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Kommentare - - Seite 301

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Benötigen Ingenieure die "Handreichungen" von Philosophen?

    22.01.2018, Hans-Jürgen Steffens
    Nicht philosophische Fragen sind hier nämlich zu klären, sondern politische, die man auch nicht in moralische Sphären heben sollte. Denn es geht um den Ausgleich von Interessen und deren Aushandeln.

    Zu allem Überfluss beginnt der Artikel mit sehr viel (nach meinem Geschmack zu viel) "Hin und Her" :

    "Die mittlere Schätzung lautet: noch sieben Monate und 16 Tage. Wir werden dieses Ziel also mutmaßlich verfehlen."
    und dann
    "Die Frage, ob man die 1,5-Grad-Marke reißt, ist also von Belang: Es wäre ein Versagen der Staatengemeinschaft – und eine existenzielle Bedrohung für manche Länder."

    Ein philosophisch unbelasteter Geist wird aus diesen Sätzen folgern, dass man die 1,5 Grad-Marke nach menschlichem Ermessen also reißen wird und man sich deshalb in der "Staatengemeinschaft" hierauf rational einstellen sollte. Die technische "Prüderie", die die Heinrich-Böll-Stiftung hier an den Tag legt, ist demnach vergleichbar analogen ideologischen Prüderien, die sachgerechte Lösungen verhinder(te)n. (Die alte Nomenklatura des Ostblocks weiß davon sicher ein Lied zu singen).

    Dass es beim Geoengineering Gewinner und Verlierer gibt, ist nichts neues. Jeder Staudamm, jedes Windrad, jede Flussumleitung hat Gewinner und Verlierer - und kann im schlimmsten Fall zu bewaffneten Konflikten führen. Konkret: China ist dabei, Wasser aus dem Himalaya abzuzweigen. Und das ganz ohne Klimawandel, sondern allein dem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum geschuldet.

    Wenn wir nun davon ausgehen, dass das 1,5° Ziel nicht zu halten ist, und wenn wir dann davon ausgehen müssen, dass dies zu größeren klimatischen Veränderungen führt, dann kann ich (ohne Philosophiestudium) erkennen, dass ein Geoengineering sehr viel sanfter ausfallen wird als eine nichtkorrigierte Klimaänderung, und eine tiefschürfende ethische Analyse hier wenig zielführend ist.

    Die Moral von der Geschichte: Das Bild vom Zauberlehrling hinkt. Der Zauberlehrling handelte aus einem gewissem Übermut, die Geoingenieure sind da sehr viel verantwortungsvoller.

    MfG H.-J. S.
  • CIA steht in den Startlöchern

    22.01.2018, Eugen Ordowski
    Der Tag wird kommen, da werden die Politiker entscheiden, nicht die Wissenschaftler. (Aus der Rede des CIa Chefs):
    "Another example is the array of technologies—often referred to collectively as geoengineering—that potentially could help reverse the warming effects of global climate change. One that has gained my personal attention is stratospheric aerosol injection, or SAI, a method of seeding the stratosphere with particles that can help reflect the sun’s heat, in much the same way that volcanic eruptions do.

    An SAI program could limit global temperature increases, reducing some risks associated with higher temperatures and providing the world economy additional time to transition from fossil fuels. The process is also relatively inexpensive—the National Research Council estimates that a fully deployed SAI program would cost about $10 billion yearly. "
    https://www.cia.gov/news-information/speeches-testimony/2016-speeches-testimony/director-brennan-speaks-at-the-council-on-foreign-relations.html
  • Schallwellen & Vakuum?

    22.01.2018, Jack Richard
    "Zur Ausbreitung von Schall wird ein elastisches Medium benötigt, im Vakuum ist keine Schallübertragung möglich." (Wikipedia)

    Der Satz "Vielleicht ist dann auch ein Traktorstrahl für Weltraumkrempel nur noch eine Frage der Zeit" lässt mich daher sehr fragend zurück.
    Stellungnahme der Redaktion

    Guter Hinweis. Gemeint sind auf Lichtwellen basierende Ansätze, an denen Forscher ebenfalls arbeiten - mit denen sich aber noch nicht so große Objekte bewegen lassen. Wir haben den Artikel in dieser Hinsicht etwas präzisiert.

