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News: Manipulierte Experimente: Chemiker verliert Doktortitel

Ein Chemiker der Universität Bonn verliert wegen manipulierten Experimenten seinen Doktortitel. Das bestätigt nun das Oberverwaltungsgericht Münster, indem es eine Berufung in letzter Instanz abwies. Wie die Universität Bonn gestern mitteilte, begrüßt sie diese Entscheidung und wertet sie als "deutliches Signal gegen Fälschung in der Wissenschaft".

Der Chemiker Guido Zadel hatte Anfang der neunziger Jahre in seiner Doktorarbeit behauptet, er könne mit Hilfe eines Magnetfeldes bei der Synthese die Drehrichtung (Chiralität) der entstehenden Moleküle beeinflussen. Mehrmals versuchte eine von der Universität Bonn eingesetzte Kommission ohne Erfolg, die Experimente nachzustellen. Das Fazit der Kommission: Die Resultate seien durch geschickt getarnte Manipulation zustande gekommen.

Die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät beschloss daraufhin, Zadel seinen Titel abzuerkennen. Der Chemiker klagte gegen diesen Beschluss vor dem Verwaltungsgericht Köln, allerdings ohne Erfolg. Darauf strengte er eine Berufung vor dem Oberverwaltungsgericht Münster an. Nun hat das Gericht entschieden, die Berufung nicht zur Entscheidung anzunehmen; das Urteil ist damit rechtskräftig und kann nicht mehr angefochten werden. Karl-Werner Glombitza, Mitte der neunziger Jahre Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, begrüßt das Urteil: Fälle wie diese würden dem Ansehen der Wissenschaft schaden und müssten entsprechend geahndet werden.

Der Fall Zadel hatte vor allem deshalb großes Aufsehen erregt, weil sein vermeintlicher Geniestreich ein wichtiges chemisches Problem zu lösen schien: Linksdrehende Moleküle entfalten nämlich im Körper häufig ganz andere Wirkungen als ihre rechtsdrehenden Pendants. Da beide Formen spiegelbildlich zueinander aufgebaut sind – ähnlich wie ein rechter und linker Handschuh –, sich ansonsten aber nicht unterscheiden, sind sie nur schwer voneinander zu trennen.

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