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Kommentare - - Seite 643

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  • Lächerlich ...

    15.08.2015, Pieter
    Wenn ich meine Masterarbeit mit nur 19 Probanden durchgeführt hätte wäre sie abgeschossen worden ...
  • Zur möglichen Bedeutung von "+NDXOXCHWDRGHDXORVI+"

    14.08.2015, Matthias Hoffmann
    Meinen Versuch für den Blog der British Library kann ich dort leider nicht mehr einstellen, darum stelle ich ihn hier einmal ein. Ich hoffe, es stört nicht, dass der Beitrag nun auf Englisch geschrieben wurde:

    The meaning of the inscription "+NDXOXCHWDRGHDXORVI+" on the Witham-Sword

    Proposed reading:

    + (in) N(omine) D(ei) X(rist)O, X(ristu)C H(allelujah), V(ale), V(ale),
    D(eo) R(egi) G(loria) H(allelujah), (in) D(eo) X(rist)O R(ege)
    Vi(nces) +

    In general, inscriptions (and also runic inscriptions) on weapons often have an apotropaic meaning, commonly asking for divine help for protection of the person who wears the item with the inscription. (Cp. for instance the runic inscription on a scabbard [the so-called "Scheidemundblech von Eichstetten"] in T. BIRKMANN; M. DIEKE, Runen in Südbaden. Freiburg 2005, pp. 19–20 or the allusions to the "Hail Mary" on a wooden knife handle, cp. W. LAUR, Runendenkmäler in Schleswig-Holstein und Nordschleswig. Schleswig 2009, pp.
    44–45.) The crosses ("+") of the Witham-Sword inscription and the occurrences of the letter "X" therefore strongly suggests a Christian apotropaic meaning of the writing on the blade.

    - +ND is almost certainly an abbreviation of "in nomine dei". A similar inscription ("in nomine Jesu") is possibly present in the Karlevi Runestone on the Swedish Island Oland, also including the "+".

    - XO could be an abbreviated Greek form of "Christo". Such abbreviations of "holy" names can, for instance, commonly be observed in Greek New Testament manuscripts (as contractions of "nomina sacra"), where often only the first and last letter are written. The last letter then changes with the use of the grammatical case.
    In case of the sword's inscription such use of abbreviations might have been used (maybe without understanding the meaning entirely). Notably, this form of abbreviation is then only applied to Christ's name here!
    Generally, the syncretism of languages is, however, not entirely unusual: In some Old Norse "Magic" texts one can see Latin, Greek and even Hebrew formulas and abbreviations combined in one text, cp. e.g. MCKINNELL, John; SIMEK, Rudolf; DÜWEL, Klaus (eds.). Runes, Magic and Religion. A Sourcebook. SMS 10. Wien 2004, pp. 147–161. Prominent examples for abbreviated formulas are "PNA" for the Latin "pater noster amen" or "AGLA" for the Hebrew phrase "atta gibbor le-olam adonai" ("You, God, are mighty for eternity").

    -XC could also represent a Greek abbreviation of "Christus" or "Christos", the capital "C" often represents an "s" in Greek (Bible) manuscripts.

    - H could in light of the apotropaic prayer-like character if the inscription means "Hallelujah".

    - W can hardly be explained. If the letter really is a "w" once can only assume that either a name or (less likely) a Hebrew abbreviation, which would be hard to get into context. The "w" could possibly also be interpreted as a double "v" (digraph), which could be interpreted as various Latin abbreviations. I propose a double "vale" (not meaning farewell, but rather "be strong" from "valeo"), which could perfectly fit into an apotropaic context.

    - DRG could probably mean "deo regi gloria" (Glory to God, the King), although I know of no evidence for the use of this exact abbreviation.

    - H for "Hallelujah" (see above).

    - DXOR could eventually be "deo Christo rege", an Ablativus meaning "with Christ, God", or better "in Christ, God", the "o" pointing towards an Ablativus.