  • Und was schafft ein Affe an einem Tag?

    22.01.2018, Holger W.
    Jedes Proton (10^78) ein Affe und dann diese wahnsinnig lange Zeit (10^38 Jahre). Das ist doch Tierquälerei ;-)

    Kann man nicht besser Sagen:

    1 Affe bekommt 1 Schreibmaschine und bekommt 1 Tag Zeit. (und zur Belohnung noch ein paar Bananen)

    Wie viele Universen bräuchte ich dann für die gleiche Aufgabe?
    ca. 10^360759 Universen.
    Also grob gesehen fast die gleiche Anzahl
  • Abbau

    21.01.2018, Elisabeth Graff
    Manchmal sind Hilfsmittel not-wendig, keine Frage! Wenn jedoch die gängigen motorischen und mentalen Routinen nicht mehr eingesetzt werden, droht Abbau. Daher wäre meine Devise: soviel Eigenständigkeit wie irgend möglich, soviel Unterstützung wie unbedingt nötig.
    Meine Sorge ist, dass ältere und alte Menschen zum Kauf von elektronischen Geräten überredet werden, die entweder noch überflüssig sind oder gar nicht angemessen eingesetzt werden (können). Hauptsache, „der Rubel rollt.)
  • Ist eine deutsche Übersetzung des Buches angedacht?

    21.01.2018, Daniel Weitbrecht
    Das Thema ist recht interessant. Ist geplant, dieses Buch auch ins Deutsche zu übersetzen?
    Stellungnahme der Redaktion

    Sehr geehrter Herr Weitbrecht,

    wie der Springer-Verlag uns mitteilt, ist die deutsche Übersetzung des Werks in Arbeit und wird voraussichtlich im Herbst/Winter 2018 erscheinen.

    Mit freundlichen Grüßen, d. Red.

  • Geht es dabei nur um die Yucca-Palme?

    21.01.2018, Franco Vaderno
    Es gibt doch genügend Pflanzen mit spitz zulaufenden Blättern. 28 Patienten in 5 Jahren ist schon viel für solch einen trivial erscheinenden Vorfall. Aber was ist etwa mit Kiefern in ihren vielen Formen und teilweise sehr langen Nadeln?
    Stellungnahme der Redaktion

    Laut Paper handelt es sich nur um Yuccas

  • Fehler in der Rezension

    21.01.2018, Peter Müller
    Sehr geehrter Herr Springer,

    ich möchte auf drei Fehler in der Rezension hinweisen.

    1. Schrödinger hat die nichtlokale Verschränkung sehr gut verstanden, wenn nicht gar erfunden. Sein Gedankenexperiment mit der Katze war nicht als Argument gegen Verschränkung gedacht, sondern sollte das Problem aufzeigen zu welchem die Verschränkung führt. Aus einer mikroskopischen Verschränkung (Atom) wird laut der Schrödinger Gleichung notwendigerweise eine makroskopische Verschränkung (Katze). Und das kann nicht sein. Dass das erklärt werden muss (und dass er mit der Kopenhagener Erklärung nicht zufrieden war), darauf wollte Schrödinger hinweisen. Dies ist ein zentraler Punkt den die verschiedenen Versionen/Interpretationen von Quantenmechanik erklären versuchen. Das Katzen Gedankenexperiment war also eher eine Kritik an der Kopenhagener Interpretation (oder allgemeiner an der "Nicht-Realitäts-Auslegung") als an dem Phänomen der Verschränkung, über das Schrödinger schon sehr gut Bescheid wusste.

    2. Die "nichtlokalen verborgenen Parametern" in der Bohmschen Mechanik sind nicht das Führungsfeld, sondern die Teilchenorte (die es in der Kopenhagener Interpretation nicht gibt). Das "Führungsfeld" der Bohmschen Mechanik ist die übliche Schrödinger Wellenfunktion, die in allen Versionen/Interpretationen der Quantenmechanik zentral ist. (Dass die Teilchenorte überhaupt "verborgenen Parameter" genannt werden ist eigentlich erstmal unverständlich: Was ist an Teilchenorten "verborgen"? Warum sie im Kontext der Bohmschen Mechanik trotzdem so genannt werden ist etwas komplizierter und hat teils historische Gründe.)

