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Kommentare - - Seite 989

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Wieder eine blöde Idee

    30.03.2010, O. Meckes
    Ich stehe immer wieder fassungslos da und staune, was für einen Schwachsinn sich "Wissenschaftler" ausdenken, um etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. Immer noch neue Probleme schaffen, statt das eigentliche Problem an der Wurzel zu packen: Energie vergeuden, um Bläschen im Meer zu machen! Dann brauchen wir bald jemand, der das Meer anheizt, um die fehlende Wärmeeinstrahlung der Sonne in die tieferen Meeresschichten auszugleichen usw ...

    Das Schlimmste daran ist, dass solche Wissenschaftler, vor allem wenn von der Energielobby gefördert, dann noch unserer Politik weismachen können, dass das toll ist (siehe Verbringung von Kohlendioxid unter die Erde und Laufzeitverlängerung von AKWs).
  • Titel Ihres Leserbriefes

    30.03.2010, Peter Kohler
    Anfrage: Weshalb schützt Schaum gegen Verdunstung? Da die Oberfläche einer geschäumten Flüssigkeit größer ist, als die einer glatten Flüssigkeit, müsste die Verdunstung doch zuehmen?!
    Stellungnahme der Redaktion

    Sehr geehrter Herr Kohler,



    Sie haben natürlich recht, dass sich die Oberfläche erhöht. Andererseits sinkt im Schaum auch der absolute Wassergehalt, das heißt, bezogen auf das Volumen enthält der Schaum sehr viel Luft, aber wenig Flüssigkeit: Es kann also auch weniger verdunsten. Zum anderen vergrößert sich zwar die Oberfläche, dafür nimmt die Albedo sehr stark zu, so dass dieser Effekt jenen der Verdunstung überwiegen dürfte - zumal die Schaumschicht nicht nur Millimeter dünn sein würde.


    Wie Seitz aber schon andeutet, ist sein Vorhaben noch sehr theoretischer Natur. Entsprechend große Schaumteppiche lassen sich zumindest momentan noch gar nicht erzeugen - von den Auswirkungen auf die Meeresumwelt ganz abgesehen.



    Daniel Lingenhöhl


    Redaktion spektrumdirekt

  • Titel Ihres Leserbriefes

    30.03.2010, Dr. Georg Stürmer 70176 Stuttgart
    Atrazin ist in Deutschland erst seit 1991 verboten, gleichwohl immer noch wegen seiner langen Verweildauer im Grundwasser in Konzentration oberhalb des Grenzwertes für Trinkwasser nachweisbar. Das Grundwasser kann also nicht als Trinkwasser verwendet werden - allerdings gab es wohl über längere Zeit auch lokale Ausnahmegenehmigungen (http://www.lgrb.uni-freiburg.de/lgrb/download_pool/lgrb_n0302.pdf). Neben den Pflanzenschutzmitteln sind weiterhin problematisch die Ausscheidung von Medikamenten, welche z.T. in den Kläranlagen nur unzureichend abgebaut werden. Infertilität und Feminisierung von Fischen wird vom Östrogeneintrag vorwiegend der "Pille" verursacht, Diclofenac führt zu Nierenschäden vorwiegend bei kleineren Tieren...die haben aber nicht die Möglichkeit der Dialyse...!
  • Aber auch Plato!

    29.03.2010, Rüdiger Jung, F-57100 Thionville
    Ja Herodot, aber auch Plato: "Kritias", Randziffer 108e, wo von Schlammmassen vor den Säulen des Herakles die Rede ist!
  • Das gibt es auch in Deutschland

    24.03.2010, C. Kaspar
    Wer sich mit der Reinigung von Abwässern und ebenfalls mit der Aufbereitung von Trinkwasser beschäftigt, muss nicht erst in die Ferne schweifen, um solare Technologien zu finden. In der Nähe von Hannover wird das schon seit Jahren praktiziert. Unter www.rsd-solar.de findet man eine kleine Firma, die eine entsprechende Technik entwickelt hat, die schon mehrfach eingesetzt wurde.
  • Die Katze auf dem heißen Frittendach

