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Der Autor behandelt eine wissenschaftliche Problematik, die Spezialwissen aus den Fachgebieten Soziologie, Psychologie und Biologie erfordert, also durchaus keine philosophische Problematik. Der Artikel hat daher in einer 'Serie Philosophie' doch wohl kaum etwas zu suchen.
Dabei ist der Autor möglicherweise durch die vorgegebene Kategorie 'Empathie' auf die Idee gekommen, philosophisch tätig zu werden - obwohl auch diese Vorgabe überhaupt nichts mit Philosophie zu tun hat! Auch sie betrifft allein wissenschaftliche Fragen aus dem Grenzgebiet der genannten drei Fachrichtungen.
Aber spinnt man einmal das Garn 'Empathie' weiter, dann könnten sich sehr interessante Fragen ergeben - die allerdings, wie gesagt, auch nichts mit Philosophie zu tun haben:
(1) Zu kurz kommt der Umstand weg, dass Empathie ja nicht nur bedeutet, 'den anderen zu verstehen', dass dieser Begriff vielmehr darüberhinaus positiv besetzt ist und über das reine Verstehen hinaus auch ein tätiges Mitempfinden zum Inhalt hat, also das Bestreben, dem anderen in seinem Anderssein und trotz seines Andersseins nach Möglichkeit behilflich sein zu wollen.
(2) Ganz ausschlaggebendes Problem bei der Empathie indessen ist die Frage, ob und in welchem Umfang Empathie angeboren (also genetisch bestimmt) ist oder erst mühsam (d.h. gegen die Selbstsucht) entwickelt, also jeden Tag mühsam neu gelernt werden muß. Immerhin leiten sich von der Empathie die seit mindestens 200 Jahren für die Menschheit entscheidenden Institutionen der Menschenrechte, der Gleichberechtigung, der Demokratie ab, also derjenigen Errungenschaften und menschlichen Erfindungen, die es nun endlich möglich machen, die unheilvolle und pernitiöse Rolle der Religionen zu beenden.
(3) Wie aber auch immer: alle diese Betrachtungen sind streng naturwissenschaftlicher Art und haben mit irgendwelchen philosophischen Gedankenspielen nicht das Geringste zu tun. -
Schade: das Stichwort 'Empathie' hätte (gerade auch außerhalb philosophischer Betrachtungen) so imteressante und wichtige Überlegungen auslösen können. Wieder einmal eine verpaßte Gelegenheit.
Stellungnahme der Redaktion
Antwort von Albert Newen:
Was zur Philosophie gehört, entscheidet sich nicht durch eine persönliche Meinung, sondern dadurch, welche Diskurse im Fach und vor allem in den Fachzeitschriften geführt werden. Das Thema, wie man andere Menschen versteht, gehört zu den vieldiskutierten Themen der Philosophie: wenn man im "Philosopher's Index" das Stichtwort "Other Mind" eingibt, so erhält man 2714 Einträge von Aufsätzen oder Büchern. Gerade in den letzten drei Jahrzehnten ist dieses Thema intensiv in der Philosophie diskutiert worden. Der Beitrag diskutiert eine klare Fragestellung, für die es unterschiedliche Theoriebildungen als Antworten gibt. Das Stichwort "Empathie" ist dabei lediglich als journalistische Überschrift verwendet worden, um den Nichtphilosophen zum Thema hinzuführen. Das Wort taucht im Text bewusst nicht ein einziges Mal auf, weil es nicht um eine Spezialtheorie der Empathie geht, sondern allgemein um die Theorien des Verstehens anderer Personen. Um eine solche Theorie aufzustellen, muss sich die Philosophie tatsächlich in einen Diskurs mit Psychologie und Neurowissenschaften begeben. Und genau das ist im Überblick skizziert.
Der Artikel enthält eine gut verständliche Darstellung des heutigen Wissens- und Theorie-Standes über die Wirkung der Gene - also über ein rein naturwissenschaftlches Problem aus der Gen-Biologie.
Was soll das aber mit Philosophie zu tun haben? Eine derartige rein naturwissenschaftliche Abhandlung wird ja wohl kaum zu einer philosophischen, wenn man wenige Sätze voranstellt, die das - angeblich rein philosophische, in Wahrheit aber ebenfalls rein naturwissenschaftliche - Problem von Ursache und Wirkung skizzieren.
Es sei denn, der Denkansatz sei geplant gewesen (ohne indessen zum Ausdruck zu gelangen), dass das soeben genannte Problem von Ursache und Wirkung nur scheinbar ein generell philosophisch zu lösendes Problem ist, das aber in jeder einzelnen naturwissenschaftlichen Disziplin und dort auch wieder gesondert in jedem einzelnen untersuchten Vorgang konkret und individuell behandelt werden muß.
Die Autoren schreiben, dass insgesamt "einige 10 000 Terabequerel Jod-Äquivalent an Radioaktivität freigesetzt wurden, rund ein Zehntel der Menge der Tschernobyl-Katastrophe von 1986." Mir ist zwar nicht bekannt, wann der Artikel verfasst wurde, allerdings zeigen sich die Herren damit nicht auf dem aktuellen Stand. Nach meiner Kenntnis wurden 770.000 Terabecquerel freigesetzt und auch Plutonium in 2 km Entfernung vom Kraftwerksblock gefunden(s. http://www.heise.de/tp/blogs/2/149959). Die Auswirkung der radioaktiven Strahlung auf die Gesundheit der Arbeiter kann nicht belastbar beurteilt werden, da laut der Nachrichtenagentur Kyodo nicht jeder Arbeiter ein eigenes Dosimeter zu Verfügung hatte (s. http://www.aerztezeitung.de/panorama/k_specials/japan/article/648085/fukushima-dosimeter-arbeiter.html). Über die langfristigen Schäden werden wir wohl erst in einigen Jahrzehnten genauere Kenntnis erhalten.
