Direkt zum Inhalt

Paläontologie: Älteste Schwämme entdeckt?

Schwammfossil
Laut Fossilfunden begann die Erfolgsgeschichte tierischer Mehrzeller erst nach der letzten globalen Eiszeit vor 635 Millionen Jahren. Molekulare Uhren hingegen lassen einen früheren Start vermuten. Merkwürdige Strukturen aus 650 Millionen Jahre alten Kalkablagerungen in Südaustralien könnten nun die ältesten bislang bekannten Schwammüberreste sein – noch aus der Zeit vor dem Eis.

Adam Maloof von der Princeton University und seine Kollegen wollten eigentlich jenen zweiten "Schneeball Erde" untersuchen, als sie in den Gesteinen Einschlüsse entdeckten, die sie zunächst für Schlammklumpen hielten. Dann fiel ihnen jedoch auf, dass sich die Formen wiederholten, und sie vermuteten erstmals, dass es sich um fossile Überreste von Organismen handeln könnte. Allerdings war keine klassische Analyse möglich: Die Strukturen waren untrennbar von Gestein umgeben, und eine Röntgenanalyse hätte versagt, da sowohl Fossil als auch Umgebung aus Kalk bestanden – also keine unterschiedliche Dichte aufwiesen, was Voraussetzung für geglückte Röntgenaufnahmen ist.

Trezona-Formation | In solchen Stromatolithen der Trezona-Formation in Südaustralien stießen die Wissenschaftler überraschend auf die Überreste von uralten Schwämmen.
Blieb nur, die Proben 50-Mikrometer-Schicht um Schicht abzukratzen und zu fotografieren. Um daraus 3-D-Ansichten zu basteln, holten sich die Forscher Hilfe bei einem Designstudio, das unter anderem viel Erfahrung mit der Visualisierung von architektonischen und technischen Planzeichnungen besitzt und nun eine spezielle Software für dieses ungewöhnliche Projekt entwickelte.

Schwammfossil | Als den Forschern auffiel, dass sich Strukturen wie die rot markierte immer wieder zeigten, trugen sie Schicht um Schicht ab und machten Einzelaufnahmen. Anschließend verknüpften sie die Bilder miteinander, um einen 3-D-Eindruck der Organismen zu erhalten.
Im Raum entpuppten sich die Strukturen denn als unregelmäßige, ellipsoide Körper im Zentimetermaßstab, deren Inneres von millimetergroßen Kanälen durchzogen ist, die an runden Öffnungen an der Oberfläche enden. Nach Abgleich von verschiedenen Alternativen kommen Maloof und seine Kollegen zu dem Schluss: Es muss sich um frühe Schwämme handeln – 90 Millionen Jahre älter als die bislang älteste Verwandtschaft dieser Sorte und anderer Organismen derselben Größenordnung.

© Situ Studio
3-D-Animation
Molekulare Uhren hatten für Schwämme bereits ein früheres Auftauchen in der Erdgeschichte vorhergesagt: Womöglich schon vor 850 Millionen Jahren könnten erste Vertreter gelebt haben.  (af)

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Quellen
Maloof, A.C. et al.: Possible animal-body fossils in pre-Marinoan limestones from South Australia. In: Nature Geoscience 10.1038/NGEO934, 2010.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.