    23.03.2010, Michael Redmann, Freiburg
    Klingt doch super: 80 Prozent Temperaturerhöhung des kalten Winterdachs. Ob die Katze da heiße Pfoten bekommt? Wohl kaum, denn wahrscheinlich ist es nur eine Erhöhung von zehn auf achtzehn Grad. Die absolute Temperatur würde in diesem Beispiel also nur um magere 2,8 Prozent steigen. Ich will sagen: Vorsicht bei Relativangaben, wenn keine absoluten Skalen benutzt werden.
  • Spektrum im Wandel der Zeiten

    22.03.2010, Klaus Nökel, 76137 Karlsruhe
    Sie kennen das gängige Cliché über Klassentreffen: vom morgendlichen Blick in den Spiegel vertraut mit dem eigenen Aussehen stellt man im Nu fest, dass sich seit dem Abitur nur die anderen verändert haben. Ähnlich ging es mir, als ich vor ein paar Tagen einige Spektrum der Wissenschaft-Hefte aus den 1980ern zur Hand nahm und mich prompt festlas. Natürlich hatte ich über die Jahre den Wandel der Zeitschrift verfolgt, doch nun traf mich die Summe der Veränderungen mit voller Wucht.

    Damals wie heute beruht das Erfolgsrezept auf den von den primären Wissenschaftlern geschriebenen Hauptartikeln. Doch ist die Auszehrung des Standards über die Jahre unübersehbar. Damals brachten Sie in jedem Heft acht Artikel von üblicherweise je zehn Seiten. In diesem Format gelingt es noch, ein Thema für den Fachfremden aufzubereiten und trotzdem in sorgfältiger, präziser Sprache in die Tiefe der Materie einzutauchen. Im Mai 1987 waren die Artikel über Legasthenie, Polio-Virus und Schizophrenie solche Beispiele, im Juli 1987 diejenigen über Glucose und Altern, Detonationen, Symbiose in der Tiefsee und Optimierungsverfahren. Heute ist diese Tiefe allein schon (aber nicht nur) wegen der Kürze der Artikel gar nicht mehr erreichbar. Nehmen wir das Titelthema vom März 2010 (Geschwister der Sonne). Die 8 statt 10 Seiten Länge klingen nicht allzu dramatisch, doch sehen wir uns die Seiten näher an. Die erste und die halbe zweite Seite werden komplett an ein farbenprächtiges, ansonsten inhaltsleeres Bild verschwendet. Die Seiten 3-6 des Artikels werden zur Hälfte von einer ebenfalls nicht sehr inhaltsreichen, zudem redundanten Abbildung eingenommen, nur die auf den Seiten 7+8 sind hilfreicher. Der zweispaltige Druck tut ein Übriges, so dass am Ende kümmerliche drei bis vier Seiten "Nutzlast" verbleiben. Immerhin stammt der Artikel nach wie vor aus der Feder eines direkt in der Forschung tätigen Wissenschaftlers, werden diese "primären" Artikel doch zunehmend von sehr journalistisch aufgemachten Überblicksartikeln verdrängt, in denen Anekdotenhaftes an die Stelle inhaltlicher Tiefe tritt. Ähnliches bei den Abbildungen: Natürlich waren sie damals so schlicht, dass sie heute als unzeitgemäß empfunden würden. Aber könnte man nicht auch mit moderner medialer Technik ebenso aufs Wesentliche fokussierte, den Text ergänzende und nicht einfach wiederholende Darstellungen produzieren? Zu oft ist der Aussagegehalt der heutigen Illustrationen bei opulenter Grafik dünn (oder einfach Dekoration), zudem redundant, mehr Infotainment als Information.

