ich an einen Satz aus dem Buch "Hundert Jahre Einsamkeit" von Gabriel García Marquéz denken: "Die Welt war noch so jung, dass viele Dinge des Namens entbehrten, und um sie zu benennen, musste man mit dem Finger auf sie deuten." So erledige ich meine Einkäufe, indem ich auf die Lebensmittel zeige, manchmal helfen auch ein paar französische Sätze. Alle begegnen mir freundlich und mit viel Geduld. An einem Stand kaufe ich eine frische Kokosnuss: Zunächst wird ein kleines Loch hineingeschnitten, um das Wasser zu trinken, dann wird sie gespalten und das weiße Fruchtfleisch behutsam abgelöst.

Sonnenaufgang in Morondava
Am Strand wird gerade Sand aufgeschüttet und plattgewalzt. Ein zerrieselndes Bollwerk gegen das Meer, das sich jedes Jahr mehr Land einverleibt. Die Stadt muss sich Meter für Meter nach Osten zurückziehen, Häuser und Geschäfte verschwinden im Salzwasser. Sozusagen Sylt am Kanal von Mosambik.

Abends esse ich mit Livia, einer weiteren in Kirindy arbeitenden Doktorandin, an einem Straßenstand. Es gibt Broschette – Spieße mit Zebufleisch –, dazu Erdnusssoße, einen mit Pfeffer und Essig angemachten Mangosalat und gebratene Maniokstücke. Der Junge, der uns das Essen bringt, ist gehörlos – wir sprechen also beide in etwa gleich viel madagassisch. Die Verständigung klappt hervorragend, ein Gespräch mit Gebärden. Als ich zum Abschied den Daumen in die Höhe strecke und dann die Handflächen zum Dank zusammenlege, strahlt er und antwortet auf dieselbe Weise.

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