    - VI maybe stands for "vinces", similarly to the well known phrase "in hoc signo vinces" (in context of the prophecy given to Constantinus).

    Subsequently, the inscription could possibly be read as:

    "In the Name of God, Christ,
    Christ Hallelujah,
    be strong, be strong,
    Glory to God the King, Hallelujah,
    in Christ the King you will be victorious."
  • Traditionen und Kulturimport

    14.08.2015, Andreas
    Eine andere Überlegung, die es vielleicht wert ist, ist in den "älteren" deutschen Dialekten (Althochdeutsch z.B.) zu schauen. Die berühtem Merseburger Zaubersprüche z.B. waren in der Sprache verfasst. Die sind zwar 400 Jahre älter - aber im traditionsbewussten Mittelalter erscheint es mir nicht unmöglich, dass der "richtige Segensspruch" über eine solche Zeitspanne im Handwerk "vererbt" wird, gerade wenn der Schmied des Lesens nicht oder nur rudimentär mächtig war (und die Sprache starb ja auch nicht 2 Tage nach Niederschrift der Zauber aus).

  • Sinn?

    14.08.2015, Axel Ackens
    Warum immer von komplizierten Vermutungen ausgehen.
    Kann es nicht einfach sein das wirklich kein wörtlicher Sinn dahintersteht, sondern der Hersteller einfach ein Kette Buchstaben als Schmuck appliziert hat?
    Es ist schon viel sinnloseres gemacht worden.
  • or

    14.08.2015, Marianne
    or stammt vom lateinischen wort orere (brennen) und bedeutet (2. Pers. Sg. Imperativ Aktiv): brenne !

    vi passt KNG-mäßig nicht zu or. oder? von vis: Kraft, Gewalt usw.

    Beides Worte, die durchaus mit kriegerischen Auseinandersetzungen verbunden werden können.
  • Chachapoya

    14.08.2015, Thomas Miller
    @ Steffen Seidel:

    Ihre Quellen "Chachapoya groß und hellhäutig" von den Konquistadoren wurden von Tourismusanbietern, Laienforschern und Laienautoren wie Kaufmann Doik oder Erich von Daeniken umgedeutet zu fantastischen Geschichten. Da es in der Region kaum richtige Archeologie gibt, haben diese Geschichten bis heute Nachwirkungen.

    Dazu gibt es eine sehr gute Doku "Die versunkene Stadt der Wolkenmenschen". Da wird u.a. mit dem Keltenmythos von Kaufmann Doik aufgeräumt. Wie Sie schon richtig schrieben, wurden die Chachapoya von den Inka nach der Eroberung teilweise zwangsumgesiedelt. Es gibt noch in der Nähe des Titicaca-See eine Sieldung namens Chachapoya. Da müsste man die Nachfahren der großen, hellhäutigen und blauäugigen Chachapoya finden.

    In Wirklichkeit sind die spanischen Chroniken nur schwer zu entziffern, was damit gemeint sein könnte. "Hellhäutig und groß" kann man auch so interpretieren: Die Bewohner im Urwald sind aufgrund besserer Ernährung teilweise größer als die Bergbewohner. Manche Inka waren sicher dunkelhäutiger aufgrund der intensiven Sonneneinstrahlung in den Bergen als Urwaldbewohner, die sich sehr oft im Schatten aufhielten. Wir sprechen bei den Unterschieden von brauner Hautfarbe und dunklerer brauner Hautfarbe, von sehr klein und breit gebaut und nicht ganz so klein und etwas schlanker gebaut. Aber das ist dann natürlich total unpassend für Kelten- und UFO-Theorien.

    Die Chachapoya waren, wie in der Dokumentation gezeigt wird, keine Kelten, sondern aus dem Amazonas-Tiefland in die Nebelwälder und Ost-Anden eingewandert. Dafür gibt es viele Indizien.

