Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Interview: "Jetzt gibt es erstmals eine Chance, das Turbulenzproblem zu lösen"

Eberhard Bodenschatz vom Göttinger Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation über das turbulente Leben eines Strömungsforschers, die Schönheit von Wolken und was das mit dem Leben und dem Bau von Sandburgen zu tun hat. Kurz vor dem Interviewtermin kam er aus den Alpen zurück.
Der Göttinger Wissenschaftler erläutert die Anwendungen der Strömungsdynamik und Turbulenzforschung.

Spektrum der Wissenschaft: Ich habe gehört, Sie waren auf der Zugspitze. Was haben Sie dort gemacht?

Prof. Eberhard Bodenschatz: Ja, ich war auf der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus, das ist nicht weit vom Gipfel der Zugspitze. Da wollen wir die Feinstruktur von Wolken beobachten. Aus Osten, in Richtung Kufstein, steigen dort im Sommer regelmäßig sehr schöne thermische Wolken auf. Wir versuchen, mikroskopisch kleine Wassertröpfchen mit Hochgeschwindigkeitskameras in 3-D zu verfolgen.

Wofür soll das gut sein?

Bodenschatz: Klimaforscher können das Entstehen und den Einfluss von Wolken derzeit noch nicht richtig modellieren. Ohne diese Fähigkeiten lässt sich aber die Entwicklung des Klimas nur sehr schwer vorhersagen. Denn Wolken haben einen zwiespältigen Einfluss – sie können die Erde sowohl aufheizen als auch abkühlen.

Was genau beobachten Sie da?

Bodenschatz: Wir nennen das die Mikrophysik der Wolke. Die Tröpfchen sind vergleichsweise schwer und können wegen ihrer Masse der originären turbulenten Luftströmung nicht exakt folgen. Es trägt sie aus der Kurve wie die Sitze eines Kettenkarussells. Dort, wo Wirbel aneinandergrenzen und es etwas ruhiger zugeht, können sich die Tröpfchen aber sammeln und durch Zusammenstöße nach und nach weiterwachsen, bis die Schwerkraft sie nach unten zieht und sie zu Boden fallen.

Um diese dynamischen Vorgänge detailliert zu verfolgen, gehen wir so vor: Wir beleuchten ein Kubikzentimeter großes Volumen der Wolke mit einem Laser. Dann lassen wir vier Hochgeschwindigkeitskameras auf einem Schlitten ein Stück mit dem Wind fahren. Die Kameras schaffen 15 000 Bilder pro Sekunde! So verfolgen wir die Dynamik der Wolkentröpfchen hoch aufgelöst in allen drei Raumrichtungen. Das liefert uns ganz neuartige Details der Wolkendynamik ...

Kennen Sie schon …

Spektrum der Wissenschaft – Klimawende für Energie und Industrie

»Klimawende für Energie und Industrie« zeigt auf, welche Anstrengungen unternommen werden müssen, um zahlreiche Industriesektoren auf Klimaneutralität umzustellen. Einerseits geht es dabei darum, woher die Energie in Zukunft kommen soll, wie sie gespeichert und genutzt wird, andererseits geht es aber auch darum, die Rohstoffe und die Produktionsmethoden insbesondere in den Branchen Stahl, Zement und Chemie anzupassen. Innovationen bei Techniken wie Wasserstoff, Wärmepumpen oder Kraftwerksbau können Lösungen bieten.

Spektrum - Die Woche – Welche Psychotherapie passt zu mir?

Studien zufolge erkrankt jeder fünfte bis sechste Erwachsene mindestens einmal in seinem Leben an einer Depression. Doch wie finden Betroffene eine Therapie, die zu ihnen passt? Außerdem in dieser Ausgabe: Kolumbiens kolossales Problem, der Umgang mit Polykrisen und die Übermacht der Eins.

Spektrum - Die Woche – Stephen Hawking lag mit Schwarzen Löchern falsch

Aufruhr in der Physik: 60 Jahre lang wurde die Theorie der unendlich großen Schwerkraft im Kern von Schwarzen Löchern allgemein angenommen. Nun sorgt der Mathematiker Roy Kerr für Zweifel. Lag Hawking falsch? Außerdem in der »Woche«: Warum es für manche Menschen unmöglich scheint, »Nein« zu sagen.

Schreiben Sie uns!

1 Beitrag anzeigen

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.