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Messie-Syndrom: Wenn Sammeln Leiden schafft

"Messies" können sich nur schwer von nutzlosen Gegenständen trennen, deshalb versinken sie immer tiefer im Chaos. Neurowissenschaftliche Studien zeigen, was im Gehirn der zwanghaften Horter anders ist.
Haufenweise "gute Sachen"
"Das Sammeln ist eigentlich nicht das Problem", sagt Sabine R. "Sondern das Loslassen." Ihre 60-Quadratmeter-Wohnung ist ein einziges Durcheinander von Dingen, die sie längst nicht mehr braucht, die sie aber zum Wegwerfen viel zu schade findet. Überall stapeln sich vergilbte Bücher, Aktenordner mit alten Rechnungen, mehrere unbenutzte Geschirrservice. Auch von ihren Unterlagen aus dem Studium konnte sich die 51-Jährige bislang noch nicht trennen: Sabine ist ein "Messie".
Im Gegensatz zu Leuten, die nur "ein bisschen unordentlich" sind, wächst Messies ihr Chaos über den Kopf – manchmal buchstäblich. Viele können ihre Wohnung nur noch auf schmalen Pfaden begehen, die sie durch den Dschungel von Gerümpel schlagen. Die wenigsten Betroffenen sammeln allerdings Müll und leben zwischen Schmutz und Ungeziefer, auch wenn solche Extremfälle das Bild von Messies in den Medien prägen. Doch den Ekelfaktor braucht es gar nicht, damit das Durcheinander das Leben massiv beeinträchtigt: Aus Scham lässt Sabine, wie die meisten ihrer Leidensgenossen, schon seit Jahren niemanden mehr in ihre Wohnung. Soziale Kontakte gehen verloren, die Angst vor Entdeckung durch die Familie, Kollegen oder den Vermieter ist ein ständiger Begleiter.
Wie kann die ganz normale Unordnung derart außer Kontrolle geraten? Seit einigen Jahren versuchen Psychologen und Neurowissenschaftler, diese Frage zu beantworten ...

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Quellen

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Literaturtipp

Roth, E. S.: Das Messie-Handbuch - Unordnung, Desorganisation, chaotisches Verhalten. Dietmar Klotz, Eschborn 2008.
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