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Hirnforschung: Entwicklung des Bewusstseins rekonstruiert

Versuchsteilnehmerin Padana im Leipziger Zoo
Forscher des Max-Planck-Instituts für Psycholinguistik und ihre Kollegen vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie haben mit vergleichenden psychologischen Forschungen die evolutionäre Entwicklung des Bewusstseins nachvollzogen. Dabei stellten sie fest, dass einige der in der Evolution angelegten Strategien offenbar schon sehr früh durch kognitive Entwicklung beim Menschen maskiert werden.

Versuchsbedingungen | Versuchsbedingungen: Ein erwachsenes Orang-Utan-Männchen führt die Aufgaben aus. Oben: "place conditions" – der Forscher vertauscht die Objekte, unter denen der Gegenstand (X) versteckt ist; die Platzierung des Verstecks bleibt dieselbe. Unten: "feature conditions" – das Objekt mit dem darunter versteckten Gegenstand steht nun an einem anderen Ort.
Daniel Haun und seine Kollegen haben dazu die kognitiven Präferenzen bei den Hominiden untersucht. Sie verglichen alle fünf Arten der Großen Menschenaffen – Orang-Utan, Gorilla, Bonobo, Schimpanse und Mensch – in ihren Vorlieben für bestimmte Strategien, versteckte Gegenstände wiederzufinden. Wenn alle fünf Arten bestimmte Vorlieben teilen, so die These, sollten diese auf den letzten gemeinsamen Vorfahren zurückgehen, der vor etwa 15 Millionen Jahren ausstarb. Die Forscher versteckten von den Affen begehrte Gegenstände auf zwei verschiedene Arten: In der so genannten "place condition" war der Gegenstand am selben Ort zu finden, an dem er bereits vorher versteckt wurde, aber nun unter einem anderen Objekt – etwa einem Stein statt einer Kiste. Bei der "feature condition" dagegen blieb dieses Objekt unverändert, doch wechselte der Ort des Verstecks.

Tatsächlich bevorzugten alle vier Menschenaffen sowie einjährige Kleinkinder den Ort als Hinweis, um Verstecktes wiederzufinden, selbst wenn es jetzt unter einem völlig anderen Objekt versteckt war. Diese Präferenz ist daher wohl schon seit mindestens 15 Millionen Jahren Bestandteil unserer bewussten Wahrnehmung. Anschließend untersuchten die Wissenschaftler dreijährige Kinder, die – im Gegensatz zu den jüngeren Kindern – jedoch das verhüllende Objekt als verlässlichsten Hinweis ansahen, selbst wenn das Versteck ursprünglich an einem ganz anderen Ort lag. Einjährigen Kindern und Menschenaffen fehlt jedoch nicht die Fähigkeit für eine Objekt basierte Strategie, sie bevorzugen lediglich den Einsatz einer Standort basierten Strategie, so die Forscher. Die weitere kognitive Entwicklung beim Menschen führt schließlich dazu, dass er diese Präferenzen neu abwägt.

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