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  • vielleicht ist es an der Zeit...

    06.02.2013, Uwe Zimmermann, Ph.D.
    Vielleicht ist es an der Zeit, in Deutschland die grundsätzliche Bedeutung eines deutschen Doktortitels zu überdenken. An vielen Stellen werden Doktoren produziert, nur damit man sich später mit einem Namenszusatz schmücken kann. Warum müssen hochrangige Politiker und hochbezahlte Manager unbedingt einen Doktortitel auf der Visitenkarte haben? Und warum ist hier ausgerechnet ein deutscher Doktortitel soetwas besonderes?

    Als Doktor einer schwedischen Universität (2003, Doktorarbeit vollständig dort im Internet abrufbar) steht mein Doktortitel nicht in meinem deutschen Reisepass, weil dieser eben nicht von einer deutschen Universität vergeben wurde. Und er muss es auch gar nicht - warum sollte er? Nur warum steht der Titel meiner deutschen Kollegen in deren Pass?

    Was Frau Schawan angeht: sicher, in der deutschen Rechtsprechung muss auch weiterhin gelten "im Zweifel für den Angeklagten" - aber war es nicht gerade Frau Schawan, die ihren früheren Kollegen Herrn von Guttenberg aus den eigenen Reihen am lautstärksten beschimpft hat?

    Was Plagiate in einer philosophischen oder historischen Doktorarbeit angeht, so fehlt mir als Naturwissenschaftler zwar zunächst einmal grundsätzlich die Kompetenz, diese zu beurteilen. In der Arbeit des Herrn von Guttenberg war dies jedoch eine offensichtliche Sache, wenn bereits die erste Seite zum größten Teil eine 1:1 Kopie einer vollständig ungenannten und ungekennzeichneten Quelle war. Zur Arbeit von Frau Schawan habe ich bisher keine derartigen Details in der Öffentlichkeit zu sehen bekommen.

    Daniel Lingenhöhl fragt sich und uns aber weiter, ob es in der Allgemeinheit ein Verständnis für diese Fragestellung gäbe: Es handelt sich doch um letztendlich nichts anderes, als den von der Medienindustrie in derselben Öffentlichkeit geführten Feldzug gegen Raubkopien von Filmen und Musik - nur dass es in der Wissenschaft noch nicht einmal um einen finanziellen Ausgleich für den Bestohlenen geht, sondern einzig und allen darum, dass man gerechterweise den Originalautoren nennen muss, dessen Gedanken man sich zueigen macht - selbst in der OpenSource-Gemeinschaft (Wikipedia, Gnu, etc.) wird dieser geringste Aufwand gewürdigt und beachtet.

    Zu Gilbert Brands Frage bezüglich der damaligen Gutachter und Doktorväter: diese sind nach nunmehr weiteren 30 Jahren höchstwahrscheinlich längst im Ruhestand.
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