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Kommentare - - Seite 984

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Kommentar zu Akausalität und Indeterminiertheit

    12.08.2010, Wolfram Friedrich, Egelsbach
    Akausalität bzw. Indeterminiertheit können zwar in seltenen Fällen Gehirnprozesse beeinflussen aber sie sind keine Basis für persönliche Willensfreiheit. Da sie völlig zufällig sind, eliminieren sie die Verbindung zu einer Person. Wir würden ja auch jemandem, der sein Wollen und Handeln durch Würfeln bestimmen läßt, keine Willensfreiheit zusprechen.
  • Gravitationslinseneffekte nicht diskutiert

    10.08.2010, Dr. Timm Deeg, Wachenheim an der Weinstraße
    P. Kroupa und M. Pawlowski zeigen recht überzeugend auf, daß Beobachtungsdaten von Satellitengalaxien im Widerspruch zur Annahme von Dunkler Materie stehen und stärken damit dazu alternative Vorstellungen, wie MOND (Modifizierte newtonsche Dynamik). Leider fallen jedoch damit nicht vereinbare Beobachtungen unter den Tisch. Die Autoren verlieren kein Wort über die Analyse des Gravitationslinseneffektes von Galaxienhaufen, derzufolge die gravitierende Masse die der baryonischen um ein Vielfaches überschreitet. Insbesondere am Beispiel des Haufen Abell 520 zeigen die Daten, dass die Verteilung von Dunkler Materie und Galaxien signifikant voneinander abweicht. Auch wenn dieser Befund noch nicht wirklich verstanden ist, mit der Annahme, alle Gravitation ginge von baryonischer Materie aus, ist er meines Erachtens nicht vereinbar.

    Auch die Diskussion des kosmologischen Standardmodells gibt Rätsel auf. So sei die Frage ungelöst, ob die Raumzeit "überhaupt unabhängig von Masse existieren kann". Richtig ist, dass sich Einstein anfänglich heftig gegen die Vorstellung eines leeren Universums gewehrt hat. Aber ebendieses offenbarten wenig später die Friedmann-Lemaitre-Lösungen seiner Feldgleichungen, die bis heute Bestandteil des Standardmodells sind. Aber selbst wenn, wie behauptet, diese Frage noch ungeklärt wäre, lieferte sie kein brauchbares Argument. Denn auch die mit der Dunklen Materie konkurrierenden Hypothesen handeln von Materie, nicht von einem leeren Universum.
  • Kritik der Kritik

    07.08.2010, Walter Pfohl, München
    Vorweg: Ich habe Unzickers Buch nicht gelesen und habe das auch nicht vor, nach dem, was ich aus Scheunemanns Rezension darüber erfuhr. Denn manches, was dem Rezensenten offenbar „fundiert“ erscheint, würde ich durchaus anders sehen.

    1. Fragen des Standpunkts

    Zur Überprüfbarkeit von Theorien: Sofern es gelingt, aus einem theoretischen Modell hinreichend konkrete Vorhersagen abzuleiten, die sich von denen konkurrierender Modelle unterscheiden, und sofern diese Abweichungen sich auf Bereiche des praktisch Beobachtbaren erstrecken, kann man zumindest Selektion betreiben und Modelle, deren Vorhersagen sich mit den Beobachtungen nicht in Einklang bringen lassen, als empirisch unzutreffende verwerfen. In einem strengen Sinn „beweisen“ lässt sich ohnehin keine Theorie, ob mit Strings oder ohne - entscheidend für Wert und Nutzen einer solchen wären beispielsweise Gültigkeitsbereich und Genauigkeit, Erklärungs- und Vorhersagekraft, konzeptionelle Eleganz mit einem Minimum an freien Parametern und Hypothesen, Einfachheit des Formalismus oder Anschaulichkeit. Im Fazit stimme ich Herrn Unzicker da aber durchaus zu, dass solche Wertindikatoren wenig Pluspunkte für Ansätze der Stringtheorie bedeuten.

    Indes, das kreative Spekulieren ist ein notwendiger Teil des wissenschaftlichen Evolutionsprozesses, nicht minder als die Selektion der Hypothesen nach sinnvollen Kriterien. Das gilt natürlich auch im Zusammenhang mit der Fortentwicklung des Begriffs des wissenschaftlich „Sinnvollen“, der sich ja gleichermaßen mit dem Erkenntnisstand verändert - wie etwa in der Frage, ob eine universale „Weltformel“ wohl eine sinnvolle Erwartung wäre. Ja nun, der Weg ist das Ziel!