    Ich werde mein Abonnement trotzdem nicht kündigen, finde es aber schon betrüblich genug, dass dies zunehmend aus nostalgischer Anhänglichkeit geschieht, denn die Euphorie, mit der ich es nach dem Lesen der ersten Hefte 1979 abschloss, hat sich gelegt. Damals bot SdW mir Nachrichten aus der Wissenschaft auf einem Niveau, das Bild der Wissenschaft oder P.M. nie erreichten. Heute finde ich so etwas nur noch im "neuen" Schwesterblatt Sterne und Weltraum (dem das SdW-Schicksal erspart bleiben möge) oder, wenn wir uns auf "universelle" Zeitschriften beschränken, bei American Scientist.

    Warum eigentlich? Zu gerne wüsste ich mehr über den Hintergrund der Veränderungen - vielleicht kann ich dann meinen Frieden mit ihnen finden. Wie viel ist dem reinen Kostendruck geschuldet? Erklärt schon dass die schlecht kaschierte Reduktion des Heftumfangs, will man nicht sensible Signalpreise mit dem Heftpreis überschreiten? Wie viel geht auf einen (wirklichen oder nur von Ihnen vermuteten) Geschmackswandel in Ihrer Leserschaft zurück? Glauben Sie, dass Sie im Kampf um immer weniger Lesebereite nur noch mit leicht verdaulichen Infohäppchen überleben können? Das könnte in eine gefährliche Abwärtsspirale führen. Womöglich gibt es einerseits unter Ihren treuen Lesern noch mehr wie mich, andererseits tendiert die Zahlungsbereitschaft gegen Null, wenn das Niveau die kostenlosen Massenangebote im Internet erreicht. Oder liegt das Problem am Ende auf der Angebotsseite? Ist im heutigen Wissenschaftsbetrieb einfach keine Zeit und Energie mehr für das Verfassen eines guten populärwissenschaftlichen Artikels, so dass Sie keine mehr angeboten bekommen, selbst wenn Sie welche drucken wollten?

    Ich wäre Ihnen für einige offene Antworten auf meine Fragen sehr dankbar.

    Beste Grüße
    Klaus Nökel
  • Im Zweifel für den Angeklagten

    22.03.2010, Dr. Kurt Schütz
    Im Zweifelsfall für den Angeklagten: Dieses wichtige Prinzip unserer Justiz scheint Ihr Autor im Fall Claudia Pechstein vergessen zu haben. Wie wäre sonst der abschließende Satz seines Berichtes, ob sie nicht doch ein wenig mitgeholfen habe, bliebe dahingestellt, erklärbar?
    Ich finde es beschämend, Menschen ohne ausreichende Beweise anzuschwärzen.

    Dr. Kurt Schütz, Himberg bei Wien
  • Mangelnde Vorstellungskraft

    20.03.2010, Gerhard Höberth
    Hier wird das Manko der modernen Wissenschaft deutlich. Da muss man den Vögeln erst die Federn abkleben, damit man auf dieses Ergebnis kommt? Und die Natur verwendet, was da ist. Wenn also Federn da sind, die dem Partner gefallen könnten und die noch dazu in Höhlen an Felswände anstoßen - und man braucht wirklich nicht viel Vorstellungskraft, um zu wissen, dass das von den Vögeln nicht unbemerkt geschieht -, dann wird das eben für die Partnerwahl und die Orientierung verwendet.

    Es tut mir echt leid, ich bin zwar ein großer Fan der Wissenschaft, aber mit dieser mangelnden Vorstellungskraft verursachen Wissenschaftler viel unnötiges Leid (vielleicht nicht in diesem Fall, aber in anderen Fällen sehr wohl). Ein bisschen weniger subjektblinder Objektivismus täte unserer Wissenschaft manchmal ganz gut.
  • Schlecht informiert

    19.03.2010, Marcel Hänggi, Zürich
    Konrad Kleinknecht zeigt sich in seinem Kommentar zur internationalen Klimapolitik in ärgerlicher Weise schlecht informiert. Die USA, China und Indien hätten das Kioto-Protokoll nicht unterschrieben: Das ist falsch. Die USA haben "Kioto" nicht ratifiziert (aber unterschrieben), China und Indien haben ratifiziert. Auch dass es in Kopenhagen darum gegangen sei, "eine Nachfolgeregelung für das Kioto-Protokoll zu finden", ist nicht korrekt: Es war gerade ein zentraler Streitpunkt, ob das Kioto-Protokoll durch ein neues Abkommen abgelöst oder fortgesetzt werden soll.

