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Kommentare - - Seite 879

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • an Reinhard Löser

    07.09.2012, Tim
    Der "sinkende" Energieverbrauch lässt sich allerdings zu einem erheblichen Teil durch Produktionsauslagerungen erklären, da die genutzte Wärme ja auch Prozesswärme in der Industrie ist. Ausgelagerter Energieverbrauch ist aber kein sinkender Energieverbrauch.

    Die Energiefrage ist nach wie vor völlig offen. Photovoltaik und Windkraft bringen uns praktisch gar nicht weiter, selbst wenn wir die Kapazitäten (unrealistischerweise) noch verzehnfachen können. Atomenergie spielt nach wie vor eine marginale Rolle und wird auch in Zukunft kein (relatives) Revival erleben.

    Wir können wirklich nur hoffen, dass Winterhagens Buch ein wenig dazu beitragen kann, daß die Leute künftig etwas weniger an Energiemärchen glauben.
    Stellungnahme der Redaktion

    Ihre Einschätzung, dass die Energiefrage - oder wie die Politiker es nennen - die Energiewende uns noch manches Kopfzerbrechen machen wird, ist völlig richtig. Winterhagen hat auch keine Antwort parat. Jedenfalls sind es weder die Erneuerbaren noch die Atomenergie, die uns aus der Bredouille bringen. Allerdings kann die rationelle Energieanwendung, also Einsparungen und der Verzicht auf Energievergeudung, den Verbrauch senken. So wie es in der Industrie oder im Privathaushalt praktiziert wird. Energie geht nämlich immer deutlicher in die Kosten. Unternehmen haben deswegen grundsätzliches Interesse, Energie effizient anzuwenden. Wenn allerdings in Deutschland die Stromkosten steigen, werden sie sicherlich ihre energieintensiven Prozesse in Länder mit niedrigeren Energiekosten "auslagern". Da haben Sie recht.


    Reinhard Löser

  • Corioliskraft

    06.09.2012, Dr. Walter Gläßel
    Mit Interesse habe ich den Artikel "Wie Tief Xynthia Luft holt" gelesen. Dazu passt eine Frage, die mich schon lange umtreibt:
    Wir waren vor einiger Zeit in Ecuador am Äquator. Dort gibt es eine kleine Ausstellung mit verschiedenen Experimenten. Eines davon ist ein tragbares Wasserbecken. Es wird genau auf den Äquator gestellt, und dann das Wasser in einen Eimer abgelassen. Das Wasser läuft völlig gerade ab. Dann wird das Becken etwa 5 Meter nach Norden getragen und das Experiment wiederholt. Es bildet sich eine drehende Bewegung beim Ausfließen, was durch Einwerfen von kleinen Pflanzenblättchen noch besser sichtbar gemacht wird. Schließlich wird das Becken 5 Meter südlich der Äquatorlinie aufgestellt, und der Strudel beim Abfließen dreht sich nun andersherum.
    Ich habe bei der "Vorführung" mehrmals sehr genau zugeschaut und konnte keinen Schwindel entdecken. Die Frage ist nun, bewirken hier wirklich einige Meter Abweichung vom Äquator bereits solch unterschiedliche Reaktionen? Kann man ausrechnen, ab wann eine solche Wirkung auftritt, dass man sie ohne weiteres erkennen kann?
    Um eine Antwort wäre ich sehr dankbar.
    Stellungnahme der Redaktion

    In der Dezemberausgabe 2000 unserer Rubrik hat Wolfgang Bürger diese Frage ausführlich behandelt. Es gibt den Coriolis-Effekt auch für den Badewannenwirbel; aber er ist so winzig klein, dass nur die sorgfältigsten Experimente ihn ans Licht bringen können. Bereits die Bewegung des Wassers, die vom Einfüllen oder vom Transport des Beckens zurückbleibt, hat einen weitaus größeren Einfluss. Demnach ist anzunehmen, dass es sich bei der Vorführung aus Ecuador um einen Schwindel handelt. Oder sagen wir, ein mit mangelhafter Sorgfalt durchgeführtes Experiment.