    3. Dass das Führungsfeld "schon für zwei Teilchen sofort mehrdimensional und somit höchst unanschaulich" wird, ist damit kein Argument gegen Bohmsche Mechanik, sondern das ist so in jeder Version/Interpretation der Quantenmechanik, insbesondere auch in der Kopenhagener Interpretation. (Führungsfeld = Wellenfunktion.)
    Stellungnahme der Redaktion

    Sehr geehrter Herr Müller,

    vielen Dank für Ihre aufmerksame und berechtigte Zuschrift. Zu Ihren Punkten:

    1. Beim Versuch, im Galopp die ganze Bohr-Einstein-Debatte plus Schrödingers Katze in zwei Sätze zu packen, bin ich zugegeben übers Ziel hinaus geschossen. Richtig bleibt, dass Einstein und Schrödinger mit unterschiedlichen Argumenten die Kopenhagener (Schein-)Lösung des Messproblems ablehnten.

    2. Die "verborgenen Parameter" von Bohms Theorie stecken tatsächlich nicht – wie von mir angegeben – im Führungsfeld, sondern in den Teilchenorten, deren laut Bohm stets nur ungenau bekannte Anfangsbedingungen den statistischen Charakter der Messresultate erklären sollen.

    3. Meinen Hinweis auf das unanschauliche Wesen des bohmschen Führungsfelds empfinden Sie mit einiger Berechtigung als unfair, weil es sich darin nicht von der Schrödinger-Wellenfunktion unterscheidet. Ich wollte damit manchen Bohm-Anhängern entgegentreten, die den Eindruck erwecken, Bohms Theorie sei mit ihren von einem Feld geführten Teilchen irgendwie klassisch-handfester als die Kopenhagener Deutung.

    Mit freundlichen Grüßen, Michael Springer

  • Spitzen kappen

    21.01.2018, Don Jaume
    Habe sehr viele Agaven in meinem (spanischen) Garten und diverses anderes Zeugs, was wirkliche gefährliche Spitzen hat, auch Palmen, Kakteen. Manche sind derart verholzt und spitz, dass man sich damit töten könnte, wenn man hineinstolpert. Für kleine Kinder noch gefährlicher. Ich knipse diese Spitzen regelmäßig ab, zumindest an den äußeren Rändern der oft in größeren Arealen dicht an dicht stehenen Pflanzen. Denen macht es nichts, die Menschen sind geschützt.
  • Fehler im Beitrag

    21.01.2018, Emanuel Schork
    Sie schreiben: "Die Vorgabe der Veranstalter des NanoCar Race lautete, dass die Rennwagen in 36 Stunden 100 Nanometer überwinden müssen, also einen Mikrometer."
    0,1 Micrometer entspricht 100 Nanometern und
    1 Micrometer entspricht 1000 Nanometern. Entscheiden sie sich für eins. ;)
    Stellungnahme der Redaktion

    Wir haben uns entschieden und den Text entsprechend geändert ... danke für den Hinweis!

  • Bin ich zu doof um die Rezension zu verstehen?

    21.01.2018, Thomas Vesper
    Ich kenne weder das Buch noch die Autorin, aber können Sie mir bitte die Diskrepanz, die Sie in Ihrer Kritik "Czerski irrt dahingehend, dass unsere Augen zufällig für gerade jene Wellenlängen sensitiv seien, in denen sich die Erdatmosphäre als transparent erweist. Vielmehr sind die Fotorezeptoren so evolviert, dass sie auf Wellenlängen ansprechen, bei denen die Luft durchsichtig und deswegen eine Wahrnehmung gut möglich ist." erklären? Ist es lediglich die Zufälligkeit? Steht das so im originalen Text und, falls ja, ist es auch so gemeint? Diese spezielle Kritik sehe ich als ein wenig kleinkariert an. Wenn das, weil Sie es ja als Einziges zitieren, der schlimmste Fehler des Buches ist, da habe ich schon Schlimmeres auf dem Schreibtisch gehabt.
    Freundliche Grüße
    Stellungnahme der Redaktion