    Im Übrigen haben Sie damit das Thema verfehlt. Das Thema wäre gewesen, ob es eine Urbevölkerung in Südamerika gab, die vor den Einwanderern über die Landbrücke während der letzten Eiszeit schon dort lebte und mit dem Schiff von den pazifischen Inseln kam. Genauso wie die Legende, dass ein Inka zu den Osterinseln segelte. Das ist eigentlich schon sehr gewagt und schwer beweisbar. Wenn man von blonden und blauäugigen Indianern redet, sollte man auch in der Lage sein, vielleicht mal irgendwelche Nachfahren aufzuspüren. Auch Schädel, die man findet, werden oft vorschnell als europäisch interpretiert oder die deformierten Schädel aus vielen indigenen Kulturen wurden von Leuten wie Daeniken als Alien-Schädel verkauft.

    Ich verstehe auch nicht, warum man unbedingt eine europäische Einwanderung nach Südamerika vor Kolumbus nachweisen muss? Warum ist das so wichtig, aber eine andere von den Indizien her eher passende Einwanderung von den australisch/pazifischen Ureinwohnern passt nicht? Da schwingt doch auch Ideologie mit. Es erinnert an Nazi-Expeditionen zu Ureinwohnern, wo man Parallelen suchte zwischen der germanischen Herrenrasse und den Urmenschen, bzw. je nachdem wie man es brauchte, entweder auf die Indigenos herabsah oder Ähnlichkeiten fand, immer mit einem sehr rassistischen Unterton.

    Ich halte Einwanderung über Hochsee-Schifffahrt auch nicht für ausgeschlossen. Allerdings, wäre die in der Zeit der Wikinger oder Kelten geschehen, müsste man schon irgendwo deutliche Spuren finden. Wikinger in Grönland und Neufundland wurden nachgewiesen. Allerdings recht gut dokumentierte keine Gruppen in christlichen Kroniken, z.B unter Erik dem Roten, und nicht so wie sich das die Verfechter von blonden und blauäugigen Sioux vorstellen. Da müsste es heute auch noch Nachfahren geben - komisch, habe noch keinen gesehen und nie etwas gehört.
  • iuro

    14.08.2015, fab_fab
    Anders herum gelesen könnte IVRO - iuro heißen, was aus dem lateinischen übersetzt "ich schwöre" heißt
  • Ein Kind, Zwei Namen, wenn Politik Wissenschaft macht

    14.08.2015, Hans
    Wenn ich das recht verstehe geht es nicht einmal darum wer recht hat von inhalt sondern man will nur seine form wahren auch wenns viel gerede um den heizen Brei gibt. Recht bekommen, was natürlich wiederrum den veröffentlicher eine neue bühne bietet (PR für im neues Geld) im endefecket wird eine künstlicher neuer bereich geschaffen wo man denn seine aufmerksamkeit kriegen kann. Will sagen, nein wir brauchen keine neue, es reicht wenn wie diese Theorie anpassen an das neu errungene Wissen wie auch alle anderen Theorien überarbeitet, oder umgeworfen werden, es ist naiv zu glauben etwas ist so und auch so auf dauer bleibt. Natürlich ist die Evloutuionstheorie von Darwin in gewisser weise veraltet, vorallem auch vom Sprachgebrauch, das ändert aber nichts daran das die idee, umwelt form organismus weil organismus sich der umwalt anpassen muss zum überleben, im kern richtig ist.
  • Sehr guter Artikel

    14.08.2015, G. Reinboth
    Endlich jemand, der sich intensiv und kritisch mit dem frei verfügbaren Paper von Reeves auseinandersetzt! Vielen Dank dafür!