    Schließlich schreibt Kleinknecht, eine globale Zuteilung von Emissionsrechten nach dem Pro-Kopf-Prinzip, wie es der WBGU vorschlägt, würde Deutschland benachteiligen, da dieses seine emissionsintensiv produzierten Güter exportiere. Auch das ist falsch: Nach der bisher umfassendsten Studie zum Thema (Hertwich/Peters 2009) importiert Deutschland mehr Grauemissionen, als es exportiert; es stünde also bei einer Pro-Kopf-Zuteilung "zu gut" da. Freilich wäre das in einem wirklich globalen und funktionierenden Emissionshandelssystem irrelevant, da die Kosten der Emissionszertifikate letztlich via die Produktepreise bei den Konsumenten ankämen - egal, in welchem Land sie produziert wurden.

    Dass weder Deutschland noch die EU "im Alleingang die Welt retten" können, ist so richtig wie trivial und entbindet in keiner Weise von der Pflicht zu handeln.
  • Spatz oder schweres Geschütz?

    19.03.2010, Werner Kirsch, Köln
    Sehr geehrter Herr Dahl,

    Sie schreiben in Ihrer Antwort auf meinen Leserbrief, ich habe mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Dann wäre Ihr Essay ein Spatz! Ich empfinde es aber eher als schweres Geschütz.

    Meine Frage, warum Sie nicht dafür plädieren, den Begriff der Menschenwürde aus unserer Verfassung zu streichen, ist vielleicht etwas provokant; ich meine sie aber durchaus ernst: Sie schreiben, der Verweis auf die Menschenwürde sei inhaltsleer und überflüssig und der Begriff selbst redundant, da er ja durch die Menschenrechte abgedeckt sei.

    Wenn dem so ist, dann würde ich zumindest nicht wollen, dass ein solch schwacher Begriff an so prominenter Stelle unserer Verfassung (und übrigens auch der UN-Menschenrechtscharta und des UN-Zivilpakts) steht. Wenn der Begriff der Menschenwürde aber als Grundlage und erklärtes Ziel unserer Verfassung geeignet ist, dann verstehe ich nicht, warum er gerade aus einer so wichtigen gesellschaftlichen Diskussion, wie die um die Bioethik, herausgehalten werden soll.

    Das ist allein deswegen schon von Belang, weil jede die Biotechnologien betreffende Regelung nicht gegen die Menschenwürde verstoßen darf, um nicht vom Bundesverfassungsgericht über kurz oder lang als verfassungswidrig kassiert zu werden. Ich finde es schade, dass Sie in Ihrer Antwort darauf mit keinem Wort eingehen.

    In Ihren Literaturhinweisen nennen Sie den Philosophen Franz Josef Wetz, der für die Niedersächsische Landeszentrale für Politische Bildung eine Broschüre mit einem ganz ähnlichen Titel wie der Ihres Essays verfasst hat – allerdings mit einem für mich hoffnungsvollen Fragezeichen: „Die Würde des Menschen: antastbar?“ Auch wenn ich mit vielen von Wetz’ Positionen nicht einverstanden bin, finde ich seinen Beitrag (pdf-Download) ausgesprochen lesenswert.

    Zunächst legt Wetz dar, dass die Menschenwürde auf zwei Arten verstanden werden kann: Zum einen nämlich als Wesensmerkmal, das jedem Menschen von Geburt an mitgegeben ist, und zum anderen als Gestaltungsauftrag, jedem Menschen ein würdiges Leben zu ermöglichen. Die Idee der Würde als Wesensmerkmal lässt sich, so Wetz, ohne Rückgriff auf metaphysische Grundannahmen nicht sinnvoll definieren.