Die Kernschmelze in Reaktor 1 wurde nachweislich auch nicht durch den nachgelagerten Tsunami, sondern durch das eigentliche Erdbeben verursacht. Dies hat zumindest der Betreiber TEPCO erklärt (s. http://www.clever-strom.de/news/strom/kernschmelze-in-fukushima-direkt-durch-erdbeben-verursacht.html). Damit ist das Hauptargument der Autoren widerlegt, dass eine bessere Auslegung der Kraftwerksblöcke hinsichtlich der Auswirkungen eines Tsunamis die Katastrophe hätte verhindern können. Folgende in dem vorliegenden Artikel aufgestellte Behauptung ist damit falsch: "Alle betroffenen Kernkraftwerksblöcke an den oben genannten vier japanischen Standorten haben die direkten Bebeneinwirkungen dank deutlicher Sicherheitsreserven in der Konstruktion relativ unbeschadet überstanden." Ob deutsche bzw. auch französische Kernkraftwerke einem Erdbeben z. B. am Rheingraben stand halten werden ist eine Glaubensfrage.
Die Ausbildung und der Berufsweg der vier Autoren legen eine Faszination für die Kernenergie nahe. Trotzdem - oder gerade deshalb - wäre eine kritischere Distanz zu dieser Technologie doch wünschenswert und der Glaubwürdigkeit der Autoren zuträglich. Auch wenn die Beschreibung der bei einer Kernschmelze ablaufenden Vorgänge sehr aufschlussreich ist, so wird der Verdacht der Lobbyarbeit, den Herr Berner in seinem Kommentar äußert, bei kritischer Durchsicht des Artikels erhärtet.
Der Sotalia-Delfin Paco aus Münster ist doch Ende 2009 gestorben, oder irre ich mich da? Von wann stammen dann die Experimente? Liest man den Artikel, meint man die Studie sei aktuell ...
Stellungnahme der Redaktion
Sehr geehrte Frau Gugeler,
die Studie ist aktuell. Sie erschien gerade erst letzte Nacht. Bis zur Veröffentlichung benötigen Forscher aber doch eine gewisse Zeit, so dass die Untersuchung in Münster schon etwas zurückliegen kann. In der Publikation ist auch die Rede von der Autopsie eines verstorbenen Sotalia-Delfins.
In Fukushima hat nicht das Restrisiko zugeschlagen, sondern vielmehr ein Ereignis für das die Anlage nicht ausgelegt war. Mathematische Risikobetrachtungen sind nicht menschenverachtend, sondern zwingend notwendig. Nur auf Grund einer nachvollziehbaren Analyse von Abläufen können die Maßnahmen zur weiteren Verbesserung der Sicherheit ermittelt werden.
Die Kerntechnik bildet da nur ein Randproblem. Solche Restrisikoanalysen werden auch für die Luftfahrt, Verkehrssysteme allgemein, Gesundheitsdienste und viele andere Bereiche durchgeführt. Das Schimpfen über Restrisikobetrachtungen in der Kerntechnik ist lediglich ein reflektorischen Wiederholen von Standartäußerungen und hat mit der Wirklichkeit nichts zu tun.
Bunge und Mahner warnen dringend davor, menschliche Eigenschaften und Fähigkeiten zu verdinglichen. Diese Warnung halte ich für angebracht und sie gilt auch für "Das Ich".
Der Geist ist eben nicht untrennbar an Materie gebunden, wie Newen schreibt.
Wir sprechen auch nicht davon, dass die Atmung untrennbar an die Lunge gebunden ist. Es ist uns bewußt, dass das Atmen eine Eigenschaft der Lunge ist und nichts Immaterielles das an die Lunge "gebunden" wäre. Nur aus dem Denken und Fühlen machen wir ein immaterielles Ding.
Denken und fühlen sind Fähigkeiten, die der materielle menschliche Organismus besitzt und etwas detailierter betrachtet eben insbesondere das zentrale Steuerungsorgan dieses Organismus besitzt. Und der Geist ist eine Sammelbezeichnung für eine ganze Reihe von menschlichen Fähigkeiten und Eigenschaften bzw. Fähigkeiten und Eigenschaften des Gehirns - aber kein immaterielles Ding.
Diese Vorstellung dass das Ich etwas ist, was den menschlichen Körper steuert, scheint sich fast unweigerlich im Laufe der Kindheitsentwicklung beim Menschen herauszubilden. Dass dieses Ich aber das Gehirn ist - um das zu begreifen, muss man sich weiterbilden.
Eine Fiktion ist das Ich auch nur dann, wenn man es als immaterielles "Ding" begreift, wobei das komplette Wegdiskutieren dieser Fiktion, das Kind mit dem Bade ausschütten würde. Es ist keine völlige Fiktion, es ist nur etwas anders, als von vielen angenommen wird.
Es reicht zwar aus, dieses Selbst als etwas Immaterielles zu begreifen, das den menschlichen Körper steuern kann um mit der Wirklichkeit und dem Leben klarzukommen. Viele Tiere scheinen nicht einmal diese Erkenntnis zu besitzen und sind gut lebensfähig.
Die Hirnforschung bietet aber die Möglichkeit diese etwas schiefe Erkenntnis, der wohl die meisten Menschen irgendwann einmal angehangen haben oder anhängen, zu verfeinen und diese Erkenntnis nachzukorrigieren.