    Ich meine noch eine weitere Schwäche in Reeves' Argumentation entdeckt zu haben. Lt. Reeves (wie oben beschrieben) sind die Figuren an der Nordwand einer älteren Phase zu zuordnen, die Darstellungen des toten Königs sollen ursprünglich die Nofretete zeigen. U.a. begründet er es damit, dass die senkrechten Falten am Mundwinkel ein Merkmal der älteren Nofretete sind. Nun meine ich auf den Factum-Arte Scans am Mund des Königs auf der Südwand (zwischen Anubis und Hathor) genau die gleiche senkrechte Falte (der Schimmel macht's nicht einfach) zu sehen. Da die Südwand zur zweiten Phase (in der gleich auf Gelb gemalt wurde) gehören soll, sollte dieses Abbild direkt als Tutanchamun gemalt worden sein. Die Falte wäre also fehl am Platz. Das das "Baby-Doppelkinn", das Reeves am mundöffnenden Pharao sieht, hier fehlt, ist für mich akzeptabel. Tutanchamun sollte hier 10 Jahre älter sein und der Babyspeck hat sich verwachsen.
    Stellungnahme der Redaktion

    Liebe(r) Leser(in), zu Ihrem Kommentar erreicht uns folgende Anmerkung des Autors:

    "Aus Platzgründen war es mir leider nicht möglich, in meinem Beitrag noch näher auf die stilistischen Argumente von Reeves einzugehen, unter denen die Ausführungen bezüglich der angeblichen Wangenfalten der Nofretete in mehrerlei Hinsicht auf wackeligen Füßen stehen. Es ist schon einmal problematisch, Rundplastiken mit Wandmalereien zu vergleichen (im Münchner Ägyptischen Museum befindet sich bspw. ein Amarna-Relief mit einer Frauendarstellung, die aufgrund ihres mürrisch wirkenden Gesichtsausdrucks mit herabgezogenen Mundwinkeln, wie man ihn bspw. von einem Köpfchen aus Berlin kennt, lange als Darstellung der Teje galt, bis man das Anschlussstück in Boston entdeckte, das die Namenskartusche der Nofretete trägt). Und eine eindeutig Tutanchamun zeigende rundplastische Darstellung des Königs, bei der diese Falten sogar durch aufgemalte Linien an den Mundwinkeln verstärkt wurden, liegt bspw. in Gestalt eines größerformatigen hölzernen Aufseher-Uschebtis (Kairo JE 60830) vor, das laut Aufschrift vom Armeegeneral Nacht-Min für den königlichen Grabschatz gestiftet worden ist, und der dafür sicher kein usurpiertes Stück umgewidmet hat.

    Mit freundlichen Grüßen
    J. Willeitner"


  • Kein geeignetes habitat für Großraubtiere

    14.08.2015, Hartmuth Staffler
    Nicht nur unbemannte Drohnen, sondern auch bemannte Hubschrauber, knatternde Motorräder auf Waldwegen, Mähmaschinen auf Almwiesen usw. sind purer Stress für Bären. Der Stress macht sie dann zu Problembären, die sich nicht so verhalten, wie es in den Lehrbüchern steht. Unsere Welt ist nun einmal kein besonders geeignete Habitat für derartige Großraubtiere.
  • XOX und XO

    13.08.2015, Alexander
    Wenn XOX ein Symbol für die Dreieinigkeit sein könnt, wie im Artikel beschrieben, könnte es doch sein, dass XO für Vater und Sohn steht. Laut Bibel / Gebet sitzt der Sohn zur Rechten Gottes (Vater).
  • unsinn

    13.08.2015, Hinnerk Albert
    erstens wird die wahrscheinlichkeit dass es von leonardo ist auf höchstens 80% geschätzt und zweitens wenn das lächeln das der mona lisa sein soll bin ich ab heute albert einstein
  • Ein paar gedankliche Ansätze

    13.08.2015, Mareike
    Zur Inschrift selbst:
    +NDXOXCHWDRGHDXORVI+
    Das soll die offzielle "Entzifferung" sein. Ich würde aus der Inschrift des Schwertes aber folgendes lesen:

    +NDXOXGHMDRNCHDXORVI+

    Bei den Buchstaben 7 und 12 bin ich mir gar nicht so sicher, ob das wirklich C und G und nicht G und C/G und G/C und C darstellen soll (meine Tendenz: G und C). Wer sagt mir denn, dass, wenn der "Kringel" unten ist, ein C darstellt? Schließlich ist bei dem normalen G auch eine Art "Kringel" unten, während es beim C keinen gibt. Zur Unterscheidung hätte man natürlich auch ausmachen können, dass "Kringel" unten = G und "Kringel" oben = C darstellen könnte. Das wäre zumindest für mich logischer als umgekehrt.
    Der 11 Buchstabe erinnert mich ein bisschen an das kleine N bei der geschriebenen Sprache. Da es ja scheinbar auch schon ähnliche Vergleiche gibt, könnte es wirklich ein N sein.

    Die Kreuze am Anfang und am Ende der Inschrift wirken ähnlich den heute bekannten "Templerkreuzen" (Tatzenkreuz) mit leichten Abänderungen (zwei Gravierungen in Richtung der Inschrift). Die Gründungszeit würde eventuell zur Datierung des Schwertes passen, auch besaßen die Templer Landbesitz u.a. in England.


    Zur Sprache:
    Weiterhin ist mir aufgefallen, dass wir hier eventuell sogar drei oder mehr Sprachen gemischt haben könnten:
    - das Schwert wurde wahrscheinlich in Deutschland geschmiedet (mittelhochdeutsch wurde im 13. Jahrhundert in Deutschland gesprochen)
    - es wurde in England gefunden (mittelalterliches Englisch; erinnerte mehr an Deutsch als an das heutige Englisch)
    - die meisten Segenssprüche o.ä. waren in mittelalterlichem Latein verfasst
    - sollte es wirklich ein Schwert der Templer sein (Theorie von oben), dann könnte es jedoch auch im nahen Osten graviert worden sein. Dadurch würden sogar noch ganz andere Sprachen in Betracht kommen.

    Sollte die Gravur in Deutschland passiert sein, dann war es ziemlich unwahrscheinlich, dass es der Schmied selbst gemacht hat (aus schon genannten Gründen). Und vor allem, wo wurde es gemacht! Dann könnte man eventuelle Einflüsse von Außen mit einberechnen. Falls es in Deutschland gemacht wurde, ist die Frage: Mittelhochdeutsch oder mittelalterliches Latein?
    Wurde die Inschrift jedoch in England eingraviert, dann ist es unwahrscheinlicher, dass ein Ritter es gemacht hat. Also blieb ja nur noch ein Schreibkundiger, dann die gleiche Frage: mittelalterliches Englisch oder mittelalterliches Latein?
    Wenn man jetzt aber davon ausgeht, dass die einzigen Menschen, die damals Lesen und Schreiben konnten, Mönche waren, bleibt im Endeffekt nur das mittelalterliche Latein übrig. Da sich an 9. Stelle ein W und an 18. Stelle ein V befindet, frage ich mich, ob nicht alles Latein ist. Im Lateinischen gibt es keine Unterscheidung zwischen W und V, denn das V wird wie das W ausgesprochen. Daher könnte es nur ein M sein, welches jedoch auf dem Kopf steht. Einem schreibkundigen Mönch wäre dieser Fehler niemals unterlaufen, sodass wieder die Theorie, dass es sich jemand abgeschaut hat, wieder zu trage kommen würde.
    Bezieht man die Templer-Theorie noch in Betracht, dann könnte es sogar noch viel komplizierter werden...
  • Kein "G"?