    Zum Nutzen des Genfer LHC: Und wenn dort keine neuartigen Teilchen oder Phänomene festgestellt werden sollten, so wäre dies bei aller psychologischen Enttäuschung dennoch ein vergleichbar wichtiger und konsequenzenreicher empirischer Befund wie irgendein andersartiges Ergebnis: Man denke nur an die Zahl der spekulativen theoretischen Modelle, die dadurch auf einen Schlag überzeugend widerlegt wären. Und weniger wäre doch wohl mehr in dem Zusammenhang.

    Zur Philosophie des Rezensenten: Warum man aus der Annahme, der eine oder andere Aspekt unseres physikalischen Universums könnte keiner zeitlichen Veränderlichkeit unterworfen sein, auf einen platonischen Naturgesetzeshimmel schließen müßte, erscheint mir ungefähr so einleuchtend wie Gottespostulate.


    2. Fragen des Verständnisses

    Zur Anwendung des Äquivalenzprinzips auf eine Ladung: Das Äquivalenzprinzip der allgemeinen Relativitätstheorie besagt, dass es physikalisch keinen Unterschied macht, ob ein System in einem homogenen Gravitationsfeld ruht oder in einem gravitationsfreien Raum durch eine äußere Kraft eine konstante Beschleunigung erfährt. Ob eine Ladung Energie abstrahlt, ist somit eine Frage des Bezugssystems des Beobachters: Für einen, der sich mit ihr mitbewegt, erzeugt sie in beiden Fällen keine elektromagnetischen Wellen. Für einen, der frei seiner Trägheit folgt, also im schwerelosen Raum mit gleichbleibender Geschwindigkeit treibt, während die Ladung beschleunigt wird, bzw. der frei im Gravitationsfeld fällt, während die Ladung ruht, erzeugt sie in beiden Fällen gleichartige Wellen.

    Kein Widerspruch also zum Äquivalenzprinzip, sondern vielmehr die logische Konsequenz aus diesem!


    Zur Frage nach dem Ruhepunkt: Gewiss können wir unsere Relativbewegung gegenüber dem Bezugssystem bestimmen, in dem der Mikrowellenhintergrund am homogensten erschiene. Daraus zu schließen, dieses Bezugssystem befinde sich in Ruhe gegenüber der mittleren Bewegung der Materie in dem Bereich des Universums, den wir überblicken, erscheint zumindest plausibel. Dass diese Masse sich aber in absoluter Ruhe in einem Raum mit Bewegungsnullpunkt oder auch nur in relativer gegenüber der mittleren Bewegung der weiteren Materie außerhalb unseres Sichtbereichs befinden müsste, kann man aus der Beobachtung nicht deduzieren. Womöglich ist unsere Sichtbarkeitsblase ja Bestandteil einer lokalen Strömung in größerem Maßstab, wie sollten wir das feststellen? Die Gegebenheit des Mikrowellenhintergrunds bedeutet nicht, dass der Bewegungszustand eines Systems einen Unterschied für die interne Physik desselben machen müsste.

    Kein Widerspruch zum Postulat der Äquivalenz aller Inertialsysteme (der Invarianz der Naturgesetze unter wechselnden Relativbewegungszuständen) also, welches besagt, dass die Vorgänge innerhalb eines beobachteten Systems keinen Aufschluss über dessen äußeren (oder absoluten) Bewegungszustand geben, was kein Argument dagegen ist, den relativen Bewegungszustand des Systems gegenüber dem Beobachter bzw. umgekehrt bestimmen zu können. Klar kann man messen, wie man sich gegen das beobachtete System des Mikrowellenhintergrunds bewegt, aber daraus kann man nicht ableiten, wie dieses selber sich bewegt.


    Fazit: Fragen von Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt

    Kritik am Rezensenten: Hat eigene Kompetenzgrenzen zwar lobenswerterweise eingeräumt, sich dadurch aber sowenig hindern lassen wie der Rezensierte.