In der Analyse schreiben die Autoren, alle betroffenen Reaktoren seien "nach dem Erdbeben zunächst in einen stabilen Zustand überführt worden." Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass bereits das Erdbeben erhebliche Schäden an den Reaktoren zur Folge hatte, also noch bevor die Flutwelle den Standort erreichte.
- Bruch von Wasserleitungen im Reaktor 1: http://www.webcitation.org/5ygMQfEn5 - Schädigung des Notkühlsystems im Reaktor 3: http://www.webcitation.org/5ytvAtYHZ - Auch soll es schon sehr frühzeitig Messungen radioaktiver Teilchen gegeben haben, was auf eine Beschädigung des Containments schließen ließe.
Es verwundert doch sehr, dass die Autoren solche Hinweise außer Acht lassen, denn sie verändern die Sachlage von Grund auf. Gerade bei einer so heftig umstrittenen Technologie dürfen solche Fehler nicht vorkommen, denn sie untergraben die Glaubwürdigkeit der gesamten Untersuchung.
Wie von der Atomindustrie vom "Restrisiko" gesprochen wird ist menschenverachtend. Denn wird dieses Restrisiko Realität, dann sind ganze Landstriche unbewohnbar und die hier lebende Bevölkerung verliert ihre Heimat und den größten Teil ihres Besitzes. Dabei sind diese Schäden nicht durch Versicherungen der Atomkraftwerksbetreiber abgedeckt!
Weiterhin dürfte z.B. bei einem Super-GAU in Biblis das Rheintal unpassierbar werden mit unabsehbaren Folgen für die europäische und deutsche Wirtschaft und deren Verkehrswege. Man muss nur einmal nachsehen, welche wichtigen Verkehrswege durch dieses Gebiet führen.
Fazit: Dieses "Restrisiko" ist nicht zu verantworten, auch wenn dabei einige Firmen finanzielle Verluste erleiden.
Wenn, wie die Autoren schreiben, Notstromdiesel und Treibstoffvorräte in Deutschland verbunkert sind, warum taucht dann eben dieser Punkt in sämtlichen Prüfkatalogen bzw. Nachrüstungsforderungen auf? Woher kommt die Einstufung, deutsche AKW seien für das "100 000-jährige" Erdbeben am jeweiligen Standort ausgelegt? Neckarwestheim war nicht für die im nahe gelegenen Oberrheingraben auftretenden Beben (vgl. Basel im 14. Jahrhundert) ausgelegt.
Mehrere Experten halten TEPCOs Darstellung, der Wasserstoff sei aus Block 3 in Block 4 gelangt, für haltlos ( http://www.tec-sim.de/images/stories/sfp-failure-23-7.pdf). Dazu hätte der Wasserstoff im WetWell unter die Wasseroberfläche diffundieren und von dort aus das Einspeiserohr erreichen müssen. Viel wahrscheinlicher ist das "Siphoning", welches durch Kühlwasserverlust und das Prinzip der kommunizierenden Röhren zur Freilegung der Brennstabköpfe führt.
Kurz: "I am not convinced" - und daher ist mir 2022 auch zu spät. Auch wenn mir klar ist, dass die für meinen Wohnort größte Gefahr wahrscheinlich nicht vom (Luftlinie) nächstgelegenen AKW Philippsburg, sondern von Fessenheim und Cattenom ausgeht und wir Deutsche auf diese keinen Einfluss haben.
Bezüglich der gesundheitlichen Folgen von Fukushima hätten die Autoren besser geschwiegen. Es ist schon eine Anmaßung, sich als Ingenieur über die gesundheitlichen Konsequenzen der radioaktiven Belastungen in Japan zu äußern und sie dann auch noch herunterzuspielen. Die Aussage der Autoren, dass „bisher auch praktisch keine Langzeitschäden“ aufgetreten seinen, grenzt an eine Verhöhnung der Kraftwerksmitarbeiter und großer Teile der japanischen Bevölkerung. Anscheinend genügte es den Autoren nicht, die deutschen Atomkraftwerke als erheblich sicherer darzustellen, so dass sie zusätzlich die Folgen eines GAUs verharmlost haben.
Stellungnahme der Redaktion
Die bisher veröffentlichten Abschätzungen zur Radioaktivitätsfreisetzung in Fukushima reichen von etwa einem Zehntel bis zu einem Fünftel der Gesamtfreisetzung in Tschernobyl. Die japanische Bevölkerung hatte Glück im Unglück, da durch die in den ersten Tagen nach dem Unfall zunächst vorherrschende Windrichtung ein großer Teil der insgesamt freigesetzten Radioaktivität in östlicher Richtung auf den Pazifik transportiert wurde.
Das heutige Wissen über die langfristigen Auswirkungen radioaktiver Strahlung ist im weltweiten Konsens in der linearen Dosis-Wirkungsbeziehung der internationalen Strahlenschutzkommission ICRP sicher abdeckend zusammengefasst. Nach dieser gleichermaßen für niedrige wie hohe Dosisleistungen gültigen linearen Funktion steigt das Risiko zur Induktion einer tödlichen Krebserkrankung durch Strahlenexposition bei einer Effektivdosis von 1 Sv um 10 % an. Das natürliche Hintergrundrisiko (Krebssterberisiko) der Bevölkerung liegt bei 25 %, und für Raucher ist das natürliche Risiko mit 35 % deutlich höher. Bei einer Effektivdosis von 200 mSv erhöht sich das Krebssterberisiko für die Bevölkerung nach der linearen Dosis-Wirkungsbeziehung um 2 %-Punkte auf 27 %.