    13.08.2015, Michael
    Nach weiteren Vergleichen der Inschriften mit dem oben verlinkten Fachbeitrag (siehe dort das Alphabet in Abbildung 29), ist zweifelhaft, ob es sich bei dem 11. Buchstaben auf dem Schwert tatsächlich um ein "G" handelt. Laut benanntem Fachaufsatz dürfte es eher ein "C" sein, was mit dem folgendem "H" auf CHristus hinweisen könnte.

    Damit ändert sich das Rätsel noch einmal wie folgt:

    +NDXOXCHWDNCHDXORVI+
  • Der Wettergott ist kein hethitischer Import

    13.08.2015, Gabriele Uhlmann, Braunschweig
    Als äußerst irritierend empfinde ich den Artikel, der entscheidende Hinweise unterschlägt, womit das Weltbild der Hethiter verzerrt, ja beinahe begrüßenswert fortschrittlich und tolerant dargestellt wird, ein Umstand, den die Autorin doch sicherlich nicht beabsichtigt hatte, bemerkt sie doch, dass die Hethiter Eroberer waren. Das bedeutet konkret: Krieg und Unterdrückung der Hattier, der nicht indoeuropäischen und nicht semitischen Urbevölkerung Anatoliens. Schmerzlich fehlt ihre Erwähnung. Bereits vor hethitischer Zeit wurde ihre Kultur von den Assyrern überformt, und diese waren es, die den Wettergott zuerst nach Anatolien mitbrachten. Die ersten hattischen, frühpatriarchalen Königreiche integrierten ihn, jedoch war er der hattischen Sonnengöttin nachgestellt. Sie hieß sicherlich einst namenlos, „Sonne“, mit den Assyrern erhielt sie jedoch den an die mesopotamische Ishtar erinnernden Namen Ishtanu. Als „Sonne“ war sie ursprünglich allein regierende Große Göttin wie Inanna in Sumer und integrierte das Oben und das Unten in ihrer einen Gestalt. Als „Sonnengöttin von Arinna“ (Arinna bedeutet „Brunnen“) war sie wie unsere Holda/Frau Holle ursprünglich Wettermacherin und wurde auf Bergen verehrt. Noch ihre hethitische Ausformung Eshtan war nach HAAS (1994, 133) in frühhethitischer Zeit „Sonnengöttin des Himmels“ und als Nachtsonne Unterweltsgöttin. Die indoeuropäischen Hethiter brachten jedoch eine typische Steppenreligion mit, zu der kein Wettergott gehörte, sondern eine Triade aus Sonnengott, Kriegsgott und Muttergöttin. Eigenartig, dass die Autorin dies nicht berücksichtigt, stattdessen den Wettergott als hethitischen Import darstellt. Wie KLINGER (1996, 141 ff.) bereits festgestellt hat, ist der hethitische Sonnengott stets blass geblieben. Die Unterscheidung einer Sonnengöttin als Unterweltsgötttin und eines Sonnengottes des Himmels, wie es HAAS/KOCH (2011, 223) später postulieren, ist nicht haltbar, weil ein starker, männlicher Sonnengott dem Wettergott Konkurrenz gemacht hätte. Denn dieser Wettergott wurde von der Priesterschaft immer weiter aufgebläht, seine Alleinherrschaft wurde angestrebt, wie in allen patriarchalen Religionen. Entsprechend war der Sonnengott des Himmels, wie SCHWEMER (2006, 252) es nachweisen konnte, niemand anderes als der vergöttlichte Herrscher, ein lebendiger Mensch.

