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Mahaleo

Wertvolles Autogramm
Musik ist allgegenwärtig in Madagaskar: Die Zebuhirten spielen beim Hüten ihrer Tiere auf einem selbst gezimmerten Saiteninstrument (madagassischer Name: kabosy), in jeder Straße in Morondava plärrt Musik aus mindestens einem Radio, und jeder scheint singen oder ein Instrument spielen zu können und das auch gerne zu tun.

Eine der bekanntesten Musikgruppen Madagaskars – gerade erst von einem Gastauftritt in Paris zurückgekehrt – ist die Band Mahaleo, was auf Madagassisch "unabhängig" oder "selbstständig" bedeutet. Anfang der 1970er Jahre im Zuge der Protestbewegung gegen die (zu) eng mit der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich verbandelte Regierung von Philibert Tsiranana von sieben Studenten gegründet, war die Gruppe von Beginn an soziales und ökologisches Gewissen und Sprachrohr des Landes. So gibt es beispielsweise Lieder gegen Umweltzerstörung und über die völlig verlotterte Route Nacionale nach Morondava – die "Vergessene Straße". Inzwischen sind aus den Studenten Landwirte, Soziologen und Ärzte geworden, doch ihre Popularität als Musiker ist ungeschmälert.

Als Susanne und ich heute mit Léon in der kleinen Bar Sam Suffy in Morondava zu Abend essen, wird er plötzlich unruhig. Am Nachbartisch sitzt ein energiegeladen und fröhlich wirkender Mann im Kreis einer größeren Gruppe. Léon winkt herüber und grinst. Er sagt uns, dass der Mann Dama hieße – Gründungsmitglied, Namensgeber und Sänger von Mahaleo. Léon erklärt, der Spitzname Dama setze sich aus dem Artikel "da" (übersetzt "der") und der Abkürzung des Wortes "mahaleo" zusammen (also "der Mahaleo") – in Madagaskar ist die Namenswahl völlig frei, jedes Wort kann verwendet werden, und Damas Eltern haben ihren Sohn damals eben "unabhängig" genannt. Vielleicht ein frühes Omen für die spätere Bandphilosophie?

Dama (der übrigens früher auch mal Parlamentsabgeordneter war) lebt in der Hauptstadt Tana, unterhält in der Nähe der berühmten Baobaballee von Morondava aber auch eine Reisfarm, auf der von mehreren Bauernfamilien ökologisch gewirtschaftet wird, berichtet Léon. Er sei einer der ersten "Biobauern" der Insel. Gleichzeitig dient seine Farm als Bildungszentrum für die Bewohner des Umlandes, die hier teils lesen und schreiben lernen.

Später gehen Susanne und ich mit dem Wirt Isidor zu Damas Tisch und bitten ihn um ein Autogramm für das Kirindy-Team. Dama freut sich und kritzelt seine Unterschrift auf den Pappumschlag eines Schreibblockes. Das Autogramm wird einen Ehrenplatz im Camp erhalten.
Wertvolles Autogramm | Der kurze Gruß eines der bekanntesten Musiker Madagaskar: Dama – Gründungsmitglied, Namensgeber und Sänger von "Mahaleo".

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