    Christoph Pöppe, Redaktion

  • Gratulation

    06.09.2012, Rudi Zimmerman
    den Wissenschaftlern des Projekts "ENCODE" kann man nur gratulieren, dass sie es geschafft haben, ihre Arbeitsplätze bis zum Ende ihres Lebens gesichert zu haben. Das eigentlich interessante wissenschaftliche Problem gerühren sie dabei nicht einmal. Das Ergebnis ihrer Untersuchungen zeigt doch, dass praktisch jede Körperzelle auf Erfahrungen reagieren und ihre Zellfunktion auf die bestehenden Umweltverhältnisse einstellen kann. Kurz gesagt: jede Zelle ist anpassungsfähig. Als Philosoph stellt sich mir nun die Frage, ob diese körperlichen Reaktionen des Menschen durch Umweltbedingungen eindeutig determiniert wird, ob der Mensch also eine Maschine ist, deren Reaktionen bei Kenntnis aller Umweltbedingungen berechenbar wären - wobei als weiterer Faktor die genetisch ererbten Reflexkonstanten zu berücksichtigen wären. Oder ob das Individuum bei der Vielfalt der vorhandenen Reaktionsmöglichkeiten einen Entscheidungsspielraum hat, also in bestimmten Rahmen frei entscheiden kann. Letzteres würde bedeuten, dass zwischen den Determinanten Ererbung und simple Reaktion auf Umweltreize eine steuernde ICH-Instanz vorhanden ist, die letztlich dann auch einen Einfluss auf die zellinternen Vorgänge hat, die die Produktion von Eiweißen steuert usw.. Die Philosophie lebender Systeme, die ich vertrete, betrachtet die geistige Instanz des ICHs als den Kern jedes Individuums und postuliert die Freiheit des sogenannten "Willens".
    Rudi Zimmerman, Webphilosoph (z.B.:www.rudi-zimmerman.de)
  • Fleischallergie

    05.09.2012, Günter Sittl
    Ich bin zwar kein reiner Vegetarier, aber die Vorstellung einer weltweit verbreiteten Allergie gegen Fleischkonsum hat einen gewissen Reiz. Wenn Appelle an die Vernunft, in Bezug auf die Welernährungssituation, nicht helfen, wäre eine biologische Lösung des Problems hilfreich.
  • das klingt profi

    05.09.2012, jb
    bravo. und ich dachte, die dummen metallvögel und deren kondensstreifen wären ursächlich.
  • Weitere Informationen

    04.09.2012, Daniel Kreft
    Ein wirklich sehr spannendes Thema! Wer sich noch etwas tiefer in die Materie einlesen möchte, dem würde ich gerne folgenden Beitrag empfehlen: http://www.forschung-und-wissen.de/je-mehr-kohlendioxid-desto-weniger-wolken/

    Liebe Grüße
    Daniel
    Stellungnahme der Redaktion

    Anm. d. Redaktion: Das ist die Pressemitteilung der MPG.

  • Knipsen? Nein -- (Re-)Konstruieren

    02.09.2012, Mapologist
    Natürlich wurde hier kein Foto "geknipst" im Sinne von "einfach mal den Auslöser drücken".

    Jede Fotografie ist konstruiert (und damit methodisch verzerrt) -- und dieses Spektrogramm ist sogar noch erheblich konstruierter (inkl. Mathematik).

    Alle modernen ("projektiven") Wissenschaften haben seit der Renaissance das Problem des "inverse mappings" -- d.h. der Rekonstruktion einer zuvor erfolgten (und meist die Komplexität erheblich reduzierenden) Projektion.

    Sigmund Freud (der mit der Kastrations- bzw. Beschneidungsangst) hätte eine wahre Freude an solchen Projektionen (genauer: "Karten" bzw. "Mappings"), wie sie die Wissenschaftler heute liefern...