    Weiter fordert Wetz, dass sich ein Staat in Zeiten des immer weiter fortschreitenden Pluralismus weltanschauungsneutral zu verhalten habe – allerdings nicht der einzelne Bürger, für den selbstverständlich (in Grenzen) Weltanschauungsfreiheit gelte. Aufgrund dieser Neutralität lasse sich also für den Staat (!) und damit auch für seine Verfassung die Menschenwürde als Wesensmerkmal nicht mehr aufrecht erhalten. Die gelte jedoch ausdrücklich nicht für die Würde als Gestaltungsauftrag! Der Staat habe also für menschenwürdige Rahmenbedingungen zu sorgen und dies geschehe, so Wetz, durch die Anerkennung und Umsetzung der Menschenrechte. Da der Staat die Menschenwürde nicht als Wesensmerkmal anerkennen dürfe, könne sie zwar nicht mehr Grundlage, wohl aber noch oberstes Ziel der Menschenrechte sein.

    Wetz gibt den Begriff der Menschenwürde also ausdrücklich nicht auf und hält ihn auch nicht für redundant. Er warnt aber vor "jedem überzogenen Gebrauch des höchsten Rechtswerts". Eine so klare Analyse fehlt in Ihrem Essay, Herr Dahl, leider völlig.

    Mein Hinweis, dass Heilsversprechungen nur allzu oft zu großem Unheil geführt haben (dabei habe ich natürlich die nationalsozialistischen Gräueltaten im Sinn gehabt, auch wenn ich es nicht so geschrieben habe), war bis an die Grenze der Frechheit provokant. Es ging mir nicht darum, Sie in eine rechts- oder sonst wie radikale Ecke zu stellen. Und sollten Sie es so verstanden haben, bitte ich Sie ausdrücklich um Entschuldigung. Trotzdem: Immer wenn jemand Manipulationen an Menschen damit begründet, es sei doch alles zu ihrem Wohle und zu dem der Menschheit, werde ich ganz hellhörig.

    Ich komme noch mal auf Ihr Beispiel des menschlichen Herzens, in das die Herzklappen eines Schweins transplantiert wurden, zurück und auf den Grund, warum ich es für falsch halte: Man wird dem Menschen das tierische Gewebe wohl nicht (nur) aus wissenschaftlicher Neugier implantiert haben, sondern vermutlich weil er so krank war, dass er ohne den Eingriff nicht überlebt hätte.

    Idealerweise haben die Ärzte vor dem Eingriff Chancen und Risiken abgewogen und den Patienten ausführlich darüber aufgeklärt. Die letzte Entscheidungsgewalt liegt selbstverständlich beim Patienten. Lehnt er den Eingriff aus welchen Gründen auch immer ab, wird er nicht durchgeführt, selbst wenn er medizinisch noch so angezeigt wäre. Ich glaube auch nicht, dass bei Vielen grundsätzliche ethische Bedenken gegen die Transplantation von tierischem Gewebe in den menschlichen Körper bestehen, wenn sie unter solchen Umständen geschehen – solange es sich vielleicht nicht gerade um das Gehirn handelt.

    Wenn Sie aber bei einer Gentherapie, zumindest bei einem Eingriff in die menschliche Kernbahn, tierische Genschnipsel in das menschliche Erbgut einschleusen, können Sie den später daraus entstehenden Menschen nicht über Chancen und Risiken aufklären und auch nicht sein Einverständnis einholen. Das wäre vielleicht so eben noch vertretbar, wenn man die Risiken wirklich kennen würde und diese klein sind (Nullrisiko ist utopisch).

    Hier gibt es aber ein prinzipielles Problem: Jedes Medikament und jedes medizinische Verfahren muss ein strenges Zulassungsverfahren durchlaufen, bevor es am Patienten angewendet werden darf. Nach erfolgreich bestandenen in-vitro- und Tierversuchen folgen die klinischen Studien, bei denen das Medikament bzw. das Verfahren an erwachsenen Freiwilligen, die zuvor über mögliche Risiken informiert wurden, getestet wird. Wie wollen Sie das bei Gentherapien (ich meine hier jetzt nur Kernbahntherapien vor der Geburt) durchführen?