    Auch wenn Evolutionsfaktoren oft ungerichtet und zufallsbestimmt wirken (Mutation, Rekombination, Gendrift), kann die natürliche Selektion eine Richtung hineinbringen – in der Regel auf eine bessere Anpassung hin. Das Ergebnis ist dann nicht mehr rein zufallsbestimmt. Ein Beispiel: Das trichromatische Sehen mit drei verschiedenen Zapfenarten hat sich bei unseren Vorfahren sehr wahrscheinlich deshalb durchgesetzt, weil sie damit reife Früchte und proteinreiche Blätter besser erkennen konnten und es somit leichter hatten, gehaltvolle Nahrung zu finden, was ihnen einen Selektionsvorteil verschaffte. Obwohl die Trichromatie vermutlich zufällig entstanden ist (durch Genduplikation und Mutation), ist sie durch anschließende Selektion begünstigt worden – das Ergebnis (die Durchsetzung der Trichromatie) ist also kein bloßer Zufall mehr. Der Einwand des Rezensenten zielt darauf, dass die Autorin hier besser hätte differenzieren sollen.

    Mit freundlichen Grüßen, Frank Schubert (Red.)

  • gewaltige hydrologische Veränderungen in den Tropen

    21.01.2018, Rainer Lau
    "bis sich zeigte, dass gewaltige hydrologische Veränderungen in den Tropen passierten, wenn diese Eisberg-Armadas auftauchten."

    Dazu hätte ich gern nähere Informationen; vielleicht gibt es ein paar Links, oder etwas Literatur dazu?
  • Stellungnahme zur Stellungnahme von Christoph Pöppe

    20.01.2018, Matthias Junk
    Ja, ich habe Spaß an Ironie, und würde ich sie überall durchgängig kenntlich machen, wäre der Text nicht mehr lesbar. Ich bin als Pendler regelmäßig mit dem Auto unterwegs, aber ansonsten auch sehr viel zu Fuß oder mit dem Rad. Und ehrlich ärgere ich mich als Radfahrer am meisten, gelegentlich auch über andere Verkehrsteilnehmer, aber hauptsächlich über die häufig primär auf den Autoverkehr zugeschnittene Verkehrsplanung. Ich sehe mich nicht als bornierten Autofahrer, aber ich kenne viele. Mir ging es darum, Argumente einzubringen, die man landläufig von den Menschen hört, und seien sie noch so unsinnig, denn verhaltenswirksam und kaufentscheidend sind sie trotzdem.
    Ihr Punkt mit dem Besoffenen in der Straßenbahn hat mich auf zwei weitere Gedanken gebracht.
    1. Wir haben ja in Deutschland angeblich ca. 10% Alkoholiker. Die derzeitig geltende Promillegrenze und ihre Überwachung bewahrt sicher manchen davor, sich gehen zu lassen, der vielleicht noch kein Alkoholiker ist, aber sich aufgrund regelmäßigen überhöhten Konsums zum Gewohnheitstrinker entwickeln könnte. Die Verfügbarkeit von autonomen Fahrzeugen könnte hier einen (geringen aber messbaren) Anstieg der Statistik bewirken. Individuell ist Alkoholismus natürlich weiterhin ein keineswegs harmloses Drama, das stets gleich eine ganze Familie betrifft.
    2. Autonome Fahrzeuge versprechen auch Personen ohne Fahrerlaubnis Mobilität, z. B. Schülern oder Personen, die ihren Führerschein verloren haben oder aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr selbst fahren können. Wenn ich an meinen Neffen denke, der mit 16 zu seiner Lehrstelle in einem abgelegenen Ort musste, und das bei jedem Wetter, ist das mit Sicherheit ein enormer Gewinn. Sofern die autonomen Fahrzeuge hierfür jedoch privat angeschafft werden, werden diese Fahrzeuge das Verkehrsaufkommen noch weiter steigern.