    Denn nur wer die "besten" Karten hat (und die besten Geschichten erzählen kann....)
  • Eisausdehnung versus Volumen

    31.08.2012, Stephan Matthiesen
    Ergänzend zum vorhergehenden Kommentar: Es hat auch technische Gründe, dass die meisten Datensätze die Ausdehnung oder die Fläche angeben, denn das Volumen ist einfach wesentlich schwerer zu beobachten. Dazu muss man ja die Dicke der Eisschicht beobachten können. Mit Satelliten kann man die Eisdicke eigentlich erst seit Cryosat gut bestimmen, der eben genau aus dem Grund gebaut wurde. Allerdings wurde er erst 2010 gestartet (der erste Cryosat wurde 2005 gleich beim Fehlstart zerstört), d.h. man hat gerade mal Daten über 2 Jahre.

    Cryosat arbeitet mit einem Radar-Altimeter (Höhenmesser) der mit Radar die Höhe der Eisoberfläche misst und damit auf die Dicke schließt. Es gibt zudem eine ganze Reihe von anderen, älteren Satelliten mit Radar-Altimeter, aber sie sind nicht für Meereis speziell gebaut und viele haben auch gar keine polare Umlaufbahn, sodass sie einen Kreis um den Nordpol gar nicht vermessen können. Dann gibt es natürlich ältere Messungen von Forschungsschiffen oder militärischen U-Booten, aber das sind immer nur Punktmessungen. Drittens kann man Schätzungen des Eisvolumens vornehmen, indem man annimmt, dass neu frierendes Eis je nach Temperatur um soundsoviel cm pro Woche zunimmt. Aber das ist mit sehr großen Schätzfehlern behaftet.

    Also kurz gesagt: Für das Volumen gibt es weniger gute Daten, die länger als ein paar Jahre zurückgehen. An den vorliegenden Daten kann man zwar sehen, dass das Eisvolumen ebenfalls abnimmt, aber eben nur mit viel größeren Messfehlern. Hier sind ein paar Grafiken dazu: http://neven1.typepad.com/blog/2012/08/record-dominoes-9-piomas-sea-ice-volume.html

    Die Ausdehnung und Fläche ist dagegen mit Satelliten viel einfacher zu bestimmen. Eis ist ja weiß, und Wasser sehr dunkel, fast schwarz. Die Farbe/Reflektivität ist nur eine der Methoden (und geht nur im Sommer, wenn es hell ist). Man kann auch die Oberflächentemperatur mit Infrarotsensoren messen (Gefrierpunkt!). Andere Satelliten nutzen Mikrowellen, die von Eis und Wasser unterschiedlich reflektiert werden. Und natürlich melden Schiffe ebenfalls, wo sie auf Eis stoßen. Während die Dicke nur von Forschungsschiffen kompliziert gemessen werden kann, tragen zur Beobachtung der Ausdehnung auch all die kommerziellen Schiffe bei; sie brauchen ja dazu nur aus dem Fenster gucken.

    Für die Eisfläche gibt es daher eine ganze Reihe von Datensätzen, die alle auf unterschiedlichen Satelliten bzw. Methoden beruhen und Jahrzehnte zurückreichen. Erstens kann man also Vergleiche über lange Zeiträume anstellen, und zweitens kann man all die verschiedenen Methoden miteinander vergleichen und daran sehen, dass die Abnahme nicht etwa auf methodischen Fehlern beruht, sondern real ist.

    Wenn man verschiedene Datensätze vergleicht, muss man nur aufpassen, dass die genauen Zahlen sich unterschieden. Das liegt daran, dass die verschiedenen Methoden mitunter Unterschiedliches messen (manche Satelliten sehen z.B. Schmelztümpel auf dem Eis als Wasser, andere als Eis), und manche machen Angaben über die Eisfläche (Löcher im Eis werden nicht mitgerechnet, engl. ice area), während andere die Eisausdehnung (sea ice extent) angeben, d.h. das Gebiet, in dem mindestens 30% Eisbedeckung herrscht (andere nehmen 15%). Also: Wenn man Ab- oder Zunahmen anschauen will, dann muss man immer die Zeitreihen desselben Datensatzes nehmen, nicht den japanischen von 1990 mit dem dänischen von 2012 vergleichen oder so (Skeptiker picken sich gerne ihre Daten so selektiv...).

