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Kognition: Gibt es ein Gen für Intelligenz?

Intelligenz ist großenteils ererbt. Aber welche Gene sind dafür verantwortlich? Neue Studien zeigen: Sie beruht entweder auf einer bestimmten Kombination sehr vieler häufiger Genvarianten – oder auf wenigen seltenen Abwandlungen zahlreicher ganz unterschiedlicher Gene.

Menschen unterscheiden sich in vielen geistigen Fähigkeiten: im Rechnen, im Wortschatz, im Drehen von Objekten im Kopf, im Erinnern, im Erkennen von systematischen Mustern oder Abweichungen davon, im schlussfolgernden Denken, im schnellen Reagieren auf Signale und so weiter. Mit diesen Unterschieden befasst sich schon seit Langem die differenzielle Psychologie. Entsprechend hat sie eine Vielzahl von so genannten psychometrischen Tests entwickelt, um zuverlässig zu ermitteln, wie gut jemand in den diversen kognitiven Bereichen im Vergleich zu anderen Menschen ist.

Seit über 100 Jahren zeigt sich dabei immer wieder ein ebenso simpler wie erstaunlicher Befund: Wer in einem solchen Test besser abschneidet, erzielt auch in allen anderen im Mittel überdurchschnittliche Leistungen. Das ist höchst erstaunlich, weil die Prozesse der Informationsverarbeitung, die den jeweiligen Fähigkeiten zu Grunde liegen, sehr verschieden sein können. Natürlich gibt es Menschen, die zum Beispiel im sprachlichen Bereich besser sind als im mathematischen und deshalb bei jeder Art von verbalem Test besser abschneiden als bei allem, was mit Zahlen zu tun hat. Diese Unterschiede sind aber klein gegenüber denen, die herauskommen, wenn man bei sehr vielen Menschen die Leistungen in kognitiven Tests generell vergleicht. Daraus ergibt sich das Konstrukt der allgemeinen Intelligenz, das in der Praxis dem besser bekannten Intelligenzquotienten (IQ) sehr ähnlich ist.

Es handelt sich dabei zunächst einmal um eine statistische Abstraktion – ein Mittel, so knapp wie möglich auszudrücken, dass es testübergreifende Unterschiede in der mentalen Leistungsfähigkeit von Menschen gibt. Das hat bereits der britische Psychologe Charles Spearman (1863 – 1945) betont, der 1904 die allgemeine Intelligenz entdeckte. Doch wie aus einer Vielzahl von Studien seit damals hervorgeht, steckt mehr hinter dem Konstrukt. So hängt die allgemeine Intelligenz nicht von der Art der Messung ab: Legt man einer Gruppe von Menschen zwei völlig verschiedene ...

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Spektrum der Wissenschaft – Vögel - Gefiederte Vielfalt

Die kognitiven Fähigkeiten von Vögeln erstaunen selbst Fachleute immer wieder. Wie schaffen es Vögel, trotz ihres winzigen Gehirns, Werkzeuge zu benutzen oder sich im Spiegel zu erkennen? Wie kam es zum Gesang der Vögel und was verbirgt sich dahinter? Wie kommt es zu den vielfältigen Farben und Mustern des Federkleids? Studien zur Embryonalentwicklung zeigen, auf welchen theoretischen Grundlagen die Farb- und Formenfülle im Tierreich beruhen. Und die Vorfahren der Vögel, die Dinosaurier, erwiesen sich als fürsorgliche Eltern.

Gehirn&Geist – Musikalität

Manche Menschen können schon mit vier meisterhaft Klavier spielen, anderen fällt es zeitlebens schwer, im Takt zu klatschen. Was bestimmt, wie musikalisch wir sind? Welche Rolle spielen dabei die Gene, welche das Elternhaus, und wie wichtig ist eisernes Üben? Außerdem: Wenn Geiseln Zuneigung für ihre Peiniger entwickeln, ist schnell die Rede vom »Stockholm-Syndrom«. Handelt es sich dabei wirklich um krankhaftes Verhalten, wie der Ausdruck »Syndrom« suggeriert? Nach Überzeugung einiger Mediziner bekämpft Botox nicht nur Falten, sondern auch Depressionen. Es gibt aber Kritik an dieser Theorie. Wie gesund ist Yoga wirklich? Der Psychologe Holger Cramer erforscht die Wirkung von Yoga auf Körper und Geist und deckt dabei ebenso die Grenzen auf. Im Gehirn repräsentieren einzelne Neurone jeweils bestimmte Zahlen. Ein bislang unbekannter Mechanismus könnte dafür sorgen, dass dieser Zahlensinn bis zur Anzahl von vier kaum Fehler macht.

Spektrum - Die Woche – Kerzenchemie

Heiligabend gemütlich bei Kerzenschein zusammensitzen? Ja, aber besser nicht zu viele Kerzen – und danach einmal kräftig durchlüften, wie unsere Weihnachtstitelgeschichte erläutert. Außerdem: In der Nordsee schwimmen wieder Seepferdchen. Und Astronaut Matthias Maurer erzählt über Raumanzüge.

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  • Quellen

Banks, G. C. et al.: Smarter People are (a bit) More Symmetrical: A Meta-Analysis of the Relationship between Intelligence and Fluctuating Asymmetry. In: Intelligence 38, S. 393–401, 2010

Davies, G. et al.: Genome-Wide Association Studies Establish that Human Intelligence is Highly Heritable and Polygenic. In: Molecular Psychiatry 16, S. 996 – 1005, 2011

Deary, I. J. et al.: The Neuroscience of Human Intelligence Differences. In: Nature Reviews Neuroscience 11, S. 201 – 211, 2010

Johnson, W. et al.: Heritability in the Era of Molecular Genetics: Some Thoughts for Understanding Genetic Influences on Behavioral Traits (Target Article). In: European Journal of Personality 25, S. 254 – 266, 2011

Penke, L. et al.: Brain White Matter Tract Integrity as a Neural Foundation for General Intelligence. In: Molecular Psychiatry 17, S. 1026 – 1030, 2012

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