Für Fukushima Daiichi liegen bislang Daten von 3.538 Personen vor, die dort im März gearbeitet haben. Davon haben 3.126 Arbeiter jeweils eine Effektivdosis von weniger als 50 mSv erhalten, 403 Arbeiter eine Dosis von jeweils 50 bis 200 mSv und 9 Arbeiter eine Dosis von jeweils mehr als 200 mSv. Die höchste Einzeldosis betrug 670 mSv; das Krebsrisiko hat sich für den betroffenen Arbeiter um 6,7 % erhöht. Vor diesem Hintergrund ist die Aussage gerechtfertigt, dass sich Gesundheitsschäden durch den Unfall zum Glück in Grenzen halten.
Die in den letzten Tagen in vielen Medien erwähnten Hotspots mit sehr hohen Ortsdosisleistungen bis 10 Sv/h am Abluftkamin für die Blöcke 1 und 2 und im Verbindungsgebäude zum Maschinenhaus von Block 1 sind nach Angaben der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) offenbar auf Direktstrahlung zurückzuführen, die von kontaminierten Oberflächen ausgeht und deren Intensität mit zunehmender Entfernung von der Strahlenquelle stark abnimmt. Dementsprechend ist nach den derzeit vorliegenden Informationen nicht davon auszugehen, dass es in jüngerer Zeit erneut zu größeren Freisetzungen radioaktiver Stoffe in die Luft gekommen ist. Diese Einschätzung wird durch die an anderen Stellen auf dem Kernkraftwerksgelände gemessenen Ortsdosisleistungen und durch Daten des staatlichen Messnetzes zu den Ortsdosisleistungen in den umliegenden Präfekturen bestätigt, da in keiner dieser Datenquellen signifikante Änderungen der Ortsdosisleistungen erkennbar sind. Solche Änderungen wären jedoch im Fall einer erneuten größeren Freisetzung in die Luft zu erwarten. Der Abzweig der kontaminierten Rohrleitung in den Abluftkamin für die Blöcke 1 und 2 befindet sich nah über dem Erdboden. Laut Angaben des japanischen Betreibers Tepco wurde zum Schutz der Arbeiter vor Ort ein Sperrbereich eingerichtet. Zusätzlich sind Maßnahmen zur Abschirmung vorgesehen, so dass aus den hohen Ortsdosisleistungen keine unzulässig hohen Personendosen resultieren.
Dr.-Ing. Ludger Mohrbach, Dr.-Ing. Bernhard Kuczera, Dr. Th. Walter Tromm, Dr.-Ing. Joachim Knebel
Der Artikel zu Fukushima scheint auf den ersten Blick sachlich und neutral, allerdings sehe ich Mängel.
Die Autoren weisen zum Beispiel darauf hin, dass "die Aufsichtsbehörden NISA nicht unabhängig von den Betreibern war", versäumen es aber zu erwähnen, dass der "TÜV Süd" in Deutschland, eine Aktiengesellschaft, und von dem etwa 25% von einer TÜV-Süd-Stiftung gehalten werden. Mitglieder dieser Stiftung sind wiederum einige Atomkraftwerksbetreiber. Nun ist aber der TÜV Süd auch für die Überprüfung von Atomkraftwerken zuständig. Ist dies dann "unabhängig"? Warum wird in einem vergleichenden Artikel dies "unterschlagen"? Unwissen der Autoren? Was für Spezialisten sind das?
Weiter stellt sich die Frage nach dem offenen Endlager Problem. Dies wird bei den Restrisiken oft gar nicht erst besprochen. Weiß irgendjemand der Herren, was dieser Müll in Zukunft noch für Schaden anrichten wird?
Leider hinterlässt dieser Artikel den schalen Geschmack von Lobbyarbeit.
Wieder mal wird der Bevölkerung suggeriert, dass eine berechnete Wahrscheinlichkeit von "seltener als einmal in mindestens 100 000 Jahren" bedeuten würde, dass es in den ersten 50 Jahren bestimmt nicht eintreten werde. Dem ist nicht so!
Es kann schon morgen auftreten. Hinter dem Begriff "Restrisiko" verbirgt sich dann eine mögliche Freisetzung eines radioaktiven Gegenwert von ca. 4000 Hiroshima-Bomben, was durchschnittlich in jedem AKW der Größe Biblis schlummert.
Danach kann man über die berechneten Wahrscheinlichkeiten diskutieren, und ob es gültig ist, das Ganze als eine Art Lottospiel zu betrachten. Denn beim Lottospiel kennt man alle Kugel, in einem AKW aus zehntausenden Komponenten existieren dagegen potentiell unendlich viele "Kugeln". Daneben gibt es noch Meteoriteneinschläge, Abstürze von mit Bomben beladenen Flugzeugen und alle Szenarien an die man nicht gedacht hat. Klingt für mich auch recht einleuchtend, nicht abzuschalten ... NOT.
Die Frage, ob wir gesichertes Wissen über die Außenwelt besitzen können, krankt meiner Ansicht nach an der Annahme, dass es nur eine einzige "wirkliche" Außenwelt geben kann. Wenn es aber prinzipiell nicht entscheidbar ist, ob die von uns wahrgenommene Welt "real" oder eine Simulation ist, dann sind diese beiden Beschreibungen gleichberechtigt bzw. "reale" und simulierte Welt identisch. Mehr noch: Es sind sogar unendlich viele Welten denkbar, in welchen genau unsere simuliert wird. Weil aber diese Welten ihrerseits nur Simulationen sein könnten, sind sie nicht mehr und nicht weniger real wie die unsere. Eigentlich ein sehr überzeugendes Argument für die Vielweltentheorie!
