Geoelektrik: Elektroden statt Spaten
Ramat Rahel liegt auf einer Anhöhe im Südwesten Jerusalems, auf halbem Weg nach Bethlehem. Im 7. Jahrhundert v. Chr. residierte dort König Hezekiah. Lässt man den Blick von den Ruinen der Palastanlage schweifen, wird auch heute noch deren strategische Bedeutung deutlich: Von der erhöhten Warte aus war die Handelsroute zu kontrollieren, die den Süden des Landes mit Jerusalem und der Küstenebene verband. Andererseits gab und gibt es dort oben keine Quellen; die nächsten befinden sich am Hangfuß und damit außerhalb der befestigten Siedlung. Um sich mit Trinkwasser zu versorgen, so vermuten die Grabungsleiter Oded Lipschits von der Universität Tel Aviv und Manfred Oeming von der Universität Heidelberg, ließ der Herrscher eine Zisterne anlegen, also ein unterirdisches Reservoir, um die Regenfälle der Wintermonate zu speichern.
Statt ihre These ausschließlich mittels Probebohrungen und Sondagegräben zu überprüfen, nahmen die Archäologen auch Geografen der Universität Heidelberg mit ins Boot. Gefördert von der Manfred Lautenschläger-Stiftung spürten diese tatsächlich größere Hohlräume unter dem Palast auf. Gezielte Grabungen brachten dann die gesuchte Zisterne zum Vorschein.
Dabei setzten sie die geoelektrische Prospektion ein, die ähnlich der Geomagnetik Besonderheiten der physikalischen Verhältnisse in den Bodenschichten entdeckt. Solche Anomalien liefern wertvolle Hinweise auf verborgene archäologische Strukturen. Denn Grabungen sind nicht nur sehr aufwändig, sie zerstören zwangsläufig auch die Fundsituation. So sorgsam Archäologen diese auch dokumentieren mögen – jedes Entfernen von Material, und sei es mit dem Spatel, ist endgültig. Umso wichtiger ist es für den grabenden Archäologen daher, gezielt vorzugehen. ...
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