    Das Genmaterial oder der Embryo mögen möglicherweise noch nicht schützenswert sein, wohl aber der später daraus entstehende Mensch. Und den können Sie schlecht um Erlaubnis fragen. Mit dem mutmaßlichen Willen zu argumentieren, ist bei kaum geklärten Risiken reichlich kühn. Ob Eltern so weit über ihre späteren Kinder verfügen dürfen, halte ich zumindest für sehr fraglich. Wer meint, dass in diesem Fall zuvor durchgeführte Tierversuche reichen müssten, den erinnere ich an den Contergan-Wirkstoff Thalidomid, der sich im Tierversuch nicht als fruchtschädigend erwiesen hat.

    Angenommen man wischt alle diese Bedenken beiseite und führt die klinischen Tests doch durch. Geht alles gut und zeigen sich bei dem späteren Menschen keine Nebenwirkungen, hat das möglicherweise (!) kein Rechtsfolgen. Zeigen sich jedoch unerwünschte Auswirkungen, beispielsweise schwere Missbildungen, ist das verfassungsrechtlich ein Verstoß gegen den Schutz der körperlichen Unversehrtheit, strafrechtlich schwere Körperverletzung und zivilrechtlich vermutlich der Ruin des Experimentators.

    Sie fragen, warum wir denn dann Kinder impfen, die wir ja auch nicht rechtswirksam um Erlaubnis fragen können und bei denen das Einverständnis der Eltern reichen muss. Das ist zwar richtig, aber Impfungen sind wenigstens zuvor ausreichend an Erwachsenen getestet worden, so dass eine verantwortungsvolle Risikoabwägung möglich ist. Möglicherweise reagiert der kindliche Körper aber anders als der erwachsene. Das ist in der Tat ein Problem; und ich muss zugeben, dass Ihr drittes Beispiel besser ist als die beiden davor.

    Ich komme noch zu einem anderen Punkt: Bei der Keimbahntherapie wird in das menschliche Erbgut eingegriffen, um bestimmte Eigenschaften des späteren Individuums (und seine Nachkommen!) zu beeinflussen. Damit befinden wir uns im Bereich der Eugenik, zu deutsch Erbhygiene. Nun ist das Wort Erbhygiene oder Rassenhygiene, wie sie im deutschen Sprachraum ab 1895 (bis 1945) genannt wurde, geeignet, an die Nazigräuel zu erinnern und damit sofortige Ablehnung zu provozieren, also gut als Totschlagargument geeignet.

    In der Tat wird man die Eugenik wohl differenzierter betrachten müssen. Erstens gibt es eugenische Ideen bereits in der Antike, auch wenn sie im 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Europa, den USA und anderen Nationen ihre Hochzeit hatten. Und zweitens gab es auch eugenisches Gedankengut im Sozialismus, der Sozialdemokratie, im Katholizismus und Protestantismus und liberalen und demokratischen Strömungen. Wir können aber nicht so tun, als hätte es das Dritte Reich mit seiner Züchtung des vermeintlich wertvolleren Menschen nicht gegeben oder seine abscheulichen Methoden einfach als Missbrauch einer eigentlich guten Idee abtun. Der deutsche Arzt Wilhelm Schallmayer (1857 – 1919), der damals zu den gemäßigteren Eugenikern gehörte, entwarf – sicher mit guter Absicht – bevölkerungspolitische Maßnahmen zum Schutz nicht des rassischen, sondern des "nationalen organischen Erbguts". Seine Ideen wurden später von den Nazis aufgegriffen, "verfeinert" und angewendet. Meines Erachtens sollte der Fall Schallmayer jedem, der mit durchaus guten Absichten eugenische Ziele verfolgt oder in diese Richtung forscht, eine Warnung davor sein, dass seine Ideen oder Forschungsergebnisse auch von Personen mit weniger guten Absichten genutzt werden können.