Der Autor dieses Artikels behauptet, dass bereits zum jetzigen Zeitpunkt Elektroautos und Benziner primärenergietechnisch pari seien. Dabei vernachlässigt er die erhöhten Kosten für die Produktion der Batterien und auch die notwendigen Mehrkosten für die elektrische Heizung im Winter oder eine entsprechende Isolierung der Fahrzeuge. Angesichts des ca. 90%igen Wirkungsgrades der Elektromotoren ist eine Effizienzsteigerung fast nur durch leichtere Konstruktionen erreichbar, dem aber schon das schwere Plus der Batterien entgegensteht. Wie weit deren Kapazitätssteigerung bei akzeptablem Gewicht getrieben werden kann, ist derzeit aber noch völlig offen. Auch die potentielle Möglichkeit der Zwischenspeicherung von Energie in Autobatterien erscheint mir weit weniger wünschenswert als behauptet, ist doch jedes Umladen mit hohen Verlusten verbunden. Da scheint mir das Pumpspeicherwerk, das eine unmittelbare Einheit mit einem Kraftwerk darstellt, wesentlich effizienter. Angesichts dieser Unwägbarkeiten scheint mir auch in diesem Bereich eine vorschnelle politische Entscheidung gefällt worden zu sein, die der derzeitigen Sachlage (noch) nicht gerecht wird. Gerade auch angesichts des vergleichsweise kleinen, aber alltäglich sichtbaren Energieverbrauchs im Mobilbereich kann hier nur von einem taktischen oder schlecht durchdachten Manöver ausgegangen werden, das Wählerstimmen fangen soll. Wären entsprechende Aktivitäten zur Reduzierung des Energieverbrauchs - hier sind Möglichkeiten zur Energieeinsparung ohne Leistungsreduktion gemeint - in gleichem Maße erkennbar, wären die Gesamtbemühungen der Regierung auf dem Energiesektor etwas glaubwürdiger.
Was bedeutet Empathie?
28.07.2011, Walter Weiss, KasselDabei ist der Autor möglicherweise durch die vorgegebene Kategorie 'Empathie' auf die Idee gekommen, philosophisch tätig zu werden - obwohl auch diese Vorgabe überhaupt nichts mit Philosophie zu tun hat! Auch sie betrifft allein wissenschaftliche Fragen aus dem Grenzgebiet der genannten drei Fachrichtungen.
Aber spinnt man einmal das Garn 'Empathie' weiter, dann könnten sich sehr interessante Fragen ergeben - die allerdings, wie gesagt, auch nichts mit Philosophie zu tun haben:
(1) Zu kurz kommt der Umstand weg, dass Empathie ja nicht nur bedeutet, 'den anderen zu verstehen', dass dieser Begriff vielmehr darüberhinaus positiv besetzt ist und über das reine Verstehen hinaus auch ein tätiges Mitempfinden zum Inhalt hat, also das Bestreben, dem anderen in seinem Anderssein und trotz seines Andersseins nach Möglichkeit behilflich sein zu wollen.
(2) Ganz ausschlaggebendes Problem bei der Empathie indessen ist die Frage, ob und in welchem Umfang Empathie angeboren (also genetisch bestimmt) ist oder erst mühsam (d.h. gegen die Selbstsucht) entwickelt, also jeden Tag mühsam neu gelernt werden muß. Immerhin leiten sich von der Empathie die seit mindestens 200 Jahren für die Menschheit entscheidenden Institutionen der Menschenrechte, der Gleichberechtigung, der Demokratie ab, also derjenigen Errungenschaften und menschlichen Erfindungen, die es nun endlich möglich machen, die unheilvolle und pernitiöse Rolle der Religionen zu beenden.
(3) Wie aber auch immer: alle diese Betrachtungen sind streng naturwissenschaftlicher Art und haben mit irgendwelchen philosophischen Gedankenspielen nicht das Geringste zu tun. -
Schade: das Stichwort 'Empathie' hätte (gerade auch außerhalb philosophischer Betrachtungen) so imteressante und wichtige Überlegungen auslösen können. Wieder einmal eine verpaßte Gelegenheit.
Antwort von Albert Newen:
Was zur Philosophie gehört, entscheidet sich nicht durch eine persönliche Meinung, sondern dadurch, welche Diskurse im Fach und vor allem in den Fachzeitschriften geführt werden. Das Thema, wie man andere Menschen versteht, gehört zu den vieldiskutierten Themen der Philosophie: wenn man im "Philosopher's Index" das Stichtwort "Other Mind" eingibt, so erhält man 2714 Einträge von Aufsätzen oder Büchern. Gerade in den letzten drei Jahrzehnten ist dieses Thema intensiv in der Philosophie diskutiert worden.
Der Beitrag diskutiert eine klare Fragestellung, für die es unterschiedliche Theoriebildungen als Antworten gibt. Das Stichwort "Empathie" ist dabei lediglich als journalistische Überschrift verwendet worden, um den Nichtphilosophen zum Thema hinzuführen. Das Wort taucht im Text bewusst nicht ein einziges Mal auf, weil es nicht um eine Spezialtheorie der Empathie geht, sondern allgemein um die Theorien des Verstehens anderer Personen. Um eine solche Theorie aufzustellen, muss sich die Philosophie tatsächlich in einen Diskurs mit Psychologie und Neurowissenschaften begeben. Und genau das ist im Überblick skizziert.
Gut verständliche Darstellung - aber keine Philosophie
28.07.2011, Walter Weiss, KasselWas soll das aber mit Philosophie zu tun haben? Eine derartige rein naturwissenschaftliche Abhandlung wird ja wohl kaum zu einer philosophischen, wenn man wenige Sätze voranstellt, die das - angeblich rein philosophische, in Wahrheit aber ebenfalls rein naturwissenschaftliche - Problem von Ursache und Wirkung skizzieren.