    Zudem irritiert mich, dass die Autorin eine assyrische Quelle als Belege für ihre These anführt, in der sie Inanna und Ishtar als ebenso arbeitsteilige Göttinnen darstellt. Die sumerische Inanna war zu assyrischer Zeit ein Anachronismus und wurde schon bei den Akkadern von Ishtar abgelöst, wenngleich ihr Name mit der Gelehrten- und Priestersprache Sumerisch tradiert wurde. Längst war Ereshkigal die Göttin der Unterwelt. Inannas Gang in die Unterwelt, wo sie Ereshkigal aufsuchte, war nichts anderes als der Versuch, die Spaltung in oben und Uuten rückgängig zu machen, eine antipatriarchale Revolte. Dass der hethitische Wettergott nun in der Lage war, bequem zwischen den Welten zu wechseln, war Propaganda seiner Priester, die erreichen wollten, dass seine Macht die der Sonnengöttin noch übertraf. Mit der Trennung von oben und unten ist einerseits die alte Ordnung der integralen Großen Göttin zerstört, andererseits hat der Wettergott nun auch die Macht diese jederzeit zu restaurieren, da er ja „freie Fahrt“ hat. Dazu passt, dass in der Spätzeit die Sonnengöttin zur Gattin des Wettergottes erklärt wurde, eine deutliche Unterordnung und nicht eine Gleichstellung, wie es die Autorin behauptet.

    Leider hat die Autorin auch nicht den Kampf Ullikummis verstanden, wenngleich sie ihn für „aufschlussreich“ hält. Das Steinungeheuer Ullikummi ist das Kind des „großen Felsen“, eine alte Berggöttin, deren Namen die Priester unterschlugen. Sie gebar ihr Kind im See Ikunta luli, wie auch die Felsriesin Washitta einen steinernen Dämonen gebar. Die Priester des Wettergottes mussten natürlich auch die Erinnerung an die noch älteren Berggöttinnen auslöschen, die ursprünglich Wettermacherinnen waren. Sie degradierten sie zu „Felsen“, die dämonische Ungeheuer gebaren. Im späthethitischen Felsheiligtum von Yasılıkaya ist der Wettergott als Herr über die (nun auch männlichen) Berggötter dargestellt, auf ihren Nacken stehend, die Berggöttinnen sind keiner Erwähnung mehr wert. Er und seine schwer bewaffneten Schergen stehen auf der „aufblähten“ Seite der eigentlich rechteckig zu erwartenden Kartusche, dort gegenüber der Sonnengöttin auf der anderen Seite, bereit ihr unter Androhung der Keule das Zepter aus der Hand zu nehmen. Es ist das Zepter der Gebärmacht.


    In der Tat ist es bedauerlich, dass die Religion der Hethiter bisher weitgehend unbekannt blieb, ist sie doch eine wichtige Etappe auf dem Weg zu einem monotheistischen, gebärenden Gottvater, dem Endsieg des Patriarchats. Auch der Götterkönig Kumarbi, dessen überaus empörende Story uns die Autorin vorenthält, sollte zum Allgemeinwissen über die Hethiter gehören: „Kumarbi scheint auf dem Berge Kanzura zwar den Aranzah, das ist der Tigris, ausgespien zu haben, der Gott des Gewitters aber ist in seinen Bauche geblieben. Dem äußerst bruchstückhaften Kontext ist noch so viel zu entnehmen, dass ein Gespräch zwischen Anu und Teššub stattfindet: Anu spricht über die zukünftige Macht und Größe des Teššub und berät ihn, aus welchem Körperteil des Kumarbi er am Ende der Schwangerschaft herauskommen soll. Während Anu hier eindeutig der Vater des Teššub ist, erfüllt offensichtlich Kumarbi die Rolle der Mutter – er trägt den Gott aus und gebiert ihn. Deshalb heißt es denn auch in einer hurritischen Anrufung an Teššub von Halpa: "Du bist stark und im Zustand der Größe. Dein Vater Anu hat dich erzeugt ... Deine Mutter Kumarbi hat dich (auf die Welt) kommen gemacht.“ (HAAS 1982, 133) Kumarbi stürzte damit den Himmelsgott Anu und wurde schwanger, indem er dessen Penis fraß. Was der hethitische Wettergott Teššub aufgrund des Zusammenbruchs des Reiches nicht vollenden konnte, erledigten die Mythografen des Alten Testaments. Aus Sicht der Gender Studies, die erreicht haben, dass die Mütter wegrationalisiert werden, liest es sich durchaus als fortschrittlich.