    Das bedrückende ist natürlich, dass ALLE Datensätze einen dramatischen Rückgang in den letzten Jahren zeigen und in fast jedem Datensatz dieses Jahr schon ein Rekord gebrochen wurde, obwohl die Schmelzsaison noch nicht zuende ist.

    Wer sich für die einzelnen Daten interessiert und damit herumspielen will, findet übrigens eine gute Übersicht hier: https://sites.google.com/site/arcticseaicegraphs/

    Wissenschaftlich ist das eine spannende Sache, aber menschlich ein ziemliches Disaster...
  • Alter Hut

    31.08.2012, Castle
    Wo ist da der Mehrwert? In UK/North America werden solch Ergebnisse kaum beachtet. Der Forschungsschwerpunkt liegt hier zu Lande oftmals falsch. Es dünkt, dass man hier seit 20 Jahren stehen geblieben ist.

    Trotzdem sehr gründliche Forschungsarbeit.
  • Verlegung von Stromtrassen

    31.08.2012, Paul Neuenhofer

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    zum aktuellen Problem "Neue Stromtrassen verlegen" habe ich folgende Frage:

    Warum kann man eine neue Stromtrasse von Nord nach Süd nicht einfach
    durch ein oder mehrere Unterwasserkabel auf dem Grund des Rheines (oder Elbe) verlegen ?
    Im Meer geht es doch auch.
    Damit wäre eine riesige Strecke oberhalb der Erde verschwunden,
    es wäre wahrscheinlich viel billiger und ein großer Teil der Diskussionen wäre vom Tisch.
    Es müssten nur noch Querverbinden im Land gebaut werden.

    Mit freundlichen Grüßen

    Paul Neuenhofer
    Piepersweg 32
    41066 Mönchengladbach

    E-Mail: pdneuenhofer@arcor.de
  • Gruppendisziplin

    31.08.2012, Wolfram Obermanns
    Wenn ADHS-Kinder unter Reizüberflutung leiden, wie bekommt ihnen dann die heute bevorzugte Pädagogik eines gewissen Laissez-faire, die mit einem erhöhten "Grundrauschen" in den Klassen einhergeht?
    Hat sich in der Pädagogik schon mal jemand Gedanken über die Kosten dieses Freiheitsgewinns der einen zu Lasten der anderen gemacht?
    Hat die Psychologie eine Antwort auf dieses Dilemma?
  • Freiheit gründet auf geistige Prinzipien

    31.08.2012, Paul Kalbhen, Gummersbach
    Zu Michael Springers Essay im letzten Satz auf Seite 53 unten ("Quantenmechanische Unbestimmtheit erklärt nicht Entscheidungsfreiheit") möchte ich entgegnen: Der 'Zufall' im Sinn der Quantenphysik, nämlich als Synonym für Unwägbarkeit, Unbestimmtheit, Unschärfe definiert, ermöglicht - nicht erzeugt - erst grundsätzlich Freiheit! Ich persönlich führe die Ursache von Freiheit letztendlich auf geistige Prinzipien zurück - wie ja auch Mathematik ohne geistigen Hintergrund nicht erklärbar ist.
  • Tätiger Buddha