    Kritik an der Redaktion: Wie konnte diese Rezension unbeanstandet in Druck gehen - haben Sie denn niemand in der Redaktion, der sich in der Physik ein bisserl detaillierter auskennt, um daneben gehende Argumentationen als solche zu erkennen? Und was haben Sie sich dabei gedacht, den Versuch einer Fundamentalkritik an den Methoden und Denkansätzen der modernen Physik von einem bekennenden physikalischen Amateur beurteilen zu lassen?

    Ich würde mir weniger Nachlässigkeit in Angelegenheiten der Qualitätskontrolle wünschen - so wären beispielsweise auch viele der „Errata“, die Sie ja immer wieder einräumen müssen, durch gründlicheres Korrekturlesen vor der Drucklegung leicht zu vermeiden. Sparen Sie nicht am falschen Fleck, der gute Ruf von kompetenter Seriosität und Zuverlässigkeit sowie dessen umsatzfördernde Wirkungen wären schnell verspielt, wenn da der Schlendrian zu sehr einreißt.

    Stellungnahme der Redaktion

    Da gibt es wenig zu beschönigen: Ich (der Rezensionsredakteur) bin einem Rezensenten aufgesessen, dessen Vorstellungen, insbesondere zur allgemeinen Relativitätstheorie, in der Fachwelt längst als abwegig ad acta gelegt worden sind (und hätte das auch noch vermeiden können, wenn ich mich intensiver in die Theorie vertieft hätte). Sehr ärgerlich.


    Was die allgemeine Nachlässigkeit angeht: Nach meinem – zugegeben subjektiven und nicht sehr repräsentativen – Eindruck sind wir nicht unbedingt die Größten im Fehlermachen, sondern eher im Fehlerzugeben. Bitte sehen Sie unsere Errata als das Unternehmen, die Korrektheit und Zuverlässigkeit, der wir uns in der Tat verpflichtet sehen, wenigstens nachträglich herzustellen.


    Christoph Pöppe, Redaktion

  • Nicht der einzige kausale Zusammenhang

    06.08.2010, HJ Graf, Bad Soden-Saalmünster
    Betrachtet man die Besiedlung der Erde und die Veränderung der Albedo (Temperaturunterschied zwischen Wiesengrund und Stadt sind leicht 3 °C am Abend), dann verhält sich die Natur ebenso und das CO2 spielt plötzlich keine Rolle mehr. Dumm nur, dass in den Modellrechnungen die Albedo immer konstant gesetzt ist, - mit welchem Recht? -, was meinem erfahrbaren (Temperaturgefühl) und nachprüfbaren Wissen (Temperaturmessung) widerspricht. Hat schon mal einer berechnet, wie viel Wärme die Städte speichern und nachts langsam wieder abgeben?

    Es ist schlimm, das Modellrechner nichts mehr beweisen müssen. Zu welchen Fehlurteilen und Kosten das führt, haben wir jüngst gesehen bei der Stilllegung des Flugverkehrs in fast ganz Europa (siehe auch Nachrichten für Chemie und Technik, Heft 7/8 2010, pp 740-743: Lähmendes Halbwissen).
  • Auch die Spinne kann nichts dafür

    06.08.2010, Frank Siegert
    Die im letzten Absatz erwähnten 'Daddy Long Leg' Spinnen sind auch in Australien harmlose Pholcus-Arten, wie sie als 'Zitterspinne' auch in hiesigen Kellern und Garagen oft anzutreffen sind. Weder ist ihr Gift für Säugetiere giftig noch sind sie in irgendeiner Weise dem Menschen gegenüber aggressiv. Im Gegenteil - durch ihren Heisshunger leisten sie einen aktiven Beitrag zur Schädlingsbekämpfung in Gebäuden und halten bei dieser Gelegenheit auch problematischere Spinnenarten wie (in Australien) die giftige "Redback"-Spinne kurz.
  • Woher kommt das Rätoromanische?