    Sind an der Eugenik nur einige Vorgehensweisen (Tötung erblich Minderwertiger, Zwangssterilisation, Eheverbot etc.) ethisch verwerflich, nicht aber die eugenischen Ziele selbst? Das ist zu einfach. Selbst wenn im Dritten Reich humanere Methoden, wie sie heute oder zumindest bald die Gentechnik zur Verfügung stellen kann, angewendet worden wären, wäre die diskriminierende Absicht bestehen geblieben. Ein klarer Verstoß gegen die Menschenrechte – und die Menschenwürde.

    Auch die Unterteilung in positive und negative Eugenik hilft nur wenig. Oft wird die negative Eugenik, die negativ bewertete (zum Beispiel krankmachende) Erbanlagen verringern will, als ethisch unbedenklich oder unbedenklicher bezeichnet als ihr positives Pendant, das als positiv erachtete und damit vermeintlich "wertvollere" Erbanlagen vermehren möchte. Ich halte die Trennung zwischen positiver und negativer Eugenik für reichlich formal: Wer Krankheiten verhindern möchte, kann dies als Verminderung "kranker" oder als Vermehrung "gesunder" Erbanlagen sehen. Außerdem ist die Trennlinie zwischen gesund und krank alles andere als scharf, unterliegt oft subjektiven Kriterien und sich im Laufe der Geschichte wandelnden Ansichten.

    Auf der anderen Seite steht die Bekämpfung schwerwiegender Krankheiten mit Mitteln der Gentherapie (Keimbahntherapie). Soll man das lassen, nur um jedes Fitzelchen Eugenik zu vermeiden? Ist das verantwortbar? Man wird wohl nicht um eine Abwägung im Einzelfall herumkommen. Nehmen wir das Beispiel Krebs. Viele Krebserkrankungen sind heute gut heilbar. Außerdem sind meines Wissens die meisten Krebsarten nicht ausschließlich genetisch bedingt, sondern es gibt allenfalls eine erbliche Disposition, die sich durch eine Gentherapie verringern (tatsächlich ganz ausschalten?) lässt. Ich halte es schon für ethisch bedenklich, eine spätere Person, deren Einverständnis ich vorher nicht einholen kann, mit einer Methode, über deren Risiken ich wenig weiß, vor einer Krankheit schützen zu wollen, welche die Person vielleicht gar nicht bekommt, und die, falls sie doch auftritt, gut heilbar ist. Bei einer unheilbaren Krebsform mit schwerem, leidvollen Krankheitsverlauf und hoher erblicher Disposition dürfte die Entscheidung wohl anders ausfallen.

    Franz Josef Wetz plädiert dafür, dass derjenige, der den Begriff Menschenwürde verwendet, zuvor sagen soll, was er damit meint. Ich plädiere dafür, dass derjenige, der eugenische Ideen äußert, dazu sagen soll, wie weit er dabei gehen will.
  • Armes Menschenherz

    16.03.2010, Marlies Feucht, Dußlingen
    "Ein Menschenherz muss rund 300 Millionen Mal schlagen und darf nie ermüden." So weit die Aussage im Artikel. Hört sich auch viel an. Nur ist viel eben nicht immer genug.
    Bei einem sicherlich nicht zu hoch veranschlagten Durchschnittpuls von 60/min, sind nach 300 Millionen Herzschlägen gerade mal 9 1/2 Jahre vergangen. Ein doch sehr bescheidenes Menschenalter. Für ein Lebensalter von etwas über 63 Jahre muss es zwei Milliarden Mal schlagen. Wie meinte schon Lenin?
  • Zu den Adjuvanzien

    16.03.2010, Chris Hawel, Berlin
    Die Schelte an die Mahner gegen das Adjuvans beim Impfstoff gegen die Neue Grippe geht ein wenig daneben. Die Kritik ging in der Regel nicht gegen Adjuvanzien per se, sondern gegen zwei spezielle Punkte: einmal gegen das verwendete Adjuvans AS03, welches zwar klinisch geprüft wurde, aber recht neu auf den Markt war, so dass es dazu keine Langzeitdaten gab und auch nicht für alle Personengruppen erprobt worden war. Zum Zweiten richtete sich die Kritik gegen den enthaltenen Konservierungsstoff Thiomersal, eine Quecksilberverbindung. Diese Substanz wird wegen möglicher allergischer Reaktionen und potenzieller neuro-/nephrotoxischer Wirkung üblicherweise in neueren Medizinprodukten nicht mehr verwendet.
  • Politische Ignoranz gegen Klimawandel