Es sei denn, der Denkansatz sei geplant gewesen (ohne indessen zum Ausdruck zu gelangen), dass das soeben genannte Problem von Ursache und Wirkung nur scheinbar ein generell philosophisch zu lösendes Problem ist, das aber in jeder einzelnen naturwissenschaftlichen Disziplin und dort auch wieder gesondert in jedem einzelnen untersuchten Vorgang konkret und individuell behandelt werden muß.
Malaria wird nicht durch Viren ausgelöst
28.07.2011, K.Jürgen NickelLieber Herr Nickel,
vielen Dank für den Hinweis! Sie haben natürlich Recht - wir haben den Fehler im Text korrigiert.
Mit freundlichen Grüßen
Jan Dönges
Redaktion spektrumdirekt
Nur die halbe Wahrheit
27.07.2011, Peter SilbergMir ist zwar nicht bekannt, wann der Artikel verfasst wurde, allerdings zeigen sich die Herren damit nicht auf dem aktuellen Stand.
Nach meiner Kenntnis wurden 770.000 Terabecquerel freigesetzt und auch Plutonium in 2 km Entfernung vom Kraftwerksblock gefunden(s. http://www.heise.de/tp/blogs/2/149959).
Die Auswirkung der radioaktiven Strahlung auf die Gesundheit der Arbeiter kann nicht belastbar beurteilt werden, da laut der Nachrichtenagentur Kyodo nicht jeder Arbeiter ein eigenes Dosimeter zu Verfügung hatte (s. http://www.aerztezeitung.de/panorama/k_specials/japan/article/648085/fukushima-dosimeter-arbeiter.html).
Über die langfristigen Schäden werden wir wohl erst in einigen Jahrzehnten genauere Kenntnis erhalten.
Die Kernschmelze in Reaktor 1 wurde nachweislich auch nicht durch den nachgelagerten Tsunami, sondern durch das eigentliche Erdbeben verursacht. Dies hat zumindest der Betreiber TEPCO erklärt (s. http://www.clever-strom.de/news/strom/kernschmelze-in-fukushima-direkt-durch-erdbeben-verursacht.html).
Damit ist das Hauptargument der Autoren widerlegt, dass eine bessere Auslegung der Kraftwerksblöcke hinsichtlich der Auswirkungen eines Tsunamis die Katastrophe hätte verhindern können.
Folgende in dem vorliegenden Artikel aufgestellte Behauptung ist damit falsch:
"Alle betroffenen Kernkraftwerksblöcke an den oben genannten vier japanischen Standorten haben die direkten Bebeneinwirkungen dank deutlicher Sicherheitsreserven in der Konstruktion relativ unbeschadet überstanden."
Ob deutsche bzw. auch französische Kernkraftwerke einem Erdbeben z. B. am Rheingraben stand halten werden ist eine Glaubensfrage.
Die Ausbildung und der Berufsweg der vier Autoren legen eine Faszination für die Kernenergie nahe. Trotzdem - oder gerade deshalb - wäre eine kritischere Distanz zu dieser Technologie doch wünschenswert und der Glaubwürdigkeit der Autoren zuträglich.
Auch wenn die Beschreibung der bei einer Kernschmelze ablaufenden Vorgänge sehr aufschlussreich ist, so wird der Verdacht der Lobbyarbeit, den Herr Berner in seinem Kommentar äußert, bei kritischer Durchsicht des Artikels erhärtet.
Aktuelle Studie?
27.07.2011, Susanne GugelerSehr geehrte Frau Gugeler,
die Studie ist aktuell. Sie erschien gerade erst letzte Nacht. Bis zur Veröffentlichung benötigen Forscher aber doch eine gewisse Zeit, so dass die Untersuchung in Münster schon etwas zurückliegen kann. In der Publikation ist auch die Rede von der Autopsie eines verstorbenen Sotalia-Delfins.
Mit freundlichen Grüßen
Daniel Lingenhöhl
Auslegungsfehler
26.07.2011, Bernhard SchnurrMathematische Risikobetrachtungen sind nicht menschenverachtend, sondern zwingend notwendig. Nur auf Grund einer nachvollziehbaren Analyse von Abläufen können die Maßnahmen zur weiteren Verbesserung der Sicherheit ermittelt werden.
Die Kerntechnik bildet da nur ein Randproblem. Solche Restrisikoanalysen werden auch für die Luftfahrt, Verkehrssysteme allgemein, Gesundheitsdienste und viele andere Bereiche durchgeführt. Das Schimpfen über Restrisikobetrachtungen in der Kerntechnik ist lediglich ein reflektorischen Wiederholen von Standartäußerungen und hat mit der Wirklichkeit nichts zu tun.
"Das Ich" ist kein Gefühl, sondern eine Erkenntnis
26.07.2011, Winfried Faas, ErdingDer Geist ist eben nicht untrennbar an Materie gebunden, wie Newen schreibt.
Wir sprechen auch nicht davon, dass die Atmung untrennbar an die Lunge gebunden ist. Es ist uns bewußt, dass das Atmen eine Eigenschaft der Lunge ist und nichts Immaterielles das an die Lunge "gebunden" wäre. Nur aus dem Denken und Fühlen machen wir ein immaterielles Ding.
Denken und fühlen sind Fähigkeiten, die der materielle menschliche Organismus besitzt und etwas detailierter betrachtet eben insbesondere das zentrale Steuerungsorgan dieses Organismus besitzt. Und der Geist ist eine Sammelbezeichnung für eine ganze Reihe von menschlichen Fähigkeiten und Eigenschaften bzw. Fähigkeiten und Eigenschaften des Gehirns - aber kein immaterielles Ding.