    06.08.2010, Walter Höhlhubmer, Linz a. d. Donau
    interessiert lese ich den Stammbaum der Indogermanischen Sprachen (Seiten 52/53), und stelle dabei zu meiner Überraschung fest, dass gerade mal zwei Zeilen über Deutsch, die Sprache Afrikaans gelistet ist;
    ich hätte dabei gerne gewusst, woher die vierte in der Schweiz gesprochene Sprache - das Rätoromanisch - kommt;
    weiters wüsste ich gern, wie viele Menschen diese Sprachen jeweils sprechen bzw. zur Muttersprache haben;
    ich kenne natürlich bestimmte Beweggründe diverser Entscheidungen von Firmen nicht; aber sehr merkwürdig finde ich es doch, dass es für die Sprachen des Indoiranischen kaum bis gar keine EDV-Unterstützung gibt;
    Microsoft brachte das Betriebssystem Windows XP in 26 verschiedenen Sprachversionen heraus, darunter: Hebräisch, Griechisch, Chinesisch, Japanisch, Koreanisch, Arabisch, ..., aber keine für eine Indoiranische ..., obwohl der Indische Subkontinent, der auch nur einen Teil dieser Sprachgruppe abdeckt, mehr als 1 Mrd. Einwohner hat,
    und nebenbei auch eine Weltwirtschaftsmacht ist ...
    Stellungnahme der Redaktion

    Rätoromanisch: Die Sprache gehört zu einer Gruppe von kleinen romanischen Sprachen, denen gemeinsam ist, dass sie sich seit der Römerzeit in abgelegenen Gebirgsregionen der Alpen und ihrer Ausläufer ohne viel äußeren Einfluss entwickelt haben. Eine davon, aus Italien stammend, ist als "Ladinisch" im Stammbaum mit dabei. Die Wurzel ist das Vulgärlatein der jeweiligen Region. Zufällig (oder nicht?) sind diese alpinen romanischen Sondersprachen alle in der ehemaligen römischen Provinz Rätien (Raetia) entstanden. Es könnte sein (ist aber sehr umstritten), dass sie auf ein spezielles Vulgärlatein der Provinz Rätien zurückgehen, also miteinander etwas enger verwandt sind als mit den umgebenden romanischen Sprachen.

    Der Stammbaum suggeriert eine entfernte Verwandtschaft von Ladinisch mit Walachisch (eine Variante von Rumänisch), was wegen der relativen geografischen Nähe ebenfalls möglich ist, zumal das Sprachgebiet von Rumänisch und verwandter Idiome sich früher den ganzen Balkan entlang bis ans heutige Italien zog.


    Die ursprüngliche Sprache vieler Räter war übrigens nicht Italisch oder Romanisch, sondern eine nur in winzigen Fragmenten bekannte Sprache namens Rätisch, die möglicherweise überhaupt nicht indogermanisch war. Eine Verwandtschaft mit dem Etruskischen wird diskutiert, aber das ist ganz unsicher. Die rätselhafte rätische Sprache wurde dann, wie fast alle alten Sprachen im Römischen Reich, durch Vulgärlatein verdrängt.
    Die Zahl der Muttersprachler von Rätoromanisch (also der kleinen schweizer Sprache) gibt die Wikipedia basierend auf Volkszählungsdaten von 1990 mit 66 000 an. Als "Hauptsprache" benutzten viele von diesen im Alltag aber Deutsch bzw. deutsche Dialekte. Dadurch wird die Zahl der Sprecher des Rätoromanischen in kommenden Generationen wahrscheinlich abnehmen.


    Für Afrikaans habe ich die Sprecherzahl auch nur schnell in Wikipedia nachgesehen. Demnach beherrschen etwa 15 Millionen Südafrikaner die Sprache perfekt. Von diesen bezeichnen sich sechseinhalb Millionen als Muttersprachler, haben also Afrikaans als erste Sprache zu Hause gelernt. Nach meiner Erfahrung sprechen die meisten Südafrikaner mehr als eine Sprache auf muttersprachlichem Niveau. Die meisten Afrikaanssprecher sind übrigens keine Buren, sondern schwarze oder farbige Südafrikaner.


    Betreffs Microsoft: Bei Windows 7 hat man wohl den Fehler nicht gemacht. Für XP bietet Microsoft immerhin seit einigen Jahren ein Ergänzungspaket beispielsweise für Hindi an, das man kostenlos herunterladen kann, falls es nicht mitinstalliert wurde. Die heutigen Windows-Versionen sind eigentlich international, so dass man durch Änderung sämtlicher Einstellungen der Regions- und Sprachoptionen eine Benutzeroberfläche/Menüführung in jeder größeren Sprache bekommen kann, einschließlich Persisch, Paschtu, Hindi und diverser anderer indischer Sprachen.
    Über die oft unergründlichen Ratschlüsse von Microsoft besitze ich natürlich kein Hintergrundwissen.