    Fazit: Autonome Fahrzeuge in Privatbesitz sind nur in Ausnahmefällen zielführend (mindestens aus Sicht der Verkehrsreduktion). Aber ein Dienstleistungsangebot einer ausreichend großen Flotte, in Kombination mit einem vernüftigen Buchungssystem und regelmäßiger professioneller Reinigung und Instandhaltung hätte durchaus das Potential, das Verkehrsaufkommen zu begrenzen. Wie resistent das System gegen bösartige oder rücksichtslose Menschen ist, bleibt eine spannende Frage. Das Aussterben der Ampeln an Kreuzungen sehe ich noch nicht kommen, eher das Aussterben des Berufs des Taxi-Fahrers – und damit werde ich im Alter wohl selber zusehen müssen, wie ich meinen schweren Koffer aus dem Kofferraum und die Treppe hoch bekomme.
  • Heile Welt der Verkehrsplaner - wären da nicht die Menschen...

    19.01.2018, Matthias Junk
    Die Summe des fließenden Verkehrs und des ruhenden Verkehrs entspricht der Anzahl der Fahrzeuge. Es ist daher offensichtlich, dass Parkplätze nur dann eingespart werden können, wenn die Autos anderweitig unterwegs sind – zunächst einmal ein Plus an Verkehr, also das Gegenteil von dem, was ausgelobt wird. Dies äußert sich vor allem in Leerfahrten und Wegen, die ansonsten zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV erledigt werden würden. Dies könnte nur kompensiert werden, wenn sich Car Sharing und Ride Sharing in dominierendem Umfang etablieren und in Folge dessen bestehende Fahrzeuge nicht mehr in vollem Umfang ersetzt werden – ein Prozess, der Jahrzehnte dauern dürfte oder auch nie sein Ziel erreicht. Denn ihm stehen zwei gewichtige Argumente entgegen:

    1. Das "heilig's Blechle" ist nicht nur Beförderungsmittel, sondern wie ein Kleidungsstück auch ein Ausdruck der Persönlichkeit und ein Status-Symbol. Außerdem ist es ein Fun-Faktor, ein gut motorisiertes Fahrzeug selbst zu steuern, Beschleunigung, Geschwindigkeit auszukosten. Manch einer sucht anscheinend auch den Nervenkitzel riskanten Verhaltens. Der eigene PKW ist also ein Besitz mit besonders hoher Bedeutung, den man nicht einfach anderen überlässt - Familienangehörigen oder ganz besonders guten Freunden vielleicht, aber nicht verwertbar als Ersatz für den öffentlichen Nahverkehr. Es ist überdies Schutz-Raum und Privat-Sphäre. Bei den meisten SUVs geht des den Käufern nicht um eine eventuelle Geländegängigkeit, sondern (neben dem besonders günstigen Verhältnis von Abschreibung zu Wiederverkaufswert) in erster Linie darum, sich in einem solchen oft auch als "Hausfrauenpanzer" titulierten bulligen Fahrzeug besonders sicher zu fühlen. – Mangels regelmäßigem Kontakt mit der Außenwelt wirkt diese umso bedrohlicher. Manche Leute bekommen ja geradezu Panik, wenn sie auf der Straße mal als Fußgänger unterwegs sein müssen und dann auch noch von Fremden gegrüßt oder gar angesprochen werden (Achtung: Ironie!). – Aber auch normale PKW sind häufig mit Privatkrempel überfrachtet. Niemand will das ständig ausräumen oder möglicherweise Fremde darin stöbern lassen. Ganz zu schweigen von der Horror-Vorstellung, dass das geliebte Vehikel, das ja manchmal schon den Stellenwert eines Familienmitglieds hat, unterwegs eine Panne oder einen Unfall hat, ohne dass man dabei sein kann. Wenn sich ein Fremder in mein Auto setzt und damit wegfährt, werde ich es jemals wieder sehen? Wenn mein armes Auto dann mit letzter Kraft zurückgekrochen kommt, von wüsten Gesellen übel zugerichtet und ausgeplündert, werde ich mich fühlen wie Gepetto, der Pinocchio wiederfindet (Achtung: Ironie!).