Diese Vorstellung dass das Ich etwas ist, was den menschlichen Körper steuert, scheint sich fast unweigerlich im Laufe der Kindheitsentwicklung beim Menschen herauszubilden. Dass dieses Ich aber das Gehirn ist - um das zu begreifen, muss man sich weiterbilden.
Eine Fiktion ist das Ich auch nur dann, wenn man es als immaterielles "Ding" begreift, wobei das komplette Wegdiskutieren dieser Fiktion, das Kind mit dem Bade ausschütten würde. Es ist keine völlige Fiktion, es ist nur etwas anders, als von vielen angenommen wird.
Es reicht zwar aus, dieses Selbst als etwas Immaterielles zu begreifen, das den menschlichen Körper steuern kann um mit der Wirklichkeit und dem Leben klarzukommen. Viele Tiere scheinen nicht einmal diese Erkenntnis zu besitzen und sind gut lebensfähig.
Die Hirnforschung bietet aber die Möglichkeit diese etwas schiefe Erkenntnis, der wohl die meisten Menschen irgendwann einmal angehangen haben oder anhängen, zu verfeinen und diese Erkenntnis nachzukorrigieren.
Welche Schäden verursachte das Erdbeben?
26.07.2011, Guido Carl- Bruch von Wasserleitungen im Reaktor 1: http://www.webcitation.org/5ygMQfEn5
- Schädigung des Notkühlsystems im Reaktor 3: http://www.webcitation.org/5ytvAtYHZ
- Auch soll es schon sehr frühzeitig Messungen radioaktiver Teilchen gegeben haben, was auf eine Beschädigung des Containments schließen ließe.
Es verwundert doch sehr, dass die Autoren solche Hinweise außer Acht lassen, denn sie verändern die Sachlage von Grund auf. Gerade bei einer so heftig umstrittenen Technologie dürfen solche Fehler nicht vorkommen, denn sie untergraben die Glaubwürdigkeit der gesamten Untersuchung.
Restrisiko
26.07.2011, Dr. Peter Ziegler, AlsbachWeiterhin dürfte z.B. bei einem Super-GAU in Biblis das Rheintal unpassierbar werden mit unabsehbaren Folgen für die europäische und deutsche Wirtschaft und deren Verkehrswege. Man muss nur einmal nachsehen, welche wichtigen Verkehrswege durch dieses Gebiet führen.
Fazit: Dieses "Restrisiko" ist nicht zu verantworten, auch wenn dabei einige Firmen finanzielle Verluste erleiden.
Fakten?
26.07.2011, Jutta PaulusMehrere Experten halten TEPCOs Darstellung, der Wasserstoff sei aus Block 3 in Block 4 gelangt, für haltlos ( http://www.tec-sim.de/images/stories/sfp-failure-23-7.pdf). Dazu hätte der Wasserstoff im WetWell unter die Wasseroberfläche diffundieren und von dort aus das Einspeiserohr erreichen müssen. Viel wahrscheinlicher ist das "Siphoning", welches durch Kühlwasserverlust und das Prinzip der kommunizierenden Röhren zur Freilegung der Brennstabköpfe führt.
Kurz: "I am not convinced" - und daher ist mir 2022 auch zu spät. Auch wenn mir klar ist, dass die für meinen Wohnort größte Gefahr wahrscheinlich nicht vom (Luftlinie) nächstgelegenen AKW Philippsburg, sondern von Fessenheim und Cattenom ausgeht und wir Deutsche auf diese keinen Einfluss haben.
Gesundheitliche Folgen unabsehbar
26.07.2011, Thorsten Amrhein, HannoverAnscheinend genügte es den Autoren nicht, die deutschen Atomkraftwerke als erheblich sicherer darzustellen, so dass sie zusätzlich die Folgen eines GAUs verharmlost haben.
Die bisher veröffentlichten Abschätzungen zur Radioaktivitätsfreisetzung in Fukushima reichen von etwa einem Zehntel bis zu einem Fünftel der Gesamtfreisetzung in Tschernobyl. Die japanische Bevölkerung hatte Glück im Unglück, da durch die in den ersten Tagen nach dem Unfall zunächst vorherrschende Windrichtung ein großer Teil der insgesamt freigesetzten Radioaktivität in östlicher Richtung auf den Pazifik transportiert wurde.
Das heutige Wissen über die langfristigen Auswirkungen radioaktiver Strahlung ist im weltweiten Konsens
in der linearen Dosis-Wirkungsbeziehung der internationalen Strahlenschutzkommission ICRP sicher abdeckend zusammengefasst. Nach dieser gleichermaßen für niedrige wie hohe Dosisleistungen gültigen linearen Funktion steigt das Risiko zur Induktion einer tödlichen Krebserkrankung durch Strahlenexposition bei einer Effektivdosis von 1 Sv um 10 % an. Das natürliche Hintergrundrisiko (Krebssterberisiko) der Bevölkerung liegt bei 25 %, und für Raucher ist das natürliche Risiko mit 35 % deutlich höher. Bei einer Effektivdosis von 200 mSv erhöht sich das Krebssterberisiko für die Bevölkerung nach der linearen Dosis-Wirkungsbeziehung um 2 %-Punkte auf 27 %.
Für Fukushima Daiichi liegen bislang Daten von 3.538 Personen vor, die dort im März gearbeitet haben. Davon haben 3.126 Arbeiter jeweils eine Effektivdosis von weniger als 50 mSv erhalten, 403 Arbeiter eine Dosis von jeweils 50 bis 200 mSv und 9 Arbeiter eine Dosis von jeweils mehr als 200 mSv. Die höchste Einzeldosis betrug 670 mSv; das Krebsrisiko hat sich für den betroffenen Arbeiter um 6,7 % erhöht. Vor diesem Hintergrund ist die Aussage gerechtfertigt, dass sich Gesundheitsschäden durch den Unfall zum Glück in Grenzen halten.
