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News: Leben auf dem Mars?!

Erleichtertes Aufatmen bei der ESA: Ihr verloren geglaubtes Landegerät Beagle-2 hat doch noch Kontakt zum Orbiter aufnehmen können. Der kleine Mars-Besucher war gar nicht untätig in den vergangenen Wochen - und hat offenbar sogar die lang ersehnten Spuren von Leben auf dem Roten Planeten gefunden.
Beagle-2 auf dem Mars (Computergrafik)
Alle Hoffnung schien verloren. Wochenlang versuchten die Europäische Weltraumorganisation ESA und ihr amerikanisches Gegenstück, die NASA, vergeblich, Kontakt zu dem muschelartigen Landegerät Beagle-2 aufzunehmen. Seit seiner Landung am 25. Dezember 2003 blieb der kleine Marsgast stumm, und niemand wusste, warum: Hatten die Fallschirme versagt? War Beagle beim Aufprall beschädigt worden? War er in einen Krater gestürzt? Oder sendete er seine Nachrichten womöglich in eine Richtung, in der es keine dafür empfänglichen Ohren gibt?

Obwohl Mars-Express-Projektleiter Rudolf Schmidt Beagle-2 eher als Passagier bezeichnete, dessen Verlust zwar schmerze, aber die Gesamtmission keineswegs schmälere, machte sich doch etwas Enttäuschung breit. Schließlich hatte Beagle-2 die optimale Ausrüstung an Bord, um nach Lebensspuren auf dem Roten Planeten zu suchen. Zum einen sollte er Methan in der Atmosphäre nachweisen können, zum anderen aber – und das war viel entscheidender – über chemische Analysen direkt zeigen, ob es lebende Organismen auf unserem Nachbarplaneten gab oder gibt.

Diese nämlich, so ist es zumindest auf der Erde, verwerten lieber das leichtere Kohlenstoffisotop 12C. Findet nun das von Beagle eigens mitgebrachte Gas Analysis Package mit seinem Massenspektrometer in bestimmten Strukturen ein anderes Kohlenstoffisotopenverhältnis als in der Umgebung, wäre dies ein eindeutiger Hinweis für das so lang gesuchte Leben auf dem Mars. Dafür hatten ihm die Wissenschaftler sogar eine Art "Maulwurf" mitgegeben, der sich ein Stückchen von seiner unbeweglichen Basis entfernen und in über einen Meter Tiefe bohren kann.

Doch – das kleine Labor blieb verschollen. Bis jetzt: Gestern konnte der Mars-Express-Orbiter plötzlich schwache Signale registrieren, wie aus informierten Kreisen durchsickerte. Obwohl von offizieller Seite noch nicht bestätigt, sind sich Wissenschaftler sicher, dass es sich dabei um Botschaften von Beagle-2 handelt.

Offenbar war das Landegerät tatsächlich in einen Krater gestürzt, weshalb die "Kontrollanrufe" seitens Beagle ins Leere gingen, da sie keine mögliche Empfangsstation trafen. Durch noch ungeklärte Ursachen kam es außerdem zu einer internen Software-Störung, die dazu führte, dass Beagle-2 nicht etwa auf Kommandos vom Kontrollzentrum wartete, sondern quasi auf eigene Faust mit Untersuchungen seiner Umgebung begann – anders als der Mars-Roboter Spirit, den ähnliche Schwierigkeiten zunächst einmal für einige Zeit außer Gefecht gesetzt hatten.

Und nun erwies sich der Sturz sogar noch als wahrer Glücksfall. Denn die schwachen Signale – wie es aussieht, ein Anzeichen dafür, dass Beagle sich wohl in einer Art Höhle oder zumindest unter einem Felsvorsprung befindet – bargen eine sensationelle Botschaft: Die Gesteinsanalysen weisen eindeutig auf Spuren von Leben hin. Noch müssen die Daten natürlich gründlicher ausgewertet werden, aber auf den ersten Blick scheint es sich um Organismen zu handeln, die in der Lage sind, das an der Bodenoberfläche allgegenwärtige Eisen – das dem Roten Planeten seine charakteristische Farbe verleiht – zur Energiegewinnung zu nutzen. Die Forscher vermuten, dass Beagle womöglich in seinem Versteck auf eine tiefreichende Spalte gestoßen ist, in der vulkanische Aktivität den Permafrostboden so weit aufheizt, dass flüssiges Wasser verfügbar ist. Selbst unter Sauerstoffabschluss, dafür aber in der Gegenwart von Sulfat, sind manche Bakterien in der Lage, Eisen zu oxidieren, wie von der Erde beispielsweise von Meeressedimentbewohnern bekannt ist. Ein ähnlicher Mechanismus wäre demnach an entsprechenden Stellen auch auf dem Mars möglich.

Vielleicht gelingt es Beagle, in einer seiner nächsten Analysen entsprechende Schwefelvorkommen an seinem Standort nachzuweisen und die Befunde damit zu untermauern. Nach dem ebenfalls dieser Tage berichteten Nachweis von Methan in der Mars-Atmosphäre, das ebenfalls durch mikrobielle Aktivität wie auch durch Vulkanismus nachgeliefert werden kann, klingt die Botschaft von aufgespürten Bakterien auf unserem roten Nachbarn jedenfalls durchaus wahrscheinlich – es müssen ja nicht immer gleich grüne Männchen sein. Wir dürfen jedenfalls gespannt sein, was Beagle-2 uns noch zu berichten weiß – sofern er jetzt nicht wieder in Stillschweigen verfällt. Hoffentlich nicht!

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