Direkt zum Inhalt

Kommentare - - Seite 1

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Im Ausland inspirieren lassen

    02.03.2011, Stephan Schleim, Groningen
    An unserer Universität (Groningen, Niederlande), beruft der Betreuer ("Promoter") eine Promotionskommission ein, die die Arbeit prüft. Geht es um die Verleihung des Prädikats (hier schlicht "cum laude"), muss sogar eine zweite Kommission eingeschaltet werden. Ich denke, das ist in den Niederlanden so üblich. Die Arbeit muss daraufhin übrigens nicht erst publiziert werden; nach der Verteidigung wird sofort die Urkunde verliehen.

    Ein Kollege aus Großbritannien erzählte mir, an ihrer Universität seien akademischer Arbeitgeber und Gutachter der Promotion nicht identisch.

    Natürlich kann es sehr schön sein, von jemandem promoviert zu werden, mit dem man lange zusammen gearbeitet hat. Im Fall zu Guttenbergs hat das persönliche Betreuungsverhältnis aber wohl dazu geführt, dass die Arbeit nicht kritisch genug untersucht wurde. Auch für den Doktoranden kann es im Konfliktfall unangenehm werden, von Chef und Doktorvater/-mutter in Personalunion abhängig zu sein.

    Mein Eindruck ist übrigens, dass die Promotion gerade auch in den Naturwissenschaften mehr und mehr zu einer bloßen Formalität wird. Die kumulative Zusammenstellung mehrerer Arbeiten von mehreren Autoren kommt der Publikationspraxis in Journals entgegen; die Doktorarbeit ist dann aber nicht mehr das eine große Werk eines jungen Forschenden, das es einmal war. Wenn in der zukünftigen akademischen Laufbahn der Doktorgrad selbst keine Rolle mehr spielt, sondern man nur anhand seiner akademischen Vita (Publikationen, Drittmittel, Lehre, …) bewertet wird, dann verändert sich der Charakter der Promotion vielleicht zunehmend. Welche Rolle spielt sie dann noch?
Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.