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Medizin: Nanopartikel im Gehirn

Nanotechnik gilt als Schlüsselbranche des 21. Jahrhunderts. Auch Mediziner setzen auf winzige Teilchen, um beispielsweise Medikamente gezielt ins Gehirn zu schleusen. Doch Nanopartikel, die in nahezu jedes Gewebe des Körpers eindringen können, bergen auch eine Gefahr: Im Hirnzellen können sie möglicherweise Verklumpungen auslösen, die denen bei der Alzheimerkrankheit ähneln.
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Nanopartikel sind seit langem Teil unsere Umwelt. Sie entstehen etwa beim Verbrennen von Holz oder Dieselkraftstoff und werden für zahlreiche Industrieprodukte wie Lacke, Toner oder Kosmetika eigens hergestellt. Inzwischen machen winzige Teilchen mit einem Durchmesser unter 100 Nanometern den größten Anteil der Staubbelastung unserer Luft aus.

Wie die Biologin Anna von Mikecz in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Gehirn&Geist" (Heft 3/2010) berichtet, setzen Mediziner heute einige Hoffnungen in Nanopartikel. So sollen etwa helfen, Medikamente oder auch Gene gezielt ins Gehirn einzuschleusen oder neuronale Stammzellen zu reaktivieren. Damit könnten sie in Zukunft die Therapie etlicher neurologischer Krankheiten wie Alzheimerdemenz oder Morbus Parkinson verbessern.

Andererseits mehren sich die Hinweise, dass feinste Staubteilchen aus Industrie und Verkehr gesundheitsschädlich sind und auch das Zentralnervensystem beeinträchtigen können. So haben mexikanische Forscher herausgefunden, dass die Hirnentwicklung von Stadtkindern in dem mittelamerikanischen Land hinter der von Gleichaltrigen aus gesünderer Umgebung zurückbleibt. Tierversuche bestätigten zudem, dass Nanopartikel, die Blut-Hirn-Schranke überwinden, im Nervengewebe Entzündungen auslösen können.

Anna von Mikecz und ihre Kollegen von der Universität Düsseldorf konnten nachweisen, dass Nanopartikel aus Siliziumdioxid bis in den Zellkern der Neuronen eindringen und in den Zellen Proteinverklumpungen hervorrufen können. Medizinern ist dieser Befund durchaus vertraut: Bei "neurodegenerative Aggregat-Erkrankungen" – zu denen Alzheimerdemenz, Morbus Parkinson und Chorea Huntington zählen – bilden sich ebenfalls Eiweißklumpen im Hirngewebe. Von Mikecz befürchtet, eingeatmete Nanopartikel könnten Hirnzellen schädigen und das Risiko erhöhen, an diesen fatalen Nervenleiden zu erkranken. Die genaueren Wirkmechanismen müssen allerdings noch erforscht werden.

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