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Kleinkindbetreuung: Immer Stress mit der Krippe

Wiener Bildungsforscher beobachteten detailliert, wie sich Kleinkinder in Krippen eingewöhnen. Die Studie zeigt, dass insbesondere "still leidende" Kinder zu wenig beachtet werden.
Hat zu knabbern

Wie Pilze schießen in Deutschland derzeit Krippen aus dem Boden: Ab August 2013 haben alle Kinder ab einem Jahr einen Rechtsanspruch auf eine Betreuungsmöglichkeit. So müssen – keiner weiß wirklich wie – in den nächsten Monaten noch 160 000 Plätze geschaffen werden; manche Experten schätzen gar, es fehlten bis zu 400 000. Wie hoch der Bedarf tatsächlich sein wird, lässt sich bislang nicht sagen. Not herrscht an allem, Raumnot, Zeitnot, Personalnot, Geldnot. Plötzlich scheint alles gut genug zu sein für die Kleinen, für die uns doch angeblich nichts zu teuer ist. Da entstehen Mega-Anstalten für Hunderte von Kripplingen, dort will man Bauvorschriften aussetzen (mit niedrigeren Räumen geht es billiger, denkt die Familienmi­nisterin) oder "vorübergehend" auf Betreuungs- und Ausstattungsqualität verzichten. Dabei wird schon jetzt die Hälfte aller Kinder in Krippen, Kindergärten oder bei Tagesmüttern nur mittelmäßig bis schlecht betreut, lautete 2012 das Fazit einer großen vom Bundesfamilienministerium geförderten Untersuchung (der "NUBBEK-Studie"). Nur wenige Einrichtun­gen bieten den empfoh­lenen Schlüssel von drei, maximal fünf Kleinkindern pro Erzieherin. Von der seit Jahren geforderten Hochschulausbildung für Erzieher wagt angesichts des Mangels ohnehin kaum noch jemand zu sprechen. Demnach dürften die vielerorts niedrigen Standards weiter sinken. Es geht gar nicht anders: Zehntausende einschlägig ­qualifizierte Fachkräfte fallen nicht über Nacht vom Himmel. Und so werden die Gruppen eben vergrößert, die Betreuungsschlüssel weiter verschlechtert ...

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Literaturtipp

Ahnert, L.: Wie viel Mutter braucht ein Kind? Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2010
Gut verständlicher Überblick zur Krippenforschung


Quellen

Ahnert, L. et al.: Eingewöhnung in die Kinderkrippe: Forschungsmethoden zu Bindung, Stress und Coping. In: Viernickel, S. et al. (Hg.): Krippenforschung - Methoden, Konzepte, Beispiele. Reinhardt, München 2012, S. 74-88

Ahnert, L.: Caregiver Behaviors as Related to Infant Cortisol Activity at Child Care Entry. In: Journal of Psychophysiology 19, S. 106, 2005

Ahnert, L. et al.: Transition to Child Care: Associations of Infant-Mother Attachment, Infant Negative Emotion and Cortisol Elevations. In: Child Development 75, S. 639-650, 2004

Datler, W. et al.: Toddlers' Transition to Out-of-Home Day Care: Settling into a New Care Environment. In: Infant Behavior & Development 35, S. 439-451, 2012

Datler, M. et al.: Hinter verschlossenen Türen. Über Eingewöhnungsprozesse von Kleinkindern in Kindertagesstätten und die Weiterbildung pädagogischer Teams. In: Dörr, M. et al. (Hgs.): Reifungsprozesse und Entwicklungsaufgaben im Lebenszyklus. Jahrbuch der Psychoanalytischen Pädagogik 19, Psychosozial-Verlag, Gießen 2011, S. 30-54

Datler, W. et al: Von den Eltern getrennt und doch nicht verloren - Annäherungen an das Alltagserleben von Krippenkindern unter dem Aspekt von Bildung. In: Schäfer, G. et al. (Hgs.): Kinderwelten - Bildungswelten. Unterwegs zur Frühpädagogik, Cornelsen, Berlin 2010, S. 83-94

Fürstaller, M. et al.: Wenn Tränen versiegen, doch Kummer bleibt. Über Kriterien gelungener Eingewöhnung in die Kinderkrippe . In: Frühe Kindheit. Zeitschrift der Deutschen Liga für das Kind 14, 2011, S. 20-26

Gunnar, M. R. et al.: The Rise in Cortisol in Family Day Care: Associations With Aspects of Care Quality, Child Behavior, and Child Sex. In: Child Development 81, S. 851-869, 2010

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