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Risikobewertung: Glaub keiner Statistik, die du nicht verstanden hast

Wie oft liefert ein HIV-Test oder ein Screening zur Krebsfrüherkennung falsche Ergebnisse? Was sagen Überlebens- und Sterberaten wirklich aus? Selbst viele Ärzte wissen darüber nicht Bescheid. Der Psychologe Gerd Gigerenzer und sein Team erklären, wie man das Risiko einer Erkrankung oder die Chancen auf Genesung richtig einschätzt.
Perfekte Wissenschaft?
Viele Menschen schrecken vor Statistiken zurück – sie verstehen nicht, was sie bedeuten, oder wollen nicht mit Restunsicherheiten konfrontiert werden. Selbst Mediziner hegen fast schon traditionell eine starke Abneigung gegen Daten und Zahlen: Jahrhundertelang ­basierten Behandlungen häufiger auf Erfahrung und Vertrauen als auf Wahrscheinlichkeiten, denn diese galten als unpersönlich oder irrelevant für den Einzelfall.
Noch heute verzichten viele Patienten auf handfeste Daten und vertrauen lieber dem Urteil ihres Arztes. Zu diesem Ergebnis kam Gerd Gigerenzer in einer bislang unveröffentlichten Umfrage aus dem Jahr 2008. Von rund 100 amerikanischen Ökonomen – eine Berufsgruppe, die gewohnt ist, mit Zahlen zu hantieren – gaben zwei Drittel an, sie hätten das Für und Wider einer Prostatakrebs-Früherkennung nicht ab­gewogen, sondern seien lediglich den Empfehlungen ihres Doktors gefolgt.
Eine andere Studie von Gigerenzer aus dem Jahr 2006 legt nahe, dass Ärzte und Patienten die Zuverlässigkeit eines HIV-Tests oder die Vorteile von Screenings zur Krebsvorsorge offenbar stark überschätzen ...

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  • Quellen
Literaturtipp

Gigerenzer, G.: Das Einmaleins der Skepsis. Über den richtigen Umgang mit Zahlen und Risiken. Berliner Taschenbuch Verlag, Berlin 2004.


Quellen

Covey, J.: A Meta-Analysis of the Effects of Presenting Treatment Benefits in Different Formats. In: Medical Decision Making 27(5), S. 638-654, 2007.

Gigerenzer, G. et al.: Helping Doctors and Patients Make Sense of Health Statistics. In: Psychological Science in the Public Interest 8(2), S. 53-96, 2007.
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