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News: Der Beginn vieler wunderbarer Freundschaften

Ohne das Pferd als treuen Begleiter ist die Entfaltung menschlicher Kulturen schwer vorstellbar. Doch wann und wo begann diese wunderbare Freundschaft?
Die Schlacht muss verheerend gewesen sein. Etwa 3000 hethitische Streitwagen stießen im Jahre 1285 vor Christus bei Kadesch auf ihre ägyptischen Gegner, die immerhin mit 2000 Kampfwagen aufwarten konnten. Das blutige Gemetzel, dass mit dem ersten historisch überlieferten Friedensvertrag endete, gilt auch als erster belegter Masseneinsatz von Streitwagen. Über das Leiden der Pferde, ohne die dieser militärische Einsatz nicht möglich gewesen wäre, haben uns die Zeitzeugen allerdings nichts überliefert.

Während die ältesten Funde von Streitwagen aus der Zeit um 2000 vor Christus datieren, verliert sich jedoch in der Dunkelheit der Geschichte, wann und wo das Pferd zum treuen Freund des Menschen wurde. Wissenschaftler nennen mehrere Domestikationszentren, wie die Waldsteppen Südosteuropas und Sibiriens, bei denen irgendwann vor vielleicht 6000 Jahren die ersten Pferde als Haustiere gehalten wurden. Ab etwa 1500 vor Christus begann vermutlich der Siegeszug des Pferdes als Reittier.

Heftig umstritten blieb in Wissenschaftlerkreisen, ob diese Domestikation nur einmal, oder – unabhängig voneinander – mehrfach an verschiedenen Orten erfolgte. Im Jahr 2001 deuteten erste genetische Untersuchungen von Carles Vilà von der Uppsala University bereits auf einen mehrmaligen Ursprung des Pferdes als Haustier hin. Jetzt hat sich Thomas Jansen von der Firma Biopsytec in Rheinbach zusammen mit seinen Kollegen das Pferd und seine Vergangenheit noch einmal vorgenommen.

Die Wissenschaftler werteten hierfür die Mutationsrate der mitochondrialen DNA (mtDNA) ihrer Pferde aus. Das Genom von Mitochondrien – den "Kraftwerken" der Zellen, die rein mütterlich vererbt werden – hat sich als molekulare Uhr für Stammbaumanalysen bereits bestens bewährt. Jansen und seine Kollegen konnten sich hierbei auf eine besonders breite Datenbasis stützen: Sie selbst analysierten die mtDNA von 318 Pferden aus 25 Zuchten aus Europa, Asien und Amerika. Zusammen mit Literaturdaten verfügten sie schließlich über 652 mtDNA-Sequenzen. Diese konnten sie mit fossiler mtDNA von Wildpferden vergleichen, die vor 12 000 bis 28 000 Jahren im Permafrostboden Alaskas konserviert waren. Außerdem standen ihnen 1000 bis 2000 Jahre alte Überreste von Pferden aus Schweden und Estland sowie das Erbgut von den einzigen heute noch existierenden echten Wildpferden, den Przewalski-Pferden aus der Mongolei, zur Verfügung.

Das Ergebnis ist eindeutig: Mindestens 77 Stuten haben ihre genetischen Spuren bei den heutigen Pferden hinterlassen. "Die genetischen Belege zeigen, dass Wildpferde an verschiedenen Stellen der Erde für die Domestikation herangezogen wurden", betont Peter Forster von der University of Cambridge, der an der Analyse mitgewirkt hat. "Ein einmaliger, einfacher Ursprung der Domestikation des Pferdes kann ausgeschlossen werden."

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