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Medikamentenentwicklung: RNA-Interferenz erweist sich als lebensgefährlich

Die Hoffnung, mit der so genannten RNA-Interferenz bald gegen verschiedene Krankheiten vorgehen zu können, muss deutlich gedämpft werden. Forscher der Stanford-Universität berichten von einem gescheiterten Experiment, bei dem sie versuchsweise verschiedene shRNAs (short-hairpin-RNAs) mit einem Virus in Leberzellen von Ratten einschleusten und dann über einen längeren Zeitraum exprimieren ließen. Auf fast drei Viertel der getesteten fremden RNA-Varianten reagierten die Tiere aber nach einiger Zeit mit einer Leber-Erkrankung, knapp die Hälfte tötete die Versuchsnager am Ende sogar.

So genannte shRNAs dienen bei der RNA-Interferenz dazu, bestimmte Gene einer Zelle gezielt auszuschalten. Offenbar kamen die kurzen RNA-Moleküle bei den Versuchen der Stanford-Forscher langfristig aber weiteren Zellprozessen in die Quere. Die Wissenschaftler vermuten, dass die künstliche, langfristige Produktion der eingeschleusten shRNAs mit der Produktion zelleigener, lebensnotwendiger microRNAs konkurriert. Offenbar existiert eine Kapazitätsobergrenze der Zellmaschinerie bei der Produktion kurzer RNA-Moleküle, so der Leiter der Studie, Mark Kay.

Immerhin gelang den Forschern auch ein Erfolg: eine in Mäuselebern eingeführte, dort aber nur in geringen Mengen dosiert exprimierte shRNA konnte ohne Nebenwirkungen gezielt Hepatitis-C-Viren bremsen.

Insgesamt fordern die Forscher aber die bislang angedachte Strategie zu überdenken, nach der zur Therapie einfach größere Mengen spezifischer shRNA zur Blockade unerwünschter Gene in Zellen eingeschleust werden sollten. Die Menge der shRNA muss in Zellen stattdessen wahrscheinlich genau reguliert werden.

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