Die in den letzten Tagen in vielen Medien erwähnten Hotspots mit sehr hohen Ortsdosisleistungen bis 10 Sv/h am Abluftkamin für die Blöcke 1 und 2 und im Verbindungsgebäude zum Maschinenhaus von Block 1 sind nach Angaben der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) offenbar auf Direktstrahlung zurückzuführen, die von kontaminierten Oberflächen ausgeht und deren Intensität mit zunehmender Entfernung von der Strahlenquelle stark abnimmt. Dementsprechend ist nach den derzeit vorliegenden Informationen nicht davon auszugehen, dass es in jüngerer Zeit erneut zu größeren Freisetzungen radioaktiver Stoffe in die Luft gekommen ist. Diese Einschätzung wird durch die an anderen Stellen auf dem Kernkraftwerksgelände gemessenen Ortsdosisleistungen und durch Daten des staatlichen Messnetzes zu den Ortsdosisleistungen in den umliegenden Präfekturen bestätigt, da in keiner dieser Datenquellen signifikante Änderungen der Ortsdosisleistungen erkennbar sind. Solche Änderungen wären jedoch im Fall einer erneuten größeren Freisetzung in die Luft zu erwarten. Der Abzweig der kontaminierten Rohrleitung in den Abluftkamin für die Blöcke 1 und 2 befindet sich nah über dem Erdboden. Laut Angaben des japanischen Betreibers Tepco wurde zum Schutz der Arbeiter vor Ort ein Sperrbereich eingerichtet. Zusätzlich sind Maßnahmen zur Abschirmung vorgesehen, so dass aus den hohen Ortsdosisleistungen keine unzulässig hohen Personendosen resultieren.
Dr.-Ing. Ludger Mohrbach, Dr.-Ing. Bernhard Kuczera, Dr. Th. Walter Tromm, Dr.-Ing. Joachim Knebel
Lobbyarbeit in Spektrum?
25.07.2011, Michael Berner, MannheimDie Autoren weisen zum Beispiel darauf hin, dass "die Aufsichtsbehörden NISA nicht unabhängig von den Betreibern war", versäumen es aber zu erwähnen, dass der "TÜV Süd" in Deutschland, eine Aktiengesellschaft, und von dem etwa 25% von einer TÜV-Süd-Stiftung gehalten werden. Mitglieder dieser Stiftung sind wiederum einige Atomkraftwerksbetreiber. Nun ist aber der TÜV Süd auch für die Überprüfung von Atomkraftwerken zuständig. Ist dies dann "unabhängig"? Warum wird in einem vergleichenden Artikel dies "unterschlagen"? Unwissen der Autoren? Was für Spezialisten sind das?
Weiter stellt sich die Frage nach dem offenen Endlager Problem. Dies wird bei den Restrisiken oft gar nicht erst besprochen. Weiß irgendjemand der Herren, was dieser Müll in Zukunft noch für Schaden anrichten wird?
Leider hinterlässt dieser Artikel den schalen Geschmack von Lobbyarbeit.
Immer die gleiche Leier...
25.07.2011, Peter Arnold, StuttgartDem ist nicht so!
Es kann schon morgen auftreten. Hinter dem Begriff "Restrisiko" verbirgt sich dann eine mögliche Freisetzung eines radioaktiven Gegenwert von ca. 4000 Hiroshima-Bomben, was durchschnittlich in jedem AKW der Größe Biblis schlummert.
Danach kann man über die berechneten Wahrscheinlichkeiten diskutieren, und ob es gültig ist, das Ganze als eine Art Lottospiel zu betrachten. Denn beim Lottospiel kennt man alle Kugel, in einem AKW aus zehntausenden Komponenten existieren dagegen potentiell unendlich viele "Kugeln".
Daneben gibt es noch Meteoriteneinschläge, Abstürze von mit Bomben beladenen Flugzeugen und alle Szenarien an die man nicht gedacht hat.
Klingt für mich auch recht einleuchtend, nicht abzuschalten ... NOT.
Die Realität und ihre Simulation sind dasselbe
25.07.2011, Wolfgang Willner, WienKosten für die Produktion der Batterien etc.
25.07.2011, Heemann, UlrichAuch die potentielle Möglichkeit der Zwischenspeicherung von Energie in Autobatterien erscheint mir weit weniger wünschenswert als behauptet, ist doch jedes Umladen mit hohen Verlusten verbunden. Da scheint mir das Pumpspeicherwerk, das eine unmittelbare Einheit mit einem Kraftwerk darstellt, wesentlich effizienter.
Angesichts dieser Unwägbarkeiten scheint mir auch in diesem Bereich eine vorschnelle politische Entscheidung gefällt worden zu sein, die der derzeitigen Sachlage (noch) nicht gerecht wird. Gerade auch angesichts des vergleichsweise kleinen, aber alltäglich sichtbaren Energieverbrauchs im Mobilbereich kann hier nur von einem taktischen oder schlecht durchdachten Manöver ausgegangen werden, das Wählerstimmen fangen soll. Wären entsprechende Aktivitäten zur Reduzierung des Energieverbrauchs - hier sind Möglichkeiten zur Energieeinsparung ohne Leistungsreduktion gemeint - in gleichem Maße erkennbar, wären die Gesamtbemühungen der Regierung auf dem Energiesektor etwas glaubwürdiger.