    30.08.2012, Otmar Domainko, Hermagor (Österreich)
    Zuerst möchte ich vorausschicken, dass ich seit Jahren begeisterter Fan ihrer Kolumne bin, in der sich meines Erachtens Kompetenz und Humor auf sehr hohem Niveau geschickt die Waage halten. Umso mehr freut es mich, nun auch einen ausgedehnteren Beitrag von Ihnen lesen zu dürfen - und ich hoffe auf mehr.
    In Anbetracht dessen dass sich buddhistische Gemeinden in Deutschland, Österreich und der Schweiz längst etabliert haben, muss ich Ihnen aber in einem Punkt Ihrer Ausführungen doch widersprechen, ich zitiere: … eines buddhistischen Bettelmönchs, der völlige Erleuchtung erlangt hat. Ihm erscheinen alle Lebenstatsachen als gleichermaßen (un)wichtig; er bleibt untätig und überlebt nur, solange Mitmenschen ihn mit Kleidung und Nahrung versorgen …
    Natürlich ist mir klar, dass es im Mahayanabuddhismus eventuell Aussagen gibt, die bei oberflächlicher Betrachtung in diese Richtung interpretiert werden können. Auf die Lebenswirklichkeit des Buddhismus im Allgemeinen, auch des Mahayana, trifft diese Aussage jedoch nicht zu. In buddhistischer Diktion wäre Ihre Aussage "eine falsche Darlegung des Dhamma (Pali; Sanskrit: Dharma)", also der Lehre Buddhas.
    Was ist also ein "völlig Erleuchteter" (Pali: Arahat)?
    Nach Versiegung aller Triebe aber erreicht er schon in diesem Leben die von allen Trieben freie Gemütserlösung und Wissenserlösung, indem er sie selbst erkennt und verwirklicht. (Zitiert nach dem Palikanon von Nyanatiloka, Buddhistisches Wörterbuch, Beyerlein & Steinschulte, 1999)
    Anm.: Der Palikanon, frei zugänglich unter www.palikanon.de, ist die im Theravedabuddhismus kanonisierte Sammlung von (in der Hauptsache) Lehrreden Buddhas und seiner bedeutendsten, unmittelbaren Schüler. Die Authentizität des Palikanon gilt heute als von allen buddhistischen Schulen anerkannt.
    "Von allen Trieben an Gemüt und im Wissen erlöst" zu sein bedeutet nun keinesfalls zwangsweise in einer Welt von völlig egalitären Lebenstatsachen untätig zu bleiben. Wäre dem so, so hätte Buddha nie mit seiner Lehrtätigkeit beginnen können / brauchen, denn mit einer derart egalitären Weltsicht hätte es keinen Grund dafür gegeben. Würden Ihre oben zitierten Ausführung zutreffen, hätte der Buddhismus niemals existiert, denn im Widerspruch dazu hat Buddha seine Lehrtätigkeit nach seiner Erleuchtung durchaus vital aufgenommen.
    Tatsächlich befand sich Buddha nach seiner (völligen) Erleuchtung unter dem Bodhibaum (ficus religiosa) keineswegs in einer Situation völliger Egalität. Buddha berichtet davon im Ariyapariyesana Sutta (Sanskrit: Sutra), Das Heilige Ziel, Majjhima Nikaya (Mittlere Sammlung) M. 26: Entdeckt hab' ich diese tiefe Satzung, die schwer zu gewahren, schwer zu erkunden ist, die stille, erlesene, unbekrittelbare, feine, Weisen erfindliche. Vergnügen aber sucht ja dieses Geschlecht, Vergnügen liebt es, Vergnügen schätzt es. Dem Vergnügen suchenden Geschlechte nun aber, Vergnügen liebenden, Vergnügen schätzenden ist ein solches Ding kaum verständlich ... Wenn ich also die Satzung darlege und die anderen mich doch nicht begreifen, so ist mir Plage gewiss und Anstoß.
    Es bewegten ihn also schwere Zweifel bezüglich seiner künftigen Mission und deren Nutzen. "Aus Erbarmen zu den Wesen blickte er mit dem erwachten Auge in die Welt" und erkannte schließlich auch: Verderben, ach, wird ja die Welt, elend verderben, wenn des Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erwachten Gemüt sich zur Verschlossenheit neigt und nicht zur Darlegung der Lehre!
    Da nun schon der historische Buddha keineswegs allen Lebenstatsachen gegenüber gleich untätig geblieben ist, kann das natürlich für seine Schüler, bis herauf in die heutige Zeit, auch nicht gelten. Ein Beweggrund für alle Erleuchteten zieht sich wie ein roter Faden durch den gesamten Palikanon: Liebevolle Güte und allumfassendes Mitgefühl für alle leidenden Wesen. Das ist der Grund, aus dem heraus unzählige Mönche wie Nonnen seit Buddhas Lebzeiten nach dem höchsten buddhistischen Ziel streben - und es wohl auch erreichen können.
