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Kommentare - - Seite 1

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  • Selbst recherchiert oder nur abgeschrieben?

    19.01.2011, C. Abel, Karlsruhe
    Leider ein weiterer polemischer Artikel, der einer Detailprüfung nicht standhalten kann.
    Wie sollte er auch, da er nicht selbst recherchiert, sondern woanders abgeschrieben wurde.
    Um nur einen Aspekt herauszugreifen: Wenn die Düngung von Weizenfeldern diese negativen Auswirkungen auf die Umwelt hat, dürfen wir zu allererst mal keinen Weizen mehr anbauen - kein Brot essen und keine Tiere mit dem Weizen füttern- Der Anteil der zu Biosprit verarbeitet wird, ist ja verschwindend gering.

    Aber für jede Tonne Rindfleisch werden ca. 7 T Getreide verfüttert.
    Zudem wird im Prozess der Ethanolgewinnung der gebundene Stickstoff (in Form von Proteinen) nicht vernichtet, sondern als Tierfutter weiterverarbeitet.

    Ansonsten: Basiswissen Chemie (könnte man ja bei Spektrum der Wissenschaft unterstellen, dass so etwas vorhanden ist): Schläuche, die zwar gegen Benzin (aliphatische und aromatische Kohlenwasserstoffe, also unpolar) aber nicht gegen Ethanol (polares Lösungsmittel) stabil sind. Was soll dass für ein Material sein?

    Der Hinweis auf Brasilien (oder USA ) ist gut. In USA fahren identische Automodelle wie in Europa seit 2004 mit E10, offensichtlich ohne große Probleme. In Brasilien ist die Beimischung noch höher.

    Also empfehle ich weiter dicke Autos fahren, jeden Tag Fleisch essen und sich über E10 aufregen.
    Stellungnahme der Redaktion

    Sehr geehrter Herr (?) Abel,



    selbstverständlich sind die meisten Fakten in diesem Kommentar selbst recherchiert. Tatsächlich hat Düngung negative Auswirkungen auf die Erdatmosphäre. Nach Ausbringen von Stickstoffdünger entsteht unter anderem auch eine größere Menge Lachgas (N2O), das ein deutlich wirksameres Treibhausgas ist als Kohlendioxid. Der Nobelpreisträger für Chemie Paul Crutzen kritisiert genau aus diesem Grund auch sehr stark den Einsatz so genannter Bio-Treibstoffe (P. J. Crutzen, A. R. Mosier, K. A. Smith und W. Winiwarter: N2O release from agro-biofuel production negates global warming reduction by replacing fossil fuels. In: Atmos. Chem. Phys.. 8, 2008, S. 1389–1395).



    Die Ausweitung von Nutzland auf Kosten von Wäldern, um zusätzlich den Bedarf der Menschheit an Treibstoffen zu decken, verschlechtert die Umweltbilanz noch weiter, wie Sie aus dem Diagramm im Text entnehmen können - erstellt von zwei Schweizer Wissenschaftlern, die berechnet haben, dass die meisten "Bio"-Kraftstoffe in der Ökobilanz genau aus den Gründen Abholzung und Lachgasemissionen miserabler abschneiden als fossile Brennstoffe. Zum Dritten werden für den Anbau von Mais (aus dem hierzulande oder in den USA das meiste Ethanol gewonnen werden soll) verstärkt Grünländer umgebrochen, die Kohlendioxidsenken sind und nun zu Quellen werden - auch das verschlechtert die Klimabilanz des "Bio"-Sprits.



    Was die Tauglichkeit von Ethanol für ältere Autos anbelangt, verlasse ich mich auf die Aussagen von Automobilexperten des ADAC und der Hersteller, die ebenfalls vor dem Einsatz von E10 in bestimmten Autotypen gewarnt haben. Das Problem soll immerhin zehn Prozent der deutschen Autoflotte betreffen. Es ist ja schön, wenn das in Brasilien funktioniert: Deutsche Autobesitzer, deren Fahrzeuge dies nicht verkraften, haben davon trotzdem nichts.



    Und schließlich noch die Schadstoffbilanz des neuen Sprits, dessen toxische Wirkung sowohl Chemikern als auch dem Umweltbundesamt zu denken geben - wie Sie dem im Text beigefügten Link auch durchaus entnehmen können.



    Mit freundlichen Grüßen


    Daniel Lingenhöhl

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