    16.03.2010, Peter Silberg, Dortmund
    Leider hat der Autor wohl Recht, wenn er davon ausgeht, dass sich weder China noch die USA oder Indien auf ein Abkommen zur Emissionsminderung einlassen werden, das ihren Interessen bzgl. Wirtschaftswachstum entgegensteht.
    Die USA haben mit der Ablehnung des Kioto-Vertrages bereits beweisen, dass sie ausschließlich ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen vertreten, China hat dies auf der Kopenhagener Konferenz ebenfalls deutlich gemacht.

    Leider lässt sich der Klimawandel durch diese politische Ignoranz nicht aufhalten. Ein Umdenken tritt wohl erst ein, wenn diese Länder feststellen, dass ihr Verhalten auch die eigene Wirtschaft/Bevölkerung in Mitleidenschaft zieht.

    Der Ansatz des WBGU ist wissenschaftlich fundiert und auch gerecht, da er "irgendeinem Entwicklungsland" - von denen ich nicht ausgehe, dass sie massenweise deutsche Maschinen oder Autos kaufen - die Möglichkeit eröffnet, sich wirtschaftlich weiterzuentwickeln. Insbesondere die in Afrika gelegenen Entwicklungsländer spüren bereits jetzt die negativen Auswirkungen des Klimawandels oder werden Sie bald spüren. Daher sollten aus Gerechtigkeitsgründen die Verursacher des Problems auch als Erste die Lösung vorantreiben. Dass dies nicht so ist, liegt an den bestehenden Machtstrukturen, so dass das 2 °C-Ziel wohl wirklich nicht zu halten sein wird.

    Auch wenn die Empfehlung des WBGU nicht auf Wohlwollen in China, USA und Indien stößt und wohl auch nicht Grundlage eines weltweiten Abkommens sein wird, so zeigt der auf Basis der bis dato vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse entwickelte Ansatz den richtigen Weg zur Eindämmung des Klimawandels.

    Es bleibt abzuwarten, ob ein pragmatischer Ansatz, der unter Zustimmung der größten Ermittenten vielleicht irgendwann zustande kommen wird, zur Problemlösung beitragen kann. Das 2°C-Ziel ist ja nicht ein willkürlich gewähltes Ziel. Es besteht eine nicht zu vernachlässigende Wahrscheinlichkeit, dass bei einer globalen Erwärmung oberhalb 2 °C bestimmt Kipppunkte erreicht werden, so dass durch Rückkopplungseffekte ein erheblich höherer Temperaturanstieg zu befürchten ist. Dann hätten wir zwar das Machbare realisiert, im Endeffekt wäre dieses für viele Menschen aber doch zu wenig.
    Seit über 30 Jahren wird über den Klimawandel diskutiert. Was hat die Menschheit seitdem erreicht?
    Im Angesicht dieser politischen Realität sollten wir wohl alle ein Apfelbäumchen pflanzen!

  • Negatives mentales Training

    14.03.2010, Peter Bützer, Altstätten
    Wer häufig Gewalt ausübt, und sei es auch bloß virtuell, dem wird das zwangsläufig zur Normalität - diese Erlebnis-Vernetzungen werden im Gehirn nachweislich verstärkt. Das damit verbundene Lernen kann bei den brutalen Inhalten nicht selektiv ausgeschaltet werden - das bleibt negatives mentales Training.

    Da kann man Ferguson nur sagen: "Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten."

    Die Einzigen, die ein großes Interesse haben, die Killerspiele zu verharmlosen, sind die Milliarden verdienenden Killer-Spiel-Industrien.
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