    Anders als in westlichen klerikalen Orden liegt der Fokus des Sangha (Überbegriff für buddhistische Orden) einerseits darauf, den leidenden weltlichen Menschen mit, aus fundierter Kenntnis des Dhamma (der Lehre) heraus, gutem Rat zur Seite zu stehen. Ganz praktische Lebenshilfe also, die nicht nur exklusiv buddhistischen Laien, sondern allen Menschen, den Weg zu einem glücklicheren Leben weisen soll.
    Andererseits obliegt dem Sangha natürlich der Erhalt und die Bewahrung des Dhamma, damit auch künftige Generationen noch von Buddhas Erkenntnissen und Einsichten profitieren können. Selbst in diesem Kontext ist die eigene "völlige Erleuchtung" keineswegs ausschließlich egoistisch, sondern birgt durchaus auch ein altruistisches Element in sich. Das liegt daran, dass der Dhamma nicht nur durch Studium von Schriften rein intellektuell erfasst werden kann. Zumindest genauso wichtig wie intellektuelles Wissen ist es, den Dhamma praktisch zu üben und zu leben. Erst darin, in dieser individuellen, persönlichen Erfahrung der Lehre Buddhas offenbart sich umfassende Einsicht und umfassende Erkenntnis der Lehre Buddhas.
    Tatsächlich kann das bloße intellektuelle Schriftenwissen, auch von "völlig Erleuchteten", durchaus rudimentär sein, wie etliche Stellen im Palikanon belegen. Schon seit den Gründertagen des Buddhismus haben sich verschiedene Schulen um verschiedene Bereiche der Überlieferung des Palikanon bemüht. Insgesamt jedoch ist nach buddhistischer Vorstellung eine lebendige, authentische Überlieferung der Lehre Buddhas nur aus dem Zusammenspiel zwischen dem möglichst wortgetreuen Erhalt der Schriften und aktivem persönlichen Erleuchtungsstreben möglich. Nur so ist gewährleistet, dass neben dem bloßen Wort auch eine Kontinuität der individuellen, persönlichen Erfahrung über die Generationen weitergegeben wird.
    Daraus wird leicht verständlich, wie wichtig möglichst "völlig Erleuchtete" für den Erhalt des Dhamma sind. Denn nur diejenigen, die das höchste buddhistische Ziel erlangt haben, sind tatsächlich befähigt, die Lehre (in buddhistischer Diktion) nicht nur "wortgetreu", sondern auch "sinngetreu" zu tradieren. Der letzte Sinn der Lehre, des Dhamma, eröffnet sich eben erst in "völliger Erleuchtung", während der philosophische, allein wortgetreue Ansatz nicht zu realer Umsetzung im täglichen Leben und damit auch nicht zu einer Verbesserung der Lebenssituation der einzelnen leidenden Wesen führt, was aber Dreh- und Angelpunkt der gesamten buddhistischen Lehre ist.
    Daher kann ein "völlig Erleuchteter" gar nicht untätig bleiben. Viel zu bedeutend wäre, in der Nachfolge Buddhas, "von Mitgefühl und liebevoller Güte bewogen", seine Verantwortung gegenüber allem Lebenden.
    Eine wissenschaftliche Aufarbeitung des Lebens und Wirkens Buddhas, frei von mythischen Verbrämungen, gibt es von Hans Wolfgang Schuhmann, Der historische Buddha, Diederichs Gelbe Reihe, © Hugendubel 2004.
  • Wirklich fundamental neu oder uralter Hut?

    30.08.2012, Ulrich Gärtner
    Stellungnahme der Redaktion

    Der Virchow-Robin-Raum ist den Autoren der Studie wohlbekannt. Sie bilden Zugänge im bereits bekannten "bulk flow"-System, haben aber nichts mit den "Kanälen" zu tun, die in der aktuellen Untersuchung entdeckt wurden - auch wenn die Ähnlichkeit (beide verlaufen parallel zu Blutgefäßen) das nahelegt.


    Mit freundlichen Grüßen


    Jan Dönges, Redaktion spektrum.de

  • Effiziente Forschung!

    29.08.2012, Prof. Maulhofer
    Meiner Meinung großer Durchbruch auf dem Gebiet. Einer der wenigen Forschungseinrichtungen, die mit geringsten Mitteln zu nachhaltigsten Ergebnissen kommen. Glückwunsch
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