Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Porträt: Fahndung nach dem kleinen Unterschied

Der Paläoanthropologe Svante Pääbo sucht im Erbgut unserer nächsten Verwandten nach den Genen, die uns zu Menschen werden ließen.
Als junger Doktorand wurde Svante Pääbo quasi in einer kreativen Nacht- und Nebelaktion ein Star der Wissenschaft. Und das ist er bis heute geblieben, immer wieder wartet er mit einer neuen Überraschung auf. Er hat Erbsubstanz aus einer jahrtausendealten ägyptischen Mumie isoliert und landete damit im Jahr 1985 auf der Titelseite von »Nature«, er hat die Gene lange ausgestorbener Tiere wie Riesenfaultier oder Mammut wiederbelebt und wichtige Belege dafür gesammelt, dass der moderne Mensch aus Afrika stammt. Das aktuelle Objekt seiner wissenschaftlichen Neugierde steht mitten in seinem Arbeitszimmer: das Skelett eines Neandertalers, klein und gedrungen, zusammengesetzt aus den Knochen von verschiedenen Fundorten. Doch die Knochen interessieren Svante Pääbo nicht, sondern das, was in ihnen steckt: Er will das Erbgut des Neandertalers Buchstabe für Buchstabe lesen. Bis Ende 2008 möchte er mit dieser Fleißarbeit fertig sein und das komplette Neandertalergenom vorlegen. Dann beginnt der spannende Teil der Arbeit: der systematische Vergleich der Gene des Neandertalers mit denen des heutigen Menschen.

"Was wir dabei zu finden hoffen", sagt Pääbo, "sind entscheidende genetische Wendepunkte auf dem Weg zum modernen Menschen." Doch zunächst schafft Svante Pääbo erst einmal Ordnung in seinem Büro: Er rückt das Skelett des nahen Verwandten, den er um zwei Haupteslängen überragt, zur Seite und hängt ein großes Ölbild mit seinem eigenen Konterfei hinter das Sofa, damit die Besucher Platz nehmen können. Ein Journalist habe kurz vorher das Bild abhängen lassen, um den Neandertaler besser fotografieren zu können, erklärt Pääbo heiter. Er ist nicht nur ein Wissenschaftsstar, er ist längst auch ein Medienprofi, der mit jungenhaftem Charme und Humor für die Knochenarbeit im Labor begeistern kann...

Kennen Sie schon …

Spektrum der Wissenschaft – Schwarzen Löchern entkommen

»Schwarzen Löchern entkommen« erklärt, wie man womöglich durch Wurmlöcher das Informationsparadoxon lösen kann. Außerdem: Ernährung: Wie lässt sie sich nachhaltig gestalten?, Materialwissenschaft: Das ideale Glase, Vererbung: Warum manche Lurche riesige Genome besitzen.

Spektrum der Wissenschaft – Die Evolution des Menschen: Hominiden

Unsere faszinierende Vergangenheit – Ernährung: Was Steinzeitmenschen wirklich aßen • Homo erectus: Der erste Weltbürger • Paläogenetik: Das schlummernde Erbe der Neandertaler

Spektrum Geschichte – Denisovaner

Allein durch die Analyse uralter DNA haben Forscher vor zehn Jahren eine ausgestorbene Menschenform entdeckt: die Denisovaner. Wie sie einst aussah, war bisher aber völlig unklar. Nun haben Forscher mehrere Fährten aufgenommen, die sie bis aufs Dach der Welt und in unser Erbgut führen.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.