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Trügerische Pax Augusta

Ruhm und Ehre auf ewig, für einen Römer war das der Inbegriff eines erfüllten Lebens. Mochte er nach dem Tode im Hades auch ein eher tristes Dasein fristen, so kam ewiger Ruhm doch göttlicher Unsterblichkeit nahe. Als Augustus, der erste Kaiser Roms, am 19. August 14 n. Chr. im Alter von 76 Jahren starb, hinterließ er deshalb einen umfangreichen Taten- und Leistungsbericht, der an seinem Mausoleum in Rom für jedermann einsehbar angebracht werden sollte. Ein Begriff taucht darin immer wieder auf: Pax, der Friede.
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In der langen Liste seiner Erfolge wirkt diese Pax Augusta wie ein Leitmotiv, berichtet der Archäologe Carsten Amrhein in der neuen Ausgabe von epoc, dem Magazin für Archäologie und Geschichte. Denn Pax meinte nicht allein die Sicherung der Reichsgrenzen gegen äußere Feinde, sondern auch den sozialen Frieden im Inneren und auf den Straßen der Hauptstadt. Diesen errungen und bewahrt zu haben, galt Roms Bürgern als bedeutendste Tat ihres Herrschers, hatte die Stadt am Tiber doch mehr als ein Jahr-hundert Bürgerkrieg hinter sich. Doch von diesem Frieden profitierten vor allem die Bürger Roms, die Provinzen hingegen mussten das anbrechende Goldene Zeitalter finanzieren.

Dass dieses Prinzip funktionierte, dafür sorgte eine schlagkräftige, straff organisierte Berufsarmee, die in der gesamten Antike und der frühen Neuzeit ihres gleichen suchte. Etwa 170.000 Legionssoldaten und schätzungsweise 120.000 bis 150.000 Mann Reiter, Bogenschützen und leichte Infanterie, die aus den unterworfenen Völkern rekrutiert wurden, standen unter dem Befehl des Kaisers, dazu kamen noch diverse kleinere Spezialeinheiten wie die Prätorianergarde oder Augustus’ berittene Leibwache. Summa summarum standen damals konstant weit mehr als 300.000 Mann unter Waffen. Eine straff organisierte Kommandostruktur, die bis hinunter zu einer acht Mann starken Grundeinheit reichte, die sich ein Zimmer oder Zelt teilte, sorgte für eiserne Disziplin. Dazu kam eine auf die Waffentechnik abgestimmte Angriffsformation, die den Gegner regelrecht niederwalzte.

Diese gewaltige Militärmaschinerie, die das Museum Saalburg zum Thema seiner aktuellen Ausstellung genommen hat, geriet nur einmal aus dem Tritt: Als drei Legionen in der Varusschlacht 9 n. Chr. Niedergemacht wurden. Die Forschung geht heute davon aus, dass es sich dabei weniger um einen Aufstand der germanischen Stämme, als um eine Rebellion der germanischen Hilfstruppen handelte.

Mag Augustus es verstanden haben, die Völker seines Reichs allmählich durch eine einheitliche Gesetzgebung und eine attraktive Wirtschaftspolitik zu "romanisieren", ohne seine allgegenwärtige, straff durchorganisierte, hochgerüstete und zahlenmäßig anderen Heeren überlegene Berufsarmee wäre die Pax Augusta nur schwer durchsetzbar gewesen. Dies erkannten auch seine Nachfolger. Die augusteische Heeresreform blieb für Jahrhunderte in Kraft und verlieh Roms Militärs die Macht, in Krisenzeiten Kaiser zu stützen und zu stürzen, ja, Herrscher aus den eigenen Reihen auf den Thron zu bringen.

Über epoc:
epoc, das Magazin für Geschichte, Archäologie und Kultur, erscheint seit 2004. Sechsmal pro Jahr vermitteln Forscher und Fachjournalisten auf mehr als 100 Seiten fundiert und unterhaltsam Wissen über historische Themen und zeigen spannende Zusammenhänge aus Kunst, Kultur und Geistesgeschichte auf. Ein jeweils umfassend beleuchtetes Titelthema zu zentralen Ereignissen, Persönlichkeiten und Kulturen der Welt sowie spannende Reportagen und Essays überzeugen alle zwei Monate rund 40 000 Leser.

Unter www.epoc.de finden alle historisch Interessierten Kurzmeldungen und aktuelle Ausstellungstipps. Ein Newsletter und die Chronologs, das Blogportal für Fragen zur Vergangenheit und ihrer Erforschung, halten Sie täglich auf dem Laufenden.

Abdruck honorarfrei bei Quellenangabe: epoc, 5/2009
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