    Im Folgenden ein paar Spekulationen, was bei der Einführung von XP eine Rolle gespielt haben könnte. In 1999/2000 gab es, anders als heute, noch nicht sehr viele PCs im indoiranischen Sprachraum. In Indien benutzte wahrscheinlich die Mehrheit der frühen PC-Nutzer zudem das prestigiöse Englisch als primäre Schriftsprache, also die Sprache, in der sie auch den Großteil ihrer Ausbildung absolviert hatten. Dieser Kundenkreis hatte wenig Interesse an einer Hindi-Menüführung. Die Rolle von Englisch in Indien wird meist unterschätzt. Viele indische Universitäten gestalten ihre Internetpräsenz rein Englisch. Die Rolle von Hindi in Indien darf man wiederum nicht überschätzen. Im indischen IT-Zentrum Bangalore ist die einheimische Verkehrssprache Kannada, also keine indoiranische Sprache. In Madras/Chennai, dem zweiten großen IT-Zentrum, spricht man Tamil, das ebenfalls keine indoiranische Sprache ist. Viele Menschen im wirtschaftlich besser entwickelten Süden können kein oder wenig Hindi und kommunizieren Englisch, wenn sie in den Norden Indiens kommen.



    Mit freundlichen Grüßen


    Ruth Berger

  • Korrelation und Kausalität

    05.08.2010, Olaf Schlüter, Baldham
    Zwei Leserbriefe haben nun Springers Einwurf angeklagt, dem in den Medien in der Tat beliebten Fehlschluss nachzuhängen, dass zwei miteinander statistisch korrelierte Sachverhalte kausal voneinander abhängen. Damit kann man die drolligsten Dinge beweisen.

    Nun ist aber, wenn jemand anerkennt, dass es einen anthropogenen CO2-Anstieg gibt, und es einen Anstieg der globalen Temperatur gibt, nur noch unabhängig von diesen beiden Tatsachen festzustellen: Es gibt aus den Naturgesetzen herleitbar und auch experimentell überprüfbar einen Wirkungszusammenhang zwischen CO2-Anteil in der Atmosphäre und der globalen Temperatur.

    Wissenschaftlich geht man ja auch immer von dem theoretisch gefundenen Wirkungszusammenhang aus, und prüft dann, ob Ursache und Wirkung wie von der Theorie vorhergesagt, in der Natur miteinander korrelieren. So machen das auch die Klimamodelle. Die prognostizieren einen Temperaturanstieg auf Grund des steigenden CO2-Anteils, und siehe da: Die Natur verhält sich so.
  • 2053 Kernwaffentests

    04.08.2010, Jürgen Koch, Hamburg
    Bedrückend und beeindruckend.
  • Kommentar zum Leserbrief "Willensfreiheit ist eine Illusion!"

    04.08.2010, Prof. Paul Kalbhen, Gummersbach
    Der dort postulierten radikalen Determinierung allen Geschehens in der Welt möchte ich entgegenhalten: Werner Heisenberg hat die Quantenphysik als "definitive Widerlegung des Kausalitätsprinzips" in der Natur bezeichnet, also als Widerlegung einer absoluten, streng determinierten Naturgesetzlichkeit ohne Freiheitsgrade, und den Gegenbegriff der Akausalität eingeführt.

  • Kausaler Zusammenhang?

    04.08.2010, Christoph Deinhard
    Michael Springer schreibt:

    1. Seit Beginn der Industrialisierung ist der Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre gestiegen.
    2. Seit Beginn der Industrialisierung ist die mittlere globale Temperatur gestiegen.
    Nach Michael Springer folgt daraus, dass zwingend ein
    Kausalzusammenhang besteht zwischen 1. und 2. Er geht sogar so weit, seine 'Logik' stillschweigend einem Freund zu unterstellen. Armer Freund!

    Liebes Spektrum, haben Sie denn keine Lektoren? Seit wann haben gleichzeitig auftretende Phänomene zwingend einen kausalen Zusammenhang? Derartiger Unfug hätte Ihnen auffallen müssen, und es gehört zu Ihrer Aufgabe, den Abdruck von Unfug zu verhindern.
    Ansonsten müßte ich zu dem Ergebnis kommen, dass Mainstream wichtiger ist als Logik, und dass Spektrum eine Konformitätsveranstaltung ist.

