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Der Lehrplan

Diese Fächer tauchen im Bachelorstudium auf.
 
Die Regelstudienzeit für den Bachelor beträgt an den meisten Unis sechs Semester. Damit ist das Studium ganze drei Semester kürzer als in den neunsemestrigen alten Diplomstudiengängen. Die Aufgabe der Verantwortlichen an den Unis bestand also darin, die Studieninhalte auf sinnvolle Weise so zurechtzustutzen, dass angehende Psychologen den Stoff in drei Jahren bewältigen können. Dabei achtete man darauf, kein Teilgebiet zu vernachlässigen. Deshalb sind sämtliche Fächer aus den alten Diplomstudiengängen auch im neuen Studiensystem vertreten (das trifft allerdings nicht auf spezialisierte Bachelorstudiengänge zu, wie z.B. in Wirtschaftspsychologie).

Ein Vorteil des Bachelors gegenüber dem Diplom ist, dass die Anwendungsfächer – Klinische Psychologie, Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie sowie Pädagogische Psychologie – eher im Kurrikulum auftauchen. So kann man an den meisten Unis schon im zweiten Studienjahr Veranstaltungen in diesen Fächern besuchen – früher gab's das erst ab dem fünften Semester. Obwohl die Anwendungsfächer nun also früher auf dem Lehrplan stehen, spielen die Grundlagenfächer – Allgemeine Psychologie, Differenzielle und Persönlichkeitspsychologie, Entwicklungspsychologie, Sozialpsychologie, Biopsychologie (an manchen Unis auch als Physiologische Psychologie bezeichnet) und Statistik und Forschungsmethoden beim Bachelor zunächst eine größere Rolle. G&G stellt euch die Fächer beim Bachelor kurz vor:

Statistik
Steht hier nicht umsonst an erster Stelle, da Statistik traditionell die höchste Hürde für die meisten Studenten darstellt. Wer in der Schule schon Probleme in Mathe hatte, sollte sich hierüber gut informieren und sich besser zweimal überlegen, ob er tatsächlich ein Psychologiestudium ins Auge fasst. Helfried Moosbrugger, Professor für Psychologische Methodenlehre an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, erklärt im G&G-Video-Interview, weshalb er eine gute statistische Ausbildung für wichtig hält.

Biopsychologie
Einige Unis setzen hier einen Schwerpunkt, bei anderen kommt dem Fach dagegen weniger Bedeutung zu. Die Biopsychologie beschäftigt sich neben der Physiologie der Sinnesorgane wie Augen und Ohren in der Regel vor allem mit einem Organ: dem Gehirn. Zunächst lernen Psychologiestudenten viel über dessen Aufbau, später wird dann die Rolle einzelner Regionen bei bestimmten psychischen Prozessen untersucht: Welcher Hirnbereich ist zum Beispiel für das Sehen zuständig, wo entstehen Emotionen? Dabei kommt das "Bio" in Biopsychologie nicht von ungefähr, denn die Grundlage der Vorgänge im Gehirn bildet das Geschehen an einzelnen Nervenzellen.

Allgemeine Psychologie
Befasst sich mit psychischen Prozessen, die bei allen Menschen ähnlich ablaufen. Wie funktioniert das menschliche Gedächtnis? Wie entstehen optische Illusionen? Was ist Motivation? Im Gegensatz zur Biopsychologie sucht die Allgemeine Psychologie Antworten hierauf nicht im Gehirn, sondern versucht den Phänomenen mit Verhaltensexperimenten auf die Schliche zu kommen.

Differenzielle und Persönlichkeitspsychologie
Die Differenzielle Psychologie nimmt eine der Allgemeinen Psychologie entgegengesetzte Perspektive ein. Während bei Ersterer die Unterschiede zwischen Personen unter den Tisch fallen, interessiert man sich bei Letzterer besonders für die Vielfalt menschlichen Erlebens und Verhaltens und ihre Ursachen.

Entwicklungspsychologie
Ist vielerorts ein eher kleines Fach. Die Entwicklungspsychologie untersucht, wie sich Verhaltensweisen im Laufe eines Lebens verändern – und beschränkt sich dabei keineswegs nur auf die Kindheit.

Sozialpsychologie
Nimmt den Einfluss anderer Menschen oder Gruppen auf das Verhalten des Einzelnen unter die Lupe. Ein berühmtes sozialpsychologisches Experiment ist beispielsweise das Milgram-Experiment. Die moderne Sozialpsychologie fragt aber auch, wie soziale Netzwerke im Internet das menschliche Verhalten beeinflussen.

Diagnostik und Intervention
Um Menschen mit psychischen Störungen helfen zu können, muss ein Therapeut erst einmal wissen, woran genau der Betroffene leidet. Eine gute Diagnostik ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung. Methoden der psychologischen Diagnostik kommen aber nicht nur im klinischen Bereich zum Einsatz, sondern auch in der Wirtschaft, zum Beispiel bei der Auswahl des besten Bewerbers für eine Stelle.

Klinische Psychologie
Psychische Störungen, Diagnostik und Therapiemethoden stehen hier auf dem Lehrplan. Aber Vorsicht: Wer nach dem Studium als Therapeut arbeiten will, der braucht in der Regel eine Zusatzausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten. Diese Ausbildung dauert noch mal mindestens drei Jahre und ist nicht ganz billig.

AOW-Psychologie
Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie. An manchen Unis ist auch noch ein "B" für Betriebspsychologie dabei, dafür wird die Wirtschaft nicht explizit erwähnt (das Fach heißt dann ABO-Psychologie). Über Studieninhalte und Berufsperspektiven berichtet Gisela Mohr, Professorin für AOW-Psychologie an der Uni Leipzig, im G&G-Interview.

Pädagogische Psychologie
Inwieweit beeinflusst die Erziehung das Erleben und Verhalten eines Menschen? Wie können Lehrer ihren Unterricht so gestalten, dass bei den Schülern möglichst viel hängen bleibt? Diesen und ähnlichen Fragen geht die Pädagogische Psychologie nach.

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