    2. Viele Leute hassen den öffentlichen Nahverkehr. Dazu kann es viele Gründe geben. In diesem Zusammenhang möchte ich solche herausgreifen, die in gleicher Weise auch gegen Ride Sharing sprechen:
    a) Man mag generell nicht mit Fremden, die möglicherweise auch noch unangenehm riechen, eng zusammengepfercht sein.
    b) Einer der Mitfahrenden oder zuvor Beförderten könnte ja eine ansteckende Krankheit haben.
    c) Mitfahrende könnten evtl. gewaltbereit oder sonstig aufdringlich sein.
    d) Vielen Leuten wird schlecht, wenn sie sich nicht auf die absehbaren Bewegungen des Fahrzeugs konzentrieren können – wenn dann zukünftig erwartet wird, dass man schon unterwegs mit der Büro-Arbeit anfängt (z. B. Korrespondenz lesen), kann das zum Problem werden.
    e) In der Regel möchte man mit möglichst geringem Zeitaufwand von A nach B – und nicht erst warten und dann noch Umwege fahren.

    Zudem basieren die Modelle auf dem Taxi-Verkehr innerhalb einer Großstadt. Da mag der Mobilitätsbedarf in alle Richtungen einigermaßen ausgeglichen sein. Die meisten Pendler erleben jedoch etwas anderes: Meist steht man im Stau, weil alle in eine Richtung wollen, in der Gegenrichtung ist fast nichts los. In einer solchen Situation würde zwar momentan Ride Sharing bzw. Fahrgemeinschaften was bringen, aber wenn das Fahrzeug am Ziel angekommen ist, wird es kaum Bedarf für eine Fahrt in eine andere Richtung geben. Also müssen die Fahrzeuge dann entweder lokal geparkt werden oder leer weiterfahren (Zombie-Fahrt). Autonome Fahrzeuge würden allenfalls den Vorteil bringen, dass der Pendler direkt vor dem Ziel aussteigen kann und das Fahrzeug sich dann selbst einen Stellplatz suchen kann. Besonders in Kombination mit einem intelligenten Parkhaus wären Synergie-Effekte zu erwarten. Will der Pendler wieder nach Hause, bestellt er das Fahrzeug in eine nahe gelegene Kurzzeit-Wartezone und spart sich den langen Weg zum Auto (und hat dann mehr Zeit für's Fitness-Studio). Blöd läuft es für den Pendler hingegen, wenn sein Arbeitgeber beschließt, dass der Parkplatz bzw. das Parkhaus nicht genug einbringt und man die teure Fläche lieber für weitere Büro- oder Produktionsgebäude nutzt. Dann kann der Pendler sein Auto nur noch irgendwie sinnlos auf die Reise in eine undefinierte Warteschleife schicken - Zombie-Autos. Aber angenommen, das autonome Auto hat tatsächlich einen Kunden im Sinne des Car Sharings gefunden und ist jetzt irgendwo unterwegs. Und um nur mal ein konkretes Alltagsbeispiel zu nennen, das ich genau so erlebt habe, bekommt der Pendler genau zur Unzeit den Anruf von der Schule, dass sein Sohn im Grundschulalter von größeren Fangen spielenden Kindern aus Versehen umgestoßen worden sei, eine blutende Wunde am Hinterkopf habe und abgeholt und mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ins Krankenhaus gefahren werden müsse. Nicht schlecht wäre, wenn man dann unverzüglich in sein eigenes Auto springen könnte – tja, wenn es doch nicht gerade 80 km weit entfernt in eine völlig andere Richtung unterwegs wäre …

    Nach diesen Betrachtungen dürfte klar sein, dass autonome Fahrzeuge im Privatbesitz nie und nimmer zu einer Verkehrsreduktion beitragen werden. Interessant sind sie allenfalls für die Träger des öffentlichen Nahverkehrs als Ergänzung der Angebotspalette, und in dieser Nische können sie durchaus Potential haben – vor allem wenn der Verkehrsträger sehr viele solcher Fahrzeuge anbieten kann. Wobei ich befürchte, dass Tanken und Pflege sich ähnlich problematisch entwickeln könnten wie die Sauberkeit öffentlicher Toiletten.