    Herr Springer bietet ein treffliches Bespiel für die leider immer mehr um sich greifende Fernsehlogik, wonach der 'Moderator' seine Zuschauer ungestraft in die Irre führen darf, Hauptsache, die Quote (in diesem Fall: die Auflage) stimmt. Jedenfalls ist der Entwurf 08/10 ein treffliches Beispiel dafür, daß mit wölfischer Mainstreamheulung Geld
    verdient werden kann. Oder hat Herr Springer für dieses Elaborat etwa auf sein Honorar verzichtet?
  • Gelten oder Sein

    04.08.2010, Ernst Schörnig
    Sehr geehrte Leserbriefredaktion,

    es ist falsch zu schreiben, daß Hillary und Tenzing wegen der offenen Fragen um Mallory und Odell als die ersten Bezwinger des Mount Everst gelten. Nein sie gelten nicht: sie sind es!

    Erstbesteiger kommen heil wieder runter. Und wenn die beiden Briten den Gipfel erreicht haben, am Ende hat doch der Berg sie bezwungen und nicht sie den Berg.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ernst Schörnig
  • Schnelle Neutrinos

    02.08.2010, Klaus Teutenberg, Lindlar
    Das 'somit' im letzten Satz der Antwort der Redaktion auf den Leserbrief von Liane Mayer erscheint mir etwas salopp.
    Die genannte Verzögerung der Neutrinoankunft entspricht ca. ihrer 0,9999995-fachen Lichtgeschwindigkeit. Mit der Lorentztransformation für die Masse und der derzeit bekannten Obergrenze der Neutrinomasse (ein weites Forschungsfeld) von 0,2 eV/c² ergibt das ca. 100 MeV/c². Verglichen mit der Ruhemasse des Elektrons von ca. 0,5 Mev/c² ist das nicht 'winzig'.
    Wenn die Messung der verzögerten Ankunft zuverlässig auf eine geringere Reisegeschwindigkeit als c zurückgeführt werden kann, kann daraus auf eine Neutrinomasse ungleich null geschlossen werden?
    Stellungnahme der Redaktion

    Ja, das "somit" ist tatsächlich "etwas salopp". Die Verzögerung der Neutrinoankunft ist nur ein Indiz für eine endliche Neutrinomasse, erlaubt für sich genommen keine quantitative Bestimmung. An der Verzögerung könnten ja auch Vorgänge bei der Supernovaexplosion beteiligt sein.

  • Die Willensfreiheit ist eine Illusion!

    02.08.2010, Dipl.Phys. Wolfram Friedrich, Egelsbach
    Der Begriff "freier persönlicher Wille" ist nicht nur naturgesetzlich, sondern auch logisch unmöglich. Wenn der Wille ein persönlicher sein soll, dann muss er von dem Charakter der Person determiniert sein und kann deshalb nicht frei sein. Umgekehrt, wenn er frei sein soll, dann kann er nicht von der Person determiniert sein und wir könnten gleich würfeln oder eine Münze werfen. Naturgesetzlich kann der Wille nicht frei sein, weil alles was geschieht mit Notwendigkeit geschieht, wie schon Hume festgestellt hat. Als Physiker würde ich es so formulieren: Jeder Weltzustand determiniert den nächsten auf Grund seiner inhärenten Kausalkräfte, die wir durch die Naturgesetze beschreiben. Da ist kein Platz für Entscheidungen. Auch die seltenen indeterminierten Ereignisse sind keine Basis für persönliche Freiheit, weil sie die Verbindung zu einer Person eliminieren. Was wir als unsere freien Entscheidungen erleben, sind ganz normale determinierte Ereignisse wie alle anderen in der Welt. Da wir keinen Zugang zu den gelernten Synapsengewichten der Realisierer von Gründen und Argumenten haben, können wir nicht anders als diese Ereignisse als unsere freien Entscheidungen zu erleben.

