Kulturevolution: Kam die Kultur aus Afrika?
Mehrere zehntausend Jahre früher als Europa erlebte der Süden Afrikas zweimal einen kulturellen Schub, der von modernem Verstand zeugte. Doch beide Kulturen gingen bald wieder unter.
Nach archäologischen Maßstäben gab die Blombos-Höhle an der Südküste Afrikas eine eher kleine Behausung ab. Die Grundfläche misst nur gut 50 Quadratmeter. Doch was die Forscher in 13 Kubikmeter Höhlenboden ausgruben, genügte, um unser Wissen von der Geschichte des menschlichen Geistes zu revolutionieren. So genanntes modernes Verhalten trat demnach wesentlich früher auf als bisher angenommen.
Ein Team um den südafrikanischen Archäologen Christopher Henshilwood vom African Heritage Research Institute in Kapstadt, der auch an der Universität Bergen (Norwegen) lehrt, entdeckte in den letzten 15 Jahren in der Blombos-Höhle Ockerbarren mit abstrakten Ritzmustern und winzige Schneckenhäuser, die alle an der gleichen Stelle ein kleines Loch aufweisen, als ob sie zu Ketten aufgezogen wurden. Diese Zeugnisse symbolischen Ausdrucks fertigten Menschen vor etwas über 70 000 Jahren (siehe auch SdW 12/2005, S. 38, kostenfreier Download). Die frühesten vergleichbaren Artefakte aus Europa sind gerade halb so alt.
Die Befunde, die Henshilwood vor einigen Jahren publizierte, passten so gar nicht zur herrschenden Lehrmeinung, wann und wo Menschen anfingen, Symbolik einzusetzen – diese ureigene menschliche Kompetenz. Fast 200 000 Jahre alte Knochenreste aus Äthiopien zeugen davon, dass der bereits sehr viel früher moderne anatomische Merkmale besaß (siehe SdW 3/2003, S. 38). Anscheinend verstrichen aber nochmals 100 000 Jahre, bis auch modernes Denken aufkam, wie es uns eigen ist. Die Blombos-Funde liefern viel Stoff zum Nachdenken. Was mag den Kulturdurchbruch veranlasst haben? Wie weit war das erste moderne Verhalten geografisch verbreitet? Trat es gleichzeitig noch anderswo in der südlichen Hälfte Afrikas auf? Des Weiteren wüssten die Anthropologen gern, ob abstraktes und symbolisches Denken daran Anteil hatte, dass der Homo sapiens schließlich die übrige Welt eroberte.
In der Blombos-Höhle stießen die Ausgräber im selben Zeithorizont, der die symbolischen Artefakte enthielt, auch auf höchst aufschlussreiche Steinwerkzeuge. Sie entdeckten eine Anzahl sorgsam gearbeiteter, zweischneidiger flacher Spitzen, die wegen ihrer feinen Machart der so genannten Stillbay-Kultur – oder Stillbay-Industrie – zuzuweisen sind. Vermutlich dienten sie als Speerspitzen. Genau solche Steinspitzen hatte der südafrikanische Forscher Langham Dale (1826 – 1898) schon 1866 in einer Bucht südlich von Kapstadt entdeckt. Dass diese lanzettförmigen Artefakte von besonderer Fertigkeit ihrer Hersteller zeugen, erkannte später Astley J. H. Goodwin (1900 – 1959), der Vater der südafrikanischen Archäologie...
Ein Team um den südafrikanischen Archäologen Christopher Henshilwood vom African Heritage Research Institute in Kapstadt, der auch an der Universität Bergen (Norwegen) lehrt, entdeckte in den letzten 15 Jahren in der Blombos-Höhle Ockerbarren mit abstrakten Ritzmustern und winzige Schneckenhäuser, die alle an der gleichen Stelle ein kleines Loch aufweisen, als ob sie zu Ketten aufgezogen wurden. Diese Zeugnisse symbolischen Ausdrucks fertigten Menschen vor etwas über 70 000 Jahren (siehe auch SdW 12/2005, S. 38, kostenfreier Download). Die frühesten vergleichbaren Artefakte aus Europa sind gerade halb so alt.
Die Befunde, die Henshilwood vor einigen Jahren publizierte, passten so gar nicht zur herrschenden Lehrmeinung, wann und wo Menschen anfingen, Symbolik einzusetzen – diese ureigene menschliche Kompetenz. Fast 200 000 Jahre alte Knochenreste aus Äthiopien zeugen davon, dass der bereits sehr viel früher moderne anatomische Merkmale besaß (siehe SdW 3/2003, S. 38). Anscheinend verstrichen aber nochmals 100 000 Jahre, bis auch modernes Denken aufkam, wie es uns eigen ist. Die Blombos-Funde liefern viel Stoff zum Nachdenken. Was mag den Kulturdurchbruch veranlasst haben? Wie weit war das erste moderne Verhalten geografisch verbreitet? Trat es gleichzeitig noch anderswo in der südlichen Hälfte Afrikas auf? Des Weiteren wüssten die Anthropologen gern, ob abstraktes und symbolisches Denken daran Anteil hatte, dass der Homo sapiens schließlich die übrige Welt eroberte.
In der Blombos-Höhle stießen die Ausgräber im selben Zeithorizont, der die symbolischen Artefakte enthielt, auch auf höchst aufschlussreiche Steinwerkzeuge. Sie entdeckten eine Anzahl sorgsam gearbeiteter, zweischneidiger flacher Spitzen, die wegen ihrer feinen Machart der so genannten Stillbay-Kultur – oder Stillbay-Industrie – zuzuweisen sind. Vermutlich dienten sie als Speerspitzen. Genau solche Steinspitzen hatte der südafrikanische Forscher Langham Dale (1826 – 1898) schon 1866 in einer Bucht südlich von Kapstadt entdeckt. Dass diese lanzettförmigen Artefakte von besonderer Fertigkeit ihrer Hersteller zeugen, erkannte später Astley J. H. Goodwin (1900 – 1959), der Vater der südafrikanischen Archäologie...
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