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Klimawandel: Wärmere Meere - stärkere Hurrikane

Alles deutet darauf hin, daß sich durch die globale Erwärmung die Zerstörungsgewalt tropischer Wirbelstürme erhöht. Sowohl die Windstärken als auch die Niederschlagsmengen werden in bedrohlicher Weise zunehmen.
Das ganz große Unglück blieb aus, als der Hurrikan Dean kürzlich den Golf von Mexiko heimsuchte. Dennoch weckte der erste große atlantische Wirbelsturm der Saison Erinnerungen an das Jahr 2005, in dem die Hurrikane Katrina und Rita weite Landstriche der USA verwüsteten und Tausende Menschenleben forderten. Im Anschluss an die Schreckensstürme zweifelte kaum mehr jemand daran, dass die globale Erwärmung Mitschuld an der Zunahme der Hurrikanintensität hat. Die Versicherungsprämien im Südosten der Vereinigten Staaten schossen in die Höhe, und im folgenden Jahr rechneten die Menschen mit dem Schlimmsten. Doch 2006 herrschte Flaute auf dem tropischen Nordatlantik. Wenn die globale Erwärmung eine Rolle spielte, warum blieb es dann vergangenes Jahr so ruhig? Und haben höhere Temperaturen tatsächlich Einfluss auf die Stärke der Wirbelstürme?

Wie der Klimaforscher Kevin E. Trenberth im Septemberheft von Spektrum der Wissenschaft erklärt, besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Meerestemperatur in Äquatornähe und der Entstehung von Hurrikanen. Durch menschliche Aktivitäten – insbesondere die Verbrennung fossiler Treibstoffe – erhöht sich die Konzentration von Treibhausgasen wie Kohlendioxid in der Atmosphäre. Die resultierende Erwärmung des Globus erfasst auch die Ozeane und lässt deren Oberflächentemperatur zunehmen. Allerdings unterliegen die Gewässer auch anderen Einflüssen. Beispielsweise dem Klimaphänomen El Niño, in dessen Gefolge sich der tropische Ostpazifik vorübergehend erwärmt. Dadurch kommt es zu heftigen Niederschlägen in dieser Region, was wiederum für wärmeres Wetter im tropischen Atlantik und damit einen besseren Nährboden für Hurrikane sorgt. Dies geschah im Vorfeld der Tropensturmsaison 2005. Im darauf folgenden hurrikanschwachen Jahr sorgte El Niños Gegenstück La Niña für umgekehrte Verhältnisse: Abkühlung im Ostpazifik und damit weniger Hurrikane im Atlantik.

Für Trenberth verschleiern solche Schwankungen den generellen Trend. Weithin anerkannten Schätzungen zufolge ist die Temperatur der Meeresoberfläche seit 1970 im globalen Durchschnitt um ungefähr 0,6 Grad Celsius gestiegen. Nach Modellrechnungen sorgte dieser Umstand im Falle Katrinas für ein Fünftel mehr Regen. Ob Hurrikane in Zukunft häufiger auftreten, ist laut Trenberth dagegen ungewiss. Für den Klimatologen ist es eher wahrscheinlich, dass wir insgesamt weniger tropische Wirbelstürme erleben, die dafür aber umso mehr Schaden anrichten.

Abdruck honorarfrei bei Quellenangabe: Spektrum der Wissenschaft, 9/2007
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