    Kompatibilistische Theorien der Willensfreiheit scheitern an der Unvereinbarkeit der Begriffe Determinismus und Freiheit, wenn man nicht einen oder beide Begriffe neu definiert. Beim Determinismus verbietet sich das, wenn man den Naturalismus nicht verlassen will. Beim Freiheitsbegriff ist das aber möglich und sinnvoll. Wir fühlen uns auch frei, wenn unser Wille selbstbestimmt also von unseren personalen Präferenzen und Abneigungen determiniert ist. Dieser deterministische Freiheitsbegriff hat aber zwei gravierende Probleme. So können personale Präferenzen und Abneigungen als Dispositionen ihre Kausalwirkungen nur entfalten, wenn sie mit einem Ereignis interagieren. Wenn ein externes Ereignis eine ganze Kaskade von internen Ereignissen auslöst (wir nennen das Überlegen oder Nachdenken), dann kann man alltagssprachlich pragmatisch das Anfangsereignis vernachlässigen und von Selbstbestimmung bzw. Freiheit sprechen. In einem wissenschaftlichen explanatorischen Kontext kann man das aber nicht, weil das externe Ereignis insofern nicht irrelevant ist, als ohne es der ganze Prozess nicht abgelaufen wäre. Die Selbstbestimmung und damit die Freiheit ist demnach nicht vollständig. Das zweite Problem ist, dass unsere personalen Präferenzen und Abneigungen nicht vom Himmel gefallen sind, sondern ihre Ursachen haben. Und diese Ursachen kommen immer letztlich aus Bereichen auf die wir keinen Einfluss hatten und für die wir nicht verantwortlich sein können. Die Selbstbestimmung schlägt deshalb in Fremdbestimmung um. Der deterministische Freiheitsbegriff aus Selbstbestimmung wird damit zu einer leeren Worthülse, die nichts anderes sagt, als was wir Naturalisten schon immer gesagt haben: es kann keine Freiheit in unserer Welt geben. Das beste, was ein Kompatibilist haben kann, ist eine weitgehende Freiheit aus weitgehender Selbstbestimmung.

    Verantwortlichkeit kann man allerdings nicht aus einem so eingeschränkten deterministischen Freiheitsbegriff ableiten. Trotzdem ist es sinnvoll Menschen verantwortlich zu machen, also zu loben, zu tadeln und im Extremfall zu bestrafen, weil das in unseren Gehirnen ein moralisches Gewissen entstehen lässt und es damit auch moralisch gerechtfertigt ist.
  • Springers Abduktion

