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Evolution: Muss Vogel-Stammbaum umgeschrieben werden?

Phylogenetische Studien deuten an, dass bestimmte gegenwärtige Entwicklungslinien der Vögel eventuell in komplett anderen evolutionären Zusammenhängen stehen als bislang bekannt. Die bisherige Gruppe der so genannten Neoaves – die auch einen Großteil der Nicht-Singvögel umfasst – müsste demnach in die zwei neuen Linien der Metaves und Coronaves aufgeteilt werden.

Zu diesem Schluss kommen Matthew Fain und Peter Houde von der New Mexico State University anhand von Untersuchungen des Vogelgens beta-Fibrinogen. Die Wissenschaftler analysierten dazu die Zahl unterschiedlicher Nukleotide pro beta-Fibronogen von 150 Vogelfamilien und leiteten aus den Unterschieden einen neuen Stammbaum der Klasse Aves ab.

Die neu aufgestellten Linien Metaves und Coronaves umfassen dabei jeweils Familien mit ähnlichen Merkmalen und ökologischen Anpassungen, die sich aber unabhängig voneinander entwickelt haben und somit nicht in enger verwandtschaftlicher Beziehung zueinander stehen. Spezies wie Flamingos und Löffler etwa, die körperliche wie ökologische Parallelen aufweisen, betrachtete man auf Grund dieser Übereinstimmungen bislang als nahe verwandt. Bestätigen sich aber die Ergebnisse von Fain und Houde, so wäre ihre Physiognomie Folge konvergenter Entwicklung, und sie stünden in keiner evolutionären Beziehung mehr zueinander.

Einige Ordnungen des gegenwärtigen Stammbaums wären zudem polyphyletisch, also nicht auf einen gemeinsamen Ursprung zurückzuführen, da sie Familien aus den beiden neuen Linien umfassten. Die Arten ähneln sich äußerlich, entstammten aber unterschiedlichen Urtypen. Ein Beispiel wären die Tölpel und die Tropikvögel, die man jetzt noch in der Ordnung der Pelecaniformes zusammenfasst.

Diese Entdeckung spiegelte dann auch eine ähnliche Entwicklung wie bei den Säugetieren wider, wo Plazenta- und Beuteltiere jeweils konvergente Anpassungen an entsprechend gleiche Umweltbedingungen entwickelt haben.

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