    Außer Acht gelassen wurde auch, dass wir ja nicht von heute auf morgen nur noch autonome Fahrzeuge haben werden. Und ich denke dabei nicht nur an Oldtimer. Ich verstehe den Satz "Auch Fußgänger und Radfahrer wären in dem System unterzubringen" so, dass diese Frage noch in keiner Weise gelöst ist. Autonome Fahrzeuge haben gegenüber solchen mit menschlichem Fahrer den Vorteil, dass sie nicht emotional gesteuert sein dürften und sich somit z. B. nicht die Vorfahrt erzwingen dürfen. Das würden viele Fußgänger sicher ausnutzen: Im Vertrauen darauf, dass das autonome Fahrzeug mit Sicherheit anhält, werden sie die Straße überqueren, wann sie wollen und wo sie wollen. Man schaut halt nicht mehr, ob ein Auto kommt, sondern ob das Auto, das kommt, autonom fährt und der Bremsweg noch ausreicht. In der Folge wird der Fahrzeugverkehr überhaupt nicht mehr fließen. Das wiederum wird die Akzeptanz der autonomen Fahrzeuge stark bröckeln lassen - zum Einen seitens derer, die drin sitzen und einen Aggressionsstau bekommen, weil das Auto viel zu defensiv fährt und die Fahrt somit viel zu lange dauert, und zum Anderen seitens derer, die mit einem konventionellen Auto hinter einem solchen ständig ausgebremsten autonomen Fahrzeug fahren (zumindest war "fahren" die Absicht) und dieses sonstwohin wünschen.

    Stellungnahme der Redaktion

    Ihr Text bedient in derart drastischer Weise das Klischee vom bornierten, nur seine eigenen Interessen sehenden Autofahrer, dass ich geneigt bin, auch dort Ironie zu vermuten, wo Sie es nicht ausdrücklich dazuschreiben. Nichts für ungut …
    Einige Schlüsse haben selbstverständlich trotzdem Bestand. Ein eigenes Auto zu haben und weiterzuvermieten, wenn man es gerade nicht braucht, ist wenig sinnvoll. Weiterdenken führt zu dem Schluss, dass man Auto nur noch zur Miete fährt.
    Wenn Verkehr im Wesentlichen darin besteht, dass die Leute morgens alle gleichzeitig aus den Dörfern in die Stadt und abends wieder zurück fahren, bleibt das Problem, dass die Autos zwischendurch kaum nutzbar sind und/oder an der falschen Stelle stehen. Offensichtlich ist der Straßenverkehr weitaus vielfältiger – man erlebt oft genug einen Stau in der eigenen Richtung und in der Gegenrichtung zugleich. Wenn andererseits der Verkehr einem so klaren Schema folgt, kann man die Bedürfnisse weit besser durch öffentlichen Nahverkehr befriedigen.
    Ein System mit autonomen Autos wird sinnvoll erst dadurch, dass es von ihnen viel weniger gibt als gewöhnliche. Entsprechend drastisch sinken die Kosten pro Kilometer. Dieses Argument – wenn die Kostensenkung erst beim einzelnen Menschen ankommt – dürfte viele zum Umdenken veranlassen. Wenn's um Geld geht, schafft selbscht dr Schwabe soin Kruscht ausm Auto, und des Blechle isch dann nemme so arg heilig.
    Ja, nicht alle Mitmenschen duften erfreulich. Abends der Besoffene in der Straßenbahn … Aber wenn ich's mir überlege, ist mir das sogar lieber als derselbe Mensch hinter dem Steuer seines eigenen Autos.
    Christoph Pöppe, Redaktion

  • Anti Beamer

    19.01.2018, Stefan Kirch
    Mit ein paar Freunden haben wir schon vor Jahren überlegt, das Teleportation gar nicht so gut ist. Schließlich könnte mein Chef mich ja einfach ins Büro beamen, wenn ich -aus welchen Gründen auch immer- einmal nich da bin! Oder er beamt sich morgens in mein Schlafzimmer, wenn ich spät dran bin. Bitte nicht!
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