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Kommentare - - Seite 1

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  • Optionen sind keine Illusionen

    18.04.2011, Kapp, Potsdam
    Eine unsachliche Emotionalisierung gehört m.E. nicht in ein Wissenschaftsjournal.
    Wichtig ist in jedem Fall das kritische Hinterfragen von Sachverhalten, das sollte dann auch die eigenen Thesen betreffen.

    In diesem Artikel wird selektiv ein Beitrag herausgegriffen (Robert Howarth et.al.) und mit kursierenden und besonders wirksamen Reizbegrifflichkeiten in Beziehung gestellt. Und damit steht der Autor schön in einer Front gegen das Böse (Politik, Wirtschaft ... gern auch Wissenschaft?):
    Illusion, Wusch ist Vater des Gedankens, rabiate Methode und Beschränkung auf das gute alte "weiter so".

    Wenn der Autor etwas in Anführungszeichen setzt ("extrem klimaschonenden Ressource"), dann sollte er wenigstens auch angeben, wo er das gelesen hat. Denn all dies ist nicht typisch für die aktuellen Diskussionen in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zu den Themen der weiteren Entwicklungen und dem Umbau der Energiegewinnung.

    1) Über die Möglichkeiten der Schiefergasgewinnung und Nutzung hat keiner Illusionen. Diese werden vielmehr sehr intensiv (in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft) als Option diskutiert.

    2) Natürlich spielt (und spielte) dabei die GHG-Gesamtbilanz (also die Klimarelevanz ) eine sehr wichtige Rolle, s. z.B. die aktuellen Erwiderungen auf den Beitrag von Howarth:
    Let’s Fix Dangerous, Climate-Warming Methane Leaks From All Fossil Fuels: Coal, Oil, and Natural Gas (April 13th, 2011 by David McCabe, Atmospheric Scientist im Clean Air Task Force Blog)
    oder auch die ausführlichen Untersuchungen der US EPA (Environmental Protection Agency).

    3) Die Risikoanalyse der Erschließung von Erdgaslagerstätten betrachtet den gesamten technologischen Prozess. Und nur so lassen sich auch Aussagen hinsichtlich der Machbarkeit (unter allen Maßgaben des Umweltschutzes) treffen. Die einseitige Konzentration auf das Fracking (in der öffentlichen Diskussion und auch hier in Ihrem Beitrag) ist kontraproduktiv und wird m.E. nur deswegen gepflegt, weil sich mit (vermeintlich) neuen Technologien leichter negative Emotionen und eine Abwehrhaltung erzeugen lassen.
    Das klingt etwa so: Flugzeuge sind gefährlich denn sie haben Strahltriebwerke und die können ausfallen und dann stürzt das Flugzeug ab.

    4) Der Autor führt einen prinzipiellen Unterschied bei der Erschließung von Kohlenwasserstoffen aus konventionellen und unkonventionellen Lagerstätten an (ein unterschiedliches Paar Schuhe!). Ihm scheint entgangen zu sein, dass mit dem sog. "enhanced recovery" von konventionellen Lagerstätten Techniken entwickelt wurden und zum Einsatz kommen, die auch für unkonventionelle Lagerstätten genutzt werden. In der geotechnischen Praxis ist das längst zusammengeführt.

    Es gibt in diesem Themenfeld sicher noch viele offene Fragen, die auf verschiedensten Ebenen intensiv bearbeitet werden. Es wäre schön, wenn ein Wissenschaftsjournal darüber informiert und damit auch zur Belebung der öffentlichen Diskussion beiträgt - jenseits festgefahrener und damit leicht zu bedienenden Fronten.
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