    Im Herbst wird mein Buch mit dem Titel „Der Gott im 9. Monat. Vom Ende der mütterlichen Gebärfähigkeit und dem Aufstieg der männlichen Gebärmacht in den Religionen der Welt“ erscheinen, in dem ich dezidiert aus der Sicht der Patriarchatsforschung auf diese Entwicklungen eingehe.


    Literatur:

    Haas, Volkert: Hethitische Berggötter und hurritische Steindämonen: Riten, Kulte und Mythen. Eine Einführung in die altkleinasiatischen religiösen Vorstellungen. Mainz 1982

    Haas, Volkert: Handbuch der Orientalistik: The Near and Middle East. Der Nahe und Mittlere Osten. Geschichte der hethitischen Religion. Leiden 1994

    Haas, Volkert; Koch, Heidemarie: Religionen des Alten Orients: Hethiter und Iran. Göttingen 2011

    Klinger, Jörg: Untersuchungen zur Rekonstruktion der hattischen Kultschicht. In: Studien zu den Boğazköy-Texten. Herausgegeben von der Kommission für den Alten Orient der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Heft 37. Wiesbaden 1996

    Schwemer, Daniel: - Das hethitische Reichspantheon. In: Reinhard G. Kratz et al.: Götterbilder, Gottesbilder, Weltbilder: Ägypten, Mesopotamien, Persien, Kleinasien, Syrien, Palästina. Bd. 1. Tübingen 2006. S. 241-265
    Stellungnahme der Redaktion

    - Nach neueren Erkenntnissen dürfte es sich bei dem hethitischen Reich um eine politisch-geografische Einheit handeln, in der ethnische und sprachliche Elemente unterschiedlicher Herkunft verschmolzen; das dürfte auch auf die Hattier zutreffen (vgl. Klinger, Die Hethiter, 2007, 43). Militärische Eroberungen haben dann erst stattgefunden, als die Akkulturation in Zentralanatolien selbst weit fortgeschritten war.
    - Mir ist keine Quelle bekannt, aus der deutlich würde, dass die Hattier den Namen ihrer Sonngottheit Eštan von ass. Ištar abgeleitet hätten. Wieso hätten sie das tun sollen? Ištar ist auch keine Sonnengottheit.
    - An der Spitze des hethitischen Staats standen stets Sonnen- und Wettergott. Das ist aus den Schwurgötterlisten der Verträge ebenso ersichtlich wie aus Abschnitten von Ritualen, wo es zum Beispiel heißt: "Mir aber, dem König, haben die Götter, (nämlich) Sonnengott und Wettergott, das Land und mein Haus übergeben. Und ich, der König, werde mein Land und mein Haus schützen." (KUB 29.1 Vs. i 17-19) Der König selbst war Verwalter des Landes und als solcher den Göttern Rechenschaft schuldig. Wenn gleich er als "meine Sonne" angeredet wurde, ist er sicherlich nicht mit dem Sonnengott identisch, denn hethitische Herrscher wurden erst in der Spätzeit vergöttlicht.
    - Mein Fehler ist, die Göttin Ištar vor die Herrin der Unterwelt "Inanna" treten zu lassen. Das muss natürlich "Ereškigal" heißen. Ich entschuldige mich dafür.
    - Nicht vergessen werden sollte, dass die Erzählungen von Ullikummi genauso wie die von Kumarbi nicht aus der ursprünglichen Gedankenwelt der Hethiter stammten, sondern den Hurritern zuzuschreiben sind. Daher sollte man sie, wenn man, was mein Anliegen war, verschiedene Traditionen mit unterschiedlichen kosmologischen Vorstellungen verbinden will und vorrangig die anatolische darstellen will, diese hurritischen Mythen etwas zurückstellen.

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