    02.08.2010, Bernhard Becker, Duisburg
    Michael Springer ist der Auffassung, die Tatsache, „dass seit Beginn der Industrialisierung der Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre gestiegen ist und dass im selben Zeitraum auch die mittlere globale Temperatur zugenommen hat“ berechtige zu der Schlußfolgerung, „dass die globale Erwärmung existiert und von Menschen verursacht wird.“ Dabei ist der erste Teil banal, indem der Zunahme der mittleren globalen Temperatur einfach nur das (überflüssige) Prädikat zuerkannt wird, dass sie „existiert“. Der zweite Teil stellt freilich eine verdeckte Abduktion dar: den Schluss vom Resultat und der (hypothetisch unterstellten) Regel auf den Fall. Denn die Temperatur ist ja auch seit der Erklärung der Menschenrechte, der Verfolgung der Onanie oder dem Ende des „Heiligen römischen Reiches deutscher Nation“ gestiegen, Ereignisse, die aber – obwohl zeitgleich – als „Ursachen“ offenbar nicht in Frage kommen. Das Bild rauchender Industrieschlote dagegen scheint so plausibel, dass die unterstellte Regel: „Industrialisierung führt zu globaler Erwärmung“ ohne weiteren Beweis akzeptiert wird.
    In der Logik führe dieser „synthetische“ Schlußmodus zwar, so Peirce, „indem wir eine Induktion völlig über die Grenzen unserer Erfahrung ausweiten“ zu einer kreativen Hypothesenbildung, die vor allen in Kriminalromanen sehr beliebt ist (und hier auch gar nicht bestritten werden soll). Doch wie man seit Hume wissen könnte, reicht das leider nicht für die Behauptung, X sei durch Y „verursacht“. Denn erst wenn die Billardkugel A immer wieder auf die Kugel B trifft – so Humes Argumentation – und diese sich daraufhin stets auf die gleiche Weise bewegt, sei es erlaubt, von „Verursachung“ zu reden, obwohl man beim x-ten Mal auch nicht mehr sieht als beim ersten Mal: nämlich bloß eine zeitliche Reihenfolge. Also: bei wie vielen Industrialisierungen hat es bereits eine Erderwärmung gegeben – oder: welche weiteren uns aus der Erdgeschichte bekannten Wärmeperioden waren „von Menschen verursacht“?
    Das tatsächliche Problem kommt aber erst noch: Bei einer Billardkugel macht es, wie nicht nur Billardspieler wissen, durchaus Sinn, sie wissenschaftlich als „Ursache“ anzusehen, bei mehreren Milliarden von „Menschen“ zu verschiedensten Zeiten (oder gar dem berüchtigten Kollektivsingular: „der“ Mensch) jedoch nicht mehr: denn dieses „reduktionistische Motivkonzept“ , so Luhmann, versuche einfach nur „die Einheit des Systems auf der Ebene von Individualmotiven zu konstruieren“. Es möchte also die vertraute Fiktion der Aufklärung retten, es seien „doch immer Menschen, Individuen, Subjekte, die handeln“. Dass „der“ Mensch, nachdem er seine Verursacherrolle durchschaut hat, nun mit Hilfe dieses neuen Wissens alles zum Besseren wenden könne, ist freilich ungefähr so naiv wie die Annahme, wer einen Krieg anfange, könne ihn auch nach Belieben wieder beenden. Denn wäre hier der Spieler (bzw. handelndes „Subjekt“): ein fiktiver Weltgeist, der den Leviathan „Gesellschaft“ lenken könnte?
    Klimaskeptiker wie -retter ertragen darum, so meine These, etwas ganz anderes nicht: dass nämlich durchaus eines Tages, so Adorno, die Welt „von einer Allheit in Brand gesetzt wird, die sie selber sind und über die sie nichts vermögen.“ Vielleicht – so meine Hoffnung – schaffen „wir“ aber nicht einmal das und der von Weltrettungs- wie Untergangsutopien geplagte Einzelmensch könnte sich endlich auf das konzentrieren, was Kant zufolge seine erste und vordinglichste Pflicht ist: das Gute zu tun, „das durch mich getan werden kann“ – in diesem Fall also: den Lesern eine bedenkenswerte Induktion nicht als zwingende Deduktion zu präsentieren. Denn selbst, wenn dadurch nicht die Welt gerettet werden könnte, würde es sie doch zu einer besseren machen.
  • Den Bock zum Gärtner gemacht

    31.07.2010, Max Feierabend, Berlin
    Mit großem Interesse habe ich die Rezension zu Alexander Unzickers Buch, das ich selbst gelesen habe, zur Kenntnis genommen. Stutzig wurde ich nicht nur, als mir klar wurde, dass der Rezensent offenbar eine andere Ausgabe von "Vom Urknall zum Durchknall" vor sich gehabt haben muss, als er seinen Artikel geschrieben hat. Es war schließlich der folgende Absatz, der mich an der Qualität dieser Buchbesprechung zweifeln ließ:
    "Er glaubt jedoch, dass die Naturgesetze von der 'kosmologischen Evolution' nicht ausgenommen sind – und damit die Gravitationskonstante auch nicht. Das ist auch meine Überzeugung. Alles andere würde einen platonischen Naturgesetzeshimmel voraussetzen, der schon immer und ewig existierte und existieren wird."
    Der Rezensent Egbert Scheunemann präsentiert sich im Folgenden als bekennender Einsteingegner. Und so gestaltet sich auch der Rest seines Textes, der in einem renommierten Wissenschaftsmagazin wie SdW mehr als fehl am Platze ist. Die klammheimliche Freude, die Scheunemann mit seinen falschen Deutungen der kosmischen Hintergrundstrahlung als "absolutes Bezugssystem" mit vielen unorthodoxen Kritikern der Relativitätstheorien teilt, weist weiter darauf hin, dass man die Besprechung solcher Bücher nur ausgewiesenen Experten überlassen sollte. Und keinen Außenseitern, die selbst Bücher wie "Irrte Einstein? Skeptische Gedanken zur Relativitätstheorie – (fast immer) allgemeinverständlich formuliert" verbrochen haben.

    Was die Redaktion von SdW geritten haben mag, als sie diese Rezension durchgewunken hat, ist eine offene Frage. Wie sie in Zukunft mit der Qualitätssicherung für ihre Leser verfahren wird, auch. Wir dürfen gespannt sein.
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