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News: Lithium gegen die Manie

Seit vor fast 50 Jahren durch Zufall entdeckt wurde, daß Lithiumsalze geeignet sind, um die Phasen übertriebener Aktivität bei manisch-depressiven Störungen zu behandeln, spielt das Metall eine große Rolle bei der Therapie. Doch der Wirkmechanismus blieb trotz intensiver Forschung unbekannt. Einem Team von Wissenschaftlern ist es jetzt gelungen, die Funktion des Lithiums zumindest in Zellkulturen nachzuweisen.
Eine der Theorien über die therapeutische Wirkung des Lithiums besagt, daß Menschen mit einer manisch-depressiven Störung in ihren Gehirnen zu viel von dem Neurotransmitter Glutamat produzieren. Der Überschuß wirkt sich destruktiv auf die Nervenzellen im Hippocampus aus, jener Hirnregion, die an der Stimmungsausbildung beteiligt ist.

De-Maw Chuang und seine Kollegen vom National Institute of Mental Health wollten überprüfen, ob das Lithium dem Überangebot an Glutamat entgegenwirkt (Proceedings of the National Academy of Sciences, Ausgabe vom 3. März 1998). Dazu führten sie Versuche an drei verschiedenen Typen von Rattenneuronen durch, von denen einer im gesamten Gehirn vorkommt, einer auf die Großhirnrinde beschränkt und der dritte für den Hippocampus spezifisch ist. Nach Zugabe von toxischen Mengen Glutamat starb in allen drei Proben die Hälfte der Zellen innerhalb eines Tages. Von den Neuronen, die für eine Woche mit Lithium behandelt worden waren, verendete dagegen nur jede zehnte Zelle. Genauere Untersuchungen zeigten, daß der schützende Effekt des Lithiums mit dem NMDA-Glutamatrezeptor zusammenhängt, der den Calciumeinstrom in die Zelle reguliert.

Da Glutamat auch bei einer Reihe von Hirnerkrankungen wie Huntington, Alzheimer und Parkinson involviert ist, könnte nach Chuangs Einschätzung eine Behandlung mit Lithium bei deren Therapie eventuell hilfreich sein.

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